Mit Godzilla gegen Mechagodzilla II taucht ein weiterer alter Bekannter aus der Filmgeschichte der Riesenechse wieder auf.
Ein bedeutender Film
Anfang der 1990er Jahre hatte sich mittlerweile erneut eine gewohnte Routine eingespielt. Der Abstand zwischen den einzelnen Godzilla-Filmen betrug nämlich 1993 wieder nur ein Jahr. So viel Zeit war seit Godzilla – Kampf der Sauriermutanten vergangen. Doch wo man früher mitunter die geringe zeitliche Distanz zwischen den einzelnen Teilen negativ bemerkte, war dieses Mal nichts davon zu spüren.
Dabei sollte Godzilla gegen Mechagodzilla II etwas Besonderes sein. Ursprünglich sollte dieser Film der letzte der aktuellen Ära sein, da parallel dazu in den USA an einer amerikanischen Filmadaption gearbeitet wurde. Doch diese sollte sich verzögern, so dass aus Japan noch weitere Kinofilme in der Heisei-Ära herauskommen sollten.
Ein weiterer Grund, wieso dieser Teil so bedeutsam war, ist die Tatsache, dass Ishirō Honda, der in der Shōwa-Ära sehr viele der Godzilla-Filme gedreht hatte, Anfang 1993 verstorben war. Und man wollte dem legendären Regisseur, ohne dessen Wirken die Abenteuer der Riesenechse vielleicht nie so erfolgreich gewesen wären, ein filmisches Denkmal setzen. Die Überlegungen, welches seiner Werke jetzt als Vorlage dienen sollte, dauerten allerdings an.
Die Rückkehr einer nicht sehr geliebten Figur
Ursprünglich war gedacht, dass man Die Rückkehr des King Kong neu drehen wollte. Schließlich war dies der Film, mit dem 1962 die Riesenechse in seine erste Periode langjährigen Erfolgs aufbrechen sollte. Doch auf Grund der hohen Lizenzkosten, die der Riesenaffe gekostet hätte, wurde davon abgesehen.
Stattdessen wurde die Idee, Ishiro Honda mit einem Remake eines seiner Filme zu ehren, anscheinend über Bord geworfen. Dann an Stelle beschlossen die Verantwortlichen, dass King Kong gegen Godzilla als Vorlage dienen sollte. Genauer gesagt plante man in Godzilla gegen Mechagodzilla II eben jene letztgenannte mechanische Riesenechse erneut auftreten zu lassen.
Und es sollte nicht der letzte Charakter sein, der aus der alten Ära wieder auftauchte. Da der Erfolg von Godzilla – Kampf der Sauriermutanten auch den vielen weiblichen Zuschauern zugeschrieben wurde, wollte man in diesem Film erneut eine Figur einbauen, die die Frauen ansprechen würde. Und so beschloss man, sehr zum Unwillen von Regisseur Takao Okawara, Minilla wieder einzubauen. Allerdings wurde er dieses Mal überarbeitet und in Baby Godzilla umgetauft.
Ebenso wurde Rodan wieder aus der Versenkung geholt. Der Flugsaurier hatte drei Auftritte in den 1960er Jahren und blieb damals nicht dauerhaft in Erinnerung. Genauso wie bei Baby Godzilla wurde auch sein Aussehen überarbeitet.
Eine Waffe gegen den Feind
Für Masashiro Takashima sollte dies der zweite abendfüllende Film seiner damals noch verhältnismäßig jungen Karriere sein. Er wurde in die Rolle des Wissenschaftlers und Piloten Kazuma Aoki gecastet. Ryoko Sano erhielt den Zuschlag für die Babysitterin von Baby Godzilla, Azusa. Megumi Okoda wurde wieder zum psychischen Medium Miki Saegusa, derweil Yūsuke Kawazu zu Professor Ohmae wurde. Akira Nakao wurde zu General Aso, derweil niemand geringeres als Godzilla-Legende Kenji Sahara in die Haut des Ministers Takayuki Segawa schlüpfte. Daijiro Harada erhielt den Zuschlag für die Rolle des Soldaten Sonesaki.
Nach den Ereignissen von Godzilla – Duell der Megasaurier arbeitet die japanische Regierung an einer Methode, um im Notfall Godzilla ein für alle Mal aufzuhalten. Inspiriert von dem mechanisch verstärkten King Gidorah werden deshalb Mechagodzilla und das Flugschiff Garuda entwickelt, die gegen jede Angriffsmethode der Riesenechse eine Antwort haben.
Zwei Jahre später wird auf einer einsamen Insel ein Dinosaurier-Ei entdeckt. Daraus schlüpft Baby Godzilla, der von einer vegetarischen Godzillasaurus-Art stammt. Seine Rufe locken sowohl Godzilla als auch Rodan an. Und schon bald ist der erste Einsatz von Mechagodzilla und Garuda gefragt, um eine Katastrophe für Japan zu verhindern.
Skepsis ist vorhanden
Nach den letzten beiden mittelmäßigen Godzilla-Filmen – Duell der Megasaurier und Kampf der Sauriermutanten – war die Erwartung an Godzilla gegen Mechagodzilla II eher gering. Vor allem die Existenz von Minilla, bzw. wie er hier genannt wird Baby Godzilla, sorgte im Vorfeld für eine gewisse Skepsis. Doch als der Film vorbei war, war die Überraschung groß. Denn auch wenn er Schwächen hatte, konnte er unterm Strich überzeugen.
Das liegt vor allem daran, dass es den Machern ein Film gelungen ist, der in vielerlei Hinsicht mit der Norm der Reihe bricht. Es gibt beispielsweise keinen eindeutigen Antagonisten. Sogar Godzilla selbst, der in weiten Teilen die Rolle des Gegenspielers einnimmt, kriegt einige Szenen, mit denen ein allzu negatives Bild verhindert wird.
Ein Tier – kein menschliches Baby
Auch merkt man, dass sich hier bemüht wird, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Rodan kriegt in Godzilla gegen Mechagodzilla II zum Beispiel einiges an Profil. Und die Charakterisierung von Baby Godzilla ist im Vergleich zu den früheren Auftritten der Figur ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.
Das fängt schon beim Aussehen an. Baby Godzilla sieht wirklich wie ein Baby-Godzilla aus, wie eine süße Miniaturausgabe der späteren Riesenechse. Auch wird er hier als ein Tierbaby dargestellt, wild und von seinem Verhalten her alles andere als menschlich. Ebenso sorgt die Tatsache, dass die direkte Interaktion zwischen ihm und der Titelkreatur auf ein Minimum reduziert wurde, dafür, dass die Fallstricke der früheren Abenteuer verhindert werden. Man sieht hier beispielsweise kein menschliches Vater-Sohn-Verhältnis.
Auch die humanoiden Darsteller haben in Godzilla gegen Mechagodzilla II gute Momente. Vor allem gefällt Kazuma Aoki, der mit Herz und Seele Pilot ist und stolz auf Garuda. Aber andererseits ist er ebenso leidenschaftlicher Hobby-Paläontologe, etwas, was ihn in so manche schwierige Situation bringt. Letzteres Hobby sorgt allerdings auch dafür, dass Azusa an ihm Gefallen findet. Und die Chemie zwischen den beiden passt perfekt.
Kleinere Schwächen
Auch die Tatsache, dass Miki Saegusa wieder mehr Szenen erhält und sie nicht wie ein nachträgliches Anhängsel wirkt, ist großartig. Sie wird sogar zu einem wichtigen Storyelement für das Finale, in der es zur endgültigen Konfrontation zwischen Godzilla und Mechagodzilla kommt.
Die Kämpfe sind dabei auch überragend dargestellt. Man merkt dem Film an, dass Special Effects Artist Koichi Kawakita sich Gedanken über die Auseinandersetzungen gemacht hat und so dafür sorgt, dass sie eben nicht nach Schema F verlaufen. Der übliche Einsatz von Energiestrahlen ist hier im Vergleich zu früheren Filmen erheblich reduziert, was sehr gut durch die Geschichte erklärt wird.
Trotzdem gibt es in Godzilla gegen Mechagodzilla II auch ein paar Sachen, die kritisiert werden müssen. Denn oft hat man das Gefühl, dass Dinge einfach nur deswegen stattfinden, damit der Plot funktioniert. Die Erklärung, dass Baby Godzilla Vegetarier ist, dient vor allem dazu, dass die Figur sympathischer wirkt und dadurch wirklich jedem gefällt. Und die Existenz eines zweiten Gehirns im Körper von Godzilla hat im Prinzip nur den Sinn und Zweck, um eine Art Schwachstelle einzuführen, auf die sich Mechagodzilla konzentrieren kann.
Allerdings ist dies auch eher Meckern auf hohem Niveau. Und abgesehen davon macht der Film noch jede Menge Spaß.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Baby Godzilla ist kein Minilla
- Rodan kriegt Profil
- Großartige Auseinandersetzungen
Negativ
- Dinge existieren nur, damit der Plot funktioniert
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