Iron Man markiert den Beginn einer Ära.

Kein garantierter Erfolg

2008, als Iron Man in die Kinos kam, sah die Lage für Filme basierend auf Marvel-Superhelden eher mau aus. Innerhalb der letzten zwei Jahre hatten sich die X-Men und Spider-Man mit nicht so gelungenen dritten Teilen verabschiedet, und der zweite Fantastic Four-Film war eine einzige Enttäuschung. Es war zwar bekannt, dass mit Punisher: Warzone endlich eine Fortsetzung zum allerersten, gut gewordenen Punisher-Film herauskommen würde, und Wolverine sein hochverdientes Spin-Off kriegen würde, doch Begeisterungsstürme bei diesen Nachrichten sahen anders aus.

Doch Iron Man sollte all dies ändern. Innerhalb einer Laufzeit von knapp über zwei Stunden wurde man von Anfang bis Ende unterhalten. Und es wurde die Tradition der Post-Credit-Scene in die Welt der Superheldenverfilmungen eingeführt. Wobei die Erste heute natürlich legendär ist!

Der Erfolg war allerdings nicht vorprogrammiert. Im Gegenteil: Eine Verfilmung der Figur war zwar schon seit langem in Planung. Das Projekt kam allerdings nicht aus den Startlöchern heraus und befand sich in der sprichwörtlichen Development Hell.

Jede Menge Interessenten, doch nix kommt raus

Alles fing bereits 1990 an, als Universal Studios die Filmrechte akquirierten und Regisseur Stuart Gordon (Re-Animator) einen Low Budget-Film darauf basierend drehen sollte. Doch daraus wurde nichts, so dass dann im Februar 1996 20th Century Fox die Rechte aufkaufte. Dort gab es ein Stelldichein diverse namenhafter Leute, die Interesse an der Verfilmung hatten, inklusive Nicolas Cage, Tom Cruise und Quentin Tarantino. Trotzdem schlug auch dieses Unterfangen fehl, so dass im Dezember 1999 New Line Cinema die neuen Eigentümer der Filmrechte wurden.

Auch dort gab es multiple Anläufe, Iron Man endlich auf die Kinoleinwand zu bringen. Es gab sogar schon ein komplettes Drehbuch von Tim McCanlies, doch das wurde in die Rundablage getan und stattdessen ein neuer Versuch gestartet. Dieses Mal verfasste David Hayter das Skript und traf unter anderem die Entscheidung, Tony Stark gegen seinen Vater Howard antreten zu lassen. Dezember 2004 wurde Regisseur Nick Cassavetes (Alpha Dog) für einen Kinorelease im Jahr 2006 angeheuert, doch daraus wurde ebenfalls nichts, so dass die Filmrechte wieder an Marvel zurückfielen, die sich jetzt selber drum kümmern wollten.

Es gab allerdings Probleme, Drehbuchautoren für das Skript und die Rewrites zu finden, da der Charakter zu unbekannt war und dies „nur“ eine Marvelproduktion war. Immerhin konnte mit Jon Favreau ein Regisseur gefunden werden, der „zur Feier des Tages“ erstmal über 30 Kilo abspeckte. Motivation für den Filmemacher war vor allem, dass er wieder mit Produzent Avi Arad zusammenarbeiten wollte, mit dem er bereits 2003 beim Daredevil-Film zusammengearbeitet hatte.

Eine Entscheidung, zu der er steht

Und der Regisseur hatte auch klare Vorstellungen, wen er ursprünglich für Iron Man haben wollte: Einen vollkommenen Newcomer, weil für ihn die Figuren die Stars waren. Allerdings änderte er dann seine Meinung, noch ehe das Drehbuch fertig war. Er sprach zunächst den Schauspieler Sam Rockwell an, der auch durchaus Interesse an der Rolle hatte. Doch mittlerweile stand Jon Favreaus Entschluss fest: Er hatte sich auf Robert Downey Jr. in der Titelrolle festgelegt, nachdem er einige Screentests mit dem Darsteller gesehen hatte.

Allerdings stieß diese Entscheidung seitens Marvel nicht auf große Gegenliebe. Denn zu jener Zeit hatte die Karriere des Schauspielers einen erheblichen Knick gemacht, nachdem er durch Drogenprobleme aufgefallen war. Doch der Regisseur setzte sich durch.

Robert Downey Jr. sollte nicht der einzige namhafte Darsteller sein, der zum Cast von Iron Man gehören sollte. Gwyneth Paltrow wurde zu Tonys persönlicher Assistentin Virginia „Pepper“ Potts, Jeff Bridges zu Tonys väterlichem Freund Obadiah Stane. Der Schauspieler hatte die Comics als Junge gelesen und ihm gefiel, wie Jon Favreau die Geschichte in die Jetztzeit transportierte. Für seine Darstellung ließ er sich einen Bart wachsen und rasierte sich eine Glatze. Das war etwas, was er schon länger vorhatte. Terrence Howard wurde zu Tony Starks Freund beim Militär James „Rhodey“ Rhodes. Shaun Tibb erhielt die Rolle des Ho Yinsen, der Tonys Leben rettet. Jon Favreau selber übernahm den Part von Tonys Chaffeur Harold „Happy“ Hogan, derweil Paul Bettany – der später auch die Figur Vision darstellte – Tonys KI J.A.R.V.I.S. sprechen sollte. Clark Gregg tauchte als Agent Phil Coulson, Agent von S.H.I.E.L.D. auf und Stan Lee hatte eine Cameorolle als Hugh Heffner. Und natürlich konnte man niemand Geringeres als Samuel L. Jackson als Nick Fury in der Post-Credit-Szene kennenlernen.

Improvisation ist Kunst

Das Besondere an Iron Man war, dass während des Filmens ein Großteil der Dialoge improvisiert waren. Das Skript konzentrierte sich eher auf die Story und den allgemeinen Ablauf der Dinge, denn auf die Gespräche. Was zur Folge hatte, dass manche Szenen mehrere Male wiederholt wurden, weil Robert Downey jr. immer wieder etwas Neues ausprobieren wollte. Außerdem setzte Jon Favreau auf möglichst viele praktische Effekte, wobei er auch nicht vorm Einsatz des Computers zurückscheute.

Die berühmte Post-Credit-Szene – der Auftritt von Nick Fury und dem Erwähnen der Rächer-Initiative – wurde mit einem Minimum an Leuten gedreht, um die Überraschung so groß wie möglich zu halten. Kevin Feige selbst ließ die Szene sogar aus den Preview-Prints entfernen, um das Geheimnis noch intakt zu lassen.

Iron Man feierte am 14. April 2008 seine Weltpremiere und kam am 2. Mail offiziell in die Kinos. Und die Spannung war groß. Würde das Experiment klappen oder würde der Film floppen, weil die Figur dann doch zu unbekannt war?

Vom Playboy zum Superhelden

Tony Stark ist ein Multimillionär, Playboy und genialer Erfinder von Waffen. Seine Firma Stark Industries ist an der Börse sehr erfolgreich. Doch als er seine neuste Waffe dem US Militär in Afghanistan verkaufen will, gerät der Konvoi, in dem er sich befindet, in einen Hinterhalt und er wird Gefangener der Terrororganisation „Zehn Ringe“.

Bei dem Attentat wird er schwer verletzt. Splitter sind in seine Brust eingedrungen und wandern langsam zum Herzen. Nur das Eingreifen des Intellektuellen und Mitgefangenen Ho Yinsen verhindert seinen Tod. Gemeinsam schmieden sie einen Plan für die Flucht und bauen eine primitive Rüstung. Doch als es losgeht, opfert sich Yinsen für Tony Stark.

Zurück in den USA will Tony Stark ein neues Leben anfangen. Er schwört dem Waffenbau ab, baut allerdings auf Grundlage seiner ersten Rüstung neue und moderne Modelle, die von dem von ihm erfundenen Arc-Reaktor angetrieben werden. Und er braucht diese schon bald, weil es Leute gibt, die es nicht gerne sehen, das Stark Industries dem Waffenbau abgeschworen hat. Und diese Personen wollen ihn lieber tot als lebendig wissen.

Wenn die finale Szene alles verändert!

Es war 2008, als ich Iron Man in den Kinos sah. Ich blieb sitzen, sogar bis die Credits gelaufen waren, einfach weil ich nicht zu den Leuten gehöre, die schon zu Beginn des Abspanns den Saal verlassen. Und dann sah ich die allererste Marvel Postcreditszene und war wie weggeblasen. Seitdem war und bin ich ein Fan des Marvel Cinematic Universe, durch alle Höhen und Tiefen.

Als Comicfan konnte ich den Film natürlich besser mit der Vorlage vergleichen. Und Jon Favreau hat es wirklich geschafft, alle Elemente, die die Figur ausmachen, in die Moderne zu transportieren und dabei auch einige problematische Bestandteile abzuschleifen. So war Tony Stark in den Comics immer mal wieder Alkoholiker. Hier im Film sieht man zwar zu Beginn, wie er gerne mal alkoholische Getränke zu sich nimmt, doch hat man nie den Eindruck, dass er seine Sinne damit bewusst vernebelt.

Auch das Setting des Moments des Anschlags wurde verändert. Wo es damals in einem asiatischen Land stattfand und der damaligen Zeit entsprechend viele seiner Gegner klischeehafte asiatische oder russischen Ursprünge hatten, geschieht dieses Mal der Angriff in Afghanistan, wo die USA zur Zeit des Films tätig waren. Und so wird aus Ho Yinsen ein afghanischer Gelehrter, der Tony Stark hilft, auch wenn dessen Waffen für viel Leid gesorgt haben.

Großartige Darsteller

Die Wandlung Tony Starks vom Saulus zum Paulus sowie die Weiterentwicklung des Iron-Man-Anzugs werden glaubwürdig dargestellt. Robert Downey Jr. kann hier vollkommen überzeugen. Sowohl in den Momenten, in denen er Tony Stark herrlich arrogant spielt, als auch in den Augenblicken, wo er vor lauter Frust und Ärger mit seinem Repulsor-Handschuh seine Werkstatt in Schutt und Asche legt. Kein Wunder, dass er in den kommenden Jahren zu einem der Eckpfeiler des Marvel Cinematic Universe wurde. Er spielt Tony Stark nicht, er lebt ihn förmlich!

Und mit Jeff Bridges als Obadiah Stane hat er den perfekten Gegenspieler. Auch hier muss man die schauspielerische Leistung loben, da er jede Szene, in der er auftritt förmlich dominiert. Er gibt den ehrgeizigen Geschäftsmann, dem am Ende weniger das Befinden seines Wunderkindes interessiert, sondern der Erfolg der Firma. In einem Moment kann er unglaublich charmant sein, nur um dann im nächsten einen Wissenschaftler förmlich zusammenzufalten, weil der nicht das gleiche Ergebnis liefern kann wie Tony Stark. Ein grandioser Gegenspieler, perfekt für den Iron Man-Film geeignet.

Doch auch die anderen Figuren können überzeugen. Gwyneth Paltrow, die als „Pepper“ Potts ihrem Boss wirklich in jeder Lebenslage hilft und einen kühlen Kopf bewahrt, abgesehen vom Finale selbstverständlich. Oder der immer wieder auftauchende Clark Gregg als Phil Coulson, bei dem man damals nicht hätte ahnen können, was für eine Karriere sein Charakter durchlaufen würde. Und natürlich Jon Favreau als „Happy“ Hogan, auch wenn seine Screentime angesichts der Comichistorie der Figur sehr gering ausfällt.

Er geht unter

Samuel L. Jackson ist und bleibt eine coole Sau, was man auch in der kurzen Szene erkennt, in der er auftritt. Sein Aussehen orientiert sich dabei 1 zu 1 an dem Nick Fury aus dem Ultimate Marvel-Imprint, der allerdings wiederum beim Aussehen den Schauspieler als „Vorlage“ nahm.

Einzig Terrence Howard als „Rhodey“ bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das Problem ist, dass er auf die Rolle eines besseren Handlangers reduziert wird. Er soll für Iron Man die Kohle beim Militär aus dem Feuer holen und bekommt ein paar Momente, in denen seine Freundschaft mit Tony Stark betont wird. Aber gefühlt wird aus der Figur zu wenig rausgeholt. Klar, seine War-Machine-Zukunft – in den Comics erhielt der Charakter irgendwann seinen eigenen Anzug und seine eigene Superheldenidentität – wird angeteasert, aber der Eindruck ist, dass er in der Story untersteht, was einfach nur schade ist.

Doch das ist auch das Einzige, was mich an Iron Man stört. Ansonsten kann der Film überzeugen. Er ist spannend – wer ist derjenige, der Tony Stark verraten hat? – lustig – als Pepper Potts Tony beim Anzugausziehen überrascht und er daraufhin nur meint: „Sie haben mich schon bei Schlimmeren erwischt“ – und ein grandioses Actionspektakel. Plus natürlich die Post-Credit-Szene, die erste im Marvel Cinematic Universe. Und man hat einen Film, der den Erfolg mehr als nur redlich verdient hat. Kein Wunder also, dass er und das MCU an sich schon bald als Blaupause für andere, ähnliche Filmuniversen diente.

Als Initialzündung für das Marvel Cinematic Universe und auch für sich alleinstehend kann der Film überzeugen. Und mit der Post-Credit-Szene ist man gespannt darauf, wie es weitergehen wird.

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Positiv

  • Erster Film des Marvel Cinematic Universe
  • Großartige Darsteller

Negativ

  • Terrence Howard als James "Rhodey" Rhodes geht gefühlt unter
Götz Piesbergen
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