Ein schneller Sieg muss her.
Es verändert sich einiges
Die Republik Haven hat ein gewaltiges Problem: Seine Finanzen sind desaströs, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es seine gesamte Bevölkerung den Lebensunterhalt finanziert. Um sich zu sanieren, muss eine Lösung her. Und die könnte das Sternenkönigreich Manticore bieten, dass dank seiner räumlichen Nähe zu einem Wurmloch mit mehreren Zugängen sehr reich ist.
Doch das Königreich hat seit Jahren das Geschehen in Haven beobachtet, und deshalb im Laufe der Zeit eine schlagkräftige Weltraumnavy aufgebaut. Zu deren Personal auch eine gewisse Captain Honor Harrington gehört, die den Haveniten bereits das eine oder andere Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Ein schneller Sieg markiert eine Art Wendepunkt in der zum Erscheinungsdatum noch jungen Honor Harrington-Reihe. Am Ende verändern sich hier gleich mehrere Aspekte der Romanserie. Und das berühmte Sprichwort „Nichts wird mehr so sein, wie vorher“ erfüllt sich dementsprechend voll und ganz.
Zum ersten Mal lernt man mehr über die Gegenseite
Dabei markiert dieser Roman eine Art Novum. Denn zum ersten Mal beleuchtet David Weber auch ausführlich die gegnerische Partei. Die Republik Haven erhält in diesem Buch jede Menge Profil und man bekommt einen Einblick, wie sie politisch aufgebaut und was ihr Problem ist.
Zunächst einmal ist sie nur dem Anschein nach eine Republik. Die Macht befindet sich, soviel wird klar gemacht, in festen Händen und wird durch Erbschaft weitergegeben. Man erfährt zwar nicht, seit wann dies so ist. Aber es ist dennoch ein faszinierender Fakt, den der Autor in Ein schneller Sieg bietet.
Gleichzeitig beleuchtet er auch eine sich aufbauende Opposition unter der Führung von Rob S. Pierre. Gemeinsam mit Gleichgesinnten arbeitet er daran, die Regierung bei der passenden Gelegenheit zu stürzen. Die Gründe für sein Vorgehen erfährt man dabei auch: Unzufriedenheit mit einem immer unbeweglicheren Staat, der seinem Sohn, der in dessen Militär gedient hat, das Leben gekostet hat.
Persönliches Glück
Auf der anderen Seite wird natürlich auch Honor Harrington in Ein schneller Sieg nicht vergessen. Zum ersten Mal erlebt seine Hauptfigur dabei nicht nur berufliches Glück. Sie verliebt sich zum ersten Mal in jemanden, nämlich in Paul Tankersly, der ihre Zuneigung erwidert.
Es ist schön zu sehen, wie David Weber diese Beziehung behutsam über mehrere Seiten aufbaut. Man kann zwar von Anfang an ahnen, dass die beiden zueinander finden, doch der Autor entwickelt diese Liebesbeziehung nicht mit dem Holzhammer, sondern zeigt auch ihre positiven Auswirkungen auf seine Protagonistin.
Wobei er die militärische Seite des Geschehens natürlich nicht vergisst. Noch immer gilt, dass wenn er beschreibt, wie etwas militärisch oder technisch funktioniert, oder wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, man merkt, wie die Handlung auflebt. Nicht, dass die ansonsten einschläfernd ist, es sind aber wahrnehmbar die starken Seiten von Ein schneller Sieg.
Nicht sonderlich subtil
Gleichzeitig beweist David Weber bei der Wahl seiner Antagonisten, dass er kein Mensch fürs Subtile ist. Der Auftritt von Pavel Young unterstreicht das. Der große persönliche Gegenspieler von Honor Harrington erhält in diesem Roman viel Raum, damit er dargestellt werden kann. Und seine Charakterisierung gleicht leider den typischen Klischees, mit denen der Autor seine negativen Figuren gerne bedenkt. Er ist arrogant und würdigt diejenigen, die er nicht als gleichbedeutend ansieht – sprich als nicht von Hochadel – verbal ab. Wozu auch eine entsprechend vulgäre Sprache zählt, die einem, zusammen mit der zweidimensionalen Charakterisierung, schnell auf den Keks geht.
Den Mangel an Subtilität kennzeichnet auch die Namenswahl der Umstürzler in Haven. Rob S. Pierre ist eindeutig an Robespierre orientiert, dem Ungeheuer der französischen Revolution, der eine Schreckensherrschaft errichtete. Und Oscar Saint-Justs Nachname passt zu Louis Antoine de Saint-Just. Beide sind gute Freunde der neuen Machthaber, was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass ihr Vorhaben in eine Terrorherrschaft münden dürfte.
Dennoch macht Ein schneller Sieg Spaß beim Lesen.
Autor: David Weber
Titel: Honor Harrington 03: Ein schneller Sieg
Originaltitel: A Short Victorious War
Übersetzer: Dietmar Schmidt
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 10/1998
Einband: Taschenbuch
Seiten: 476
ISBN: 3-404-23205-4
Sonstige Informationen:
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