Der Anschlag erschüttert eine Galaxie in Frieden.

Eine wohlverdiente Pause

Es sind mehrere Jahre vergangen, seitdem eine Allianz aus verschiedenen Spezies nicht nur die Tyrannei auf der Erde beenden, sondern auch die Ash’Gul’Kon besiegen konnte. Es herrscht Frieden in der Milchstraße, auch wenn noch diverse Problemzonen vorhanden sind.

Doch dann verschwindet eine alte Freundin von Jayden Cross. Und als er und seine Besatzung der HYPERION sich auf die Suche machen, stoßen sie auf eine riesige Verschwörung. Eine, die alles bedroht, was er und die anderen mühsam aufgebaut haben.

Dreifacher Umfang = Dreifacher Spaß

Drei Jahre sind vergangen, seitdem Andreas Suchanek mit Das letzte Fragment seine Heliosphere 2265-Reihe beendete. 56 Romane (wenn man die Spin-Off-Reihe Das Mars-Projekt mitrechnet) hatte der Autor in 6 Jahren geschrieben und dabei einen Zyklus verfasst, der eine wahre Achterbahnfahrt für den Leser darstellte. Nach dem Ende der letzten Ausgabe brauchte er eine Pause und wandte sich anderen Projekten zu.

Doch die Welt von Jayden Cross und Co ließ ihn nie ganz los. Weshalb er mit Heliosphere 2278: Der Anschlag den ersten Roman eines neuen Zyklus geschrieben und herausgebracht hat. Der soll allerdings nur drei Ausgaben umfassen und danach wird erstmal weitergeguckt.

Sollte jetzt jemand befürchten, dass es für Andreas Suchanek unmöglich ist, innerhalb von drei Romanen eine halbwegs spannende Erzählung zu gestalten, der macht vermutlich einen gewaltigen Denkfehler. Er geht dabei sicherlich mental von dem Umfang der früheren Ausgaben aus. Doch bereits der erste Teil hat mit 289 Seiten die nahezu dreifache Länge eines Standard-Heliosphere 2265-Romans.

Und eines wird beim Lesen von Der Anschlag klar: Noch immer schafft es der Autor, den Leser in den Bann der Geschichte zu ziehen. Er nutzt den erweiterten Umfang, um einen in aller Ruhe in die Veränderungen der neuen Romanreihe einzuführen. Und davon gibt es einige.

Eine (zu) schöne Utopie

Zunächst wirkt es so, als ob die Menschheit und ihre Alliierten in einer Art Utopie leben. Dank des technologischen Fortschritts lassen sich beispielsweise Bewusstseine digital hochladen und speichern. Sollte also jemand sterben, lässt sich bei dem entsprechenden Timing der endgültige Tod verhindern, da das Ich der betroffenen Person solange gespeichert bleibt, bis ein neuer Körper geklont worden ist.

Gleichzeitig sorgt Andreas Suchanek in Der Anschlag dafür, dass die Utopie Kratzer kriegt. Das Militär ist geschwächt und in Zeiten des Friedens längst nicht mehr so bedeutsam, wie es einst war. Und auf Grund der raschen Befreiung der Erde gibt es zahlreiche andere Sonnensysteme, die selbst nie richtig befreit worden sind und deshalb den Angriffen der imperialen Kräfte schutzlos ausgeliefert waren. Wodurch in jenen Bereichen der Milchstraße mittlerweile so etwas wie Anarchie herrscht.

Gleichzeitig erhält man auch einen Eindruck davon, wie es den Protagonisten der Heliosphere 2265-Reihe geht. Und vor allem Jayden Cross und Kirby Belfair sind gemeinsam glücklich und haben eine Tochter. Wer sich an dieser Stelle jetzt fragt, was mit dem anderen Kind ist, das die DNA von Jayden Cross und Sarah McCall hat, los ist: Da baut Andreas Suchanek später im Roman eine entsprechende Enthüllung ein, die auf eine vielversprechende Handlung hindeutet, die irgendwann später relevant werden wird.

Es wird mysteriös

Wem das Ausgangsszenario in Der Anschlag zu langweilig ist, den hat Andreas Suchanek natürlich nicht vergessen. Denn schnell baut er die Gegenspieler auf, die alle eins gemein haben: Sie sind mysteriös.

Anscheinend hat man es hier mit zwei Feinden zu tun. Einmal welchen, die von Kolonien stammen, die unter dem Chaos des Zusammenbruchs des Imperiums gelitten haben. Das Besondere an denen ist, dass ihre Technologie höherentwickelt ist als die der Allianz. Und das andere sind die eigentlichen Gegenspieler.

Bei denen ist das Besondere, dass sie gefährlicher sind als die Ash’Gul’Kon und dabei gefühlsärmer dargestellt werden. Sie haben nicht den brennenden Hass jener Spinnenskorpione. Aber sie sind nicht zu unterschätzen, da sie Biokonstrukte in die Allianz eingeschleust haben, die sich nicht von den realen Menschen, deren Existenz sie übernommen haben, unterscheiden lassen. Bis zu dem Moment jedenfalls, wo sie hochgehen und für massive Zerstörung sorgen. Es gibt auch noch zahlreiche andere Waffen in ihrem Arsenal, die klar machen, dass sie in Der Anschlag eine enorme Bedrohung darstellen.

Vorteile ohne Wert

In jedem Fall sorgt der Autor dafür, dass alle Vorteile, die die Helden meinen zu haben, nichts wert sind. Ein wenig fühlt man sich an früher erinnert, wo vermeintliche technologische Vorteile der Protagonisten eine eher geringe Gültigkeitsdauer hatten. Zu sehen, dass Andreas Suchanek so etwas hier ebenfalls verwendet, sorgt für einen gewissen Unmut beim Leser, auch wenn der Schriftsteller dies in diesem Fall geschickt einbaut.

Klar ist nach dem Lesen von Der Anschlag, dass die Heldenseite mal wieder im Hintertreffen sind und die Chancen einmal mehr gegen sie sprechen. Das gehört zu den definierenden Merkmalen dieser Art von SciFi-Literatur, die die Heliosphere-Serie darstellt. Und auch, wenn man sich wünschen würde, dass Andreas Suchanek auf eine Verwendung verzichtet hätte, so muss man ihm zu Gute halten, dass er es versteht, es packend einzubauen und zu inszenieren.

Wenn man der Geschichte etwas vorwerfen muss, dann, dass sie nicht Neueinsteiger-freundlich ist. Leser der Heliosphere 2265-Reihe dürften mit den Figuren und Anspielungen auf frühere Ereignisse sicherlich etwas anzufangen wissen. Aber es gibt garantiert auch solche, die die ersten Romane nicht gelesen haben und deshalb von vielen Anspielungen erstmal überfordert sind. Das hätte Andreas Suchanek besser lösen können.

Jedoch ist dies eher so etwas wie Meckern auf hohem Niveau. Denn unterm Strich macht Der Anschlag Spaß zu lesen.

Heliosphere 2278 01 Der Anschlag
Cover © Greenlight Press

Autor: Andreas Suchanek
Titel: Heliosphere 2278 01: Der Anschlag
Teil/Band der Reihe: Heliosphere 2278 01
Verlag: Greenlight Press
Erschienen: 05/2022
Einband: eBook
Seiten: 289
ISBN: 978-3-95834-463-1
Sonstige Informationen:
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Positiv

  • Eine neue Zukunft
  • Mysteriöse Feinde

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  • Nicht sehr neueinsteigerfreundlich
Götz Piesbergen

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