In Godzilla II: King of the Monsters gibt es mächtig Monsterdresche.
Godzillas Aliens-Film
Der 2014er Godzilla-Film war ein Erfolg. Bei einem Budget von 160 Millionen US Dollar spielte er 529 Dollar ein. Damit war klar, dass da natürlich ein Sequel ins Haus stehen würde. Und ursprünglich sollte Gareth Edwards, der Regisseur des Kinofilms, auch für die Fortsetzung wieder auf dem Regiestuhl Platz nehmen. So verkündete es das Produktionsstudio Legendary, welches auf der San Diego Comic-Con 2014 einen kurzen Teaser präsentierte, in dem Rodan, Mothra und King Gidorah auftauchten.
2015 wurde dann bekannt gegeben, dass ein dritter Film 2020 herauskommen sollte. Es sollte ein Aufeinandertreffen von Godzilla und Kong sein, in einem Film der treffenderweise Godzilla vs. Kong heißen sollte. Doch bis dahin sollte noch einiges an Zeit vergehen. Zeit, in denen der zweite Teil, der auf den Namen King of the Monsters hören sollte, von dem ursprünglichen Releasetermin 8. Juni 2018 auf den 22. März 2019 verschoben wurde. Kurze Zeit später verließ auch Gareth Edwards das Projekt, weil er meinte, dass Legendary nicht so lange darauf warten sollte, dass er mit Rogue One fertig sein würde. Er drückte allerdings seine Hoffnung aus, dass er irgendwann wieder an Godzilla arbeiten könne.
Zunächst stand noch nicht fest, wer sein Nachfolger werden sollte. Bis die Wahl auf Michael Dougherty fiel, der mit Zach Shield sowieso schon am Skript für den Film arbeitete. Dougherty sagte begeistert zu und meinte, dass auch wenn er den langsamen Aufbau des 2014er Godzilla-Films mochte, er das nicht wiederholen würde. Stattdessen sagte er, dass er die Handschuhe ausziehen und es keinen Rückhalt mehr geben würde. Sein Film wäre Aliens zu Gareth’s Alien.
Mit zum Team der Drehbuchautoren von Godzilla II: King of the Monsters sollte Max Borenstein stoßen. Der hatte zuvor bereits am ersten Godzilla-Film am Skript mitgewirkt und ebenso Kong: Skull Island verfasst. Dabei war die einzige Vorgabe, an die sich das Team halten musste, dass neben Godzilla auch Rodan, Mothra und King Gidorah Bestandteil des Drehbuchs sein sollten.
Vom 2014er Film kehrten nur wenige Schauspieler zurück. Sally Hawkins, David Strathairn und Ken Watanabe waren die Einzigen, die auch im zweiten Teil ihre alten Rollen wieder aufnehmen sollten. Der Rest des Casts war völlig neu. Die männliche Hauptrolle des Dr. Mark Russel sollte Kyle Chandler (King Kong (2005)) übernehmen. Weibliche Hauptdarstellerin wurde Vera Farmiga (Up in the Air). Sie wurde zur Dr. Emma Russel, der Ex-Frau von Mark Russel und alleinerziehende Mutter von Madison Russel. Die wurde von Millie Bobby Brown zum Leben erweckt, die die meisten Fans aus der Stranger Things-Serie her kennen. Niemand Geringeres als Charles Dance wurde in der Rolle des Ökoterroristen Alan Jonah gecastet, derweil die chinesische Schauspielerin Zhang Ziyi in einer Doppeltrolle zu sehen war. Sie stellte sowohl Dr. Ilene Chen wie auch deren Zwillingsschwester Dr. Ling dar. Weitere Mitglieder des Casts waren Bradley Whitford als Dr. Rick Stanton, der seine Figur lose nach Rick Sanchez aus Rick und Morty modellierte, Thomas Middleditch als Sam Coleman, Aisha Hinds als Colonel Diane Foster und O’Shea Jackson Jr. als Jackson Barnes.
Eine Entführung mit Konsequenzen
Fünf Jahre, nach dem die Existenz der Titanen der Welt enthüllt wurde, arbeitet Dr. Emma Russel für die Organisation Monarch. Gemeinsam mit ihrer Tochter Madison ist sie Zeuge der Larvengeburt eines Titanen mit dem Namen Mothra. Mit Hilfe eines „Orca“ genannten Geräts kann die Wissenschaftlerin das Verhalten des Wesens beeinflussen. Doch dann überfällt eine Gruppe von Ökoterroristen unter dem Kommando des ehemaligen britischen Army Colonels Alan Jonah die Basis und kidnappt die Wissenschaftlerin und ihre Tochter.
Ein Team von Monarch, bei dem auch Emmas Ex-Mann Mark mit dabei ist, verfolgt die Spuren von Godzilla in die Antarktis, wo sie feststellen, dass die Gruppe ein sogenanntes Monster Zero aufwecken möchte. Es zeigt sich, dass Emma in Wahrheit zu den Terroristen gehört und sie ihnen hilft, die andere Kreatur aufzuwecken. Die Gruppe möchte die Erde heilen und dafür die Menschheit zurechtstutzen. Die Titanen sollen ihnen dabei helfen. Doch am Ende könnte der Plan für alle Beteiligten nach hinten losgehen.
Diese Szene, diese eine Szene!
Es gibt diese eine Szene in Godzilla II: King of the Monsters, der alles über den Film aussagt. In dieser sitzt Molly Russel vom Regen komplett durchnässt in den Trümmern einer Stadt und steht kurz davor, von King Gidorah getötet zu werden. Doch dann hört sie Godzilla nahen, dreht sich mit einem wissenden Lächeln zur Kamera um und blickt über diese hinweg. Sie weiß, dass es jetzt so richtig rund geht.
Es ist einer der wenigen Momente, wo die Menschen des Kinofilms nicht wie Störfaktoren wirken, sondern als Überleitung zu dem, was diesen Film erst so richtig ausmacht. Nämlich eine große Massenkeilerei zwischen verschiedenen Monstren. Plus diverse Callbacks zur Godzilla-Vergangenheit.
Die Vergangenheit als Steinbruch für die Story
Das ist auch das, was Godzilla II: King of the Monsters so auszeichnet. Dass Michael Dougherty genau wusste, worauf es bei einem solchen Film ankommt. Nämlich die Verbeugung vor der Vergangenheit, sie als Steinbruch für die Story nutzen, ohne sich zu sehr von ihr leiten zu lassen.
Gemeint ist damit, dass Rodan, Mothra und King Gidorah nicht einfach so auftauchen. Sondern genauso inszeniert werden, wie man es von früher her kennt. Mothra ist auf der Seite der Menschheit und opfert am Ende für diese ihr Leben. Gidorah hingegen ist auf absolute Zerstörung aus, auf die Unterwerfung der Titanen und Vernichtung jeglichen Widerstands. Rodan ist dabei ein besserer Handlanger, der aber für die beteiligten Monster keine große Gefahr darstellt. Hinzu kommt dann auch noch, dass der Oxygen-Zerstörer, ein Element der Godzilla-Mythologie von Anfang an, eingesetzt wird. Plus natürlich, dass die jeweiligen Themes zu hören sind und der Filmtitel eine Hommage an die amerikanische Fassung des allerersten Godzilla-Films ist.
Aber die musikalischen Themen wurden nicht einfach so übernommen. Sondern angepasst an die Moderne, was auch zu der Darstellung der andere Titanen in Godzilla II: King of the Monsters passt. So hat jeder der drei Köpfe von Gidorah eine eigene Persönlichkeit, die entsprechend in Szene gesetzt wird. Oder Mothra hat einen Stachel, den sie zu ihrer Verteidigung einsetzen kann. Oder Rodan besteht aus Lavagestein und ist dementsprechend im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Es sind sinnvolle Updates, die mit dazu beitragen, dass der Film immer dann Spaß macht, wenn die Titanen das Geschehen dominieren.
Monsteraction rules!
Und von denen gibt es einige. Nicht nur Godzilla und die drei andere Ungeheuer tauchen auf. Auch andere Monstren sind teilweise zu sehen, die auf der gesamten Welt auftauchen und für Chaos und Zerstörung sorgen. Womit allerdings ihr Beitrag zur Handlung auch schon zusammengefasst ist.
Ansonsten brilliert Godzilla II: King of the Monsters immer dann, wenn sich die diversen Ungeheuer kabbeln. Wenn vor allem die Titelkreatur auf Gidorah trifft und sich mit dem fetzt. Diese Duelle sind packend inszeniert und machen einen Heidenspaß beim Zuschauen.
Gleichzeitig wird in diesem Film auch das Konzept der Hohlwelt wieder aufgegriffen, welches bereits in Kong: Skull Island erwähnt wurde. Hier wird es ausgebaut und als Ort präsentiert, wo sich die Titanen die ganze Zeit versteckt haben. Eine, meiner Meinung nach, sinnvolle Ergänzung, da man sonst darüber stolpert, wieso – bis auf Godzilla – keine einzige der Kreaturen schon früher auftauchte.
Wenn die Menschen der Schwachpunkt sind
Wer jetzt die letzten Absätze gelesen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass ich sehr die Monster von Godzilla II: King of the Monsters in den Vordergrund gestellt habe. Das liegt daran, weil die Plots der Menschen schwach sind. Die Probleme der Familie Russel wirken unausgegoren und nicht logisch nachvollziehbar. Vor allem Emma Russel ist ein wandelnder Widerspruch: Erst wird sie gekidnappt und muss mit ansehen, wie all ihre Kollegen getötet werden. Sie wehrt sich dagegen, nur um sich dann später als Mitglied der Terroristen zu entpuppen? Oder dass Madison anscheinend davon wusste und mitgemacht hat? So ganz stimmig wirkt diese Darstellung nicht.
Auch dass später Madison den Orca einfach so stehlen kann und an den Soldaten vorbei in die evakuierte Stadt Boston gehen kann, wirkt nicht sonderlich glaubwürdig. Hier wurde der Plot zugunsten bestimmter Eckpunkte mit dem Holzhammer angepasst.
Wenige schauspielerische Lichtblicke
Das soll nicht heißen, dass Millie Bobby Brown schlecht spielt. Im Gegenteil: Sie ist ein Lichtblick in dem Film, weil sie unglaublich gute Arbeit leistet. Sie macht mit ihrer Schauspielerei die Schwächen im Drehbuch mehr als nur wett.
Womit sie übrigens nicht die Einzige ist. Auch Ken Watanabe ist ein Lichtblick in Godzilla II: King of the Monsters. Sein Dr. Ishirō Serizawa hat eine unglaubliche gravitätische Aura um sich, die ihresgleichen sucht. Weshalb sein Opfergang, um den durch den Oxygen-Zerstörer geschwächten Godzilla mit einer Atombombe wieder zu stärken, sehr schade ist und dem Film nicht gut tut. Weil mit seinem Abgang fehlt jemand, der mit einer unglaublichen Ernsthaftigkeit die Handlung zusammenhält. Das macht sich im Kinofilm mehr als bemerkbar.
Doch trotz aller Kritik ist der Film unterhaltsam. Es sind die Action und der Soundtrack, die vieles rausreißen. Allerdings war der Film eine Enttäuschung an den Kassen und spielte bei einem Budget von um die 200 Millionen US Dollar nur 387,30 Millionen ein. Doch das Monsterverse ließ sich nicht stoppen und so sollte zwei Jahre später die Monsterkeile in Form von Godzilla vs. Kong weitergehen.
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