Major Kira muss eine Erkenntnis gewinnen.
Ein anderer Ansatz
Die Raumstation Deep Space Nine erhält wieder Besuch aus dem Spiegeluniversum. Dieses Mal beamt sich der Bareil (Philip Anglim) aus jenem Universum an Bord der Station und kidnappt Major Kira. Doch der gelingt es, ihn in eine Falle zu locken, ehe der Sicherheitsdienst ihn festnehmen kann.
Kira Nerys (Nana Visitor) will allerdings keine Anklage erheben. Stattdessen führt sie ihn in die Station ein, wo er von vielen als Vedek Bareil erkannt wird, sein Gegenstück, das vor Jahren ums Leben kam. Ebenso geht sie mit ihm eine Beziehung ein. Doch was sie nicht ahnt, ist, dass er nichts Gutes vorhat.
Das Spiegeluniversum meldet sich also in Erkenntnis wieder. Doch anders als bei den früheren Auftritten geht es dieses Mal nicht in jenes andere Universum. Stattdessen reist der Spiegel-Bareil ins Standard-Universum und bleibt dort. Das ist mal ein anderer Ansatz, der eigentlich der Folge genügend Energie geben sollte, um zu gefallen.
Langweilig!
Dieses Grundprinzip ist auch insofern vielversprechend, als mit Bareil eine Figur auftaucht, die eine gewisse Vergangenheit mit Major Kira hat. Er war ihr Geliebter, ehe er in der Episode Der Funke des Lebens starb. Seine Story war damals auserzählt.
Daher ist das Auftauchen des Spiegel-Bareils in Erkenntnis interessant. Weil er zwar einerseits dieselbe Person ist, aber vom Charakter her dann doch anders. Zu sehen, wie er mit großen Augen die bajoranische Religion und die Ehrerbietung der anderen ihm gegenüber erlebt, hat einiges an Charme. Ebenso die kleinen Charaktermomente, wo er mit Personen wie beispielsweise Worf (Michael Dorn) interagiert.
Allerdings muss man schon nach kurzer Zeit feststellen, dass die Folge ein massives Problem hat: Sie ist sehr langweilig. Das ganze Potential, die vielversprechenden Ansätze sind im Prinzip da, werden auch teilweise genutzt. Doch unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass die Episode am Ende so etwas wie vergeudete Lebenszeit ist.
Die Intelligenz ist durch die Luftschleuse gegangen
Es profitiert keine einzige Figur von den Ereignissen. Eher das Gegenteil ist der Fall: Major Kira wirkt stellenweise erschreckend naiv und dumm. Fast so, als ob ihre gesamte Intelligenz und Erfahrung den Weg durch die Luftschleuse genommen hat, kaum, dass sie Bareil wiedergesehen hat.
Wobei der Mangel an Intelligenz sich auch durch das Verhalten der anderen Stationsoffiziere ausdrückt. Wie kann es sein, dass niemand vorsichtshalber eine Waffe zückt, als Bareil sich an Bord beamt? Wieso kommt das Sicherheitspersonal erst so spät, um den Spiegeluniversums-Bewohner zu verhaften, nachdem ihn Major Kira unschädlich gemacht hat? Und wieso merkt keiner, dass es einen weiteren Beamvorgang an Bord der Station gab?
Im Grunde genommen erwartet Erkenntnis, dass man das Gehirn ausschaltet und einfach Dinge akzeptiert. Allerdings passt dies nicht zur Serie. Deep Space Nine war von jeher eine Fernsehserie, die die Intelligenz des Zuschauers nicht beleidigte, sondern anerkannte. Die auf komplexe Charakterisierungen setzt, wie man anhand von Garak sieht. Und wo selbst simpel gestrickte Charaktere wie Rom einiges an Tiefe in ihrer Persönlichkeit erhalten.
Es fehlt (ironischerweise) ein B-Plot
Von all dem ist in dieser Folge nichts zu sehen. Stattdessen agieren alle Figuren wie gehirnamputiert. Was durch das Auftauchen eines anderen Charakters gegen Ende noch verstärkt wird. Auch hier hat man wieder das Gefühl, dass die Intelligenz des Zuschauers beleidigt wird, indem die Macher einfache Akzeptanz voraussetzen, weil sich alle Beteiligten so dämlich aufführen.
Außerdem fühlt sich die Handlung wie gestreckt an. So, als ob diese ursprünglich eher ein B-Plot war, der wegen eines wegfallenden A-Plots auf die Länge einer ganzen Folge gedehnt wurde. Weshalb dann auch dementsprechend sehr schnell die Langeweile dominiert.
Es wirkt ironisch, wenn man bedenkt, dass ich oft die mangelhaften B-Plots kritisiert habe: Aber so eine Nebenhandlung fehlt hier. So ein paar Szenen, die auf andere Figuren fokussiert sind. Wo man zum Beispiel mehr vom alltäglichen Leben des neuen Ehepaares Jadzia Dax (Terry Farrell) und Worf erfährt. Oder wo andere Charaktere was erleben. Einfach, damit was anderes geschieht, um Abwechslung zu kriegen. Etwas, was der Folge komplett fehlt.
Höhepunktearm
Aber so … ist es nicht genug. Im Prinzip plätschert alles vor sich hin, ohne großartige Höhepunkte. Was am Ende schlicht und ergreifend enttäuschend ist.
Deep Space Nine kann es besser, dass haben die vorherigen Folgen bewiesen. Aber Erkenntnis ist einfach wie ein Fremdkörper, in jederlei Hinsicht.
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