Mit Die Hünenwelt – Exil schreibt Markus Gersting einen wilden Hydorgol-Roman.

3 Geschichten – 3 unterschiedliche Lesevergnügen

Als Konglomerat bezeichnen die Überlebenden der Schlacht von Epsilon Eridani ihre neue Heimat. Es sind die Überreste der Raumschiffe, die zusammengeballt in der Atmosphäre der Heimatwelt der Hünen schweben. Im Inneren leben die Überlebenden in virtuellen Welten, derweil im Äußeren der Rost um sich greift.

Alofan Haragieri will weg von ihr. Dabei erhält der Assassine Unterstützung von dem Zwerg, dem Schatten eines Vishnui. Gemeinsam arbeiten sie an einem Plan, um auszubrechen.

Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich sich bislang jeder einzelne Roman von Markus Gerstings Hydorgol-Reihe las. Der allererste Band, Der Alpha-Centauri-Aufstand, war eine Art Bericht von Ereignissen im Alpha-Centauri-System. Der zweite, Inquisition, war eine High-Sci-Fi-Story, in der es einige Überraschungen gab. Und Die Hünenwelt – Exil liest sich ebenfalls völlig anders.

Wild!

Es handelt sich hierbei um den Auftakt einer Trilogie, die mit Flucht fortgesetzt und Erwachen abgeschlossen wird. Zum Verständnis dieser Geschichte ist dabei nur das Wissen über den ersten Roman nötig.

Ein wenig erinnert Die Hünenwelt – Exil an ein Märchen. Denn anders als im vorherigen Band beschreibt Markus Gersting hier keine halbwegs nachvollziehbare Technologie. Stattdessen geschehen hier einige Dinge, die sich nur notdürftig damit erklären lassen, dass sie virtuell stattfinden, und die dann eben auch zu diesem „wilden“ Eindruck führen.

Der Autor bevölkert seine Geschichte mit vielerlei Figuren, von denen einige bekannt sind. Da ist zum einen Alofan Haragieri, der Assassine, den man aus dem ersten Band der Hydorgol-Reihe her kennt. Zum anderen ist da auch noch der Zwerg, der der Schatten eines Vishnui ist, einer hochentwickelten KI, die göttergleich daherkommen kann.

Durchgedreht

Der Zwerg ist dabei in Die Hünenwelt – Exil eine treibende Kraft. Er agiert undurchschaubar, unterstützt zwar einerseits die Pläne der Protagonisten, tut dies aber andererseits auf seine eigene Art und Weise. Stets hat man das Gefühl, dass die Figur mental grinst, sprich, ihm das alles einen Riesenspaß bereitet, auch wenn nie völlig klar ist, was jetzt der exakte Grund für sein Verhalten ist.

Bis ungefähr zur Hälfte wirkt dabei der Roman noch durchschaubar. Man liest, wie der Zwerg und Alofan sich auf dem Weg in die äußeren Regionen des Konglomerats machen. Zwischendurch sammeln sie zwei weitere, weibliche Reisegefährten auf, die sich für das Erreichen des Ziels schon bald als unersetzlich erweisen. Bis sie an einen Punkt der Reise geraten, wo Markus Gersting gefühlt alles über Bord wirft, was man zuvor gelesen hat, und stattdessen förmlich durchdreht, im positiven Sinne.

Das fängt schon damit an, dass er Alofan mit einem Fisch verschmelzen lässt, ihn in das virtuelle Innere schickt und dort eine mittelalterliche Gesellschaft beschreibt, in der die Hünen teilweise wie Mönche eines religiösen Ordens erscheinen. Es ist einfach nur wild! Wild, verrückt und trotzdem irgendwie genial.

Im positiven Sinne durchgeknallt

Es gefällt, dass die Story ab diesem Zeitpunkt in Die Hünenwelt – Exil quasi durchgeknallt wirkt, dass man als Leser entweder nur den Kopf schütteln kann oder gebannt weiter liest. Dabei geht einem nach und nach auf, dass dadurch, dass das Geschehen überwiegend in der virtuellen Welt im Inneren stattfindet, das, was man liest, durchaus als eine Art Allegorie auf Ereignisse in der richtigen Realität verstanden werden kann. Nur was genau sie bewirken, das wird nicht sofort klar. Das wenige, was man versteht: Dass es Widerstand gibt, auch und vor allem innerhalb der Hünen.

Dies ist kein einfacher Roman, so viel ist klar. Stattdessen hat man es hier mit einer Story zu tun, bei der man genau lesen muss, was hier geschieht und wo es stattfindet. Doch wer sich drauf einlässt, der wird belohnt.

Hydrogol Die Hünenwelt 01 Exil
Cover © Markus Gersting

Autor: Markus Gersting
Titel: Hydorgol: Die Hünenwelt 01 – Exil
Teil/Band der Reihe: Hydorgol: Die Hünenwelt 01
Verlag: Eigenverlag
Erschienen: 2021
Einband: eBook
Seiten: 279
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen
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