Mit Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah verändert sich die Godzilla-Reihe einmal mehr.
Neue und alte Monster braucht der Film
Als Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah im Dezember 1964 in Japan in die Kinos kam, war gerade ein dreiviertel Jahr seit Godzilla und die Urweltraupen vergangen. Und Godzilla kehrt zurück bewies ja 1955, dass es im Prinzip keine gute Idee ist, innerhalb kürzester Zeit einen Nachfolgefilm zu drehen.
Dass dies dennoch einmal mehr getan wurde, lag daran, dass ein ursprünglich für diesen Zeitraum geplanter Film, nämlich Rotbart sich verzögerte und Toho unbedingt einen Ersatz brauchte. Was lag also näher als ein neuer Godzilla-Streifen? Vor allem einer, in dem die Titelfigur es mit anderen Monstern zu tun hatte? Und so entschied sich Produzent Tomoyuki Tanaka, dass das neue Leinwandabenteuer neben dem Titelcharakter ebenso wieder Mothra mit dabei haben würde sowie das Filmmonster Rodan, das wie auch die Motte zuvor sein Debüt in seinem eigenen Film feierte.
Neu war hingegen das Monster King Gidorah, eine dreiköpfige drachenähnliche Kreatur, die als Hommage an den mythologischen achtköpfigen und achtschwänzigen Drachen Yamata no Orochi konzipiert worden war. Regie führte einmal mehr Ishiro Honda, der allerdings mit der Entscheidung von Toho und dem Special Effects Director Eiji Tsuburaya, die Monster zu vermenschlichen, nicht sonderlich einverstanden war.
Alte und neue Darsteller sind mit dabei
Um Kosten zu sparen, wurden die Kostüme von Godzilla und Mothra aus dem letzten Film wieder verwendet. Die einzige Veränderung bei der großen Riesenechse waren die Augen, die in Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah durch ferngesteuerte Augäpfel ersetzt wurden. Bei Rodan wurde hingegen ein komplett neues Aussehen erstellt mit einem anderen Kopf, einem muskulöseren Nacken sowie dreieckigen Flügeln.
Doch das Highlight war natürlich Gidorah. Dessen Auftritte zu verfilmen muss allerdings eine wahre Pein gewesen sein. Denn nicht nur verhedderten sich seine drei Köpfe miteinander. Auch reflektierten gerne die Schnüre, mit denen Teile seines Körpers kontrolliert wurden, das Scheinwerferlicht des Studios. Sieben Männer waren nötig, um die Bewegungsabläufe des Charakters hinzukriegen. Bei so viel Komplikationen war es daher auch kein Wunder, dass es länger dauerte, seine Szenen in Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah zu drehen.
Beim Cast gab es eine Mischung aus bekannten und neuen Schauspielern. Für Yosuke Natsuki, der Detective Shindo darstellte, war es der erste Auftritt im Godzilla-Franchise. Für Yuriko Hoshi war es hingegen der zweite, wobei sie erneut zu einer Reporterin wurde, dieses Mal zur Journalistin Naoko Shindo, Schwester des Hauptcharakters. Hiroshi Koizumi war im Vergleich schon ein Veteran. Er stellte Professor Murai dar und wirkte somit in seinem dritten Godzilla-Film mit. Für die später auch international bekannte Schauspielerin Akiko Wakabayashi war es hingegen ihr Debüt. Sie wirkte als Prinzessin Mas Dorina Salno mit, die von einer Venusianerin übernommen wird. Die Peanuts kannte man schon aus Godzilla und die Urweltraupen. Hier übernahmen sie einmal mehr ihre Rollen als die Shobijin, quasi die Priesterinnen der Mothra. Für Takashi Shimura war es eine Wiederkehr, da er bereits in den ersten beiden Godzilla-Filmen mitwirkte und auch hier in der Rolle von Dr. Tsukamoto erneut einen Wissenschaftler darstellte, dieses Mal allerdings mit dem Schwerpunkt Psychologie. Hisaya Itô wirkte als menschlicher Schurke Malmess mit. Akihiko Hirata war ebenfalls ein Godzilla-Veteran, der jetzt als Chef der Sicherheit Okita zu sehen war. Godzilla selbst wurde wie üblich von Haruo Nakajima geschauspielert, derweil Rodan von Masanori Shinohara zum Leben erweckt wurde und in der Haut von King Gidorah steckte Shoichi Hirose.
Nur gemeinsam ist man erfolgreich
Ein Meteoritenregen geht über Japan nieder, wobei sogar ein Meteor, ein besonders großer, in den Mount Kurodake crasht. Gleichzeitig wird Detective Shindo beauftragt, die Prinzessin Salno von Selgina während ihres Aufenthalts in Japan zu beschützen. Doch ehe diese ankommen kann, übernimmt ein fremder Geist ihren Körper und bringt sie in Sicherheit, ehe ihr Flugzeug in der Luft explodiert. Von da an bewegt sie sich als Prophetin durchs Land, die behauptet von der Venus zu kommen, und die vor einigen Katastrophen warnt.
Die Reporterin Naoko Shindo findet die Prophetin und will sich um sie kümmern. Unterstützt wird sie dabei von den Shobijin. Doch dann hören sie die Prophezeiung von King Gidorah, der einst die Venus zerstörte und nun die Erde angreifen wird. Nur der zurückgekehrte Godzilla, der erwachte Rodan sowie die neue Mothra können die Kreatur gemeinsam besiegen. Falls sie sich allerdings zusammenraufen können, was bei den Erstgenannten jedoch schwierig wird, da sie ziemliche Streithähne sind.
Einmal mehr hat Deutschland bei der hiesigen Namensgebung bewiesen, dass zu jener Zeit richtige „Genies“ am Werk waren. Denn Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah ist ein zum Teil hanebüchener Titel. Hintergrund für diese merkwürdige Wahl war, dass japanische Horrorfilme mit Frankenstein im Filmtitel wohl besonders gut liefen.
Menschlich gut
Der Film selbst erweist sich als überraschend unterhaltsam. Auch wenn er innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurde und Regisseur Ishiro Honda mit einigen Entwicklungen nicht einverstanden war. Doch gerade die Vermenschlichung von Godzilla und Rodan passt hier perfekt. Denn dadurch wird die alte Monster-gegen-Monster-Formel früherer Filme etwas aufgeweicht.
Die Szenen, in denen Godzilla gegen Rodan antritt, sind dabei köstlich inszeniert. Anders als in früheren Filmen wirkt die Auseinandersetzung nicht sonderlich ernst, was auch an den Grimassen liegt, die die beiden in Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah ziehen. Die Entscheidung, der berühmten Echse andere Augen zu verpassen, war hierbei genau die Richtige, da dadurch seine Gestik und Mimik noch lebendiger wirken.
Im Kontrast dazu steht natürlich King Gidorah. Der Film lässt sich Zeit, bis das Wesen das erste Mal persönlich auftaucht. Davor wird allerdings jede Menge Spannung aufgebaut, da man viel über sein Wirken auf der Venus gehört hat. Die Erwartung ist, dass man es mit einem wahren Monster zu tun haben würde, ganz so wie Godzilla früher, was dann auch so ist. Es ist ein Wesen, bei dem es absolut glaubwürdig ist, dass es alle drei anderen Kreaturen zusammen braucht, um es zu besiegen. Und selbst anschließend ist er noch so stark, dass er fliehen kann, womit eine Wiederkehr in künftigen Filmen garantiert ist. Was auch passiert, da King Gidorah seit diesem Erstauftritt zu einer der ikonischsten Kaiju-Wesen überhaupt zählt.
Frauen können was!
Interessant ist übrigens, wie die Auswirkungen der beiden Flugmonster gezeigt werden. In beiden Fällen sieht man, wie durch ihre Flugmanöver ein solcher Sog entsteht, dass Häuser abgedeckt oder gar gänzlich zerstört werden. Wobei bei King Gidorah deutlich mehr Zerstörung präsentiert wird als bei Rodan. Die menschlichen Reaktionen beschränken sich in Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah darauf, dass man Leuten beim Fliehen zuschauen kann. Doch die Panik und die Spur der Verwüstung, wie man sie noch im ersten Godzilla-Film erlebt hat, ist hier nicht mehr so deutlich vertreten.
Beim menschlichen Cast wurde das fortgeführt, was bereits in Godzilla und die Urwelt-Raupen begonnen hat. Das Privatleben der Figuren ist nahezu nicht existent. Es gibt eine einzige Szene, in der man sieht, wie die beiden Shindo-Geschwister gemeinsam mit ihren Eltern zu Hause essen, doch das war es. Und um ehrlich zu sein, vermisst man dieses Element nicht, da es manchmal merkwürdig forciert wirkte und die Handlungsträger auch so Platz erhalten, um Profil zu gewinnen.
Das merkt man vor allem an den weiblichen Hauptdarstellern, die zum ersten Mal in der Geschichte der Godzilla-Reihe selbstständig wirken. Zwar brauchen sie noch immer den Schutz von Männern und werden, wie man es bei Naoko Shindo vor allem zu Beginn von Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah sieht, gerne herabgewürdigt. Aber es sind keine Damsels in Distress mehr, deren IQ nicht viel größer als ihr BH ist.
Fremdartig gut
Vor allem die darstellerische Leistung von Akiko Wakabayashi begeistert. Als von einer Venusianerin übernommene Prinzessin hat sie etwas Unwirkliches an sich. Sie selbst meinte, dass sie ihre Figur wie eine Schlafwandlerin dargestellt hat, die nie Augenkontakt zu anderen herstellt. Es sind diese zwei Faktoren, die den Charakter so einzigartig machen, da sie so fremdartig wirkt, wirklich wie jemand Übernommenes.
Gleichzeitig schafft es Yuriko Hoshi als Naoko Shindo, in den gemeinsamen Szenen mit ihrer Kollegin ebenfalls zu überzeugen. Die Reporterin ist eine freundliche Person, die durchaus in der Lage ist, für sich zu denken und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Teilweise hat man in Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah sogar das Gefühl, dass ihre Naivität stellenweise nur gestellt ist, um ihren Gegenüber in falsche Sicherheit zu wiegen und so weitere Informationen zu erhalten.
Ihr von Yosuke Natsuki dargestellter Burder, Detective Shindo, vermag da im Vergleich nicht mitzuhalten. Das Problem ist, dass er zu sehr als der männliche Held charakterisiert wird, der mit enormem Ernst seiner Aufgabe nachgeht. Gefühlt tritt er die meiste Zeit mit nur einer entsprechenden Mimik auf, die er nur selten verzieht.
Emotionen sind überbewertet
Immerhin hat er mit Malmess einen adäquaten Gegenspieler, der ebenfalls nur selten in Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah Emotionen zeigt. Stattdessen ist er voll auf seine Mission fokussiert und kommandiert seine Untergebenen herum. Ebenso weiß er jede Gelegenheit zu nutzen, die sich ihm bietet, um seine Mission, die Prinzessin zu töten, zu erfüllen.
Allerdings muss man auch sagen, dass der Plot um die Prinzessin und deren geplante Ermordung eher zeitfüllend wirkt. Er wurde eingebaut, damit die Menschen etwas zu tun haben und nicht nur ständig auf das Wirken und Werken der Riesenmonster gaffen. Deshalb ist es dann auch verständlich, wieso diese Handlung vergleichsweise seicht und eher pflichterfüllend wirkt, bzw. leidlich spannend ist.
Dennoch lässt sich Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah nicht absprechen, dass man beim Gucken gut unterhalten wird. Es ist ein guter Godzilla-Film, der zu Recht als einer der Besten der gesamten Reihe gilt.
Natürlich gibt es ebenfalls noch eine amerikanische Fassung, die mit 85 Minuten deutlich kürzer ist. Es werden einige Szenen innerhalb des Films verlegt und andere gleich komplett rausgeschnitten. Auch wurde die Kampfmusik während der Godzilla/Rodan-Szenen durch andere ersetzt.
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Gidorah
- Endlich gute Frauenrollen
- Darstellerische Leistung von Akiko Wakabayashi
Negativ
- Plot um die Prinzessin nur Zeitfüller
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