An Jonah Hex kann man gut sehen, woran eine Comicverfilmung scheitern kann.
Eine ungewöhnliche Vorlage
Wer vor 2010 darauf gewettet hätte, dass mal eine Comicadaption von Jonah Hex in die Kinos kommen würde, der wäre zu jener Zeit deutlich reicher geworden. Denn der Charakter war kein strahlender Hero, der in der Moderne das Böse bekämpft und Unschuldige rettet. Stattdessen war er ein Western“held“, der in der Uniform der Konföderierten unterwegs war und seine Abenteuer erlebte. Das Besondere an der Figur war sein Aussehen. Denn die Hälfte seines Gesichts war völlig entstellt.
Von allen Westernfiguren, die DC besaß, war er der bekannteste, der im Laufe der Jahre immer wieder neue Abenteuer erlebte. Doch insgesamt gesehen war er jemand, bei dem man als Außenstehender nicht wirklich an eine Verfilmung dachte. Aber andererseits wurde ja ebenfalls Constantine adaptiert, wenn auch mit zweifelhaftem Ergebnis.
Die Pläne, Jonah Hex zu adaptieren, fingen bereits 2000 an. 20th Century Fox überlegte, einen eine Stunde langen Fernsehfilm zu machen, doch aus dem Vorhaben wurde am Ende nichts. Stattdessen gingen die Filmrechte 2007 an Warner Bros., die Akiva Goldsman von dem vorherigen Projekt als Produzent mit übernahmen und gleichzeitig Andrew Lazar als Mitproduzenten anheuerten. Das Skript stammte von Mark Neveldine (Crank) und seinem häufigen Partner Brian Taylor (Crank). Die beiden sollten auch ursprünglich Regie führen, doch traten davon zurück. Als Grund wurden angebliche kreative Differenzen mit dem Studio Legendary Pictures angegeben. Daraufhin wurde nach einem Ersatz gesucht. Bekannte Namen wie Andy Fickman (Die Jagd zum magischen Berg) und McG (Charlies Angels) standen zur Debatte, doch am Ende entschied man sich für Jimmy Hayward (Horton hört ein Hu!), für den dies die erste Realfilmregiearbeit war, da er zuvor „nur“ im Trickfilmbereich aktiv war.
Viele bekannte Schauspieler
Der Cast setzte sich aus vielen prominenten Schauspielern zusammen. Josh Brolin (No Country for old Men) wurde zur Titelfigur, während niemand Geringeres als John Malkovich (Red) sein Gegenspieler Quentin Turnbull wurde. Megan Fox (Transformers) wurde zur Prostituierten und Love Interest von Jonah Hex, Lilah Black. Anders als in den Comics hatte die Filmfigur jedoch keine Narben und auch kein linkes Auge verloren. Michael Fassbender (300) erhielt den Zuschlag für die rechte Hand von Turnbull, den psychopathischen Burke. Will Arnett (Arrested Development) konnte man als Lieutenant Glass bewundern, Michael Shannon (Shotgun Stories) als Dr. Cross Williams und Wes Bentley (American Beauty) als den korrupten Politiker Adleman Lusk. Den Abschluss des Maincasts bildeten Aidan Quinn (Mary Shelley’s Frankenstein) als Präsident Ulysses Grant (Der Schauspieler war nur drei Tage am Set) und Lance Reddick (Fringe) als der Waffenhändler Smith.
Jonah Hex war ein Soldat der konföderierten Staaten von Amerika während des amerikanischen Bürgerkriegs. Er verweigerte eines Tages den Befehl seines Vorgesetzten Quentin Turnbull, ein Hospital niederzubrennen, und tötete dessen Sohn, weil der eine Waffe zog. Aus Rache suchte Turnbull Senior Jonah Hex einige Zeit später auf, brachte dessen Familie um, brandmarkte ihn und ließ ihn zum Sterben zurück. Doch er überlebte, wurde von den Crow-Indianern geheilt und hatte seitdem die Fähigkeit, mit den Toten zu sprechen. Er verfolgt seinen ehemaligen Vorgesetzten bis zu einem Hotel, wo dieser aber angeblich bei einem Brand ums Leben kommt.
Einige Zeit später wird ein Zug mit experimentellen Waffen überfallen und diese gestohlen. Es stellt sich heraus, dass Quentin Turnbull dahinter steckt, der also in Wahrheit sehr putzmunter ist. Weshalb sich Jonah Hex aufmacht, um den Mann, der sein Leben zerstört hat, ein für alle Mal zu töten.
Etwas lief schief
Etwas muss bei den Dreharbeiten zu Jonah Hex völlig schiefgelaufen sein. Denn was im Prinzip Potential für einen guten Westernfilm hatte, war am Ende eine Nahezukomplettkatastrophe. Hauptdarsteller Josh Brolin meinte dazu, dass er die Dreharbeiten hasste und dass sie wohl ein Mal 66 Seiten Skript innerhalb von 12 Tagen drehen mussten. Die Schuld am Scheitern gab er dem Studio, das sich in der Postproduktion vermutlich einmischte, sowie dem unerfahrenen Regisseur, der, so seine Aussage, eine schlechte Wahl war.
Das klingt harsch, ist aber eine mögliche Erklärung für das Desaster, das der Film war. Denn bei einem Budget von 45 Millionen US Dollar spielte er nur 11 Millionen ein. Das ist ein Kassenflop, der sich nicht beschönigen lässt.
Das große Problem von Jonah Hex ist einfach die Tatsache, dass der Film nur 81 Minuten lang ist. Wenn man bedenkt, dass die Standardzeit für abendfüllende Kinofilme im Schnitt um die 90 Minuten beträgt und Superheldenadaptionen sowieso eher eine längere Laufzeit haben, kann man sich schon denken, dass einiges auf der Strecke bleibt.
Wenn alles unter einem zu hohen Tempo leidet
In der Tat ist es so, dass sich die sehr kurze Laufzeit in nahezu jederlei Hinsicht bemerkbar macht. Der Film hetzt durch seine Geschichte in einem Affentempo. Nur selten bleibt er stehen, um den Zuschauer ansatzweise verschnaufen und reflektieren zu lassen. Doch selbst diese Momente dauern nicht lange an, weil die Comicadaption dann sofort wieder weitereilt, um die Story weiterzuerzählen.
Dieses Erzähltempo hat nicht nur beim Plot Konsequenzen. Auch was die Charakterisierungen angeht, geht er nie in die Tiefe. Stattdessen wird vieles nur angerissen und nicht weiter ausgebaut. Die Beziehung zwischen Jonah und Lilah Black? Da kommt nie so etwas wie Chemie auf. Wie auch die Persönlichkeit der Prostituierten allgemein aus den Ansätzen nie herauskommt. Ebenso wird einfach dargestellt, dass die Crow-Indianer Jonah Hex heilen, aber nie, wieso. Und im Prinzip lässt sich bei jeder belieben Figur feststellen, dass die Darstellungsweise hinter ihren Möglichkeiten weit zurückbleibt.
Auch die Spannung leidet unter dem hohen Erzähltempo. Dadurch, dass nie wirklich Zeit bleibt, um Sachen zu reflektieren und weiter auszubauen, bleibt diese ebenfalls auf der Strecke. Es wird einfach von einem Moment zum nächsten gehetzt.
Wenn fast alle Schauspieler bei der Sache sind
In Sachen Special Effects kann sich Jonah Hex auch nicht mit Ruhm bekleckern. Die Maske, die Josh Brolin trägt, sieht künstlich und gummihaft aus. Ebenso, wie einige der Computereffekte unrealistisch und damit nicht glaubwürdig wirken.
Nicht alles an dem Film ist jedoch schlecht. Jede Szene, in der Michael Fassbender auftritt, ist ein Gewinn. Mit spürbar guter Laune spielt er seine Figur. Auch die anderen Schauspieler bemühen sich, das Beste aus der Misere zu machen, wobei selbst ein John Malkovich nichts dagegen machen kann, dass sein Charakter blass bleibt. Die einzige, die komplett enttäuscht, ist Megan Fox, bei der man allerdings auch davon ausgehen kann, dass sie, wie in Transformers, nur für den Sex Appeal und weniger für ihre Schauspielkunst gecastet wurde. Zwar erhält sie am Ende einige Szenen, in denen sie kämpfen darf. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie von allen Darstellern am blassesten bleibt.
Machen wir es kurz: Jonah Hex ist ein Reinfall, der sich zum Glück nicht negativ auf die Karrieren der Schauspieler ausgewirkt hat.
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