Honor Harrington muss Die Ehre der Königin auch außerhalb ihrer Heimat verteidigen.

Honor Harrington 02 Die Ehre der Königin
Cover © Bastei Lübbel

Merkwürdige Verbündete

Der Kalte Krieg zwischen dem Sternenkönigreich Manticore und der Volksrepublik Haven heizt sich immer weiter auf. Weshalb das Königreich auf der Suche nach Verbündeten ist. Der Planet Grayson könnte ein solcher Alliierter sein.

Es gibt allerdings ein Problem: Der Planet wurde einst von den sehr gläubigen Anhängern einer der vielen neuen Religionen der Post Diaspora – die Bezeichnung für den Start der Kolonisierungen außerirdischer Welten – gegründet, die sich nicht nur gegen eine unerwartet lebensfeindliche Welt wehren mussten, sondern auch gegen solche Leute, die im Glauben noch fantastischer waren als sie selbst, und wo Frauen keinerlei Rechte besitzen.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals Die Ehre der Königin das erste Mal gelesen hatte. Dieser Roman hat mich zu einem Fan der Reihe gemacht, wobei das Buch in meinen Augen seit jener Zeit nicht sonderlich gut gealtert ist.

Eindrücke können täuschen

David Weber versteht sich perfekt darauf, dem Leser wichtige Infos näher zu bringen. Er tut dies zwar mit einem enormen Info-Dump oder stellenweisen Monologen. Doch das Wissen, dass er dadurch rüberbringt, nimmt den Leser in seinen Bann. Vor allem, wenn man von der Historie der Welt Grayson erfährt.

Hier gelingt dem Autoren ein kleines Kunststück. Er schafft es, eine Welt darzustellen, die vordergründig alles andere als sympathisch ist. Vor allem das Befremden und die teilweise Arroganz, die die Graysoniten im Umgang mit den Frauen an den Tag legen, stößt einen beim Lesen von Die Ehre der Königin ab. Kein Wunder also, dass Honor Harrington nach ihren ersten Begegnungen unter dem Vorwand, den Erfolg der diplomatischen Mission nicht zu gefährden, erstmal weiterzieht.

Wobei sich dass insofern rächt, als die Haveniten einen Angriff auf das System der Graysoniten durchführen, bei dem unter anderem auch ihr Mentor ums Leben kommt – was dann zu einer Veränderung in der Handlung führt. Honor lernt die richtigen Leute kennen, verhindert ein Attentat auf die politische Führung des Planeten und sorgt so dafür, dass die Stimmung umschlägt. Denn dadurch wird die Charakterisierung der Graysoniten, die David Weber bis dahin schon andeutungsweise differenziert hat, auf ein Mal völlig anders.

Ein spannender Nahkampf

Gleichzeitig sind die Schilderungen, in denen Honor gemeinsam mit Nimitz die Attentäter ausschaltet, sehr gelungen geschildert. David Weber kann also nicht nur Schiffschlachten hochspannend darstellen, sondern auch solche von Mann zu Mann. Und es war diese Passage in Die Ehre der Königin, die damals dafür sorgte, dass ich so ein Fan der Reihe wurde.

Erstaunlicherweise verzichtet der Autor auch auf eine all zu platte Darstellung der havenitischen Gegenseite. Charaktere wie Alredo Yu oder Thomas Theisman sind zwar Gegenspieler, werden jedoch auf eine solche Art und Weise charakterisiert, dass es sympathische Figuren sind, deren Motive man nachvollziehen kann.

Was allerdings nicht heißt, dass es in Die Ehre der Königin keine Unsympathen gibt. Die existieren leider auch in diesem Roman zur Genüge. Und zwar nicht nur bei den Gegenspielern, sondern ebenso auf der manticorischen Seite.

Platte Charakterisierungen

Mit Reginald Houseman wird ein sogenannter Militärexperte eingeführt, bei dem David Weber von Anfang an klar macht, dass dieser ein Vollidiot ist. Und später stellt sich auch noch heraus, dass er ein Feigling ist. Sprich, seine Charakterisierung lässt an Plattheit nicht zu wünschen übrig.

Wobei auch die eigentlichen Gegenspieler von Die Ehre der Königin nervig sind. Die Masadaner sind Fanatiker, deren Vorfahren einst nach einem Bürgerkrieg auf Grayson auf eine andere Welt verfrachtet worden sind. Was hier nervt, ist, neben der leider schon fast obligatorischen Darstellung als komplett Verblendete, auch die Tatsache, dass sich David Weber ein Mal mehr des für ihn leider typischen Vokabulars von Personen bedient, die böse sind und auf andere herabsehen. Und das ist etwas, was einen auf Dauer eher abstößt als anzieht.

Was einen außerdem noch stört, ist, dass sich Dietmar Schmidt beim Übersetzen stellenweise sehr nahe am Original orientiert hat. Wenn er aus „Fire in the Hole“ ein „Feuer im Loch“ macht, ist das sehr irritierend und lässt einen drüber stolpern. Das hätte nicht sein müssen.

Dennoch ist Die Ehre der Königin immer noch ein unterhaltsamer Roman. Selbst jetzt, Jahre nachdem ich ihn das erste Mal gelesen habe.

Autor: David Weber
Titel: Honor Harrington 02: Die Ehre der Königin
Originaltitel: The Honor of the Queen
Übersetzer:  Dietmar Schmidt
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 04/1998
Einband: Taschenbuch
Seiten: 574
ISBN: 3-404-23199-6
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Warpskala

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6 10 0 1
6/10
Total Score

Positiv

  • Spannend geschriebener Nahkampf
  • Darstellung der Haveniten

Negativ

  • Reginald Houseman
  • Masader
  • Übersetzung von Dietmar Schmidt
Götz Piesbergen

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