Planet of the Monsters ist ein Ausflug von Godzilla in das Reich der animierten Filme.

Wenn schon nicht real, dann wenigstens animiert

Planet of the Monsters ist nicht der erste Film, dass Abenteuer der geliebten Riesenechse animiert worden sind. Doch alle vorherigen Unterfangen waren Animationsserien oder live Action-Serien mit Special Effects. In diesem Fall war es allerdings so, dass das ein Animationsfilm war, der gleichzeitig der Auftakt zu einer Filmtrilogie sein sollte.

Der Grund, wieso Toho nach dem Erfolg von Shin Godzilla nicht sofort eine weitere Realverfilmung anschloss, war dabei denkbar einfach. Wegen eines Vertrags mit dem amerikanischen Filmstudio Legendary Pictures, die ja ihren eigenen Godzilla drehten, durfte man keinen eigenen Godzilla-Film in demselben Jahr herausbringen, in dem ein amerikanischer Film herauskommen würde. Eigentlich ein guter Vertrag, der dann allerdings später wegen der Pandemie für eine lange Realverfilmungspause seitens Toho sorgen sollte.

Toho machte also aus der Not eine Tugend und produzierte mit Planet of the Monsters den Auftaktfilm zu einer Animationstrilogie, die außerhalb Japans von Netflix präsentiert werden würde. Das Skript sollte von dem bekannten Drehbuchautoren Gen Urobuchi stammen, der zuvor unter anderem die berühmte Puella Magi Madoka Magica miterschuf. Regie führte Kōbun Shizuno, der in den Jahren zuvor die jährlichen Animationsfilme der Detective-Conan-Reihe verfilmte. Dabei wurde er von Hiroyuki Seshita unterstützt.

Planet of the Monsters

Die Menschheit am Abgrund

Shizuno lobte Toho und meinte, dass sie von Anfang an den Segen des Studios hatten, sich nicht von früheren Auftritten der Titelkreatur einengen zu lassen. Mit der Konsequenz, dass sie ihre eigene Version von Godzilla erschaffen konnten. Eine mit einer Präsenz, die das ganze Projekt durchzog.

Beim Cast wurden vor allem bekannte Synchronsprecher verpflichtet. So übernahm die Hauptrolle des Haruo Sakaki Mamoru Miyano, der in Japan viele berühmte Animationsserien und Filme sprach. So war er unter anderem in Wolf’s Rain oder Hunter x Hunter zu hören. Die Figur des Exif Priesters Metphies sprach hingegen Takahiro Sakurai, der in Japan niemand Geringeres als Cloud Strife in allen Final-Fantasy-VII-Produkten vertonte. Die weibliche Hauptrolle in Form von Yuko Tani sollte die Synchronsprecherin Kana Hanazawa übernehmen.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wird die Menschheit an den Rand der Ausrottung getrieben, als immer mehr große Monster auftauchen. Vor allem eines erweist sich als enorme Gefahr, eine Kreatur mit dem Namen Godzilla. Doch dann tauchen zwei Alienspezies auf: die religiösen Exif und die technologisch fortgeschrittenen Bilusaludo, die der Menschheit im Kampf gegen diese Wesen helfen wollen. Das schlägt allerdings fehl, weshalb ihnen allen am Ende nichts überbleibt, als ins All zu fliehen und zu versuchen, andere Welten zu kolonisieren.

Was für eine Atmosphäre

Doch die Flucht hat Konsequenzen: Ressourcenknappheit und Seuchen plagen eines der Schiffe. Und als das Vorhaben, auf dem Exoplaneten Tau Ceti ein Forschungsshuttle zu landen, fehlschlägt, wird an Bord des Kolonieschiffes der Entschluss gefasst, zurück zur Erde zu reisen. Dort angekommen müssen sie feststellen, dass auf Grund relativistischer Effekte für sie nur vier Jahre vergangen sind, während in ihrer Heimat 20 000 Jahre vergangen sind. Das gesamte Ökosystem hat sich verändert und schon bald stellen sie fest, dass das Leben in ihrer ehemaligen Heimatwelt ebenfalls tödlich sein kann.

Planet of the Monsters ist ein Film, der einen nicht kalt lässt, der technisch hervorragend geraten ist, aber was die Charakterisierungen angeht, ein völliger Flop ist.

Es scheint so, dass beim Schreiben der Story viel Wert auf die Atmosphäre und das Bedrohungspotential der feindlichen Umwelt gelegt wurde. Das ist dem Film auch gelungen. Die Erde, 20 000 Jahre in der Zukunft, fühlt sich unheimlich und bedrohlich an. Es ist eine andere Welt, eine, in der die Gefahr von Godzilla stets präsent ist.

Was für ein Monster!

Auch das schafft Planet of the Monsters hervorragend: Es stellt die Titelkreatur wirklich als ein Monster dar. Eine massive Kreatur, die noch dazu mit Fähigkeiten ausgestattet ist, die es schwer machen, es anzugreifen und zu verletzen. Und am Ende gibt es dann auch noch eine Enthüllung, mit der man nicht gerechnet hat.

Auch animationstechnisch kann der Film glänzen. Man merkt hier, dass die Macher sich wirklich Mühe gegeben haben, eine glaubwürdige Welt zu erschaffen, in der die Menschen ebenfalls gut animiert sind. Die Gefühle werden glaubwürdig zum Leben erweckt, vor allem die Angst und der Terror, wenn die Umwelt sie wieder daran erinnert, dass sie die Unterlegenen sind und andere Wesen die deutlich Überlegenen.

Aber damit hört es sich dann auch mit positiven Punkten auf, die man über Planet of the Monsters schreiben kann. Denn ansonsten ist dieser Animationsfilm eine Enttäuschung. Grund dafür sind ausgerechnet die Charakterisierungen.

Schwache Charakterisierungen

Zu keinem Zeitpunkt schafft es der Film, dass man mit den Protagonisten mitfühlt. Die meiste Zeit bleiben sie einem fremd. Der Großteil von ihnen wirkt austauschbar und wird, wenn überhaupt, nur dürftig charakterisiert. Yuko Tani beispielsweise wird im ersten Drittel immer wieder prominent gezeigt. Doch was ihre Persönlichkeit angeht und ihre Beziehung zu Haruo Sakaki wird erst im zweiten Drittel vorgestellt, als sie das erste Mal den Mund aufmacht. Und aus dem, was man dann erfährt, wird anschließend nichts gemacht. Die meiste Zeit ist sie einfach nur die Vorzeigesoldatin, die besonders ins Geschehen involviert ist.

Auch der eigentliche Protagonist Haruo Sakaki bleibt blass. Abgesehen von seinem Hass auf Godzilla und seinem Trauma erhält er nicht viel Profil. Irgendwann gerät er in die Position des Oberkommandierenden auf der Erde und nutzt das, um gegen Godzilla vorzugehen. Was einem allerdings vollkommen egal ist, weil all das, was man bislang über ihn erfahren hat, nicht dazu beiträgt, dass man ihm Glück wünscht oder ihn gar sympathisch findet. Er ist einem egal.

Noch blasser ist da Metphies. Er ist Priester, ein Verbündeter von Haruo und ansonsten ist da nichts. Er und seinesgleichen bleiben im wahrsten Sinne des Wortes flach. Das Einzige, was ihn von anderen unterschiedet, ist seine Religiosität, die jedoch auch nicht sonderlich ausgebaut wird.

Planet of the Monsters

Erst am Ende spannend

Eben wegen diesen mangelnden Charakterisierungen bleibt Planet of the Monsters über weite Teile langweilig. Erst am Ende, wenn die geflohenen Erdlinge gegen Godzilla antreten, wird es spannend. Und da erlaubt sich der Film auch noch im Finale einige interessante Plottwists, die immerhin dafür sorgen, dass man trotz der Mankos auf die kommenden Teile gespannt ist.

Es ist kein Meisterwerk. Aber auch keiner der schlechtesten Godzilla-Filme. Und das Ende verspricht immerhin, dass noch einiges Interessantes kommen dürfte.

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Götz Piesbergen

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