Mit Kontakt fängt die Halo-Serie an.

Ein Videospiel wird adaptiert

Mit The Last of Us lief erst vor Kurzem eine Serie, die auf eine gelungene Art ein bekanntes Videospiel adaptierte. Die Reihe hat viel Hype generiert und Aufmerksamkeit erregt. So viel, dass man beinahe vergessen hat, dass ein paar Monate vorher eine andere Fernsehreihe basierend auf einem Videospielfranchise versuchte, neugierig zu machen. Die Rede ist von Halo.

Das ist der Name einer Videospielreihe, die bereits seit 2001 existiert. Und sie ist exklusiver Besitz von Microsoft, einem der Konkurrenten von Sony. Im Konsolenbereich ist die Videospielserie Synonym für überwiegend großartige Shooter, um die sich im Laufe der Jahre dank der diversen Teile und Tie-In-Medien wie Bücher und Comics ein ganzes, interessantes Universum aufbaute.

Zentraler Bestandteil der Serie ist dabei der Master Chief, ein Elitesoldat, der dank zahlreicher Modifikationen eine nahezu unaufhaltsame Killermaschine ist. Zum Glück auf der Seite der Menschheit. Das Besondere an ihm ist, dass man in den Spielen nie sein Gesicht sieht. Es wurde nur ab und an angedeutet, wie es unter dem Helm aussieht.

Ein langer Weg zum Stapellauf

Kontakt ist die Auftaktfolge der Serienadaption. Doch ehe es so weit war, dauerte es mehrere Jahre. Denn die Reihe war in einer Development hell gefangen, wo es viele Versuche brauchte, um sie endlich an Start zu bringen. Ursprünglich sollte die Serie bereits 2015 ausgestrahlt werden, doch daraus wurde nichts. Dann sollte es 2019 soweit sein und schließlich 2020 werden. Ehe sie am Ende ihr Debüt 2022 gab, mit Otto Bathurst als Regisseur und Executive Producer, der diese Funktionen von seinem Vorgänger Rupert Wyatt übernahm, der sie auf Grund von Schedulekonflikten niederlegen musste.

Und ursprünglich sollte die Halo-Reihe mit insgesamt zehn Folgen auf dem Showtime-Sender herauskommen. Doch nach einer Reduzierung der Episodenanzahl auf neun wurde Paramount+ zur neuen Heimat der Serie. Außerdem gab die Executive Producer Kiki Wolfkill bekannt, dass die Reihe in ihrer eigenen Zeitlinie existieren würde und nicht in der aus den Videospielen und anderen Tie-In-Medien bei den Fans bekannten.

Einer wird immer enttäuscht sein

Auf dem Planeten Madrigal existiert ein Außenposten von Aufständischen. Eines Tages entdeckt eine Gruppe Jugendlicher unter der Führung des Mädchens Kwan Ha (Yerin Ha) eine Höhle, in der Außerirdische aktiv sind. Diese massakrieren daraufhin die gesamte Bevölkerung der Kolonie.

Rettung in letzter Not kommt durch die Spartans, Elitesoldaten der UNSC, jener politischen Institution, vor der die Rebellen ursprünglich geflohen sind. Die können die angreifenden Aliens allesamt töten, allerdings nicht verhindern, dass bis auf Kwan Ha alle getötet werden. Und als dann der Anführer der Rettungstruppe, der Master Chief (Pablo Schreiber), in der Höhle ein mysteriöses Artefakt entdeckt und berührt, löst er damit eine Kette von Ereignissen aus, die ihm jede Menge Ärger bereiten.

Kontakt hatte eine schwere Aufgabe vor sich. Einerseits musste die Folge den Erwartungen der Kenner der Vorlage entsprechen. Andererseits musste sie aber auch Neuzuschauer abholen. Ein ziemlich diffiziler Spagat, den die Episode nicht ganz geschafft hat. Denn am Ende musste eine Seite schon fast zwangsläufig enttäuscht sein.

Was für die Folge – und auch für die Serie – spricht, ist das Produktionsdesign. Es ist sehr nahe an der Vorlage. Alles vom bloßen Aussehen der Aliens, der Waffen und der Technologie bis hin zu den Sounds stimmt mit dem überein, wie man es aus den Videospielen kennt. Zum Beispiel, wenn der obligatorische Warnsound zu hören ist, dass Energieschild gerade nicht funktioniert, gefolgt von dem beruhigenden Ton, wenn es sich wieder aufbaut. Hier merkt man die Liebe zum Detail der Vorlage.

Guter Kampf

Auch die Kampfszenen sind in Kontakt exzellent. Der Unterschied zwischen Zivilisten und Spartas wird eindrücklich und explizit dargestellt. Die entsprechende detaillierte Gewaltdarstellung hat keinen Selbstzweck, sondern verdeutlicht, wie hilflos die normalen Leute der Übermacht der außerirdischen Allianz ausgeliefert sind, derweil die Elitesoldaten des UNSC diese Feinde mit relativ geringer Anstrengung besiegen können.

Doch nach einem exzellenten Auftakt fällt die Handlung gefühlt komplett auseinander. Es gibt gleich mehrere fragwürdige Entscheidungen, bei denen man das Gefühl hat, dass hier versucht wird, künstlich einen Konflikt nicht nur gegen die Allianz aufzubauen, sondern ebenso innerhalb der UNSC.

So erfährt man in Kontakt beispielsweise, dass das Spartaner-Programm innerhalb des Militärs noch längst nicht so gefestigt ist, wie man meinen würde. Stattdessen gibt es wiederholt Versuche, es einzustellen, weil sein Nutzen anscheinend nicht den Kosten entspricht. Und das, obwohl zuvor bewiesen wurde, dass diese Elitesoldaten sich als äußerst nützlich erweisen.

Alles forciert

Auch die Tatsache, dass das Militär einfach so beschließt, Kwan Ha umzubringen, weil sie ein Teil der Aufständischen ist, bzw. war, wirkt forciert. Hier wurde extrem in die Klischeekiste gegriffen und so eine Institution dargestellt, die diejenigen tötet, die ihr nicht in den Kram passen. Das wird zwar durch die kalte Art, wie Shabana Azami Admiral Margaret Parangosky darstellt, sehr gut rübergebracht. Sie ist nur daran interessiert, dass die Dinge laufen. Und alles, was dem nicht entspricht, wird ausgeschaltet, egal wie. Aber das ändert nichts daran, dass dieser Plot forciert wirkt, damit am Ende der Master Chief sich verändert und mit dem Mädchen flieht.

Auch die zahlreichen zwischenmenschlichen Konflikte in Kontakt wirken aufgesetzt und forciert. Das Kwan Ha dem UNSC Militär nicht vertraut – geschenkt. Aber es wirkt einfach lächerlich, wie sie den Master Chef bedroht. Oder wie Miranda Keyes nicht gut auf ihre Mutter zu sprechen ist. Oder wie die Wissenschaftlerin und Hauptverantwortliche fürs Spartan-Programm, Dr. Catherine Elizabeth Halsley, ständig die Versuche von Admiral Parangosky, sie und ihr Programm kaltzustellen, unterläuft.

Es mag sein, dass hier vieles für die kommenden Folgen aufgebaut wird. Und wer die Halo-Spielereihe kennt, der weiß, dass in der Auftaktfolge noch viele essentielle Bestandteile fehlen, wie beispielsweise die KI Cortana, ohne die der Master Chief nicht zu denken ist. Aber die Auftaktepisode lässt einen nicht unbedingt darauf hoffen, dass die Dinge besser werden. Hier ist noch vieles im Argen oder wirkt nicht überzeugend. Und das ist schade.

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Warpskala

Warpskala
5 10 0 1
5/10
Total Score

Positiv

  • Designtechnisch nahe an der Vorlage
  • Sehr gute Kampfszenen

Negativ

  • Viele forcierte Konflikte
  • Unlogische Charakterentscheidungen
Götz Piesbergen
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