Mit Das gefallene Königreich versucht Jurassic World, neue Wege zu gehen.

Jede Menge Ideen

Dass eine Fortsetzung zu Jurassic World kommen würde, das stand vor allem für Steven Spielberg bereits zur Entstehungsphase des Films fest. Im Gespräch mit dem damaligen Regisseur Colin Trevorrow sprach er davon, dass noch mehr Kinofilme in diesem Franchise entstehen sollten. Dem angesprochenen Filmemacher schwebte dabei ein Format vor, das weniger episodenhaft wäre, sondern mehr wie eine zusammenhängende Geschichte, deren einzelne Kapitel die jeweiligen Filme ausmachen würden.

Und ursprünglich wollte er sich auch bei Das gefallene Königreich auf den Regiestuhl setzen. Anschließend beschloss er allerdings, dass stattdessen jemand anderes den Film drehen sollte. Er selbst wollte zwar in der einen oder anderen Art mit in die Entstehung einbezogen werden, doch wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte ein spanischer Horrorfilmregisseur den Film gedreht.

Ihm schwebte auch eine Idee vor, was die Geschichte des zweiten Teils ausmachen sollte, nämlich dass Menschen und Dinosaurier ko-existieren sollten, dass die Ereignisse des Films nicht mehr in einem Park stattfinden würden und dass die Idee der geklonten Saurier Open Source werden würde. So dass überall auf der Welt andere Parks mit Dinosauriern entstehen würden.

Eine enge Zusammenarbeit

Diese Idee muss Universal Pictures gefallen haben. Denn als sie im Juli 2015 das Sequel Das gefallene Königreich mit einem Premierendatum 22. Juni 2018 ankündigten, wurde Colin Trevorrow gemeinsam mit seinem Partner Derek Connolly wieder für das Skript angeheuert. Auf diese Weise konnte der Erstgenannte seine Ideen umsetzen.

So konnte er zum Beispiel dafür sorgen, dass seine Idee mit einem spanischen Horrorfilmregisseur realisiert wurde. Denn mit J. A. Bayona unterschrieb im April 2016 den entsprechenden Vertrag. Die Produzenten und auch Trevorrow selbst waren Fans seiner Werke, wie beispielsweise dem 2007er Gothic Horrorfilm Das Waisenhaus.

Zur Vorbereitung las Bayona die Romane von Michael Crichton und schaute sich alle bisherigen Filme an. Er und Trevorrow arbeiteten bei der Produktion von Das gefallene Königreich eng zusammen. Ebenso sollte der Regisseur Teil des Drehbuchautorenteams werden, um seine eigene Ideen einbringen zu können, wie zum Beispiel, dass die Unterwasserszene am Anfang des Films deutlich größer wurde als ursprünglich gedacht. Das lag daran, dass es ansonsten zu lange bis zur ersten Actionszene gedauert hätte.

Bekannte Wiederkehrer, unbekannte neue Schauspieler

Beim Cast kehrten natürlich einige alte Bekannte zurück. Chris Pratt und Bryce Dallas Howard nahmen ihre Rollen aus dem ersten Teil wieder auf, ebenso wie auch BD Wong erneut zu Henry Wu wurde. Allerdings war er nicht das einzige Mitglied der ursprünglichen Jurassic Park-Trilogie, dass in diesem Film auftauchte. Jeff Goldblum hatte als Dr. Ian Malcolm zwei Cameoauftritte am Anfang und am Ende des Films.

Von den neuen Schauspielern war sicherlich der bekannteste Name James Cromwell, der den ehemaligen Partner von Dr. John Hammond, Sir Benjamin Lockwood, darstellte. Der Assistent seiner Figur, Eli Mills, wurde von Rafe Spall zum Leben erweckt, derweil seine Nichte Maise Lockwood durch Isabella Sermon geschauspielt wurde. Für die junge Darstellerin war dies die erste Rolle.

Zum restlichen Cast gehörten Justice Smith als der ängstliche IT-Experte Franklin Webb, derweil seine Kollegin, die resolute Paläoveterinärin Zia Rodriguez durch Daniella Pineda dargestellt wurde. Schauspiellegende Toby Jones wurde zum Auktionator Mr. Eversoll, Ted Levine wurde der erfahrene Söldner Ken Weathly und eine gewisse Geraldine Chaplin, Tochter von Charles Chaplin und ihrerseits ebenfalls eine Schauspiellegende, wurde zur Haushälterin Iris. Abgeschlossen wurde der Cast durch Peter Jason als der amerikanische Senator Sherwood.

Eine Katastrophe, die in Verrat mündet

Drei Jahre sind seit den Ereignissen von Jurassic World vergangen und die Isla Nubla steht kurz vor dem Untergang, weil ein Vulkan auf ihr droht auszubrechen. Es gibt Stimmen, die sich dafür aussprechen, die Dinosaurier sterben zu lassen, während andere, wie etwa Claire Dearing, versuchen, sie zu retten. Zu ihrem Glück spricht sie John Hammonds ehemaliger Partner Sir Benjamin Lockwood an und bietet ihr an, eine Rettungskampagne zu finanzieren, unter der Bedingung, dass sie Owen Grady davon überzeugen kann, ihr zu helfen.

Doch als sie auf der Insel ankommen und die Saurier retten, wird schon bald klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Und als sie dann auch noch reingelegt und zum Sterben zurückgelassen werden, wird klar, dass sie belogen wurden. Nur, wer hat sie angelogen und aus welchen Gründen? Die Wahrheit führt sie zu einem Plan, die geretteten Saurier als moderne Waffen an skrupellose und reiche Machthaber aus der gesamten Welt zu verkaufen.

Es ist ein interessanter Kontrast. Einerseits will Das gefallene Königreich von der Story her neue Wege gehen. Andererseits verkommen diese Neuerungen stellenweise zu Augenwischereien, wenn der Plot dann doch zu sehr wie Malen nach Zahlen wirkt.

Gute Ansätze und dann Malen nach Zahlen

Dabei ist der Ansatz der Story erfrischend anders. Die Idee, die Isla Nubla im ersten Teil des Films untergehen zu lassen, wird spektakulär in Szene gesetzt. Ebenso ist dies ein perfekter Grund für die Rettungsaktion, die dann – natürlich – aus dem Ruder läuft. Gleichzeitig merkt man, dass Regisseur J. A. Bayona alles daran setzt, seine wichtigsten Figuren glaubwürdig einzuführen.

Dabei vermeidet er in Das gefallene Königreich und führt seine Charaktere zu platt ein. Sein Sir Benjamin Lockwood ist beispielsweise ein alter Mann am Ende seines Lebens, der in Gedenken an einen alten Freund Gutes tun möchte, und dessen Nichte Maise Lockwood außerdem, wie sich später herausstellt, ein großes Geheimnis hat, was für den weiteren Verlauf noch wichtig wird.

Der erste Teil des Films funktioniert perfekt, wenn man außer Acht lässt, dass man bei manchen Auftritten von Anfang an weiß, wie sich die jeweilige Figur entwickeln wird. Doch zu dem Zeitpunkt herrscht noch die Hoffnung, dass sich der Film spannend entwickelt und es vielleicht auch noch die eine oder andere Überraschung gibt.

Die Magie ist wieder zurück

Tatsächlich gelingt es Das gefallene Königreich für einen kurzen Moment, wieder die alte Magie des ersten Teils zu erwecken. Für einen Augenblick ist man von der Darstellung der Dinosaurier wie gebannt und hat erneut jenes Sensationsgefühl, das in den letzten Teilen abhandengekommen war. Man merkt dabei, wie sehr J. A. Bayona daran gearbeitet hat, den Sauriern die Magie von früher wiederzugeben und sie sogar stellenweise zu einer Gefahr macht, die sich nur durch List und Tücke besiegen lässt.

Nur, dass dieses Gefühl spätestens dann verfliegt, wenn, wie zu erwarten, Ken Weathly Owen Grady betäubt und zum Sterben im Pfad der Lava zurücklässt. Das ist der Augenblick, wo der Film anfängt, rapide abzubauen, weil trotz aller für Jurassic-World-Verhältnisse enormen Innovationen, der Plot und Schurken zu Malen nach Zahlen verkommt. Man weiß, welche Figuren gut sind, welche böse, und aus welchen Motiven sie handeln.

Zwar sind die Charaktere von Justice Smith und Daniella Pineda kleine Lichtblicke, weil man hier einen Tausch von üblichen Darstellungen erfährt. Danielles Figur ist resolut und selbstbewusst und in der Lage, auf den Beinen zu denken, womit sie die erste weibliche Nebenfigur ist, die so dargestellt wird. Auch der ängstliche Franklin Webb gefällt, weil er trotz allem immer wieder kleine Momente des Mumms hat.

Vorhersehbare Entwicklungen

Allerdings sind dies die beiden einzigen Charaktere, die sich im Laufe von Das gefallene Königreich nennenswert und zufriedenstellend weiterentwickeln. Der Rest entwickelt sich vorhersehbar oder überhaupt nicht. Was auch Auswirkungen auf den Plot hat, der zum Teil Elemente aus dem ersten Jurassic-World-Film wiederverwendet.

Bereits im ersten Teil war der künstlich kreierte Indomitus Rex nervig. Die Idee, ihn quasi im zweiten Teil wieder zu bringen, nur etwas verändert, führt nicht zu Begeisterungsstürmen. Vor allem, weil man ahnen kann, wie die Auseinandersetzung verlaufen wird und was am Ende mit ihm geschieht. Und das ist einfach nur enttäuschend.

Immerhin kann das Ende von Das gefallene Königreich überzeugen. Einfach, weil hier Vielversprechendes aufgebaut wird und die abschließenden Worte von Ian Malcolm sich einprägen. Hier kommt Hoffnung auf, dass ein garantierter dritter Teil vielleicht wirklich Innovatives wagt und nicht nur ausgetretenen Pfaden folgt.

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Warpskala

Warpskala
3 10 0 1
3/10
Total Score

Positiv

  • Stellenweise für "Jurassic World"-Verhältnisse innovativ
  • Justice Smith und Daniella Pineda

Negativ

  • Plot ist schon bald Malen nach Zahlen
  • Charaktere entwickeln sich vorhersehbar oder gar nicht
Götz Piesbergen

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