Mit Zeit des Sturms hat sich Andrzej Sapkowski wieder der Geralt-Saga gewidmet.
Ein neues Werk nach langer Zeit
Nachdem Geralt von Riva einen Auftrag erledigt hat, reist er in das Königreich Kermack. Dort wird ihm allerdings eine Falle gestellt. Zunächst werden ihm seine Schwerter gestohlen und dann wird er wegen Betrugs verhaftet.
Dahinter steckt die Zauberin Koralle. Sie will ihn dazu bringen, einen gefährlichen Auftrag anzunehmen. Er soll für sie einen Dämon zur Strecke, der Menschen auf dem Gewissen hat. Und um ihn von dieser Aufgabe überzeugen, setzt sie alles ein, was sie besitzt. Auch ihre Schönheit.
Als Zeit des Sturms 2013 in Polen erschienen war, waren seit dem letzten Band Etwas endet, etwas beginnt 13 Jahre verstrichen. Hierzulande (2015) war nicht ganz so viel Zeit vergangen, nur ungefähr drei Jahre. Dennoch war es eine willkommene Rückkehr, für all diejenigen, die sich nach neuen Abenteuern sehnten. Denn zu jenem Zeitpunkt war das Witcher 3-Videospiel, das ja mit dafür verantwortlich war, dass das Interesse an dem Werk Andrzej Sapkowskis so enorm wurde und am Ende mit dazu führte, dass die Netflix-Serie entstand, noch nicht erschienen.
Kein Prequel, kein Sequel, ein Midquel
Der Roman spielt dabei vor den Ereignissen der Pentalogie, aber nach den meisten Abenteuern der ersten beiden Kurzgeschichten-Bände. Geralt und Yennefer haben sich kennen- und lieben gelernt und wieder getrennt, derweil der Hexer und Ciri sich noch nicht begegnet sind. Man sollte allerdings zumindest die ersten zwei Bücher gelesen haben, um mit bekannten Charakteren und ihren Beziehungen etwas anfangen zu können.
Mit Zeit des Sturms betritt Autor Andrzej Sapkowski thematisch neue Gebiete. Das merkt man schon daran, dass es in diesem Buch nur wenige Figuren gibt, die man bereits aus früheren Bänden kennt. Stattdessen bevölkert er es mit vielen neuen Charakteren, vor allem die Zauberin Koralle.
Er beschreibt sie als eine faszinierende Figur. Eine selbstbewusste Frau, die sich zu behaupten weiß und gleichzeitig andere Leute wie Spielfiguren behandelt. Das merkt man auch an ihrem Umgang mit Geralt, den sie förmlich um den Finger wickelt und ihm Ablenkung von seiner frischen Trennung von Yennefer bietet. Ihre Schülerin Mosaik behandelt sie hingegen oft wie letzten Dreck.
Etwas Neues
Später wendet sich Zeit des Sturms schließlich Geralts Jagd auf den Dämon zu. Und hier baut der Autor sein Universum weiter aus. Er präsentiert jede Menge faszinierende Infos rund um dieses Ungetüm und baut auch einige Überraschungen ein.
Andrzej Sapkowski hat sich beim Schreiben dieses Bandes anscheinend an etwas Neuem probiert. Gemeint ist, dass der Aufbau der Geschichte dieses Buches eine Mischung aus den Kurzgeschichtensammlungen und den Romanen darstellt. Die Handlung ist durchgehend, besteht allerdings aus deutlich durch Interludien voneinander abgetrennten Abschnitten. Doch das Experiment geht nur teilweise auf.
Man hat irgendwann das Gefühl, dass die Geschichte von Zeit des Sturms immer mehr zerfasert. In jedem neuen Buchabschnitt, die unterschiedlich lang sind, baut der Autor neue Ideen und Konzepte ein. Das ist einerseits interessant und abwechslungsreich, aber andererseits geht irgendwann der rote Faden flöten, beziehungsweise wird nur halbherzig weiterverfolgt.
Die Motivation ist verschwunden
Das merkt man besonders an Geralts Schwertern. Ursprünglich war das für ihn die große Motivation, überhaupt bei der Sache mitzumachen. Doch irgendwann verschwindet dieses Handlungselement im Hintergrund und wird gegen Ende nach dem Prinzip aufgelöst, das dem Autor gerade eingefallen ist, dass da ja noch was offen war.
Dennoch macht Zeit des Sturms Spaß beim Lesen. Es ist ein Guter, wenn auch nicht überragender Roman.
Autor: Andrzej Sapkowski
Titel: Geralt-Saga 09: Zeit des Sturms
Originaltitel: Sezon Burz. Wiedzmin
Übersetzer: Erik Simon
Verlag: dtv
Erschienen: 04/2012
Einband: Taschenbuch
Seiten: 426
ISBN: 978-3-423-26057-2
Sonstige Informationen:
Produktseite
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Wertung
WertungPositiv
- Ein neues Geralt-Abenteuer
- Es wird neues versucht
- Faszinierende Figuren
Negativ
- Liest sich irgendwann zerfasert
- Wichtige Plots geraten in den Hintergrund
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