In Godzilla vs. Kong treffen zwei Titanen aufeinander.

Die Saat geht auf

King Kong und Godzilla sind die beiden Eckpfeiler des Kaiju-Genres, wobei sie unterschiedlicher nicht sein könnten. King Kong ist eine amerikanische Schöpfung, die in den 1930er Jahren entstand und im Laufe der Zeit von verschiedensten Studios produziert wurde. Godzilla hingegen wurde in den 1950er Jahren in Japan kreiert und der Großteil seiner Abenteuer wurde von Toho Studios erschaffen. Dass es dabei zu einem Aufeinandertreffen der beiden Titanen kam, war daher nicht selbstverständlich. Doch Die Rückkehr des King Kong aus dem Jahr 1962 ließ sie einander begegnen.

Es lag nicht am mangelnden Willen der Filmemacher, dass danach keine Fortsetzung kam. Toho selbst überlegte im Laufe der Jahre immer mal wieder, ein erneutes Aufeinandertreffen zwischen der Riesenechse und dem übergroßen Gorilla zu kreieren. Doch aus diversen Gründen wurde daraus nichts. Bis dann Legendary Studios für Amerika die Filmrechte an Godzilla erhielt und kurz darauf ebenfalls die für King Kong. Bereits damals besagte die Gerüchteküche, dass die beiden Monstren schon bald in einem Filmabenteuer kollidieren würden.

Und in der Tat verkündete das Filmstudio den Clash der Titanen im Jahr 2015, damals noch mit einem 2020-Release. Mit Kong: Skull Island wurde dabei die erste Saat gelegt, die dann der Godzilla vs. Kong genannte Film wieder aufgreifen sollte. Bereits zu jenem Zeitpunkt stand fest, dass das Aufeinandertreffen der beiden Teil eines einzigen Filmuniversums sein sollte, dem sogenannten Monsterverse.

Reichlich Kaiju-Erfahrung vorhanden

Im Jahr 2017 wurde Adam Wingard als Regisseur angeheuert. Peter Jackson selbst hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ihn als Filmemacher des Sequels zu seinem 2005er King Kong-Film anzustellen, doch jener Kinofilm wurde am Ende nicht produziert. Adam Wingard bereitete sich akribisch vor, indem er sich jeden Godzilla– und King Kong-Film ansah und sich seine Notizen machte. Außerdem bestätigte er, dass sein Leinwandabenteuer in der Jetztzeit stattfinden würde, sich auf Godzilla: King of the Monsters beziehen würde und einen älteren King Kong featuren würde.

Bis Godzilla vs. Kong ein Skript hatte, sollte es allerdings noch etwas dauern. Zunächst stellte Legendary Studios einen Writers Room zusammen, um die Geschichte für den Kinofilm zu entwickeln. Teamleader wurde Terry Rossio, der ein frühes, nicht produziertes Skript zu dem 1998er Godzilla-Film mitschrieb. Weiterer Teammitglieder waren unter anderem Cat Vasko und J. Michael Straczynski.

Rossio war voll des Lobes über seine Erfahrungen im Writers Room. Er selbst verfasste ein detailliertes Treatment, welches von Legendary grünes Licht erhielt. Die erste Überarbeitung machten Michael Dougherty, Regisseur von Godzilla: King of the Monsters, und Zach Shields, die das Skript zu diesem Film gemeinsam mit dem Filmemacher verfasst hatte. Eric Pearson und Max Borenstein halfen schließlich dabei, das Drehbuch etwas stromlinienförmiger zu machen, und sorgten so dafür, dass gewisse Konzepte es nicht ins finale Skript schafften. So verhinderten sie eine Szene, in der Trunkenbolde mit Schrotflinten versuchten, ein wollenes mammutähnliches Ding zu töten und von diesem zu Tode zerquetscht wurden. Adam Wingard war sehr in die Erschaffung der Hohlerde-Story involviert. Und in der Postproduktion wurde die Story des Films nochmal gründlich verändert, wodurch beispielsweise eine Figur komplett entfernt wurde.

Einen Clash of Titans verhindern

Beim Cast kehrten Millie Bobby Brown und Kyle Chandler in ihre Rollen von Godzilla: King of the Monsters zurück. Auch Zhang Ziyi sollte ursprünglich ihre Figur aus jenem Film in Godzilla vs. Kong aufnehmen, doch wurden ihre Szenen im finalen Cut des Films nicht übernommen.

Als Monarchwissenschaftler Dr. Nathan Lind und somit auch männlicher Hauptdarsteller wurde der Schwede Alexander Skarsgård gecastet. Rebecca Hall erhielt den Zuschlag für Anthropologische Linguistin und Adoptivmutter von Jia, Dr. Ilene Andrews. Für sie war dies die erste Rolle nach ihrer Schwangerschaft. Brian Tyree Henry wurde zu dem Apex Cybernetics Techniker, Verschwörungstheoretiker und Whistleblower Bernie Hayes.

Der Japaner Shun Oguri erhielt den Zuschlag für die Rolle von Ren Serizawa, dem Sohn des verstorbenen Monarchwissenschaftlers Ishirō Serizawa. Dabei wurde die Figur bewusst als ein Mysterium angelegt. Die Mexikanerin Eiza González konnte man als Maia Simmons bewundern, derweil der Neuseeländer Julian Dennison zu Madison Russels unfreiwilligen Helfer Josh Valentine wurde. Lance Reddick hätte man als Monarchdirektor Guillerman sehen können, doch seine Auftritte wurden auf zwei kurze Szenen zusammengestrichen. Demián Bichir wurde der primäre menschliche Antagonist des Films, Walter Simmons, derweil Kaylee Hottle zu Jia wurde, einem jungen Mädchen mit einer besonderen Verbindung zu King Kong.

Begegnung unerwünscht

Fünf Jahre sind vergangen, seitdem Godzilla in einem epischen Kampf King Gidorah besiegt und vernichtet hat. In dieser Zeit wurde die Riesenechse als ein Verteidiger der Menschheit angesehen, bis er eines Tages aus unerfindlichen Gründen Pensacola attackiert, woraufhin die Stimmung umschlägt. Nur Madison und der Verschwörungstheoretiker Bernie Hayes ahnen, dass da etwas nicht stimmt.

Zeitgleich befindet sich King Kong in einer Anlage von Monarch auf Skull Island. Die Insel ist inzwischen komplett von dem Sturm übernommen worden, der sie einst schützte. Und um zu verhindern, dass der Riesenaffe und die Riesenechse aufeinandertreffen, will die Organisation ihn zu einem Ort bringen, wohin Godzilla garantiert nicht kommt: die Hohlerde. Doch der Weg dahin ist lang und der aktuelle König der Monster hat ohnehin die Neigung dazu, an den unmöglichsten Stellen zum unpassendsten Zeitpunkt aufzutauchen.

Wie soll man einen epischen Kampf toppen?

Eins vorab: Mein Kollege Sebastian Bach hat seine Meinung zu Godzilla vs. King bereits damals in einer Kolumne niedergeschrieben. Ich verlinke sie hier, möchte allerdings auch betonen, dass der Artikel mich in meiner Kritik nicht beeinflusst hat.

Executive Producer Jay Ashenfelter hatte damals in der Vorproduktionsphase schon so eine Ahnung. Er meinte, dass das Projekt herausfordernd sei, da es eben ein Sequel zu Godzilla: King of the Monsters sei. Denn es stelle sich die Frage, wie das riesige Monsterballett von damals noch getoppt werden könne. Eine Antwort liefert jetzt dieser Film. Und um eins vorwegzunehmen: Er hat seine Stärken und Schwächen.

Wenn die Lore weiter ausgebaut wird

Eigentlich ist Godzilla vs. King Kong auch kein Godzilla-Kinofilm, sondern eher ein King Kong-Sequel. Der bekannte Riesenaffe wird eindrucksvoll in Szene gesetzt. Man sieht ihn, wie er schläft, wie er erschöpft ist, aber ebenso, wie er im Kampf intelligent vorgeht, um die Person zu retten, die ihm nahesteht. Dass er dabei mehr oder weniger bewusst Leben opfert, nimmt man hin.

Die Intelligenz des übergroß gewordenen Gorillas wird auch dabei hervorgehoben, als sich zeigt, dass er die Zeichensprache von dem taubstummen Mädchen Jia nicht nur versteht, sondern ebenso beherrscht. Was meiner Meinung nach einer der besten Momente des Films ist.

Godzilla vs. King Kong nimmt dabei die Lore-Elemente der früheren Filme und baut sie massiv aus. So wird ein für alle Mal festgelegt, dass es schon früher Kollisionen zwischen den Vorfahren der beiden Titanen gab und dass im Grunde am Ende nur einer der absolute Herrscher sein kann. Was eine logische Erklärung dafür ist, wieso Godzilla so hinter King Kong her ist: Er möchte die Sache ein für alle Mal klären.

Interessanterweise gibt es sogar einen klaren Sieger der Auseinandersetzungen. Drei Mal treffen die Ungeheuer aufeinander und zwei Mal verliert eine der Kreaturen eindeutig. Das dritte Mal läuft anders ab, weil dann ein weiteres Riesenwesen mitmischt, nämlich ein Mechagodzilla mit einem coolen neuen und anderen Design, als noch in den Toho-Filmen der Fall war.

Es macht mächtig RUMMS und alle freuen sich

Diese Aufeinandertreffen sind dann auch jeweils die Highlights von Godzilla vs. King Kong. Weil es hier jedes Mal kräftig zur Sache geht. Die Actionsequenzen brauchen sich dabei vor denen aus Godzilla: King of the Monsters nicht zu verstecken. Sei es das Duell auf hoher See oder als King Kong auf der Hohlerde selbst erstmal einigen aggressiven Kreaturen klarmacht, wer hier jetzt das Sagen hat: Wenn die Titanen sich prügeln, freut sich der Zuschauer.

Stichwort „Hohlerde“. Das ist ein weiteres Loreelement, das der Film massiv ausbaut. Vor allem als klar wird, dass Kongs Vorfahren hier ebenfalls wohnten und etwas für ihn hinterlassen hatten. Diese Welt innerhalb der Erde wird dabei interessant und abwechslungsreich dargestellt, mit Naturgesetzen, die im wahrsten Sinne des Wortes denen der Oberwelt entgegengesetzt sind.

Schade ist allerdings, dass Godzilla selbst in Godzilla vs. King Kong zu einer Art Randfigur verkommt. Er wird zwar immer noch als Badass charakterisiert und man hat noch immer den Eindruck, dass er ständig miesgelaunt ist. Aber man hätte sich mehr Szenen mit ihm gewünscht, da er anders als King Kong selbst keine so massive Weiterentwicklung durchmacht.

Der menschliche Faktor enttäuscht

Das ist auch insofern schade, als dass diese Lücke, die durch seine Abwesenheit entsteht, anders als in vielen früheren seiner Kinoabenteuer dieses Mal nicht so sehr durch die menschlichen Protagonisten gefüllt werden kann. Oder um es schärfer zu formulieren: Jede Figur, die in diesem Film der Spezies Homo Sapiens angehört und mehr als zwei Zeilen Dialog zu sprechen hat, hat die charakterliche Tiefe einer Pfütze.

Das große Problem der humanoiden Figuren in Godzilla vs. King Kong ist, dass sie sich kaum weiterentwickeln. Dr. Ilene Andrews bleibt immer die fürsorgliche Mutter, sei es für ihre Adoptivtochter Jia oder King Kong. Dr. Nathan Lind ist der Monarchchefwissenschaftler, der seinen Bruder bei einem Unfall in der Hohlerde verloren hat und sich ansonsten bemüht, jeden am Leben zu halten. Es gibt einen klaren Anfangsstatus, den man bei ihrem ersten Auftritt kennenlernt. Und weiter als das gibt es keine großartige Weiterentwicklung.

Das merkt man auch bei Madison Russell. Sie war in Godzilla: King of the Monsters ein Lichtblick. Hier verkommt sie zu einer beliebigen Figur, die in ihrem Bemühen, die Unschuld von Godzilla zu beweisen, jegliche Vernunft über Bord wirft. Wo sie in ihrem ersten Auftritt noch eine gewisse Intelligenz bewies, fehlt davon dieses Mal jede Spur. Sie agiert, ohne nachzudenken oder einen Plan zu haben.

Auch die menschlichen Antagonisten enttäuschen in dem Film. Zwar ist das Konzept hinter Apex Cybernetics interessant und ihr Vorgehen wunderbar skrupellos. Doch am Ende wird in Godzilla vs. Kong daraus ebenso wenig gemacht, wie aus ihrem durchaus charismatischen Vorgesetzten Walter Simmons. Der ist vorhanden und zeigt am Ende zwar seine Schurkenhaftigkeit. Aber da wäre mehr drin gewesen.

Es gibt in dem Film jede Menge Handlungspotential, welches nicht wahrgenommen wird. Die Beziehung zwischen Walter und seiner Tochter Maia hätte mehr ausgebaut werden können, anstatt dies in den Ansätzen und ein paar hingeworfenen Zeilen zu belassen. Auch Ren Serizawa hätte mehr Ausbaupotential gehabt, wenn man mehr über ihn erfahren hätte. So bleibt er ein unbeschriebenes Blatt, dessen finales Schicksal einen kaltlässt. Und die Beziehung zwischen Madison und ihrem Vater wirkt in dem Kinofilm wie ein Nebengedanke, der nur dann zur Sprache kommt, wenn es gerade opportun ist. Vor allem im Vergleich zur Darstellung in Godzilla: King of the Monsters wirkt dies sehr unzufriedenstellend.

Plotholes, die einem auffallen

Leider hat Godzilla vs. King Kong auch noch diverse Plotholes und Ungereimtheiten. So kriegt man nicht mit, wie es Monarch gelungen ist, Kong zu sedieren und auf die Schiffe zu bugsieren. Oder woher Madison von den Schädelkriechern weiß, obwohl sie ihnen noch nie zuvor begegnet ist. Oder wieso Godzillas Feueratem auf ein Mal so stark ist, dass er damit innerhalb kürzester Zeit einen Weg in die Hohlerde schmelzen kann.

Klar, charakterliche und inhaltliche Schwächen kann man in solchen Filmen akzeptieren, solange die Action stimmt. Doch hier reichen selbst die gelungenen Kampfszenen nicht aus, um die Mängel komplett zu übertünchen. Unterm Strich ist dies ein eher unterdurchschnittlicher Godzilla- und King Kong-Film. Da wäre mehr drin gewesen.

 

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Götz Piesbergen
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