Wenn in Tokyo SOS ausgegeben wird, ist Godzilla sicherlich nicht weit entfernt.
Die Regeln gebrochen
Godzilla: Tokyo SOS war ein Film, der gleich mehrere Regeln der Millenium-Ära brach, in der er herauskam. Er war ein Sequel und zwar nicht nur zum allerersten Godzilla-Film, sondern auch zu Mothra bedroht die Welt (1961). Und dem Actionspektakel aus dem letzten Jahr Godzilla against Mechagodzilla.
Regie sollte wie beim letzten Mal erneut Masaaki Tezuka führen, der dieses Mal noch stärker in die Produktion involviert sein sollte als vorher, denn Toho ließ vorab vier Story-Outlines anfertigen, aus denen der Regisseur auswählen konnte. Doch keiner von diesen stellte ihn wirklich zufrieden, weshalb er schließlich einen eigenen Entwurf anfertigte und einreichte. Der wurde dann auch akzeptiert und von Masahiro Yokotani in ein Drehbuch umgewandelt. Letzterer hatte bereits das Skript zu Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack verfasst, besaß also Kaijuerfahrung.
Ansonsten verlief die Produktionsphase reibungslos. Dabei wurde in Godzilla: Tokyo SOS wie üblich nahezu der gesamte Cast ausgetauscht. Nur Yumiko Shaku als JXSDF First Lt. Akane Yashiro und Akira Nakao als Prime Minister Hayato Igarashi nahmen ihre alten Rollen wieder wahr. Der Hauptcharakter des vorherigen Films tauchte allerdings nur in einer Handvoll Szenen auf und überlließ ansonsten das Rampenlicht den neuen Figuren.
Neue Gesichter braucht ein Godzilla-Film
Von denen es natürlich einige gab. Noboru Kaneko übernahm die Rolle des Chefwissenschaftlers Yoshito Chujo, die Hauptrolle in diesem Film. Kaijui-Veteran Hiroshi Koizumi wurde zu seinem Onkel Dr. Shinichi Chujo, eine Rolle, die er bereits im allerersten Mothra-Film innehatte. Kenta Suga hingegen übernahm die Figur Shun Chujo, dem minderjährigen Enkel. Miho Yoshioka wurde zu JXSDF Lt. Azusa Kisaragi, die an Yoshito Chujo mehr als berufliches Interesse zeigte. Mitsuki Koga wurde Kiryu Operator Kyosuke Akiba, der mit allen aneckte und sehr von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt war. Masami Nagasawa und Chihiro Otsuka schlüpften in die Rollen der Shobijin, den Priesterinnen und Botinnen der Mothra.
Ein Jahr ist vergangen, seitdem Kiryu – wie Mechagodzilla im Film wiederholt genannt wird – Godzilla besiegen konnte. Allerdings zog er bei dieser Auseinandersetzung schwerste Schäden davon und wird immer noch repariert. Derweil kommt es zu einem Wachwechsel. Akane Yashiro soll für ein Jahr in die USA, während Kyosuke Akiba ihr Nachfolger wird. Sehr zum Verdruss von Yoshito Chujo. Denn der Pilot behandelt die Maschinen nicht immer pfleglich.
Frauenfiguren gesucht
Doch dann tauchen die Shobijin – die Priesterinnen der Mothra – bei seinem Onkel auf, der sie noch von früher her kennt. Sie tragen ihm auf, dass die Regierung die Knochen des alten Godzillas, die Teil von Kiryu sind, zurück ins Meer zu bringen. Sollte dies geschehen, würde Mothra den Platz des Beschützers einnehmen. Doch die japanische Regierung zögert, weshalb Godzilla das Land angreift. Es kommt zu einem Showdown, bei dem auch Kiryu eine große Rolle spielt.
Godzilla against Mechagodzilla war ein typisches Kaiju-Spektakel. Der Film hatte zwar einige Schwächen, konnte aber angesichts der weiblichen Hauptrolle am Ende doch noch überzeugen; weshalb man selbstverständlich umso gespannter auf Tokyo SOS ist.
Zunächst einmal fällt natürlich auf, dass Toho für diesen Streifen wieder auf eine männliche Hauptfigur zurückgegriffen hat, derweil die weiblichen Figuren in die zweite Reihe verbannt wurden. Aber damit hat man irgendwo gerechnet, wobei es schade ist, dass der Film als Ersatz keine prominent dargestellten Frauenfiguren hat (Die Shobijin zählen nicht). Selbst Akane Yashiro erhält nur zwei kleine Szenen zu Beginn des Films, ehe sie dann verschwinden darf.
Nostalgische Gefühle
Was allerdings gefällt, ist, wie der frühere Mothra-Film in Tokyo SOS eingebaut wurde. Selbst als jemand, der diesen Kaiju-Streifen nicht gesehen hat, versteht man sofort, was damals geschehen ist. Und inwiefern die Ereignisse jener Zeit mit in die aktuelle Handlung reinspielen.
Allgemein sind die Szenen mit der Riesen-Motte erneut ein Highlight des Films. Und als dann auch wieder ihre Raupen auftauchen, ist es um Alt-Fans des Godzilla-Franchise geschehen. Nostalgische Gefühle tauchen in einem auf, vor allem dann, wenn die Motte ihre bekannten Fähigkeiten einsetzt und ihr das übliche Schicksal widerfährt, als sie gegen Godzilla antritt: Sie stirbt natürlich und es kommt letzten Endes auf ihre Larven an, um den Tag zu retten. Ähnliches geschah schon in früheren Auftritten.
Godzilla selbst ist in Tokyo SOS eine Nebenfigur und in eine antagonistischen Rolle gesetzt. Hauptsächlich dreht sich alles um Kiryu, Mothra sowie die menschlichen Protagonisten. Und von letzteren steht vor allem die Familie Chujo im Mittelpunkt des Geschehens. Wobei sich dann im Laufe des Films der Fokus langsam und stetig einzig und allein auf Yoshito Chujo verlagert.
Einer profitiert, alle anderen nicht
Das macht sich auch bemerkbar. Von allen Figuren, die diesen Film bevölkern, ist er der Einzige, der nennenswert Profil und Entwicklung erhält. Von den menschlichen Protagonisten dreht sich alles überwiegend um ihn. Mit der Konsequenz, dass die restlichen Charaktere entweder von Beginn an oder im Laufe der Handlung zu Statisten werden.
Das bemerkt man vor allem an der Gruppe, die Kiryu in Tokyo SOS steuert. Man weiß, dass der Pilot mit Yoshito Chujo nicht gut kann, weil der Flieger die Maschinen nicht gut behandelt, weshalb er arrogant und teilweise aggressiv dargestellt wird. Bei seiner Kopilotin wird angedeutet, dass sie sich zu dem Wissenschaftler hingezogen fühlt, was dann auch ihre einzige Charaktereigenschaft ist. Und der dritte des Pilotentrios geht komplett unter.
Die Charakterisierungen sind rudimentär, was auch für die Story zutrifft. Nun schaut man Godzilla-Filme nicht wegen der Geschichte, die selbst in den besten Fällen eher simpel ausfällt. Aber hier hat man das Gefühl, dass das Skript aus Eckpunkten bestand, die dann mehr oder weniger gut miteinander verbunden worden sind. Was man unter anderem daran merkt, dass der Film mit knapp über 90 Minuten Dauer viel zu kurz ausfällt.
Kaum Zeit für den Aufbau
Godzilla-Filme haben ein wiederkehrendes Merkmal: nämlich, dass der finale Kampf die letzten 45 Minuten beansprucht. In Tokyo SOS fängt er allerdings schon fünf bis zehn Minuten früher an, was sich auch auf die Handlung auswirkt. Innerhalb kürzester Zeit muss alles vorbereitet werden. Schnell, schnell, schnell müssen Mothra, die Verbindung zur Chujo-Familie, die Bedrohung durch Godzilla und so weiter aufgebaut werden. Und das merkt man an allen Ecken und Enden.
Am Ende ist dieser Film nur Mittelmaß. Man kann ihn sehen, man kann ihn aber auch ignorieren und vergessen.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Rückkehr von Mothra
- Nostalgische Gefühle
Negativ
- Rudimentäre Charakterisierungen
- Rudimentärer Plot
- Weibliche Figuren stehen kaum im Vordergrund
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