Mit G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra geben Hasbros Superagenten ihr Live-Action-Debüt.

Ein Spielzeug mit Geschichte

Die Idee, Zeichentrickserien als Werbeplattformen für Actionspielzeuge zu nutzen und sie dadurch zu finanzieren, entstand in den 1980er Jahren. Es war die Zeit, in der die Teenage Mutant Ninja Turtles groß wurden und in den Kinderspielzimmern diverse Spielzeugserien um die Dominanz kämpften. Hierzulande waren es Hasbros Transformers, sich verwandelnde Roboter, und Mattels He-Man and the Masters of the Universe, die Geschichte von Prinz Adam von Eternia, der sich in den muskelbepackten He-Man verwandelte. Und in den USA kamen dann noch G.I. Joe – A Real American Hero mit hinzu, die ebenfalls von Hasbro stammten.

Dabei war G.I. Joe ein Spielzeug mit Geschichte. Es war das erste Actionspielzeug, das in den 1960er Jahren entstand. Es wurde in den 1980er Jahren neu konzipiert, als eine Gruppe von Spezialagenten, die mit klangvollen Rufnamen wie Ripcord oder Snake Eyes den Kampf gegen die international agierende Terrororganisation Cobra antraten, die von dem Cobra-Commander angeführt wurden. Hierzulande wurden die Spielzeuge unter dem Namen Action Force etwas modifiziert vertrieben, konnten allerdings nicht an den Erfolg in den USA anknüpfen. Dort erhielten sie unter anderem eine langlaufende Zeichentrickserie und Comicreihe sowie, wie bei den Transformers, einen animierten Kinofilm.

Ursprünglich sollten die Joes in den 1990ern einen Live-Action-Kinofilm erhalten. Zumindest hielt in jenen Jahren der Produzent Larry Kassanof und seine Produktionsfirma Threshold Company die entsprechenden Rechte. Doch stattdessen fokussierten sie sich auf die Filmadaptionen der Mortal Kombat-Spiele.

Feedback angekommen

Erst im Jahr 2003 sollte es dazu kommen, dass aus den Plänen endlich langsam Realität wurde. Der Produzent Lorenzo di Bonaventura hatte Interesse, einen Film basierend auf fortgeschrittener Militärtechnologie zu entwickeln. Brian Golder von Hasbro bekam davon Wind, rief ihn an und schlug vor, einen Kinofilm mit der G.I. Joe-Lizenz zu machen. Beide hatten schon früher zusammengearbeitet, als Golder Spielzeugreihen anhand von Filmen entwickelte, die währen Bonaventuras Ägide als CEO von Warner Bros. entstanden. Dementsprechend entstand also eine Zusammenarbeit, bei der sie innerhalb von drei Monaten eine erste Story entwickelten, ehe sie anschließend einen Drehbuchautor und einen Regisseur suchten. Beides sollte seine jeweils eigenen Probleme mit sich bringen.

Das Skript durchlief mehrere Versionen, die sich teilweise radikal voneinander unterschieden. In einer Fassung war das G.I. Joe-Mitglied Scarlett die Ehefrau der Figur Action Man, hatte aber in Wahrheit Gefühle für Duke und wurde von der Baroness getötet. Snake Eyes konnte reden, doch seine Stimmbänder wurden irgendwann im Laufe des Films durchgeschnitten. Als das an die Fangemeinde von G.I. Joe geleakt wurde, war der Aufschrei natürlich groß, weshalb di Bonaventura versprach, dass die angemerkten Fehler verbessert werden würden.

Der Regisseur von G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra sollte ursprünglich Don Murphy sein, der jedoch darauf verzichtete, als der Irak-Krieg ausbrach. Es erschien ihm unpassend, einen solchen Film während eines solchen Ereignisses zu drehen. Am Ende fiel die Wahl schließlich auf Stephen Sommers (Die Mumie 1 und 2), der sich vom Konzept her an James Bond erinnert fühlte. Er heuerte außerdem den Comicautor Larry Hama als Creative Consultant an, der zuvor jahrelang die Comicgeschicke von G.I. Joe geschrieben hatte und deshalb die Figuren kannte. Hama konnte dann auch gleich mal den Regisseur davon überzeugen, dass eine bestimmte Szene nicht zu dem Film passen würde.

Viele namenhafte Darsteller

Beim Cast wurde groß aufgetafelt, da durchaus einige namenhafte Schauspieler gecastet wurden. Die Heldenseite setzte sich aus folgenden Darstellern zusammen:

Channing Tatum als Conrad Hauser aka Duke, der die Rolle ursprünglich nicht wollte, da er kurz vorher einen Antikriegsfilm gedreht hatte. Doch da er einen Vertrag über drei Filme mit Paramount hatte, nahm er am Ende die Rolle an.

Dennis Quaid als General Clayton Abernathy/Hawk. Der Schauspieler wurde von seinem Sohn überredet, die Rolle anzunehmen. All seine Szenen wurden innerhalb der ersten zwei Monate der Produktion abgedreht.

Adewale Akinnuoye-Agbaje als Hershel Dalton/Heavy Duty. Ursprünglich war der Rapper Common für die Figur im Gespräch, doch daraus wurde am Ende nichts.

Rachel Nichols als Shana M. O’Hara/Scarlett. Die Schauspielerin färbte sich für ihren Auftritt im 2009er Star Trek-Film die Haare rot, was für ihre rothaarige Rolle perfekt passte. Während der Dreharbeiten einer Actionszene mit Sienna Miller verbrannte sie sich.

Marlon Wayans als Wallace Weems/Ripcord. Er meinte zu der Rolle, dass sie ihm die Möglichkeit geben würde, zu beweisen, dass er sowohl ernste als auch komische Szenen stemmen könne.
Ray Park als Snake Eyes. Der Schauspieler fühlte sich von seinem Gummianzug stark eingeengt, weshalb er ihn auch mit nach Hause nahm, um darin zu üben.

Saïd Taghmaoui als Abel Shaz/Breaker und Karolína Kurková als Courtney Krieger/Cover Girl runden den Cast der Heldenseite ab. Wobei Brendan Fraser noch einen Cameo-Auftritt als Geoffrey Stone IV/Sergeant Stone hatte.

Auch auf der Schurkenseite von G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra wurde groß aufgetischt.

Joseph Gordon-Levitt wurde in der Rolle des Doktors gecastet, einem irren Wissenschaftler, der allerdings eine weitere geheime Identität hat. Er ist ein Freund von Channing Tatum und gründete die Art, mit der er sprach, einerseits auf den Sprecher einer bestimmten Figur der Animated Series, interpretierte die Sprechweise jedoch auch auf seine eigene Art und Weise.

Christopher Eccleston als James McCullen Destro. Ursprünglich sollte der Ire David Murray die Rolle erhalten, doch auf Grund von Visaproblemen musste er absagen. Er stellte stattdessen später einen Vorfahren von Ecclestones Figur dar.

Sienna Miller als Ana Lewis/Anastascia DeCobray/The Baroness. Die Schauspielerin sprach für die Figur vor, weil sie mal etwas anderes war und Spaß versprach. Sie bereitete sich intensiv für ihre Rolle vor, indem sie Gewichte stemmte, Boxstunden nahm und lernte, mit Feuerwaffen umzugehen.

Lee Byung-hun als Thomas Arashikage/Storm Schadow. Der Südkoreaner wusste nichts von der Serie, da sie nie in seiner Heimat ausgestrahlt wurde. Doch di Bonaventura und Stephen Sommers meinten zu ihm, dass das kein Problem sei, dass er nicht die Zeichentrickserie gucken müsste.

Arnold Vosloo als Zartan bildete den Abschluss des Schurkencasts. Für ihn war dies nach den Mumienfilmen die dritte Zusammenarbeit mit dem Regisseur Stephen Sommers.

Hinzu kamen dann auch noch Jonathan Pryce als Präsident der Vereinigten Staaten, Grégory Fitoussi als Daniel DeCobray/der Baron, Ehemann der Baroness, und Gerald Okamura als der Hard Master, der Snake Eyes und Storm Schadow in den Ninjakünsten unterwies.

Wenn sich die Schauspieler vom Film distanzieren

In der nahen Zukunft verkauft der Waffenmeister James McCullen Nanotech-Waffen, die bei Freisetzung alles zersetzen, an die NATO. Das US-Militär mit den Soldaten Conrad Hauser und Wallace Weems übernimmt den Transport. Doch dabei werden sie von der Baroness und ihren Truppen überfallen und werden in letzter Sekunde von den G.I. Joes gerettet.

Sie und die Waffen werden zum geheimen Stützpunkt nach Ägypten gebracht, wo beide klar machen, dass sie Teil des Teams werden wollen. Sie unterziehen sich rigorosen Tests und lernen nach und nach die Einheit kennen. Doch dann wird ihre Basis angegriffen und die Waffen gestohlen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Welt zu retten.

Es sagt schon einiges, wenn, nachdem der Kinofilm gelaufen ist, drei der Hauptdarsteller kein gutes Wort über ihn verlieren. Für Christopher Eccleston war jeder Tag ein Anlass, sich die Kehle durchzuschneiden, und er gestand, die Rolle nur wegen des Geldes genommen zu haben. Channing Tatum meinte, dass er in seine Rolle wegen des Drei-Filme-Vertrags mit Paramount gedrängt worden sei. Und Sienna Miller entschuldigte sich und meinte, sie habe weder G.I. Joe – Geheimakte Cobra noch den Nachfolger G.I. Joe – Die Abrechnung gesehen.

Große Unzufriedenheit überall

Auch die Fans der Spielzeugfiguren und Zeichentrickserie waren mit dem Film alles andere als zufrieden. Denn genau wie bei den Transformers entsprach das Live-Action-Produkt nicht dem, was sie gewohnt waren, eben weil zahlreiche Details nicht stimmten. Es gab keine Liebesbeziehung zwischen Scarlett und Snake Eyes, derweil die Outfits, die die Joes teilweise trugen, keine Entsprechung in den Vorlagen hatten. Was Hasbro übrigens dazu nutzte, Spielzeugfiguren basierend darauf zu produzieren. Die einzige Ausnahme ist das Kostüm von Snake Eyes, das allerdings durch die Lippen, die in der Vorlage nicht vorhanden waren, komplett lächerlich wirkt.

Wobei man beim letzten Kritikpunkt anmerken muss, dass man als versierter Kinogänger sowieso keine hundertprozentig getreue Adaption erwarten konnte. Schon immer interpretierten Kinofilme ihre jeweiligen Vorlagen mal mehr, mal weniger frei. Insofern bildete G. I. Joe – Geheimakte Cobra keine Ausnahme.

Der Film ist eben ein Ensemblestreifen, mit einem enormen Cast, bei dem von vorneherein klar war, dass nicht alle gleichermaßen zur Geltung kommen. Auf der Heldenseite erhalten vor allem Duke, Ripcord, Scarlett und Snake Eyes die besten Szenen, derweil auf der Schurkenseite vor allem die Baroness und Storm Shadow die Handlung vorwärtstreiben. Der Rest muss dann teilweise als Stichwortgeber herhalten, was nur bedingt funktioniert, wie man anhand von Heavy Duty sieht, der erst ganz zum Ende des Films zur Geltung kommt.

Mächtig viel Krawumms

Und alle Schauspieler machen das Beste aus dem Material, das sie bekommen. Auch wenn das manchmal nicht das allerbeste ist. Es gibt immer wieder kleinere Sachen, über die man als Zuschauer stolpert. Beispielsweise zu Beginn, als die Cobrasoldaten sich als kugel- und feuerfest erweisen, dann aber von normalen Handfeuerwaffen erledigt werden können. Oder dass die Geheimbasen der Joes und auch von Cobra so schwach bewacht sind, dass die jeweils gegnerische Seite sie vollkommen überrumpeln können. Oder dass ein von den Nanobots infizierter Flieger sich deutlich langsamer zersetzt als noch zuvor der Eiffelturm. Solche Sachen eben.

Es sind daher auch überwiegend die Actionszenen, in denen G.I. Joe – Geheimakte Cobra glänzen kann. Immer wieder kracht oder explodiert was und kämpfen die Guten gegen die Bösen, die in diesem Film erstaunlich kompetent wirken. Vor allem Siena Miller als die Baroness wird stark dargestellt, da sie sich in jeder Situation behaupten kann. Und auch Storm Shadow wird gut charakterisiert. Es werden immer wieder kleinere Rückblenden eingebaut, wo seine gemeinsame Kindheit mit Snake Eyes beleuchtet wird, was beiden Figuren ungemein gut tut.

Ganz große Klasse ist Arnold Vosloo als Zartan. Man merkt ihm an, dass er während der Dreharbeiten seinen Spaß hatte und alles nicht so ernst nahm. Schade ist nur, dass sich sein Auftritt nur auf den Beginn beschränkt und er danach zum Experiment des Doktors wird und damit aus der Handlung vorerst verschwindet.

Plottwists, die nicht funktionieren

Eigentlich hält G.I. Joe – Geheimakte Cobra die richtige Balance zwischen übertrieben und normal. Es gibt nur eine längere Passage, die nicht funktioniert. Es sind die Kampfszenen in Paris, wo Duke und Ripcord in an Iron Man erinnernde Exoskelletten durch die Straßen der Stadt preschen, Cobra verfolgen und – wie es bei amerikanischen Kinofilmen üblich ist – jede Menge Zerstörung anrichten. Es wirkt übertrieben und schadet dem Film.

Was auch für das Finale gilt, wo es jede Menge Enthüllungen und Plottwists gibt. Das Problem ist jedoch, dass die alle an den Haaren herbeigezogen und völlig unlogisch wirken. Auf einmal soll die Baroness die ganze Zeit ferngesteuert gewesen sein? Und der Doktor ist in Wahrheit wer? Es sind Plotüberraschungen um der Überraschungen wegen, die allerdings überhaupt nicht aufgebaut wurden und dementsprechend wenig funktionieren.

Kritik muss man am deutschen Titel äußern. G.I. Joe – Geheimakte Cobra klingt schrecklich generisch. Da passt der englische Name The Rise of Cobra besser, weil es nämlich darum auch in diesem Film geht, um die Entstehung der Schurkenorganisation Cobra.

Für einen netten Abend zum Gehirnausschalten ist der Film wunderbar geeignet. Doch darüber hinaus ist er nicht so berauschend.

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Götz Piesbergen

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