Die Revolution gegen das System der Enklaven ist in vollem Gange. Vivian und seine Kameraden müssen sich nun entscheiden, auf welcher Seite sie stehen.
Die Handlung
Während Cicero und Nadia noch als Gefangene in einem Kühlraum ausharren, haben sich Vivian und Rachel bereits den Rebellen angeschlossen, in deren Reihen sie die Betreiberin des El Loro Azul wiederfinden. Vor die Wahl gestellt, entscheidet sich auch Cicero für die Revolution, die sich als demokratisch strukturiert herausstellt. Sein Ansehen steigt recht schnell, als er seine Erfahrung als ehemaliger S.I. in die Planung der Angriffsstrategie einbringt. Ihm wird sogar die Leitung des Einsatzes überantwortet.
Eigentlich wäre dies Vivians Aufgabe gewesen, doch dieser will keinen Personenkult um sich und unterstützt daher Cicero. Gemeinsam mit Rachel brechen sie schließlich nach Istanbul auf. Da die Stadt zwischen zwei Kontinenten liegt, stellt sie einen strategisch wichtigen Punkt im Netz der Enklaven dar. Die S.I. versorgen sie derweil mit falschen Informationen, sodass diese sich auf die Verteidigung von Berlin konzentriert.
Wie gut, dass Nadia nichts von diesen Plänen weiß, denn sie ist zu den S.I. zurückgekehrt. Da die Rebellen, entgegen der Propaganda, keine Unmenschen sind, haben sie Nadia ziehen lassen. Diese ist offensichtlich eifersüchtig auf Rachel, und als sie bei den S.I. auf Ulrich trifft, der sich inzwischen erholt hat, fängt sie eine Affäre mit ihm an. Vom Überleben ihrer Kameraden erzählt sie ihm vorerst nichts, sodass er im Glauben handelt, diese rächen zu müssen. Erst nachdem sich das Einsatzziel Richtung Istanbul ändert, sagt sie ihm schließlich die Wahrheit.
Der Angriff auf die Stadt am Bosporus läuft zwischenzeitlich nicht ganz wie erwartet, denn der Coleo-Gleiter von Cicero wird abgeschossen. An der Absturzstelle treffen er, Vivian und Rachel auf Nadia und Ulrich, was in einem Konflikt endet, den Ulrich nicht überlebt. Nadia ergibt sich schließlich der Übermacht der Rebellen. Ciceros Strategie, eine Bresche in die Stadtmauer zu schlagen, geht derweil auf, und nachdem Istanbul gefallen ist, dauert es nicht mehr lange, bis das gesamte System der Enklaven fällt.
Während Cicero als Held des Widerstands gefeiert wird, kehrt Nadia ihren einstigen Kameraden endgültig den Rücken. In der neuen Welt muss sie erst noch ihren Platz finden. Der von Vivian könnte wieder an Rachels Seite sein, doch auch er braucht erst einmal Zeit für sich. Er hat seine Aufgabe als Tiqqun erfüllt, verzichtet jedoch weiter auf jegliche Anerkennung und verschwindet im Sonnenuntergang.
Rezension von Erinnerungen an den globalen Bürgerkrieg 3/3
Es gibt nichts Schöneres als einen gerechten Sieg über ein barbarisches System. Das hat Erinnerungen an den globalen Bürgerkrieg mit Roman- und Filmreihen wie Maze Runner oder Die Tribute von Panem gemein. Ein gravierender Unterschied liegt jedoch darin, dass es auf der Gegenseite keinen einzelnen Diktator gibt, der das personifizierte Böse darstellt. Der Gegner ist ein ungerechtes, menschenverachtendes System, welches von vielen Menschen getragen wird.
Auf der anderen Seite gibt es dementsprechend auch nicht den einen Erlöser, obgleich Vivian eine Schlüsselrolle bei der Befreiung der Menschheit zukommt. Den damit einhergehenden Personenkult lehnt er jedoch ab, er will die Rebellen weder im Kampf anführen noch nach dem Sieg. Schlussendlich sind er, Rachel und Cicero auch nur Menschen, welche aus Gewissensgründen die Seiten gewechselt haben. Der Klassenkampf ist ein Kampf der Menschheit und nicht von Einzelpersonen. Darin liegt eine Stärke des Abschlussbandes.
Eine Schwäche ist hingegen das Verhalten von Nadia und Ulrich. Letzterer ist immerhin noch ein unerfahrener Grünschnabel und hat aufgrund seiner Verletzung nichts von den Hinrichtungen an Zivilisten mitbekommen. Ganz anders Nadia, welche Zeugin dieser Kriegsverbrechen geworden ist und sich dennoch gegen die Rebellen entscheidet und für die S.I. in den Kampf gegen ihre einstigen Freunde zieht.
Ihre Entscheidung, Ulrich zunächst nichts von deren Überlaufen zu erzählen, mag dabei erst einmal konsequent erscheinen. Offenbar spielen auch ihre enttäuschten Gefühle für Vivian eine Rolle, weshalb sie auf Ulrichs Avancen eingeht. Sie scheint darauf zu hoffen, dass dieser ihren ehemaligen Kameraden nicht im Kampf begegnet. Erst, als dies unausweichlich scheint, offenbart sie ihm die Wahrheit.
Ulrichs daraus resultierendes Verhalten ist schlussendlich überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Obwohl Nadia ihm erzählt, dass seine Familie nicht von Rebellen, sondern von den S.I. getötet wurde, gibt er weiterhin den Rebellen die Schuld. Als er dann auf Vivian losgeht, wird er völlig sinnlos erschossen, wobei nicht einmal klar ist, wer den Schuss abgegeben hat. Diese Szene ist der größte Kritikpunkt an Band 3.
Der letztendliche Sieg der Revolution stimmt dafür aber wieder milde. Ebenso die gelungenen Zeichnungen, die sich weiter auf hohem Niveau bewegen. Vor allem die Hagia Sophia ist gut getroffen, aber auch die futuristische Innenstadt von Istanbul hat ihre Reize. Die Koloration ist weiterhin sehr realistisch, wobei Sepia-Töne vorherrschen.
Fazit
Abgesehen von Ulrichs sinnlosem Tod kann auch der dritte Band überzeugen. Man fiebert bis zum Ende mit und hofft auf ein gutes Ende für Vivian, Cicero und Rachel. Diese Hoffnung wird zwar nicht enttäuscht, doch es gibt auch nachdenkliche Untertöne. Erinnerungen an den globalen Bürgerkrieg kann bestens Gewissens weiterempfohlen werden. Interessierte sollten sich gleich alle drei hochwertigen Hardcoverbände zulegen und sie direkt nacheinander lesen, da sie eine durchgehende Geschichte erzählen.
Info
Autor: Richard Marazano
Zeichnungen & Farben: Jean-Michel Ponzio
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
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Story9/10
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Zeichenstil10/10
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Koloration10/10
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