Mit Das Erbe der Elfen bricht eine neue Zeit in der Geralt-Saga an.

Der Auftakt zu einer neuen Ära

Das Königreich Cintra ist untergegangen und die Königinnentochter Ciri gilt als verschollen. In Wahrheit wurde sie von dem Hexer Geralt von Riva zu dessen Heimat Kaer Morhen gebracht, wo sie in der Kampfkunst seinesgleichen unterwiesen wird. Doch die Hexer scheuen sich davor zurück, sie der berüchtigten Kräuterprobe zu unterziehen, da ihnen einerseits das Wissen darüber verlorengegangen ist, Ciri andererseits aber auch ein Mädchen ist und über magische Fähigkeiten verfügt.

Deshalb wird die Zauberin Triss Merigold, eine gute Freundin Geralts, um Hilfe und Rat gebeten. Auf ihren Ratschlag hin wird Ciri bald zum Tempel der Melitele gebracht, um dort weiter ausgebildet zu werden. Doch gibt es immer Mächte, die sehr an dem Mädchen interessiert sind und bereit sind, dafür buchstäblich über Leichen zu gehen.

Die ersten beiden Bände von Andrzej Sapkowskis Geralt-Saga waren noch Anthologien. Doch mit Das Erbe der Elfen fängt der Autor die Geschichte an, die  ihn und seine Hexer-Romane erst berühmt machte. Es ist der Auftakt zu einer Erzählung, die insgesamt fünf Bände umfasst und ein Abenteuer sondergleichen bietet.

Ein kluges Bindeglied

Der erste Roman knüpft dabei an die Kurzgeschichte Etwas mehr aus der Kurzgeschichtensammlung Das Schwert der Vorsehung an. Geralt und Ciri sind nach langer Zeit wieder miteinander vereint. Und dieses Mal lässt der Hexer sein Überraschungskind nicht alleine zurück, sondern nimmt sie mit sich.

Was in Das Erbe der Elfen der Auftakt zu jeder Menge anderer Probleme ist. Denn die Hexer von Kaer Morhen sind eher an Jungen und Männer als Bewohner der Burg gewöhnt. Ein Mädchen stellt sie vor vollkommen neue Schwierigkeiten, da sie einfach nicht wissen, wie sie mit ihr umgehen sollen. Ein Dilemma, das Andrzej Sapkowski pointiert rüberbringt, unter anderem durch die Perspektive von Triss Merigold.

Es war eine kluge Wahl, sie als Verbindungsperson zwischen den Hexern und Ciri auszuwählen. Denn sie agiert intelligent und versucht dabei die Bedürfnisse beider Seiten zu berücksichtigen. Was durch die Entdeckung, dass das Mädchen über ein außergewöhnliches magisches Potential verfügt, nicht vereinfacht wird.

Politik im Spiel

Interessant ist dabei die Info, dass die Hexer das detaillierte Wissen über die Kräuterprobe, also jenes Prozedere, das erst für die Entstehung der Hexer verantwortlich ist, verloren haben. Dadurch erhält die Atmosphäre in Kaer Morhen etwas Düsteres und Endgültiges, wie das Ende einer Ära. Kein Wunder, dass sie so viel Hoffnung auf Ciri setzen, da sie einen kleinen Hoffnungsschimmer bietet, wie es mit ihnen und ihrem Beruf weitergehen könnte.

Das Erbe der Elfen nimmt dann später auch noch politische Züge an, als man von dem Konflikt zwischen den nördlichen Königreichen und Nilfgaard erfährt. Diese Auseinandersetzung ist der Hintergrund, vor dem die Abenteuer von Geralt und Ciri stattfinden. Andrzej Sapkowski wirft dabei auch einen Blick darauf, wie es auf der Seite der Gegenspieler aussieht, und präsentiert einen intelligenten und skrupellosen Herrscher, der einen klaren Plan verfolgt und sich dafür auf seine Untergebenen verlässt, dass sie diesen wunschgemäß umsetzen.

Diese Helfer werden in dem Buch durch den Zauberer Rience repräsentiert. Einen skrupellosen Magier, der den Protagonisten oft Kopfschmerzen bereitet und dabei oft genug aus gestellten Fallen fliehen kann. Hierbei erhält man einen guten Einblick in die Persönlichkeit des Magusses, der einen gegenüber seinem Auftraggeber sehr servilen und unterwürfigen Eindruck macht.

Eine notwendige Gewalt

Doch nicht nur die Antagonisten werden detailliert dargestellt. Auch die Hauptcharaktere erhalten mehr als genug Momente, wo sie glänzen können und wo ihre Motivation näher vorgestellt wird. So wird Geralt davon getrieben, für Ciri das Beste zu wollen, auch wenn es am Ende wieder bedeutet, dass sie voneinander getrennt werden. Das Mädchen hingegen erliegt einem Fall von Heldenverehrung, dessen Ziel Geralt von Riva selbst ist. Weshalb sie ebenfalls nur schwer akzeptieren kann, dass sie dann später in Das Erbe der Elfen im Tempel der Melitele den Umgang mit ihresgleichen und mit der Magie lernen soll.

Natürlich verzichtet Andrzej Sapkowsi beim Schreiben der Geschichte nicht auf die wie üblich detailliert dargestellte Gewalt. Die allerdings kein Selbstzweck ist, sondern das raue Leben jener Zeit perfekt wiedergibt. Gleichzeitig beleuchtet er so auch die Schlagseiten der Gesellschaft, vor allem die Feindseligkeit zwischen den Arten.

Das Erbe der Elfen ist ein famoser Auftakt zu einer hoffentlich unterhaltsamen Saga.

Geralt Saga 3 Das Erbe der Elfen
Cover © DTV

Bewertung 15/15

Autor: Andrzej Sapkowski
Titel: Geralt-Saga 03: Das Erbe der Elfen
Originaltitel: Krew elfów
Übersetzer: Erik Simon
Verlag: dtv
Erschienen: 11/2008
Einband: Taschenbuch
Seiten: 379
ISBN: 978-3-423-24754-2
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen

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