Mit Jurassic World wurde ein kleiner Neuanfang gewagt.
Fortsetzung folgt?
Jurassic Park III war damals, als der Film in den Kinos gelaufen war, kein Flop, aber auch kein voller Erfolg. Trotzdem arbeiteten Steven Spielberg und seine Produktionsfirma Amblin Entertainment an einem Jurassic Park IV. Doch diese Arbeit sollte nicht rund laufen. Im Gegenteil: Sie sollte sich über mehrere Jahre hinziehen ziehen, es wurden mehrere Konzepte ent- und verworfen, genauso wie es diverse Produzenten und Filmemacher gab, die zum einen oder anderen Zeitpunkt in die Arbeit involviert waren.
Zu Beginn, also im Jahr 2002 stand fest, dass William Monahan (The Departed) als Drehbuchautor angeheuert wurde, derweil Kathlyn Kennedy die Produzentin wurde und Steven Spielberg in die Executive-Producer-Rolle schlüpfte. Das erste Skript war im Juli 2003 fertiggestellt worden und der Autor verließ die Produktion Richtung Königreich der Himmel. Sein Ersatz wurde John Sayles (Men with Guns), der zwei Entwürfe anfertigte, die aber Spielberg selbst nicht überzeugten, weshalb die Filmproduktion 2005 erstmal bis auf weiteres vertagt wurde.
Frank Marshall trat in diesem Jahr der Produktion als Produzent bei und es geschah zunächst nichts. Der Grund war, dass sowohl er, wie ebenso ein gewisser Executive Producer mit anderen Projekten beschäftigt war, darunter auch dem vierten Indiana Jones-Film, Indiana Jones und der Kristallschädel. 2006 hieß es, dass Joe Johnston, der ja schon bei Jurassic Park III Regie führte, sich auf den Stuhl des Regisseurs setzen würde. Doch bereits im April 2007 war das wieder Schnee von gestern und das Releasedatum des vierten Teils wurde von 2008 auf 2009 verschoben.
Ein Kommen und Gehen
Doch auch dieser anvisierte Starttermin kam und ging und von einem Jurassic Park IV war in den Kinos keine Spur zu finden. Stattdessen kam 2010 erneut Joe Johnston als Bord, der den Kinofilm als ersten Teil einer neuen Trilogie plante. Er hoffte, das Projekt mit Steven Spielberg weiterzuentwickeln, wenn all ihre jeweils anderen Filmprojekte fertig seien, darunter auch Johnstons Film Captain America: The First Avenger. 2011 wurde der Drehbuchautor Mark Protosevich angeheuert, der zwei Story Treatments einreichte, die jedoch keinen der beteiligten Produzenten überzeugten. Und da sowohl Spielberg wie auch Kennedy das Gefühl hatten, dass ihr geplantes Werk keine adäquate Geschichte habe, wurden 2012 die Drehbuchautoren Rick Jaffa und Amanda Silver angeheuert. Ihr Skript beinhaltete die drei Ideen von Steven Spielberg, die er von Anfang an hatte, nämlich ein Mensch, der über eine spezielle Beziehung zu Raptoren verfügte, ein voll funktionsfähiger Dinosaurier-Themenpark und die eines menschenfressenden Sauriers, der flieht und aufgehalten werden muss.
Im Januar 2013 setzte Universal als Starttermin den 13. Juni 2014 fest. Doch dann musste der vierte Teil der Jurassic Park-Reihe einen Monat darauf den Abgang von Kathlyn Kennedy verkraften, die sich stattdessen um die damals kommende, neue Star Wars-Trilogie kümmerte. Immerhin wurde mit Colin Trevorrow ein Regisseur angeheuert, der dem Projekt auch dieses Mal treu blieb und gemeinsam mit dem neu angeheuerten Produzenten Patrick Crowley endlich aufs Gleis brachte. Der Filmemacher überarbeitete das Drehbuch von Jaa und Silver und der Film wurde um ein weiteres Jahr verschoben, damit die Drehbuchautoren Zeit hatten, ihre Arbeit zu verfeinern. Außerdem wurde bekannt, dass aus Jurassic Park IV Jurassic World wurde, die Ereignisse aus II und III ignoriert wurden (fanden auf einer anderen Insel statt) und der Film auf eigenen Beinen stehen würde.
Eine Zeitlang wurde überlegt, ob und welche Darsteller der alten Trilogie wiederkehren würden. Doch am Ende entschieden sich Trevorrow und Conolloy dagegen, bekannte Figuren der ursprünglichen Filme wieder zu bringen, wenn die Story ihnen nicht einen guten Grund dafür bieten würde. Letzten Endes war der einzige Altdarsteller, der zurückkehrte BD Wong als Dr. Henry Wu aus dem allerersten Jurassic Park-Film.
Männlicher Hauptdarsteller wurde Chris Pratt, der ein Jahr zuvor in Guardians of the Galaxy seinen Durchbruch feiern konnte. Er stellte den Velociraptor-Experten und Trainer Owen Grady dar. Weibliche Hauptdarstellerin wurde Bryce Dallas Howard, die die Operations Manager des Parks, Claire Dearing, war und früher mit Owen Grady verheiratet war. Vincent D’Onofrio wurde zu Vic Hoskins, InGens Sicherheitschef. Die obligatorischen Kinderrollen wurde mit Ty Simpkins (Insidious) als Gray Mitchell und Nick Robinson (Melissa & Joey) als dessen älterer Bruder Zach Mitchell besetzt. Ihre beiden Charaktere waren Neffen von Claire Dearing. Omar Sy wurde zu Barry Sembene (Intouchables), dem Assistenten von Owen Grady. Und der indischstämmige Darsteller Irrfan Kahn schlüpfte in die Rolle des CEO der Masrani Company, Simon Masrani, und damit auch Eigentümer von Jurassic World.
Die nervige Familie
22 Jahre sind seit den Ereignissen von Jurassic Park vergangen und Simon Masrani ist es gelungen, auf Isla Nebular einen funktionieren Dinosaurier-Themenpark mit dem Namen Jurassic World zu eröffnen. Claire Dearing ist seine Assistentin und kümmert sich ums laufende Geschäft, derweil der Navy-Veteran Owen Grady Tiertrainer ist und vor allem auf die Raptoren aufpasst.
Auf diese Insel werden die beiden Brüder Gray und Zach Mitchell geschickt, damit sich ihre Tante Claire um sie kümmert. Doch die schiebt sie an ihre Assistentin ab, die die beiden durch den Park führen soll. Kurze Zeit später kommt es allerdings zu einer Katastrophe:
Der Indominus Rex, ein künstlich erschaffender Dinosaurier mit einer erschreckend hohen Intelligenz, bricht aus. Und er hinterlässt in seinem Pfad von Tod und Terror. Und inmitten des Wegs, den er einschlägt, befinden sich auch die beiden Brüder, die damit in Todesgefahr geraten.
Subtil sieht anders aus
Jurassic World ist ein Film, der einerseits weiß, dass viel Zeit seit dem ersten Teil vergangen ist. Der aber andererseits viele Plotelemente von eben jenem und auch der Nachfolgetrilogie wiederverwendet. Der einerseits die Wiederverwendung jener alten Plots mit einem gewissen Augenzwinkern präsentiert. Nur um dann andererseits auf einmal völlig darauf zu verzichten. Mit dem Ergebnis, dass dies ein Kinofilm ist, der stellenweise merkwürdig unentschlossen wirkt. Was vielleicht auch die Konsequenz der sich über Jahre hinwegziehenden Produktion ist.
Dies ist kein Film, der sonderlich subtil ist. Seine Message über die Gier der Menschheit und der Firmen nach mehr wird ebenso mit dem Holzhammer rübergebracht, wie die Tatsache, dass es schlecht ist, ein Tier in völliger Isolation und Gefangenschaft großzuziehen. Wobei das alles nach dem Ausbruch des Indominus Rex sowieso vollkommen egal ist, weil dann die Action und das Spektakel im Vordergrund stehen.
Glaubwürdige Figuren? Guter Witz
Und spektakulär ist Jurassic World, daran herrschen keine Zweifel. Die Darstellung der verschiedenen Dinosaurier ist absolut gelungen und kann begeistern. Es entsteht zwar nicht mehr das Wow-Gefühl von Jurassic Park. Aber trotzdem wirken die Effekte, mit denen diese uralten Lebensformen wieder zum Leben erweckt werden, grandios!
Was man allerdings nicht über die Story sagen kann. In Teilen hat man wie gesagt das Gefühl, dass die Grundelemente der alten Trilogie einfach nur wiederverwendet werden. Man hat die Kinder, die in Not geraten. Ein Verwandter, der im Park arbeitet oder der früher mit dem Park zu tun hatte. Und natürlich jede Menge Verrat und das totale Chaos, weil „erstaunlicherweise“ sämtliche Sicherheitsmaßnahmen versagen und schon bald die Menschen Frischfleisch für die diversen Saurier sind.
Vielleicht würde Jurassic World besser funktionieren, wenn mehr Wert auf glaubwürdige Figuren gelegt worden wäre. Oder den Schauspielern auch Material gegeben worden wäre, mit dem sie hätten arbeiten können. Denn leider merkt man im Falle von Vincent D’Onofrio, der ja unter anderem bei Daredevil beweist, was für ein exzellenter Darsteller er ist, wie er hier halb gelangweilt durch die Szenen tapst. Was auch kein Wunder ist: Seine Figur hätte das Potential für einen großartigen Antagonisten gehabt. Stattdessen wirkt er nur wie ein profitgieriger Opportunist, den die gerechte Strafe schon bald erwischt. Dass er und Dr. Wu gemeinsam etwas geplant haben, diese Enthüllung kommt viel zu spät und wird nicht richtig aufgebaut.
Ein cooler Hauptcharakter
Widersprüchlich wirkt die Figur von Irrfan Kahn. Sein Simon Masrani wirkt zu Beginn noch wie ein weltfremder Superreicher, den die Tatsache, dass sein Park nicht so erfolgreich ist, wie erhofft, egal ist, weil er sich an das Versprechen von Richard Hammond gebunden fühlt. Nur um anschließend diese Seite seiner Persönlichkeit zu vergessen und sich auf einmal als ein Großindustrieller zu entpuppen, der alles gutheißt, so lange es Profit bringt. Und der am Ende auf Grund seiner eigenen Selbstüberschätzung stirbt.
Eines der wenigen Highlights ist Chris Pratt, der als raptorentrainierender Owen Grady begeistern kann. Der Film verzichtet wohlweislich darauf, ihn allzulange stillstehend zu präsentieren. Stattdessen ist er immer am Machen, am Werkeln, in Action. Und das wenige, was man über seine persönliche Vergangenheit erfährt, lässt ihn nur noch sympathischer wirken. Er ist der unbestreitbare Star von Jurassic World. Seine darstellerische Leistung rettet den Film vor dem Untergang.
Und die weibliche Hauptdarstellerin? Es wird Gott sei Dank darauf verzichtet, Bryce Dallas Howards Claire Dearing als Damsel in Distress darzustellen. Im Gegenteil: Vor allem gegen Ende beweist sie jede Menge Nervenstärke und Einfallsreichtum. Ebenso wirkt ihre Wandlung von kalt kalkulierender Geschäftsfrau zu einer Person, der das Leben von anderen am Herzen liegt, glaubwürdig. Und doch bietet die Figur Grund, sich aufzuregen. Weil sie nämlich vor allem am Ende ständig in Stöckelschuhen herumrennt, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie läuft damit durch Schlamm und wird von einem Saurier darin verfolgt. Dabei merkt man der Schauspielerin an, wie viel Mühe sie hat, die Balance zu behalten und nicht umzuknicken und sich zu verletzen.
Gute Raptoren
Ein anderes Highlight sind die Raptoren. Man hätte es nicht gedacht, doch es gelingt dem Film, diese Raubsaurier in Jurassic World gut darzustellen. Es wird klargemacht, dass sie immer noch gefährlich sind. Aber es wird ihr Sozialverhalten untereinander und mit anderen in den Vordergrund gestellt, was ihnen sehr gut tut.
Musikalisch überrascht Jurassic World dadurch, wie gut es ihm gelingt, einerseits einen gelungenen, eigenen Soundtrack zu bringen, aber andererseits auch das alte Jurassic Park-Theme in den passenden Momenten einzubauen. Der Score braucht sich vor denen der alten Trilogie nicht zu verstecken.
Am Ende machte der Film viel falsch und nur wenig richtig. Was ihn aber dennoch nicht davon abhielt, bei einem Budget von 150 bis 215 Millionen US Dollar insgesamt über 1,671 Milliarden Dollar einzuspielen. Was sogar mehr ist, als der legendäre erste Teil. Klar war damit, dass die Jurassic Park-Reihe wieder zurück war. Und dass eine Fortsetzung damit kommen musste! Was dann auch drei Jahre später der Fall sein würde.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Chris Pratt
- Der Soundtrack
- Die Tricks
Negativ
- Nicht sonderlich innovativ
- Bryce Dallas Howard muss in Stöckelschuhen durch die Gegend rennen
- Vincent D’Onofrio wirkt gelangweilt
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