Mit Auf verlorenem Posten fing die Honor Harrington-Reihe an.

Honor Harrington 01 Auf verlorenem Posten
Cover © Bastei Lübbe

Das erste Kommando, eine Katastrophe

Eine der faszinierendsten Spielarten der Science-Fiction ist die Military SciFi. Es handelt sich hierbei um Zukunftsgeschichten, in denen das Militär und deren Einsatz in Kämpfen deutlich im Vordergrund stehen. Einer der Meister dieses Genres ist der US-Autor David Weber, der unter anderem mit der Honor Harrington-Reihe bewies, wie gut er es beherrschte. Diese Serie, deren erster Band Auf verlorenem Posten ist, umfasst mittlerweile über 30 Romane inklusive Spinoffs.

David Weber wurde 1952 in Cleveland Ohio geboren. Er studierte am College Geschichte, wobei er in den Nebenfächern Politikwissenschaft, Englische Literatur, Englisch, Vergleichende Religionswissenschaft und Soziologie belegte. Auch Militärgeschichte interessierte ihn sehr. Er arbeitete eine Zeitlang als Designer für das Task-Force-Brettkriegsspiel Starfire. Das diente ihm am Ende als Grundlage für seine ersten Romane. Er ist mit Sharon Weber verheiratet, mit der er drei Kinder hat.

Honor Harrington ist frischgebackener Captain der Royal Manticore Navy. Und eigentlich sollte ihr erstes Kommando ein reibungsloses, ein problemfreies sein. Bis sie erfährt, dass sie die Fearless kommandiert, einem Schiff, das zum neusten Versuchsobjekt einer intellektuellen Ausrichtung innerhalb des Militärs geworden ist, laut dem neue Waffen das Kampfgeschehen entscheiden und nicht alte Strategien und Taktiken. Die Fearless erhält eine solch neue Waffe und geht bei den anschließenden Übungen mit Pauken und Trompeten unter, weshalb das Schiff und die Mannschaft schließlich zur Basilisk-Station verbannt wird.

Das ist quasi der Hinterhof des Königreichs, wo all jene landen, die man aus den Augen, aus dem Sinn haben möchte. Eigentlich ist dies ein wichtiger Posten, da in dem Sonnensystem einer der Zugangspunkte zum Wurmloch von Manticore liegt, ein strategischer wichtiger Punkt. Doch uneigentlich ist es seit Jahren ein Zankapfel der Politik und dementsprechend nur mangelhaft besetzt. Von Honor Harrington wird nur eins erwartet: dass sie scheitert. Der Captain sieht dass jedoch anders und setzt alle Hebel in Bewegung, um aus einer schlechten Situation wie ein Sieger hervorzugehen. Auch wenn sie keinerlei Unterstützung hat und ein Feind ihrer Heimat nur auf die Gunst der Stunde wartet, anzugreifen.

Unglaublich detailliert

Auf verlorenem Posten ist ein interessanter Roman. Im Prinzip schreibt David Weber eine Geschichte, die auf Grund der Schreibweise eigentlich nicht funktionieren kann. Der Autor liefert seitenlange Texte voll mit Infodumps, in denen er über die Historie oder technologischen Hintergründe seines Universums referiert. Auch lange Monologe gehören mit zum Repertoire, mit denen er das nötige Wissen rüberbringt.

Doch was bei vielen Schriftstellern dazu geführt hätte, dass man sich als Leser langweilt, funktioniert hier erstaunlich gut. Weil nämlich das, was David Weber reinschreibt, fasziniert. Es sind nötige Infos, mit denen er sein Universum ausbaut, es begreiflicher macht. Eine solche Liebe zum Detail, zur Beschreibung, wie schnell welche Raumschiffe beschleunigen können und wie beispielsweise die einzelnen Sternennationen ticken, kennt man hierzulande nur aus der Perry Rhodan-Serie, wobei diese ja in Teamarbeit entsteht.

Ein Universum fast ohne außerirdische Intelligenzen

Gleichzeitig entwickelt aber auch die Geschichte von Auf verlorenem Posten einen merklichen Sog. Dadurch, dass sie überwiegend aus der Perspektive von Honor Harrington geschrieben worden ist, erlebt man hautnahe ihre Gedanken und Gefühle mit. Man erlebt eine nach Zukunftsverhältnissen noch relativ junge Frau, die sich enormen Herausforderungen stellt und diese mit Mut und Intelligenz meistert.

Doch nicht nur den Titelcharakter lernt man kennen. David Weber macht sich die Mühe, wirklich jeder halbwegs wichtigen Figur in seinem Buch einen eigenen, distinktiven Charakter zu geben. Wodurch er oder sie unverwechselbar werden. Sei es Honors Erster Offizier Alistair McKeon, der seine Zeit braucht, bis er sie unterstützt. Oder Scotty Tremaine, einem noch jungen Offizier, der im Laufe der Mission wächst und sich den Respekt der einfachen Mannschaftsmitglieder erarbeitet. Oder eben auch Nimitz, die Baumkatze der Titelfigur.

Es ist interessant, dass David Weber in Auf verlorenem Posten auf einige Scifi-Sujets verzichtet. Das Universum, das er hier schildert, hat zwar außerirdisches Leben, doch ist seine Galaxie nicht wie von Star Trek oder Star Wars her gewohnt mit Aliens bevölkert. Abgesehen von Baumkatzen beschreibt er nur eine andere intelligente nichtirdische Lebensform. Ansonsten bevölkern nur Menschen seine Romangalaxie.

Böse, wer vulgär spricht

Richtig gut ist das Buch vor allem dann, wenn es knallt. Wenn es zu Gefechten Schiff gegen Schiff kommt. In diesen Momenten schafft es der Autor, dass man es vor Spannung kaum aushalten kann. Schon fast genüsslich schildert er die Auseinandersetzungen in allen Details, inklusive Einblicken, was in den Köpfen der Menschen vor sich geht, die hier gegeneinander kämpfen. Diese unglaublich gelungene und spannende Beschreibung der Kämpfe sucht ihresgleichen!

Auch die Gegenseite wird in Auf verlorenem Posten beleuchtet. Die besteht vor allem aus der Republik Haven, die David Weber ebenfalls ausgiebig charakterisiert und darstellt. Er schildert sie als einen Staat, der von innen heraus verfault ist und der sich nur dank immer neuer Eroberungen über Wasser halten kann. Parallelen zum historischen Frankreich vor der Französischen Revolution sind sicherlich beabsichtigt, wenn man bestimmte Namensgebungen sieht. Sonderlich subtil geht der Autor dabei nicht vor.

Was ebenfalls für die Charakterisierung der Antagonisten gilt. Diejenigen, die wirklich nichts Gutes vorhaben, lässt der Autor in keinem guten Licht erscheinen. Sie verwenden oft Vulgärsprache und äußern sich auch sonst oft unflätig. Wenn man bedenkt, wie exzellent die Darstellung der Protagonisten ist, ist man daher von dieser simplen Charakterzeichnung der Gegenspieler enttäuscht.

Trotzdem ist Auf verlorenem Posten ein großartiger Auftakt zur Honor Harrington-Reihe.

 

Autor: David Weber
Titel: Honor Harrington 01: Auf verlorenem Posten
Originaltitel: On Basilisk Station
Übersetzer:  Dietmar Schmidt
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 09/1997
Einband: Taschenbuch
Seiten: 510
ISBN: 3-404-23194-5
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Positiv

  • Exzellente Schilderung der Technologie und Geschichte des Universums
  • Sehr gute Charakterisierungen

Negativ

  • Schurken sind eindeutig durch die Sprache zu identifizieren
Götz Piesbergen
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