In W.W.J.D. stellt sich die Frage, was einen Bösen eben böse macht.
Eine interessante Frage
Jessica Jones (Krysten Ritter) hat sich freiwillig in die Gewalt von Killgrave (David Tennant) begeben. Der möchte sich mit ihr gutstellen, da er sie nicht kontrollieren kann und sie deswegen liebt. Doch wiederholt zeigt sich, dass er insgeheim ein egozentrischer Mistkerl ist, der andere zu seinen eigenen Zwecken missbraucht.
Dennoch versucht Jessica Jones, von ihm eine Aufnahme zu erhalten, wo er über seine Kräfte redet. Was sich allerdings als schwieriger erweist, als gedacht. Und als er ihr dann noch zeigt, woher er seine Fähigkeiten hat, muss sie sich die Frage stellen, ob er wirklich böse ist oder einfach nur fehlgeleitet.
W.W.J.D. ist die Abkürzung für „What Would Jessica do?“, übersetzt also „Was würde Jessica machen?“. Der Sinn dieser Frage erschließt sich dann gegen Ende der Episode, als die Detektivin erfährt, woher die besonderen Fähigkeiten ihres Erzfeindes kommen, und sie ihn zu einer bestimmten Entscheidung überreden möchte.
Kaum Subplots
Doch ehe sich diese Frage stellt, erfolgt einiges an Aufbauarbeit. Dies ist dabei eine Episode, die nahezu ohne Nebenplots auskommt. Zwar tauchen Patricia Walker, Will Simpson und Jeri Hogarth in dieser Folge auf, ihre jeweiligen Subplots werden allerdings kaum oder gar nicht verwendet. Stattdessen wird alles dem Hauptplot untergeordnet.
Einem Hauptplot, der sich in W.W.J.D. Zeit lässt. Es braucht, bis man als Zuschauer erahnt, worauf die Episode hinauswill, dass man einen Sinn in all den merkwürdigen Szenen erkennt, wo man sieht, wie Jessica Jones in ihrem Kindheitshaus lebt.
Doch diese Zeit lohnt sich, denn so wird der finale Konflikt dieser Folge langsam aufgebaut. Und ehe man sich versieht, ist man in den Bann der Geschehnisse eingesogen. Man will wissen, was geschieht.
Die Vergangenheit lässt einen nicht los
Zuvor sieht man allerdings, wie Jessica versucht, mit Killgrave zu leben. Man lernt, wie dieser Schurke seine eigene Gefolgschaft um sich aufgebaut hat. Er hat einen Chefkoch und eine Bedienstete unter seine Kontrolle gebracht, die ihm essenstechnisch jeden Wunsch erfüllen, den er und Jessica in W.W.J.D. haben.
Die Detektivin ist allerdings nicht bloß so bei ihm. Sie versucht, von ihm die nötigen Infos zu erhalten, die sie braucht, um Hope Shlottman zu helfen. Und sie geht dabei sogar soweit, dass sie ein Bombenattentat auf ihn stoppt, weil dies ja verhindern würde, dass er ihr hilft, auch wenn er das vielleicht nicht möchte.
Diese Vorgehensweise von ihr ist ungewöhnlich, wenn man bedenkt, wie sehr schon allein der Gedanke an seine Rückkehr sie zu Beginn der Serie noch in Angst und Schrecken versetzt hat. Doch die vergangenen Ereignisse scheinen diese Reaktion enorm abgeschwächt zu haben. Zwar leidet sie in W.W.J.D. immer noch unter den Geschehnisse früherer Jahre, allerdings schafft sie es dieses Mal, diese leichter zu unterdrücken.
Das Böse erhält Charakter
Interessanterweise erfährt man, was mit ihrer ursprünglichen Familie geschehen ist. Es ist ein einschneidendes Ereignis, das ihre vielen emotionalen Narben erklärt. Ebenso, wieso sie am Ende von der Mutter von Patricia Walker adoptiert worden ist.
Doch auch Killgrave erhält in W.W.J.D. Profil. Das ist vielleicht die größte Enthüllung der bisherigen Serie. Denn man erfährt, woher er seine Kräfte kriegt. Und auf einmal kriegt dieser bislang so antagonistische Charakter Eigenschaften, die ihn schon fast wieder sympathisch machen.
Was dann ebenfalls Jessicas Reaktion erklärt. Denn sie versucht, ihn dazu zu bringen, mit seinen Fähigkeiten gutes zu tun. Allerdings zeigt diese Folge auch, dass der Gedanke zwar gut ist, doch die Umsetzung scheitert letzten Endes an dem egozentrischen Charakter von Killgrave. Was dann zu einem bombastischen und überraschenden Finale der Episode führt.
W.W.J.D. ist eine grandiose Folge. Nicht zuletzt auch das Schauspiels von David Tennant, der seinen Killgrave in dieser Episode als selbstgerechten, arroganten und überheblichen Menschen darstellt, der allerdings, genau wie die Titelheldin, doch jede Menge emotionale Traumata mit sich herumträgt.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Starke Folge
- David Tennant als Killgrave
- Eindrücke aus der Vergangenheit
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