Mit Domino auf Abwegen startet eine neue Romanreihe bei Cross Cult.
Comicabenteuer in Buchstabenform
Domino ist eine Mutantin mit einer bewegten Vergangenheit. Ihre Fähigkeit, dass sie unbewusst das Glück zu ihren Gunsten manipulieren kann, hat sich im Laufe ihres Lebens sowohl als Fluch als auch als Segen erwiesen. Aktuell arbeitet sie als Söldnerin, die gemeinsam mit anderen Heldinnen für Geld Jobs annimmt.
Doch ihr neuester Auftrag, den sie widerstrebend angenommen hat, führt sie in ihre Vergangenheit zurück. Sie erinnert sich an die Zeit, als sie Teil eines Experiments war. Und an das, was danach folgte. An ihren Werdegang, der aus einem kleinen Mädchen eine knallharte Söldnerin machte.
Mit Marvel Heldinnen: Domino auf Abwegen startet der Cross Cult-Verlag eine ungewöhnliche Romanreihe. Denn dieses Buch ist der Startschuss für Romane, die auf den bekannten Helden und Heldinnen aus dem Marvel-Verlag basierten. Nun kennt man diese Figuren natürlich aus den Filmen und einige wissen auch, dass ihr Ursprung die bunte Welt der Comics ist. Aber Bücher?
In Deutschland eher selten bis kaum vertreten
In der Tat ist es so, dass in den USA jeden Monat Romane herauskommen, die zwar außerhalb der Comic-Kontinuität spielen, die aber trotzdem ihre eigenen Abenteuer erzählen, eben basierend auf den berühmten Charakteren. Hierzulande ist nach meinem Wissen nahezu nie ein solches Buch herausgekommen. Der einzige Fall, an den ich mich entsinne, ist Superman: Sein Leben nach dem Tod, die Romanadaption der bekannten 90er Jahre Comicstoryline, die in Deutschland in den 90ern im Eichborn-Verlag herauskam. Selbst Panini, die mit ihren Marvel- und DC-Übersetzungen den hiesigen Superheldencomicmarkt dominieren, hat sich bislang nicht an solche Romane gewagt.
Weshalb es umso überraschender ist, dass sich Cross Cult mit Tristan Palmgrens Domino auf Abwegen jetzt an so etwas wagt. Und anscheinend mit Erfolg, da der Verlag seitdem mehrere weitere Romane angekündigt hat, die im Laufe der Zeit erscheinen sollen.
Für Tristan Palmgren ist dies sein Deutschlanddebüt. In den USA ist der in Missouri geborene Schriftsteller vor allem ein Autor von solchen Büchern, die auf bekannten Comics oder Videospielfranchises basieren. Außerdem hat er mit „Quietus“ und „Terminus“ zwei Bände verfasst, in denen er die Genres Historienroman und Space Opera miteinander vermischte.
Natürlich auch für Neueinsteiger geeignet
Bei Büchern wie Domino auf Abwegen kommt es immer sehr darauf an, dass sie offen für Neueinsteiger sind. Schließlich bilden sie den Anfang einer Romanreihe mit einem speziellen Thema. Und zumindest hierbei sollten auch Neulinge, also solche Leute, die sich mit der Materie nicht auskennen, abgeholt werden.
Und das gelingt Tristan Palmgren sogar nahezu perfekt. Es gibt hier und da Kleinigkeiten, Details, die einem Neuleser so nichts sagen werden. Doch da hiervon nur Nebensächlichkeiten betroffen sind, stört dieses Manko nicht so sehr.
Der Autor präsentiert mit Domino auf Abwegen eine bunte Geschichte. Erzählt aus der Ich-Perspektive der Titelheldin erlebt man eine emotional gefärbte Erzählung, die sie immer wieder durch Fußnoten ergänzt. Durch diese bekommt man kleine Bonmots oder wissenswerte Infos mit, womit das Gelesene deutlich erweitert wird. Mal sind diese Anmerkungen dabei erheiternd, mal aber auch spannend zu lesen.
Glück gehabt?
Interessant ist bei der Geschichte vor allem das, was man über Dominos Mutantenfähigkeit erfährt, ihr spezielles Glück. Tristan Palmgren verzichtet darauf, es als Krücke für außergewöhnliche Situationen zu benutzen. Er macht zwar klar, dass seine Heldin sich auf ihr Glück verlässt, aber eben nicht zu sehr –, dass es sich auch wiederholt als unzuverlässig erwiesen hat.
Dabei schreibt der Autor eine sehr spannende Geschichte, in der der Fall, um den sich seine Protagonistin in der Gegenwart kümmert, nur Aufhänger ist, um ihre Vergangenheit zu untersuchen. Man erfährt hierbei einiges über sie. Zum Beispiel, dass sie mal in einem Waisenhaus war, es dort jedoch nicht lange aushielt. Oder dass sie und ihre Kolleginnen/Freundinnen sich spezielle Regeln auferlegt haben, um das Söldnergeschäft besser zu überstehen.
Man erhält in Domino auf Abwegen einen perfekten Einblick in das, was die Titelfigur so ticken lässt. Sie ist keine glänzende Heldin und das weiß sie ebenso. Aber sie hat ihr Herz am rechten Fleck und ist deshalb sogar bereit, auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten, auch wenn es ihr finanziell eher weh tut. Und sie nimmt für den Erfolg ihrer Mission alles in Kauf, so lange sie am Ende erfolgreich ist.
Den Ton getroffen
Die Story ist natürlich spannend geschrieben. Wie man es aus den Filmen und Comics her kennt, erwartet einen hier ein Wechselbad der Gefühle. Perfekt trifft Tristan Palmgren dabei die Töne und bietet dem Leser nachdenkliche, spannende, aber auch lustige Szenen. Er beweist sich als ein profunder Kenner der Comics und baut dieses Wissen in den entsprechenden Momenten ein, so dass es das Lesevergnügen erweitert.
Domino auf Abwegen ist ein gut geschriebener, spannender Roman, der ebenfalls für Neueinsteiger geeignet ist. Ein guter Auftakt zu weiteren Marvel-Büchern bei Cross Cult.
Autor: Tristan Palmgren
Titel: Marvel Heldinnen – Domino auf Abwegen
Originaltitel: Domino: Strays
Übersetzerin: Stephanie Pannen
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2021
Einband: Taschenbuch
Seiten: 331
ISBN: 978-3-96658-404-3
Sonstige Informationen:
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Auch für Neueinsteiger geeignet
- Spannend
- Sehr gute Charakterisierungen
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