Nach der Niederlage gegen die Harkonnen sinnt Gurney Halleck auf Rache.
Handlung
Die Schlacht um Arrakeen ist für das Haus Atreides verloren. Der Herzog und die meisten seiner Leute sind tot. Nur wenige haben überlebt und sind in den Untergrund gegangen. Darunter Gurney Halleck, bis dato Waffenmeister der Atreides. Nach der Niederlage schließt er sich den Schmugglern unter Staban Tuek an, doch verliert er dabei nie seinen Drang nach Rache, dem Kanly, aus dem Blick. Gurney will Rabban jedoch nicht nur wegen des Mordes an seinem Herzog aus dem Weg schaffen, sondern auch wegen dem, was seiner eigenen Familie einst auf Giedi Prime angetan wurde.
Nicht alle Schmuggler haben Geduld mit dem Neuling, allen voran Orbo, der Hallecks Musikinstrument entzweibricht, weil er dessen Klagelieder nicht mehr hören kann. Gurneys Plan, Rabban zu demütigen, indem er ihm eine Ladung Wasser stehlen will, stößt jedoch auf Interesse, da Wasser auf Arrakis noch wertvoller als Spice ist. In der Harkonnen-Hauptstadt Carthag treffen sich Gurney und Staban mit Hasimir Fenring, der ihnen im Austausch für eine große Ladung Spice Zugang zu dem Raumschiff verspricht, welches das Wasser von Giedi Prime liefert.
Während die Schmuggler das Spice einsammeln, werden sie Zeuge, wie Orbos Dorf von Rabbans Truppen überfallen und die gesamte Bevölkerung niedergemetzelt wird. Dadurch wird Orbo radikalisiert und sinnt nun ebenfalls auf Rache. Mit den Tickets und gestohlenen Gildenuniformen, die Hasimir den Schmugglern verschafft, gelangen sie an Bord eines Heighliners, von wo aus sie den Wassertransporter gerade noch rechtzeitig entern können. Allerdings wurden die Spice-Schmuggler von irgendjemandem verraten, sodass nicht nur sieben Crewmitgliedern an Bord auf sie warten, sondern über zwanzig Harkonnen-Krieger.
Die Mission, das Wasser zu erbeuten, schlägt fehl, wobei neun von Stabans Leuten sterben, darunter einige ehemalige Atreides-Soldaten. Halleck gelingt es allerdings, das Wasser zumindest zu vergiften. Als Harkonnen-Offizier getarnt dringt er in Rabbans Palast ein und wird Zeuge, wie sein Kanly doch noch Gestalt annimmt.
Rezension von Dune – Die Wasser des Kanly
Kanly ist eine besondere traditionelle Form der Rache, die Gurney Halleck an Rabban zu vollziehen gedenkt. Diese gilt zum einen der Ermordung seines Herzogs Leto Atreides und dessen Sohnes Paul, wobei Letzterer allerdings noch lebt. In den Wirren der Schlacht ist Halleck einiges entgangen und obendrein hält er Lady Jessica für eine Verräterin, weil er den wahren Verrat durch Dr. Yueh nicht mitbekommen hat. Wer das Hauptwerk von Dune kennt, weiß, dass Gurney später auf Paul treffen und sich dessen Kampf anschließen wird, doch noch ahnt er von alldem nichts.
Der zweite Grund für seine Rachegelüste ist der Mord an seiner eigenen Familie. Wie Duncan Idaho stammt auch Halleck von Giedi Prime, wo er einst regimekritische Lieder zum Besten gegeben hat. Seine Eltern wurden dafür auf der Stelle vor seinen Augen ermordet. Gurneys Schwester hat man dagegen zur Prostitution gezwungen und einige Zeit später wurde sie dann von einer ganzen Gruppe Männer vor seinen Augen vergewaltigt, bevor Rabban sie erwürgt hat. Die Barbarei der Harkonnen ist kaum zu ertragen, was Hallecks Hass auf dieses Haus umso mehr Glaubwürdigkeit verleiht.
Zugleich erhält der Charakter durch diese Geschichte mehr Tiefgang und eine komplexe Vergangenheit. Gleiches gilt für Charaktere wie Orbo oder die überlebenden Soldaten des Hauses Atreides, die allesamt eine glaubwürdige Motivation haben, Gurneys Plan zu unterstützen. Obendrein erhoffen sich die Schmuggler einen ordentlichen Profit, was jedoch nach hinten losgeht. Es bleibt dabei allerdings unklar, ob es der schmierige Hasimir Fenring war, der sie verraten hat. Zuzutrauen wäre es ihm und wer sonst konnte von der Aktion wissen?
Zumindest der Plan B scheint dann doch aufzugehen und Gurney schleicht sich extra in den Palast von Carthag, um den Harkonnen beim Sterben zuzusehen. Dumm nur, dass Rabban lieber Wein statt Wasser trinkt und so dem Giftanschlag entgeht. Wer das Hauptwerk kennt, hat dies natürlich kommen sehen, denn Rabban stirbt darin erst später. Das Kanly bleibt in diesem Comic noch unvollendet. Dennoch ist Gurney vorerst zufrieden und besorgt sich zum Ende ein neues Baliset, um wieder seine Lieder spielen zu können.
Grafisch kann der Comic ebenfalls überzeugen, wobei zumindest einige Charaktere an das Aussehen in den anderen Comics angelehnt sind. Rabban hat hier wieder rote Haare statt einer Glatze, wohingegen Gurney eigentlich durchgehend immer eine lange blonde Mähne hat. Ihn kennt man wiederum nur aus der Verfilmung von David Lynch mit Glatze, da er dort von Patrick Stewart gespielt wird.
Der Zeichenstil ist jedenfalls sehr detailliert und weist eine klare Linienführung auf, womit dieser Comic zu den besten unter den Dune-Publikationen zählt. Sowohl die Charaktere als auch die Architektur und Raumschiffe können größtenteils überzeugen und bieten einige Schauwerte. Die Bilder besitzen Tiefe und sogar Bewegungsunschärfe, die selbstverständlich ein Ergebnis der Nachbearbeitung ist.
Die Farbpalette ist ebenfalls gut gewählt und fällt sehr kräftig aus. Es hätte noch etwas mehr mit Verläufen gearbeitet werden können, doch der Lichteinfall ist trotz klarer Hell/Dunkel-Trennung durchaus gelungen. Das Einzige, das massiv stört, sind die Blendeffekte. Die meisten Lichter sind willkürlich an Höhlenwänden und Zimmerdecken platziert, ohne dass eine Lichtquelle auszumachen wäre. Sind doch einmal Lampen zu sehen, wirken die daraus hervortretenden Leuchtstreifen komplett unnatürlich. Das ist allerdings schon der größte Kritikpunkt an diesem sonst rundum gelungenen Comic.
Fazit
Die Story, die parallel zum zweiten Band der Hauptreihe spielt, ist spannend erzählt und gewährt tiefere Einblicke in das Leben und die Motivationen von Gurney Halleck. Damit ist „Die Wasser des Kanly“ eine gute Ergänzung zu Frank Herberts Hauptwerk, aus dem bisher nur bekannt war, dass Halleck sich nach dem Harkonnen-Angriff Schmugglern angeschlossen hat. An der grafischen Umsetzung gibt es nur wenig auszusetzen, im Vergleich zu Geschichten aus Arrakeen ist der Comic eine wahre Augenweide. In der umfangreichen Covergalerie gibt es auch ein Werk des Zeichners Francesco Mortarino, die Cover der anderen Künstler reichen von moderner Kunst bis Fotorealismus. Verpackt ist das Ganze wie immer in einem hochwertigen Hardcover-Band.
Info
Autor: Brian Herbert & Kevin J. Anderson
Zeichner: Francesco Mortarino
Farben: Raúl Angulo
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Story9/10
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Zeichenstil9/10
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Koloration7/10
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