Die Inquisition wird im zweiten Band der Hydorgol-Reihe angerufen.
Ungeahnte Konsequenzen
Die Menschheit hat gesiegt und kann jetzt unabhängig von der Kontrolle der Maschinen im Alpha-Centauri-System leben. Doch ihre Rebellion hat ungeahnte Konsequenzen. Ein Volk mit dem Namen Hünen hat durch diese Ereignisse viel verloren. Sie rufen daher die Wächter an.
Deshalb wird ein mächtiges Wesen auf die Welt der Menschen geschickt. Es ist der Inquisitor, der über Recht und Unrecht urteilen soll. Und nichts und niemand kann sich seiner Rechtbarkeit entziehen.
Viele Veränderungen
Der erste Teil von Markus Gerstings Hydorgol-Reihe, Der Alpha-Centauri-Aufstand, war ein Roman, der vor Ideen beinahe barst. Man merkte dem Band im guten, wie auch im schlechten an, dass der Autor jede Menge Einfälle hatte. Was allerdings dazu führte, dass er die emotionale Einbindung des Lesers in die Geschehnisse vernachlässigte.
Vergleicht man jetzt Inquisition mit dem Vorgängerband, so ist das Leseerlebnis ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Das Handlungstempo wurde deutlich gedrosselt, und Markus Gersting fokussiert sich mehr auf seine Figuren. Was zur Folge hat, dass man umso mehr emotional am Geschehen teilnimmt.
Denn das ist nicht ohne. Ausgangspunkt seines Romans sind die sogenannten Hünen, ein Alienvolk, das durch die Rebellion der Menschheit gelitten hat. Und so rebellieren sie ebenfalls und erlangen so die Aufmerksamkeit von niemand Geringerem als dem Hydorgol. Der begleitet sie daraufhin bei einer Reise ins Alpha-Centauri-System, wenn auch eher widerwillig, wo sie gegen die Menschheit klagen und deshalb einen Inquisitor herbeirufen.
Inquisition liest sich dabei kohärenter und direkter. Es ist ein Epic-SciFi-Werk, mit einer Menschheit, deren Technologie so weit fortgeschritten ist, dass sie für ihren Alltag auf Quanten zurückgreifen können, und deren Technologie dann doch gegen die Macht des Inquisitors verblasst.
Gute Charakterisierungen
Hier gelingt Markus Gersting eine Meisterleistung. Sein Inquisitor ist ein Wesen von – zunächst – mysteriöser Herkunft. Man erfährt nur, dass er im Grunde eine Mischung zweier Existenzen ist, die einst im Kampf gegeneinanderstanden, ehe sie anschließend miteinander verschmolzen. Er beschreibt ihn als absolut neutral. Er beobachtet erst und agiert dann. Ihm geht jegliche Arroganz ab, die man sonst von solchen höheren Wesenheiten erwarten würde und die ja gerne mal in einer berühmten Raketenheftserie verwendet wird.
Gleichzeitig beschreibt der Autor in Inquisition auch, wie sich die Menschheit nach der Rebellion weiterentwickelt hat. Es ist nicht alles gut, das wird klargemacht. Im Grunde herrscht eine absolute Monarchie, deren Königin, eine von Querlitzenfall, nur scheinbar freie Wahlen zulässt und sich mit diversen Tricks seit Jahren an der Macht hält.
Markus Gersting baut dabei langsam die Spannung auf. Bis zu dem Moment, wo der Prozess beginnt, beschreibt er die Gesellschaft nicht nur der Menschen, sondern auch der Hünen. Man lernt viele wichtige Charaktere kennen, die alle überwiegend gut charakterisiert werden.
Das passt nicht zusammen
Und dann, ungefähr zur Mitte von Inquisition lässt er eine kleine Bombe platzen, in der er enthüllt, dass ein Teil des Inquisitors jemand ist, den man als Leser des ersten Romans nur allzugut kennt. Man fühlt den Schmerz einer wichtigen handlungstragenden Figur, als sie erkennt, wer der Charakter ist und wie sehr er sich von allem menschlichen entfremdet hat. Für einen Moment hat man auch das Gefühl, dass der Autor mit dieser Enthüllung noch etwas anfangen will. Doch daraus wird leider nichts.
Stattdessen verlagert er den Fokus seiner Handlung in der zweiten Hälfte weg von dem Prozess, hin zu etwas völlig anderem. Auf einmal liest sich der Roman wie eine Kriminalgeschichte, nur eben im Umfeld des Epic-SciFi-Szenarios der Hydorgol-Reihe. Und der Inquisitor, der vorher so mächtig wirkte, erscheint jetzt wie gestutzt, wie auf Augenhöhe mit den normalen Charakteren.
Es wirkt fast so, als ob Markus Gersting hier in Inquisition zwei Bruchteile von unterschiedlichen Romanen genommen und dann notdürftig zusammengeklebt hat. Das Ergebnis kann nicht wirklich überzeugen, obwohl die Charakterisierungen in den jeweiligen Teilen absolut in Ordnung sind und er den eigentlichen Plot seines Romans dabei nicht vergisst. Aber es passt einfach nicht so recht zusammen.
Trotzdem ist dies eine Steigerung im Vergleich zum ersten Band. Und wenn der Autor das weiter beibehält, dann könnte die Qualität kommender Teile nur noch besser werden.
Autor: Markus Gersting
Titel: Hydorgol: Inquisition
Teil/Band der Reihe: Hydorgol 2
Verlag: Eigenverlag
Erschienen: 2015
Einband: eBook
Seiten: 276
Sonstige Informationen:
Produktseite
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Der Inquisitor
- Sehr gute Charakterisierungen
Negativ
- Krimihandlung in der zweiten Hälfte passt nicht so recht zur Handlung der ersten Hälfte
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