Mit Für alle Zeiten. Immer. definiert Loki mal eben kurz die Zukunft des MCU.

Eine Punktlandung

Loki (Tom Hiddleston) und Sylvie (Sophia Di Martino) sind bei der Zitadelle am Ende der Zeit. Dort treffen sie bald auf den Schöpfer der TVA, der Eine, der bleibt (Jonathan Majors). Und er hat sie schon erwartet. Bei einem Gespräch wird klar, dass er etwas Bestimmtes von ihnen will. Eine Entscheidung, ob sie ein Angebot von ihm annehmen oder nicht. Und ihre Wahl wird Ausschlag darüber geben, was mit der einen Zeitlinie geschehen wird.

Bei der TVA enthüllt zunächst Hunter B-15 (Wunmi Mosaku) den anderen Einheiten der TVA, dass Judge Renslayer (Gugu Mbatha-Raw)  eine Variante ist. Was allerdings keiner weiß, ist, dass sie über Miss Minute Wissen von dem Einen, der bleibt, erhalten hat. Und als Mobius M. Mobius (Owen Wilson) sie konfrontiert, kann sie ihn außer Gefecht setzen und fliehen.

Mit Reise ins Unbekannte konnte man letzte Woche eine geniale Episode sehen, die die Vorfreude aufs Finale ins schier unermessliche steigerte. Doch gleichzeitig durfte man auch ein wenig skeptisch sein, da die bisherigen Abschlüsse der Marvel-Serie, also von WandaVision und The Falcon & The Winter Soldier deutlich zu wünschen übrig ließen. Nach dem Gucken von Für alle Zeiten. Immer. kann man allerdings beruhigt sein. Denn hiermit ist Loki eine Punktlandung gelungen.

Die perfekte Länge

Dabei ist dies eine Folge, die enorme Konsequenzen nach sich ziehen wird. Und die gleichzeitig auch mit einer wunderbaren Überraschung am Ende aufwartet. Doch der Reihe nach.

Vorab eine Warnung: Dies ist wieder eine Folge, bei der es unmöglich ist, Spoiler zu vermeiden. Wer die Episode also noch nicht geguckt hat, der möge bitte jetzt nicht mehr weiterlesen.

Mit 47 Minuten Laufzeit ist Für alle Zeiten. Immer. die zweitkürzeste Folge, nach Lamentis. Doch hat man nicht das Gefühl, dass sie zu kurz geraten ist. Es scheint die perfekte Länge zu sein, bei der man immer mehr überrascht wird.

Eine gelungene Einordnung

Der Beginn der Folge ist grandios, weil man quasi den Zeitstrahl des MCUs entlangfährt und dabei Audioschnipsel aus früheren Filmen und Serien hört. Und dann mündet diese Fahrt in den Ort, wo sich die Zitadelle am Ende der Zeit befindet. Eine wunderbare visuelle Darstellung und akustische Einordnung von Loki in das Marvel Cinematic Universe.

Dann öffnet sich die Tür dieses Ortes für die beiden. Wodurch klar wird, dass sie erwartet werden. Ein Eindruck, der durch die Wiederbegegnung mit Miss Minute bestätigt wird. Und dann trifft man auf die Person, die für die TVA verantwortlich ist. Es ist der Eine, der bleibt.

Und nach einer freundlichen Einladung kommt es zu einem Gespräch unter sechs Augen, wobei die beiden Lokis mit gezückter Klinge sich das anhören, was er sagt. Dabei versucht Sylvie immer wieder, ihn umzubringen. Doch da er genau weiß, was als Nächstes geschieht, ist er ihr immer einen Schritt voraus und kann sich dahin begeben, wo er nicht getroffen wird.

Verrückt, lebensmüde und jederzeit überlegen

Ich habe beim Gucken von Für alle Zeiten. Immer. zunächst gerätselt, wer der Eine sein könnte. Bis dann im Gespräch der Name „Eroberer“ fiel und auch sonst seine Geschichte an einen bestimmten Comicschurken erinnerte. Womit klar wurde, dass der Eine niemand Geringeres als Immortus sein dürfte, ein zeitkontrollierender Marvel-Schurke, der in den Comics schon oft für Ärger gesorgt hat. Es handelt sich hierbei um eine alternative Version eines anderen bekannten Marvel-Antagonisten, der schließlich ebenfalls genannt wird.

Interessant an dem Dialog war dann auch seine Argumentation für den einen heiligen Zeitstrahl und die Existenz der TVA. Nämlich, dass ohne diese Elemente erneut ein Multiversaler Krieg zwischen seinen verschiedenen Varianten ausbrechen würde und damit auch der Eroberer wieder aktiv werden könnte. Was, wer die Castingnews für die kommenden Marvel-Filme gelesen hat, definitiv der Fall sein wird.

Denn für den nächsten Ant-Man Film Quantumania wurde bereits bestätigt, dass dieser Schurke dort auftauchen würde. Dargestellt von demselben Jonathan Majors, der in Für alle Zeiten. Immer. der Eine, der bleibt darstellt. Und wenn man von der Performance ausgeht, verspricht dies einiges. Der Schauspieler stellt den Gründer der TVA als übermächtig, aber auch leicht verrückt dar. Als jemanden, der lügt, um an sein Ziel zu kommen. Nämlich damit Loki und Sylvie entscheiden müssen, was mit der einen Zeitlinie geschehen soll. Gleichzeitig wird allerdings ebenfalls immer mehr klar, dass er seines ewigen Lebens müde ist, was vom Darsteller ebenso gut rübergebracht wurde.

Ein erheblicher Verlust

Was folgt ist eine bittere Auseinandersetzung zwischen Loki und Sylvie, bei er ihr klar macht, dass er sie liebt, er aber nicht möchte, dass sie den einen tötet. Die Positionen, die die beiden dabei einnehmen, spiegeln sehr gut das wieder, wodurch sie bekannt sind. Loki will Kontrolle und kein Chaos. Sylvie hingegen will zerstören und freie Entfaltung. Am Ende kommt es zu einem Verrat, der dafür sorgt, dass einer der beiden bei der TVA strandet und die Konsequenzen der Tat des anderen sieht. Wer das ist, wird an dieser Stelle übrigens nicht verraten.

Es ist diese Auseinandersetzung, dieser Konflikt zwischen Sylvie und Loki, der gleichzeitig dafür sorgt, dass die Charakterisierung der beiden in Für alle Zeiten. Immer. nicht zu kurz kommt. Wodurch das, was dann am Ende passiert, umso mehr schmerzt. Denn die entsprechende Person hat im Grunde all das verloren, was er/sie sich im Laufe der ersten Staffel erarbeitet hat.

Und auch wenn Mobius M. Mobius und Judge Renslayer in dieser Folge nur wenige Szenen haben, so sind diese doch sehr aufschlussreich. Zum einen weil bestätigt wird, dass sie ebenfalls eine Variante sind. Und zum anderen weil hier ein Handlungsfaden vorbereitet wird, der dann in der Zukunft wieder aufgegriffen werden wird.

Die Zukunft kann kommen

Denn das ist die vielleicht größte Nachricht von Für alle Zeiten. Immer. Es gibt keine Post-Credits Szene, sondern eine Post-Credits Ankündigung: Nämlich dass es eine zweite Staffel von Loki geben wird. Was eine fantastische Neuigkeit ist, da immer noch mehr als genug Plots offen sind, die dann geklärt werden können. Wie beispielsweise, was Judge Renslayer mit den erhaltenen Infos vorhat und wohin sie geflohen ist. Oder wie er oder sie mit den Veränderungen fertig werden muss, die die Aktion des jeweils anderen ausgelöst haben.

Gleichzeitig wird mit dieser Folge die Zukunft des MCUs festgelegt. Es ist jetzt mehr als sicher, dass der nächste große Big Bad der kommenden Phasen Kang der Eroberer sein wird. Wobei man hier auf die Darstellungsweise gespannt sein darf, ob Jonathan Majors ihn ebenfalls als durchgeknallt darstellen wird. Und das Multiversum wurde hiermit eingeführt, womit ebenso die Bühne für den folgenden Dr. Strange-Film Multiverse of Madness, sowie für Spider-Man: No Way Home vorbereitet wird. Und vor allem von letzterem muss jetzt endlich ein Trailer kommen, um die ganzen Gerüchte zu bestätigen oder zu widerlegen, nämlich das Tobey Maguiere und Andrew Garfield neben Alfred Molina ebenfalls in dem Film auftauchen werden.

Für alle Zeiten. Immer. ist eine Punktlandung. Besser kann man es nicht beschreiben. Hier stimmt alles, von der schauspielerischen Leistung, über die Special Effects bis hin zum Soundtrack. Wobei natürlich ebenfalls die Konsequenzen für das MCU ungeheuerlich sind. Chapeau Marvel, chapeau! Besser geht es nicht!

 

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Götz Piesbergen

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