Niewinter ist in Gefahr. Nur eine Bande von Dieben kann die Gefahr aufhalten.

Dungeons & Dragons – Ehre unter Dieben ist nicht die erste Verfilmung des Urvaters der Pen & Paper-Rollenspiele. Bereits im Jahr 2000 kam eine erste Verfilmung in die Kinos, die allerdings schändlich floppte. Eine IMDb-Wertung von 3,6 und ein metascore von 14 (4,8 bei den Usern) spricht eigentlich Bände. Trotzdem gab es 2005 eine Direct-to-DVD-Fortsetzung und 2012 noch einen dritten Teil, der sogar nur für das Fernsehen produziert wurde. Im Fernsehen gab es außerdem noch in den 80ern eine Trickserie, die eine IMDb-Wertung von 8.0 aufweisen kann. D&D, so die Kurzform der Spiels, kann man also durchaus mit Erfolg verfilmen.

Hinweis: Für alle, die nichts mit D&D anfangen können – am Ende des Beitrags befindet sich eine kurze Übersicht. Die Lektüre des Reviews wird dann eventuell leichter fallen, denn ich ziehe ab und zu einen Vergleich zu einer Partie D&D.

Neuer Film – neues Glück

Ich gebe gerne zu, ich war skeptisch bei der Ankündigung. Aber ich habe es mir angewöhnt, mir selbst ein Bild zu machen. Und mit Chris Pine als Edgin und Michelle Rodriguez als Holga hatte man zumindest schon mal zwei Leute an Bord, die ich recht gerne sehe. Die Story ist gar nicht mal so wichtig, denn besonders originell ist sie eigentlich nicht, deswegen nur in Kürze. Edgin und Holga sitzen im Gefängnis, weil sie etwas geklaut haben und dabei erwischt wurden. Sie brechen aus uns suchen nach Kira (Chloe Coleman), der Tochter von Edgin, und kommen dabei einer größeren Sache auf die Spur, für die sie ein Team benötigen. Zu ihnen stößt Simon (Justice Smith), ein eher mittelmäßiger Zauberer, und die menschenverachtende Druidin Doric (Sophia Lillis).

Als bunt zusammengewürfelte Truppe die aus unterschiedlichen Motiven mitmischt, also ganz wie bei einem echten D&D-Abenteuer, machen die vier sich auf, ein einst angerichtetes Urteil wiedergutzumachen und ein noch viel schlimmeres zu verhindern.

Und soviel sei jetzt schon verraten – Michelle Rodriguez spielt hier wieder einmal ihre Paraderolle als toughe Dame, die nicht ganz so damenhaft ist, die Leute verprügelt und säuft – das spielt sie ja offenbar gerne. Chris Pine darf sich hier auch von seiner besten Seite zeigen und brilliert vor allem an der Seite von Regé-Jean Page, der Xenk spielt. Hugh Grant ist so komisch wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe, bleibt allerdings ein wenig eindimensional, während der Rest der Heldenriege über sich hinauswächst.

Das Ende ist ein wenig vorhersehbar, allerdings nur in den Minuten davor. Damit kann man leben. Der Film hat eine enorme Spieldauer von 134 Minuten, die aber wie im Flug vergeht. Es gibt nur an ganz wenigen Stellen kleine Längen, die aber oft mit ein wenig seichten Humor kaschiert werden.

Ehre unter Dieben

Fans finden sich zurecht – Nicht-Fans aber auch

Im Film wird mit Namen nur um so um sich geworfen. Schwertküste, Niewinter, Baldurs Tor, Underdark. Sogar Karten werden ausgebreitet, wo der geneigte Fan schnell einige Orte entdecken kann, die er vielleicht sogar mal in einem Spiel besucht hat. Und der Nicht-Fan? Der wird nicht erdrückt von der Informationsflut, ganz im Gegenteil, es fließt einfach so mit ein. Fans und Nicht-Fans werden an der großartigen visuellen Pracht ihren Spaß haben, von der Stadt Niewinter bis zum Dorf in Baumkronen ist alles dabei.

Erinnert ihr euch an die Zeichentrickserie, die ich eingangs erwähnt habe? Nein? Schade, denn die Truppe aus eben dieser kommt auch vor. Natürlich nicht gezeichnet, sondern in Fleisch und Blut. Ein so geniales Easter Egg hatte ich absolut nicht erwartet. Und ich liebe es. Schon der Trailer zeigt einige wirklich coole Kreaturen aus dem Spiel, die Fans sofort erkennen und Nicht-Fans eben kennenlernen, wenn es soweit ist.

Spaß mit dem Spiel

Achtung: Wer die Trailer nicht kennt, bekommt hier nun einen kleinen Spoiler. Ist aber wirklich nur minimal. 

In einer Szene will die Gruppe eine Brücke überqueren, während Xenk noch groß und breit erklärt wie man über die Brücke kommt, nämlich mit einem bestimmten Muster, dass ich mir leider bis auf die ungeraden und ab der Mitte dann gerade Zahlen  nicht merken konnte, setzt Simon einen Fuß auf die Brücke – diese stürzt ein. Er wusste nicht, dass dies schon zur Brücke zählt. Für den Nicht-Fan ist dies eine einfache, komische Einlage – die gibt es hier wirklich öfter.

Ehre unter Dieben

Der Fan sieht hier aber eine typische Szene aus dem Spiel. (Siehe nächster Punkt.) Der Spieler von Simon sagt, dass er nach vorne geht, der Spielleiter lässt ihn würfeln, ob er erkennt, wo die Brücke genau anfängt – sein Wurf war wohl ein gnadenloser Misserfolg und die einstürzende Brücke das Resultat.

Hintergründe zu D&D für Neulinge

Bereits 1974 erschien die erste Version des Rollenspiels in den Vereinigten Staaten. Geschaffen wurde es von den bereits verstorbenen Gary Gygax und Dave Arneson, heute wird es von der Firma Wizards of the Coast vertrieben. Anfangs spielten die Abenteuer ausschließlich in den namensgebenden Dungeons (Verliese), später wurden auch andere Welten eingeführt. In einem P&P-Rollenspiel passiert fast alles mit einer Menge Phantasie. Man braucht zum Spielen eigentlich nur einen Stift, Papier und einen Würfel. Man erschafft seine Spielfigur selbst, anhand der Vorgaben aus dem sogenannten Grundregelwerk. In diesem steht alles, was man über die Welt wissen muss. Welche Völker gibt es und wie verhalten die sich, welche Klassen und Religionen, welche Fähigkeiten und und und…

Nachdem man einen Charakter erschaffen hat, erzählt der Spielleiter eine Geschichte. An manchen Punkten fragt er „Was tut ihr?“ und die Spieler erzählen, was ihre Charaktere nun machen. In manchen Situationen, muss der Spieler würfeln um zu sehen, ob er das auch wirklich schafft. Dabei wird in der Regel gegen eine bestimmte Zahl gewürfelt. Erreicht man diese Zahl, hat man Erfolg, erreicht man sie nicht, ist es ein Misserfolg. Je nachdem, was man versucht und wie weit man drüber oder drunter ist, kann es auch perfekt gelingen oder eine absolute Katastrophe werden.

Was jetzt äußerst technisch und steril klingt, ist im Livebetrieb meistens ein kleiner Event der Freude. Ich habe schon etliche Systeme probiert und nie war ein Abend langweilig. Es wird gelacht und manche Rollenspieler gehen so sehr in ihrer Rolle auf, dass sie die Ansage „Euch werden Handschellen angelegt“ auch umsetzen und die Hände hinter den Rücken nehmen. Manche spielen ihre Charaktere auch verbal ganz genau, sie reden mit Akzent oder schreien, wenn ihr Charakter eben schreit und sich aufregt. Kein Spiel ist wie das andere und die einzige Grenze ist die Phantasie und manchmal das Regelwerk.

Fazit zu Dungeons & Dragons – Ehre unter Dieben

Eigentlich kann man einen D&D-Film nur mit Absicht verhunzen, denn wie jedes andere P&P auch bietet dieses einfach nur den Rahmen. Die Geschichte kann man ganz einfach komplett entwerfen, ein paar Orte einfließen lassen, aufpassen, dass man die Völker nicht falsch wiedergibt und schon hat man einen moderaten Fantasy-Film, der die drei bisherigen Filme locker schlägt.

Ehre unter Dieben schafft es aber auch noch, die Atmosphäre eines solchen Spieleabends einzufangen. Action, Humor, Essen und Trinken und eine Geschichte, die kein Spielleiter besser machen könnte. Dazu sind die Effekte sehenswert und dank der recht einfachen Welt für Neulinge, die wirklich keinerlei Vorwissen mitbringen müssen, auch extrem leicht zugänglich.

Bester Indikator ist meine Frau, die erst gar nicht mitwollte, da sie mit Fantasy auch nicht ganz so viel anfangen kann. Sie hatte aber sichtlich Spaß und hat nicht mal eine Ahnung davon, was die Schwertküste ist. Für sie war es einfach eine Ortsbezeichnung. Unser beider Lieblingsszene: Der Friedhof.

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Marco Golüke

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