Mit Peter R. Kürgers Es lebe Raumpatrouille Orion ist ein weiterer Band in der Es lebe-Reihe erschienen.
Ein Märchen von Übermorgen
Ich liebe Raumpatrouille Orion, weswegen ich – oh Wunder – die Reviews der Serienepisoden übernommen und das dazugehörige Special geschrieben habe. Natürlich wollte ich es mir nun auch nicht nehmen lassen, für euch einen Blick in Es lebe Raumpatrouille Orion zu werfen und darüber zu schreiben.
Im Vergleich zu den anderen bereits erschienenen Bänden ist Krügers Buch über die beliebte Science-Fiction-Serie relativ dünn. Gut, sagte ich mir, im Gegensatz zu großen Franchises wie Star Trek oder Star Wars ist Orion ziemlich klein, wenngleich diverse Taschenbücher und Hefte erschienen sind. Dennoch ist die Serie um McLane und sein Schiff eher in einer Nische zu suchen, was sehr schade ist, da ordentlich Potential vorhanden ist – und verschenkt wurde.
Kleine Vorstellung des Autors
Bevor wir uns das Buch anschauen, möchte ich den Autoren kurz vorstellen. Science-Fiction war schon in seiner Kindheit ein großes Thema. Peter R. Krüger, Jahrgang 1974 und gebürtiger Berliner, fand bereits in den 1990ern zum Schreiben, wobei er mit Kurzgeschichten begann und an mehreren Wettbewerben teilnahm und einmal mit einer Fantasy-Geschichte Zweitbester wurde. Jahre später erdachte er im Bereich der SF ein Konzept, welches ihn zu einem Gemeinschaftsprojekt mit Pia Feuerbach brachte. Die beiden Autoren veröffentlichten 2018 den ersten Band von Kolonie 85. Von Krüger selbst stammt weiterhin noch Band 4 der Sternenlicht-Romane, einer Buch-Reihe, welche die Abenteuer verschiedener Mannschaften und ihrer Orion-Klasse-Kreuzer beleuchten. Neben dem Roman Drakaria – Prophezeiung der Sklaven (2020) sind von Krüger in den Anthologien The A-Files (2019) und The D-Files (2020), sowie in Unsere Freunde von ε Eridani (2020) je eine Kurzgeschichte erschienen.
Die Kapitel
Los gehtʼs
Genug der Vorworte, jetzt geht es ab ins Buch. Wie schon erwähnt, ist es mit rund 160 Seiten relativ schmal, was jedoch nicht abschreckt, aber auch leider sehr schnell gelesen ist. Nach seinem Vorwort, in dem Kürger darlegt, wie er an die Raumpatrouille geraten ist, geht es erst einmal los mit dem ersten Kapitel. Hier zieht Kürger Vergleiche zwischen Star Trek und Raumpatrouille, die beide in den 1960ern Jahren entstanden sind. Prinzipiell kann man das machen, ich persönlich sehe himmelweite Unterschiede, sodass ich einen wirklichen Vergleich gar nicht für objektiv möglich halte. Letztlich geht es dann doch um banalere Dinge wie Nahrungsmittelbeschaffung (Replikatoren), Mannschaftsstärke und die Frage, was denn nun wirklich zuerst da war.
Weiter geht es mit einem Kapitel über die einzelnen Folgen und den Kinofilm, wobei Krüger hier nicht nur je eine kurze Inhaltsangabe gibt, sondern auch die Episoden aus aktueller Sicht betrachtet. Kurz ist hier ein Stichwort. Es kommt mir vor, als galoppiere man förmlich durch alle sieben Folgen. Gerade die Beleuchtung aus heutiger Sicht finde ich nach meinem Geschmack etwas knapp geraten. Denn der große Abstand zur Entstehungszeit der Serie bietet einiges an Material über Sichtweisen, Veränderungen und ähnliche Themen.
Und schon sind wir im nächsten Kapitel. Hier geht es um Spezialeffekte. Die Tricks, die sich die Filmemacher damals haben einfallen lassen, sind Fans sicherlich hinreichend bekannt. Trotzdem darf dieses Thema nicht fehlen und es ist auch einfach schön zu lesen, wie die Startsequenz entstanden ist, welche Tricks zum Overkill beigetragen haben, wie das Bluescreenverfahren funktionierte oder wie die Effekte der Frogs zustande gekommen sind. Der Part über den Spott, den man sich als Fan über sich ergehen lassen muss (warum muss man das eigentlich?), und der Hinweis, sich nichts madig machen zu lassen, nur weil andere die Begeisterung nicht teilen, erhalten volle Zustimmung und einen Dank an dieser Stelle. Danke, dass Sie das deutlich aussprechen, einfach aus dem Grund, weil ich diese Erfahrung selbst gemacht habe, nur ging es bei mir um Star Trek.
Nach den Effekten geht es direkt ins nächste Kapitel, ein recht kurzes, denn es besteht aus einer Auflistung der wichtigsten Begriffe der Serie und die Erklärungen dazu. Ausdrücke wie Dragon, Laurin, ASG, TRAV oder MZ4 zu erklären, sind thematisch natürlich hilfreich, wobei ich es als Anhang passender gefunden hätte.
Anschließend folgen Kapitel mit einer kurzen – und zwar wortwörtlich kurzen – Vorstellung der Hauptdarsteller, sowie Drehbuchautor Hunold, einem Exkurs in Sachen Planetenzerstörung in verschiedenen Franchises und dem Modetanz der Zukunft. Der Exkurs hat etwas für sich, vergleicht er doch die verschiedenen SF-Möglichkeiten, Planeten zu zerstören, und geht dabei der Frage nach, wer es am schönsten krachen lässt.
Weiter geht’s
Es wird musikalisch und dieses Kapitel hat Michael Lange, Gründer und Leiter des Peter Thomas Archivs in Duisburg, verfasst. Wer hat die Titelmelodie nicht sofort im Ohr? Komponiert wurde sie von Peter Thomas. Von ihm stammt so viel an Film- und Serienmusik, dass Lange alles nicht aufzählen wollte, um das Kapitel nicht zu sprengen. Stattdessen gibt es einen Überblick über das Schaffen und das Leben des bereits verstorbenen Komponisten, den Lange in den 1990ern übrigens persönlich kennengelernt hat.
Auf dieses schöne Zwischenspiel folgt ein Kapitel über die Entwicklungen nach dem Serienaus. Alte Gerüchte über Fortsetzungen fehlen nicht, ebenso wenig wie der Hinweis auf die von Hanns Kneifel angestoßene Romanreihe. Erwähnt werden ebenso Fanprojekte. Was jetzt nicht unbedingt hätte sein müssen, ist die Platzierung mitten im Buch. Solcherlei Listen passen eher in den Anhang mit einem Hinweis für Interessierte im zugehörigen Kapitel. Als Nachschlagewerk jedoch ist diese Liste hervorragend, wie ich festgestellt habe. Ich besitze zwar so einige Orion-Taschenbücher, aber längst nicht alle. Mit der vorliegenden Liste sollte eine Erweiterung leichter fallen.
Es sieht so aus, als würde ich viel mäkeln. Seid versichert, dem ist nicht so. Es ist so einiges an Pluspunkten dabei, wie beispielsweise das Interview mit Friedrich G. Beckhaus. Aber auch die Gespräche mit Erik Schreiber, dem Initiator der Sternenlicht-Reihe, und dem Niederländer Henny Van Veenendaal, der gemeinsam mit einigen weiteren Fans ein ganz großes Projekt angestoßen hat.
Da wir gerade bei Fans sind: Natürlich darf das private Orion-Museum in einem solchen Buch nicht unerwähnt bleiben. Die kleine Geschichte, wie es zu dem Museum kam, und ein Interview mit Josef Hilger, der hinter der Sammlung steht, passen hervorragend ins Buch.
Anschließend stoßen wir wieder auf eine Liste mitten im Buch, da sich ein Kapitel damit beschäftigt, welche weiteren deutschen SF-Serien oder SF-Produktionen mit deutscher Beteiligung erschienen sind. Meine Meinung zu der Platzierung der Listen habe ich ja schon erwähnt. Die Platzierung ist allerdings das Einzige, was mich an den Listen stört. Gerade die Aufzählung der SF-Filme und -Serien ist hochinteressant und ich denke bereits darüber nach, wie viele der Produktionen, gerade aus den Anfangszeiten der Filmproduktion, überhaupt noch irgendwo erhältlich sind.
Das Buch endet mit Filmfehlern, der Erklärung der Perspektive, aus der Es lebe Raumpatrouille Orion zu betrachten ist, und einer Danksagung.
Fazit
Wie Krüger zuletzt schon mitteilt, sollte Es lebe Raumpatrouille Orion kein weiteres Sachbuch zur Serie werden, sondern vielmehr eines über die Sichtweisen und Perspektiven der Fans. Letztlich mag das erklären, warum das ein oder andere etwas sehr kurz geraten ist. Dennoch fehlt mir, selbst Orion-Fan, ein wenig das Fangefühl, auch wenn die einzelnen Kapitel durch Stimmen der Fans zu Orion abgerundet werden. Die kleinen Texte passen gut ins Gesamtbild und ich habe schmunzelnd festgestellt, die eine oder andere Person zu kennen.
Insgesamt und abschließend möchte ich zu Es lebe Raumpatrouille Orion sagen, dass das Buch etwas anders als erwartet ist, dafür jedoch einiges an schönen Dingen bereithält. In meinem Regal darf es jedenfalls nicht fehlen.
Es lebe Raumpatrouille Orion
Autor: Peter R. Krüger
Erscheinungsdatum: 21. Januar 2021
Einband: Taschenbuch
Seiten: 164
Produktseite
Für diese Rezension wurde ein Exemplar vom Verlag in Farbe und Bunt zur Verfügung gestellt.
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