Die Zeit der Verachtung bricht in dem vierten Band der Geralt-Saga aus.
Ein Übergang
Geralt von Riva hat eine Rechts-Kanzlei damit beauftragt, mehr über Ciris Herkunft herauszufinden. Was er dann erfährt, lässt nichts Gutes für seine Schutzbefohlene vermuten. Weshalb er auch aufbricht, um nach ihr zu gucken.
Sein Mündel ist derweil mit der Zauberin Yennefer zusammen. Und dabei gerät das Mädchen in große Gefahr. Gleichzeitig beweist sie ebenso eine enorme Sturköpfigkeit, da sie um jeden Preis zurück zu Geralt will und dafür sogar eine sichere Unterkunft verlässt.
Die Zeit der Verachtung ein Roman des Übergangs. Er lässt sich in drei Teile aufteilen, die überwiegend zwei Kapitel umfassen. Wobei der Wechsel fließend stattfindet.
Es geht los!
Der erste Abschnitt ist im Prinzip eine Fortsetzung von Das Erbe der Elfen. Hier bereitet Andrzej Sapkowski ein Mal mehr vieles für die Haupthandlung vor. Man erhält Informationen, Vorbereitungen werden getroffen und Figuren an Positionen bewegt, die für den nächsten Part wichtig sind.
Dabei beweist der Schriftsteller sein Können. Er schafft es, Seiten mit schon fast einer Art von Monolog zu füllen, der sich jedoch so spannend und abwechslungsreich liest wie ein Dialog. Es gibt erste Hinweise darauf, wieso Ciri von so vielen Mächten gesucht wird. Und ein Krieg zieht auf, wobei hier sich die verschiedensten Fraktionen untereinander misstrauen. Es gibt Tote und der Autor ist sich nicht zu Schade, mal eben eine Nebenfigur umzubringen, die er erst Seiten vorher ausführlich eingeführt hat. All dies, um zu zeigen, dass hier wirklich alles geschehen kann.
Die zweite Phase lässt dann Geralt, Ciri und Yennefer zum vorerst letzten Mal gemeinsam an einem Ort zusammensein. Auch hier geht es wieder um den Krieg, beziehungsweise auf welcher Seite die Zauberer stehen. Dass hier mehrere Interessen aufeinanderprallen und es am Ende in einem Blutbad eskaliert, gehört zur Selbstverständlichkeit von Die Zeit der Verachtung.
Dinge eskalieren
Dabei ist dieser Teil ein Bindeglied. Die Vorbereitungen der letzten anderthalb Romane ist abgeschlossen, weshalb Andrzej Sapkowski dazu übergeht, Dinge so eskalieren zu lassen, dass die eigentliche Haupthandlung seiner Geralt-Saga losgehen kann. Im Nachhinein ist dies natürlich eine extrem lange Vorbereitungsphase. Doch wie sich beim Lesen herausstellt, ist sie wichtig, wenn dann wirklich der Hauptplot beginnt. Denn nur so hat man das nötige Hintergrundwissen, um nachvollziehen zu können, was wieso geschieht.
Was einen schließlich zum letzten Part von Die Zeit der Verachtung führt. Nach der Eskalation am Ende des mittleren Teils des Romans sind die Protagonisten in alle Himmelsrichtungen verstreut. Und vor allem Geralt und Ciri fangen an, sich zu verändern.
Gemeint ist beispielsweise bei Ciri, dass das Mädchen einiges durchmacht. Ihr Abenteuer ist für Geralt-Saga-Verhältnisse sehr fantastisch. Wobei sich hier ein Mal mehr Andrzej Sapkowskis Angewohnheit zeigt, gewohnte Fantasy-Klischees durch eine Art düsteren Zerrspiegel darzustellen. Zwar gibt es hier Einhörner, doch ist mit denen nicht zu spaßen.
Wertvolle Unterstützung
Allgemein erlebt man hier eine Ciri, die ihre „kindliche Unschuld“, wenn man es so formulieren will, gründlich ablegt, ja sogar ablegen muss, um zu überleben. Ihr Wunsch, Geralt und Yennefer wiederzusehen, ist zwar immer noch vorhanden, aber längst nicht mehr so ausgeprägt, wie noch zu Beginn von Die Zeit der Verachtung. Sie ist quasi gezwungen, schnell erwachsen zu werden, um am Leben zu bleiben.
Bei dem Hexer ist es hingegen so, dass er auf ein Mal anfängt, verstärkt nach Ciri zu suchen. Nur dass bei ihm die Motivation eine vollkommen andere ist. Ihn treibt seine „ritterliche“ Seite, sein Wunsch, sein Zufallskind sicher zu wissen. Womit er sich zielstrebig in eine Sache begibt, die ihn garantiert enorm herausfordern wird.
Weshalb es umso wichtiger ist, dass er in diesem Part von Die Zeit der Verachtung Unterstützung kriegt. Gemeint ist nicht Rittersporn, der hier natürlich auch auftaucht. Aber der Barde ist kein Kämpfer. Ihn in eine Auseinandersetzung auf Leben und Tod zu involvieren, würde sein baldiges Ableben garantieren.
Einfach nur famos
Stattdessen führt Andrzej Sapkowski mit der Bogenschützin Milva eine interessante Figur ein. Der Charakter gefällt durch seine Eigenständigkeit und seine Tiefe. Und man freut sich schon jetzt darauf, mehr über sie in den kommenden Bänden herauszufinden.
Die Zeit der Verachtung ist der wahre Auftakt zur Geralt-Saga und liest sich dementsprechend famos.
Bewertung 15/15
Autor: Andrzej Sapkowski
Titel: Geralt-Saga 04: Die Zeit der Verachtung
Originaltitel: Czas pogardy
Übersetzer: Erik Simon
Verlag: dtv
Erschienen: 06/2009
Einband: Taschenbuch
Seiten: 396
ISBN: 978-3-423-24726-9
Sonstige Informationen:
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