Der junge Brandon Cartwright ist in Koloniewelten 2143 Ein Fremder unter Millionen.
Eine neue Welt
Der Planet Anaximenes ist eine eigenständige Kolonie. Hier können die Leute so leben, wie einst auf der Erde, ehe diese von der NCP übernommen wurde. Allerdings werden auf diese Welt nicht nur Freiwillige verschifft, sondern eben auch alle, die im Auge der Partei in irgendeiner Art und Weise schädlich sein könnten oder gegen irgendwelche Gesetze verstoßen. Und wer davon betroffen ist, legt diese sehr weit aus.
Auch der junge Brandon Cartwright ist ein Betroffener. Er ist ein Überlebender eines komplett überfüllten Transportschiffes und von seiner Familie getrennt. Er hat nur einen Wunsch: Er will wieder zurück nach Hause, zurück zur Erde. Doch stattdessen wird er schon bald für das Schicksal der Welt entscheidend.
Mit Koloniewelten 2143: Ein Fremder unter Millionen verabschiedet sich Galax Acheronian das erste Mal in der Serie komplett aus dem heimischen Sonnensystem. Anstatt zu schildern, wie die NCP ihre Macht und Kontrolle weiter ausbaut, fokussiert er sich in diesem Roman auf eine vollständig neue Welt. Allerdings eine, in der er trotzdem immer noch gut zeigen kann, wie die Partei aufs alltägliche Leben einwirkt.
Neue Welt, alte Probleme
Er schreibt dabei einen starken Beginn. Durch die Augen des jungen Brandon sieht man, wie schrecklich die Verhältnisse an Bord der Transportschiffe sind. Sie sind komplett überfüllt, so dass die Lebenserhaltungssysteme versagen und jede Menge „Passagiere“ sterben. Ebenso sind es Einwegschiffe, die niemals zurückreisen können.
Galax Acheronian muss sich bei der Konzeption an historischen Vorbildern orientiert haben. Anaximenes wirkt wie eine „Strafkolonie“, wie es einst Australien war. Der Planet ist weit entfernt, weshalb die NCP frei nach dem Prinzip „Aus den Augen, aus dem Sinn“ agieren kann. Gleichzeitig erinnert die Darstellung des Transports an die überlieferten Verhältnisse diverser Sklavenschiffe. Kurz gesagt schafft der Autor es mit diesen Elementen, dass der Anfang von Ein Fremder unter Millionen beeindruckend bedrückend wirkt.
Dabei beschönigt er nichts. Im Laufe der Handlung zeigt er zwar, dass das Leben auf dem Planeten besser ist, weil eben unter anderem hier die gleichgeschlechtliche Liebe erlaubt ist. Gleichzeitig betont er aber auch die Fliehkräfte, der die Gesellschaft ausgesetzt ist. Dies ist dadurch bedingt, dass immer wieder jede Menge neuer Flüchtlinge kommen, die irgendwie in die Gemeinschaft integriert werden müssen, derweil gleichzeitig auch überprüft wird, ob sich unter den Neuankömmlingen schwarze Schafe befinden.
Wenn Kulturen aufeinander treffen
In diese Situation schickt Galax Acheronian den jungen Brandon. Und hier zeigt er einen wunderbaren Clash of Cultures. Denn sein Protagonist wuchs in einer repressiven Gesellschaft auf und muss sich in Ein Fremder unter Millionen erst an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Woran er allerdings im Prinzip kein Interesse hat, da sein ursprüngliches Ziel die Heimkehr ist. Erst nach und nach wird ihm klar, dass dies nicht möglich ist, genauso wie man auch als Leser Stückchen für Stückchen erfährt, was genau der Grund dafür ist, dass der Jugendliche verbannt wurde.
Das Besondere an Brandons Schicksal ist, dass er im Laufe der Handlung eben nicht nur das Kolonieleben kennenlernt, sondern ebenso Teil des einheimischen Lebens wird. Er adoptiert, bzw. wird von einer einheimischen Lebensform adoptiert, was weitreichende Konsequenzen hat. Galax Acheronian liefert auch eine potentielle Erklärung für diesen merkwürdigen Vorgang ab, wobei man als Leser eher die Vermutung hat, dass hier Psi-Kräfte im Spiel sind. Schließlich sind diese im Koloniewelten-Universum vertreten.
Doch so sehr Brandon einem zu Beginn von Ein Fremder unter Millionen ans Herz wächst, desto mehr geht er einem zum Ende hin auf die Nerven. Der Autor versucht zwar, aus ihm eine Art tragische Figur zu machen. Der Versuch will allerdings nicht funktionieren. Auch ist es enttäuschend, dass er eine Bedrohung aufbaut, die beim Finale dann jedoch gefühlt eher nebenbei abgehandelt wird.
Dennoch ist dies wieder ein unterhaltsamer Roman.
Autor: Galax Acheronian
Titel: Ein Fremder unter Millionen
Teil/Band der Reihe: Koloniewelten
Verlag: Twentysix
Erschienen: 2019
Einband: Ebook
ISBN: 978-3-74075-308-5
Seiten: 284
Sonstige Informationen:
Produktseite
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Starker Beginn
- Interessante Welt
Negativ
- Brandon geht am Ende auf die Nerven
- Aufgebaute Bedrohung entpuppt sich als Nullnummer
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Moin, die Bedrohung in Form des irdischen Agenten wird durch die Anaximener eingedämmt, nachdem Brandon ihm zur Seite sprang. Brandon selbst bleibt sowohl der irdischen wie auch der anaximenischen Gesellschaft fremd. Er wird erst “akzeptiert”, als er die endemische Flora und Fauna des Planeten benennt, bzw. erst am Schluß seines Lebens. Das mag man “langweilig” finden oder auch zu sehr Zuckerguß, aber es wird anhand des Agenten klar, dass Brandon vielleicht zu Recht in beiden Gesellschaften nicht ankommt.
Solche Typen existieren. Entweder kommt man mit ihnen klar und bezeichnet sie als Exzentriker, oder man erachtet sie als “nicht gesellschaftsfähig”. Genau diese Beschreibung gelingt dem Autor.