Der globale Bürgerkrieg weitet sich auf die Enklave Tel Aviv aus. Vivian und sein Team werden losgeschickt, um den Aufstand niederzuschlagen. Doch ihr Schicksal erlebt dort einen Wendepunkt.
Die Handlung
Vivian wird immer noch von Träumen geplagt, in denen er der Anführer einer Revolte gegen die Enklaven ist. Ein Gespräch mit seiner Psychologin und Exfreundin Rachel ist dabei wenig hilfreich und könnte ihn eher noch in Schwierigkeiten bringen. Vorerst steht er aber nicht unter Verdacht und wird mit seinem Team in den Nahen Osten geschickt, um Tel Aviv zu verteidigen.
Zunächst einmal muss die Wasserversorgung der Enklave wiederhergestellt werden, doch in der israelischen Wüste geraten die S.I.-Leute in eine Falle. Bei der Evakuierung wird ihr Coleo-Fluggleiter abgeschossen. Der Pilot Kenji stirbt dabei und Ulrich wird schwer verletzt. Cicero muss ihn bis ins nahe gelegene Jerusalem tragen, wo die fünf Überlebenden für die Nacht in einer Synagoge Unterschlupf erhalten.
Der Rabbi verwickelt Vivian in ein Gespräch über Erlösung und schenkt ihm zum Abschied ein Medaillon. Als sein Team auf einen weiteren gestrandeten S.I.-Trupp trifft, erkennt deren Gefangener den Anhänger und redet Vivian mit Bloy Papugay an – jiddisch für „blauer Papagei“. Wieder das Symbol, welches er aus der Tabledance-Bar in Buenos Aires kennt. Leider kann ihm der Gefangene nicht mehr mitteilen, was es damit auf sich hat, da er auf der Flucht erschossen wird.
Zwischenzeitlich geraten Vivian und seine Leute wegen des Vorfalls in Verdacht, zum Widerstand zu gehören. Als ein Coleo-Gleiter zur Landung ansetzt, entspannt sich die Lage jedoch vorerst. Beide gestrandeten Trupps werden nach Tel Aviv geflogen, wo sie die südlichen Viertel zurückerobern sollen. Nur Rachel wird als Zivilistin evakuiert und der verletzte Ulrich darf sich ebenfalls eine Auszeit nehmen. Die anderen werden vom Dach des S.I.-Gebäudes runter auf die Straße geschickt. Kaum öffnen sich dort die Aufzugtüren, müssen Vivian, Nadia und Cicero feststellen, dass die Rebellen inzwischen die Innenstadt erreicht haben.
Bis auf die drei fallen alle S.I.-Soldaten im Kugelhagel. Obendrein wird ein Coleo-Gleiter, in dem Vivian seine Ex Rachel vermutet, vom Himmel geholt. Kaum aus dem Gefecht entkommen, wird Vivians Team Zeuge von Hinrichtungen an Zivilisten. Evakuiert werden nur die Bürger der Kategorie 1, also die Reichen. Alle anderen werden von den S.I.-Truppen liquidiert, um die Toten später den Rebellen in die Schuhe zu schieben.
Als bei einer weiteren Hinrichtung auch die abgestürzte Rachel hingerichtet werden soll, schreitet Vivian ein und erschießt den Kommandanten. Die anderen S.I.-Truppen fallen kurz darauf bei einem Angriff der Rebellen. Einzig Vivian, Cicero und Nadia werden verschont und gefangengenommen. Von einem Widerstandskämpfer erfährt Vivian kurze Zeit später, dass man nach ihm gesucht habe.
Nun klärt sich langsam alles auf. Das El Loro Azul war ein Widerstandsnest und der blaue Papagei ihr Erkennungszeichen. Offenbar hatte Vivian Kontakt zu den Rebellen gesucht, konnte sich aber nach der Schlägerei und dem daraus resultierenden sechsmonatigen Koma nicht mehr daran erinnern. Der Rabbi war eingeweiht und hat ihm das Medaillon gegeben, damit der Widerstand ihn orten kann. Während er diese Wahrheit erst einmal verdauen muss, bricht in weiteren Enklaven die Revolution aus, darunter in Mumbai und Rio de Janeiro.
Rezension von Erinnerungen an den globalen Bürgerkrieg 2/3
Am Ende dieses Bandes steht Vivian genau dort, wo er sich am Beginn des ersten Teils im Traum gesehen hat. Und er steht dort nicht allein, sondern zusammen mit Rachel. Obwohl er zwischenzeitlich etwas mit Nadia am Laufen hatte, führt ihn das Schicksal nun wieder mit seiner Ex zusammen. Was aus dem Rest seines Teams wird, bleibt derweil noch offen.
Die Entwicklung des Protagonisten ist wieder einmal spannend erzählt, bekommt allerdings eine etwas religiöse Wendung. Er ist der Tiqqun, also eine Art Auserwählter, auf den der Widerstand gewartet hat. Er hat also etwas mit Luke Skywalker aus Star Wars und Neo aus Matrix gemein. Nur mit dem Unterschied, dass Erinnerungen an den globalen Bürgerkrieg weder in einer weit entfernten Galaxie noch in einer virtuellen Simulation spielt. Dabei ist es wohl kaum ein Zufall, dass Vivian die Erkenntnis ausgerechnet im Heiligen Land kommt.
Interessanterweise sind die Menschen in der dystopischen Zukunft kaum noch religiös, sieht man einmal von dem Rabbi ab. Die meisten Menschen haben ihren Glauben an eine höhere Macht angesichts des erbarmungslosen Regimes der Enklaven längst verloren. Nicht jedoch den Glauben an ihre Selbstbefreiung. So vermischt sich hier der Klassenkampf mit der Sehnsucht nach Erlösung.
Der Gewaltpegel ist bei alledem deutlich höher als im ersten Band. Die Massaker an Zivilisten bedienen dabei jedoch keineswegs den Schockeffekt, sondern verdeutlichen die Menschenverachtung des spätkapitalistischen Enklaven-Regimes. Außerdem dienen die betreffenden Szenen als Augenöffner für die Protagonisten und treiben so deren Entwicklung voran. Das verleiht der Handlung Glaubwürdigkeit.
Grafisch ist der Comic einmal mehr eine Augenweide. Vor allem das alte Jerusalem mit der goldenen Kuppel des Felsendoms ist gut getroffen. Die modernen Enklaven, die man mal im Glanze ihres Höhepunktes, mal brennend in ihrem Niedergang sieht, machen optisch ebenfalls viel her. Die Perspektiven sind stets gut gewählt und abgerundet wird das Gesamtbild wieder durch eine realistische Koloration mit perfektem Licht- und Schattenspiel.
Fazit
Im zweiten Band nimmt die Handlung spürbar an Fahrt auf. Nach der Enthüllung der Wahrheit und der Selbstentlarvung der S.I.-Schergen als Kriegsverbrecher, wächst die Sympathie mit den Rebellen. Man kann die Revolution im Abschlussband kaum abwarten. Dieser hochwertige Hardcoverband lohnt sich auf jeden Fall.
Info
Autor: Richard Marazano
Zeichnungen & Farben: Jean-Michel Ponzio
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Zeichenstil10/10
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