Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn ist die Einführung eines kontroversen Charakters.
Keine Logik beim Titel
Wie es bei Toho üblich war, war das Stichwort „Pause“ bei der Produktion von „Godzilla“-Filmen ein Fremdwort. Stattdessen wurde alles daran gesetzt, nach Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer den nächsten Teil möglichst bald in die Filmspielhäuser zu bringen. Und in der Tat kam Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn fast exakt ein Jahr später in die Kinos.
An dieser Stelle erfolgt jetzt der obligatorische Rant über den deutschen Filmtitel. Denn der geht von der Handelslogik her nicht mit den früheren Titeln überein. Wo vorher Frankensteins Monster das hiesige Synonym für die Riesenechse war, sind damit jetzt auf ein Mal andere Kreaturen gemeint, aber nicht der Hauptcharakter, der ja zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten namentlich genannt wird. Woran man sieht, dass den Verantwortlichen Logik von eher geringer Bedeutung war.
Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn ist dabei nach Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer der zweite Film, der auf einer pazifischen Insel gedreht wurde. Verbunden damit war ein im Vergleich zu anderen Kaiju-Filmen niedrigeres Budget sowie eine Rückkehr vieler bekannter Gesichter sowohl vor als auch hinter der Kamera.
Viele Änderungen, aber ebenso viele Bekannte
Regie führte erneut Jun Fukuda, derweil der Score ein Mal mehr von Masaru Sato stammte. Die Special Effects übernahm jetzt offiziell Sadamasa Arikawa, wobei sein Vorgänger Eiji Tsuburaya in überwachender Funktion immer noch mit involviert war. Auch beim Skript gab es einige Veränderungen. Zwar stammten die Gründzüge des Drehbuchs immer noch von Shinichi Shekizawa, doch nachdem dieser sich über Ideenlosigkeit sowie eine gewisse Müdigkeit beim Erdenken neuer Godzilla-Stories beklagt hatte, übernahm die Drehbuchautorin Kazue Shiba seine Pflichten.
Sie musste letzten Endes in Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn die Ideen von Toho umsetzen. Denn die wollten mit der Einführung von Minilla, wie die kleine Echse ebenfalls genannt wurde, ein neues Zielpublikum ansprechen, nämlich junge Paare. Die Idee dahinter war, dass vor allem Mädchen das Baby Monster süß finden würden. Auch sollte die Beziehung zwischen Vater und Sohn wie zwischen normalen Menschen dargestellt werden.
Entsprechend wurde auch das Kostüm von Godzilla überarbeitet. Es war in Sachen Größe und Umfang das bislang größte überhaupt, was zur Konsequenz hatte, dass der bisherige Schauspieler, Haruo Nakajima den Charakter nur in zwei Szenen darstellen konnte, weil das Kostüm ansonsten für ihn zu groß war. Seine Nachfolge trat der körperlich größere Seji Onaka an, der allerdings mitten in der Filmarbeit von Hiroshi Sekita ersetzt werden musste, als er sich die Finger brach.
Ein gefährliches Eiland
Minilla wurde von „Marchan the Dwarf“ zum Leben erwacht. Er wurde angeheuert, weil er der Figur einen kindlichen Charakter verleihen konnte, und sich im Kostüm auch athletisch bewegen konnte.
Der Cast setzte sich fast ausschließlich aus wiederkehrenden Bekannten zurück. Akira Kubo wurde zum Reporter Maki Goro, Tadao Takashimi zu Professor Kusumi, Akihiko Hirata zu dessen rechter Hand Fujisaki, derweil Yoshio Tsuchiya den labilen Wissenschaftler Furukawa übernahm. Die restlichen Wissenschaftler wurden von Kenji Sahara, Kenichiro Maruyama und Seishiro Kuno geschauspielert. Neu in dieser Runde war Bibari Maeda, die die weibliche Hauptrolle Saeko Matsumiya übernahm.
Auf einer abgelegenen Insel experimentiert ein Team von Wissenschaftlern an einer Möglichkeit, das Wetter zu kontrollieren. Der Reporter Maki Goro will mehr darüber wissen und schaffte es, gegen den anfänglichen Widerstand des Professors Kusumi, Teil des Teams zu werden. Als eines Tages ein Experiment schiefläuft, wachsen die ohnehin schon großen Gottesanbeterinnen des Eilands, die Gimantis genannt werden, noch mehr.
Auftritt Godzillas Sohn!
Diese Insekten beginnen damit, einen kleinen Berg auseinanderzunehmen. Da drinnen befindet sich ein Ei, aus dem ein kleiner Godzilla schlüpft, der Minilla genannt wird. Sein Schreien lockt Godzilla an, der sich daraufhin um ihn kümmert. Doch schon bald erwacht eine andere Kreatur, eine Riesenspinne mit dem Namen Spiga. Und sie sieht alle anderen Monster als Gegner an.
Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn ist ein Wechselbad der Gefühle. Es gibt Momente, wo man am liebsten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, nur um dann kurze Zeit später wie gebannt vorm Film zu hängen, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Dies ist kein Godzilla-Streifen, der einen kalt lassen wird.
Dabei ist dies der erste Godzilla-Teil, der bei den menschlichen Darstellern nahezu komplett begeistern kann. Vor allem Bibari Maeda kann als Saeko Matsumiya überzeugen. Sie ist eine eigenständige Frau und keine Damsel in Distress. Sie hat gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, und wie man mit den vielen Kreaturen umgehen kann. So warnt sie Goro davor, an einem bestimmten Ort im Film Lärm zu machen, weil dies sonst die Spiga aufweckt.
Ein großartiger Antagonist
Sie fügt sich perfekt in das Figurenensemble ein und ergänzt die anderen Charaktere. Vor allem ist sie in Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn der beste Konterpart zu dem teilweise zu neugierigen und impulsiven Reporter Maki Goro. Wobei der trotz oder gerade wegen seiner Schwächen der gelungenste Hauptcharakter ist. Man sieht im Laufe des Kinofilms, wie er und seine Story immer mehr zu Gunsten des Wohlbefindens der anderen zurückstellt. Er ist natürlich in Saeko verliebt ist, wie es bei solchen Filmen üblich ist.
Man darf von den übrigen Charakteren nicht so viel Charaktertiefe erwarten. Denn der Rest hat nur eine Funktion zu erfüllen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Tadao Takashimi gibt einen glaubwürdig strengen, später allerdings ebenso irgendwo väterlichen Professor Kusumi ab, der von Akihiko Hirata als Fujisaki ergänzt wird. Der Film macht sich dabei nicht die Mühe, diese Darstellungen irgendwie aufzubrechen. Es sind zwar charismatische Figuren, aber am Ende fehlt das gewisse Etwas. Von den übrigen Wissenschaftlern bleibt nur Yoshio Tsuchiya in Erinnerung, weil er als unter der Hitze leidender Mann abseits von Godzilla und Co. für Ärger sorgt.
Was die Antagonisten angeht, bleiben die Gimantis als schwach und nicht sonderlich überzeugend in Erinnerung. Anders sieht es hingegen bei Spiga aus, die ein fantastischer Gegenspieler ist. Von Anfang an wird sie nicht als Kanonenfutter charakterisiert, sondern als ein Wesen, das intelligent und gewieft vorgeht. Das zeigt sich besonders dann, als es die Menschen, die in einer Höhle Schutz vor der Hitze gesucht haben, den Ausgang zuspinnt. Und sie begegnet Godzilla auf Augenhöhe, auch wenn sie am Ende natürlich von ihm und seinem Sohn besiegt wird.
Ein nerviges Kind
Womit wir beim Knackpunkt von Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn angekommen sind: nämlich dem titelgebenden Kind der Riesenkreatur bzw. wie sich das auf die Charakterisierung des Serienhelden auswirkt. Im Prinzip lässt sich jetzt schon sagen, dass wer ein Fan der Darstellung Godzillas als Naturgewalt ist, wie man es aus seinem Erstauftritt her kannte, der wird mit seiner jetzigen Charakterisierung nicht einverstanden sein. Er wirkt noch menschenähnlicher, als er es bereits in seinen letzten Auftritten war. Sein Umgang mit Minilla ist von einer großen Strenge und Härte gekennzeichnet, wobei ebenso Augenblicke der Zuneigung existieren. Gleichzeitig gibt es auch Momente, wo er sich wie ein Mensch hinlegt, es sich gemütlich macht und schläft.
Es ist eine Darstellung, die einfach nicht zu Godzilla passt. Er ist kein liebevoller Vater, er ist ein wandelndes Monstrum, das auf seinem Pfad Tod und Zerstörung hinterlässt. Deshalb wirkt diese vermenschlichte Charakterisierung, die sich auch auf sein Aussehen auswirkt, so befremdlich und irritierend.
Und Minilla? Ist in Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn eine Figur, die nur haarscharf an einem nervigen Status vorbeischrammt. Szenen, wo er sich wie ein Kleinkind auf den Boden wirft und wütend schreit, weil er seinen Willen nicht kriegt, mögen zwar humorig konzipiert sein. Doch die Komik will nicht überspringen. Was im Kopf hängen bleibt, ist ein Wesen, das bis auf wenige Momente, eher durch forciert wirkende Hilflosigkeit auffällt denn durch Eigenständigkeit. Und dementsprechend auch wiederholt in Schwierigkeiten kommt, aus denen es gerettet werden muss.
Am Ende kann man nur hoffen, dass Minilla in kommenden Godzilla-Filmen nicht nochmal auftaucht oder den Fokus der Handlung auf sich zieht.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Spriga fantastischer Antagonist
- Bibari Maedas Saeko Matsumiya
Negativ
- Minilla
- Zu starke Vermenschlichung Godzillas
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