Statistische Wahrscheinlichkeiten stellen Julian Bashir vor Probleme.
Zu Ende erzählt? Nicht wirklich.
Julian Bashir (Alexander Siddig) erhält einen neuen Auftrag. Er soll vier andere genetisch aufgebesserte Menschen zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft machen. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Denn diese Leute haben ihre jeweiligen Probleme und agieren manchmal unberechenbar.
Doch dann erhalten sie Zugriff auf geheime Berichte der Föderation. Und in Kombination mit einigen anderen Infos, die sie herausgefunden haben, kommen sie zu einer entsetzlichen Erkenntnis: Die Föderation kann den Krieg gegen das Dominion nicht gewinnen. Weshalb sie den Verlust von Leben verhindern wollen, mit allen möglichen Mitteln.
Es ist ein Weilchen her, seitdem Julian Bashir genetische Verbesserung thematisiert wurde. Das mag mitunter daran liegen, dass das Thema überwiegend auserzählt worden war. Man hat die Reaktion seiner Kollegen mitgekriegt und die Konsequenzen für seine Familie. Doch ansonsten dominierten jetzt andere Aspekte die Serie. Bis Statistische Wahrscheinlichkeiten es wieder aufgreift und auf eine interessante Art und Weise erweitert.
Eine Truppe mit Macken
Denn in dieser Folge zeigt sich, dass der gute Doktor nicht der einzige seiner Art ist. Dass es auch noch andere gibt. Dass er allerdings von all diesen der Normalste ist. Und dies mit Abstand.
Denn all die anderen „Mutanten“, wie sie auch genannt werden, sind genau wie er hochintelligent. Doch gleichzeitig haben sie mehrere Macken, die sie nicht eben gesellschaftsfähig machen. Jack (Tim Ransom) ist der Anführer, hyperaktiv und hat ein übersteigertes Geltungsbedürfnis. Lauren (Hilary Shepard-Turner) hat eine gesteigerte Libido, derweil Patricks (Michael Keenan) Persönlichkeit und Verhalten dem eines Kleinkindes entspricht. Und die letzte in der Runde, Sarina, ist katatonisch und apathisch.
Es ist eine bunte Truppe, mit der es Julian Bashir in Statistische Wahrscheinlichkeiten zu tun kriegt. Eine voller Individuen, die eigentlich nur deshalb zusammenarbeiten können, weil sie sich komplett Jack unterordnen und sich dann gemeinsam auf ein Ziel stürzen. Der Stationsarzt selbst ist diesem Geschehen zunächst hilflos ausgesetzt und lässt sich anschließend mitziehen.
Stille Wasser sind …
Man merkt ihm an, wie sehr es ihm diese Chaotentruppe angetan hat. Er findet sie faszinierend, eben weil sie so komplett unterschiedlichen Figuren sind. Er lässt sich sogar von ihnen für ihr Ziel einspannen, ehe er bemerkt, dass das, was sie vorhaben, vielleicht doch nicht so gut ist.
Dabei ist Statistische Wahrscheinlichkeiten eine Folge, die jede Menge Humor besitzt. So stört es beispielsweise nicht, dass der Schauspieler von Jack im Prinzip extremes Overacting betreibt. Aber eben dadurch gelingt es ihm, die Hyperaktivität seines Charakters glaubwürdig darzustellen. Außerdem wird dies durch die darstellerische Leistung der Darsteller von Lauren und Patrick vollkommen aufgefangen und ausgeglichen.
Und dann ist natürlich auch Sarina (Faith C. Salie), die stille vierte in der Runde. Die steht oder sitzt meistens in der Gegend rum, weil bei ihr etwas schiefgelaufen sein muss. Wo Jack hyperaktiv ist, ist sie katatonisch und apathisch. Nur selten scheint sie auf das, was in ihrer Umgebung geschieht, auch einzugehen. Diese Momente sind allerdings gezielt gesetzt und bieten Höhepunkte in dieser Folge. Weil sie verdeutlichen, dass nur, weil man die Figur nie wirklich „aktiv“ sieht, sie man deswegen nicht unterschätzen darf. Im Gegenteil: Sie ist für die Zuspitzung der Handlung von essentieller Bedeutung.
Ein interessanter Subplot
Denn um zu zeigen, dass die „Mutanten“ einen Nutzen haben, wurde in Statistische Wahrscheinlichkeiten ebenfalls ein Subplot um das Dominion eingebaut. Einmal mehr zeigt sich, dass diese die wahren Machthaber auf Cardassia sind. Auch wenn Gul Damar (Casey Biggs) das nicht behagt und er erstaunlicherweise darunter leidet, dass er in Sieg oder Niederlage? Gul Dukats Tochter Ziyal umgebracht hat.
Es ist eine überraschende Enthüllung, die das cardassianische Oberhaupt sympathisch macht. Genauso wie die kleine Szene, in der er von Weyoun (Jeffrey Combs) daran erinnert wird, wer in Wahrheit das Sagen hat. Gleichzeitig darf man allerdings nie vergessen, dass er immer noch der Anführer einer der Feinde der Föderation ist.
Dabei spielt der Konflikt einen Großteil von Statistische Wahrscheinlichkeiten keine Rolle. Man ist sogar darüber irritiert, wieso die beiden Anführer nach Deep Space Nine kommen und es Gespräche mit der Föderation gibt. Erst gegen Ende wird der Krieg wieder akut, als die „Mutanten“ eine ungute Entdeckung machen.
Alles verloren?
Gemäß ihrer Berechnungen kann der Krieg von der Föderation nicht gewonnen werden. Eine Erkenntnis, die man als Zuschauer auch aus den Ereignissen zu Beginn der aktuellen Season erhalten hat. Wo es ja unter anderem hieß, dass die Sternenflotte viele Gefechte verloren hat und am Ende nur deshalb nicht unterging, weil einerseits die Klingonen mit eingriffen und es andererseits Benjamin Sisko gelang, die Propheten davon zu überzeugen, ebenfalls aktiv zu werden.
Doch wie es Julian Bashir anschließend gelingt, seinen ebenso genetisch aufgebesserten Kollegen klar zu machen, dass sie mit ihren Prognosen falsch liegen, das ist dann wirklich ein gelungener Plotwist. Und es charakterisiert den Stationsarzt sehr gut. Dass er nämlich trotz allem versucht, sich für die „Mutanten“, die er ja im Prinzip als Artgenossen betrachtet, einzusetzen, spricht für ihn.
Statische Wahrscheinlichkeiten ist eine grandiose und vergnügliche Folge.
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