Die Karte soll helfen, trübe Gefühle an Bord von Deep Space Nine zu vertreiben.

Es wird ernst

Die Stimmung an Bord der Raumstation könnte besser sein. Es scheint so, als ob der Konflikt mit dem Dominion bald eskalieren könnte, worüber die Offiziere der Station alles andere als glücklich sind. Als Jake Sisko (Cirroc Lofton) die deprimierte Gemütslage seines Vaters (Avery Brooks) mitkriegt, beschließt er, etwas dagegen zu unternehmen.

Gemeinsam mit seinem Freund Nog (Aron Eisenberg) bietet er auf eine seltene Baseballkarte, die allerdings in letzter Sekunde von einem Dr. Giger (Brian Markinson) ersteigert wird. Jake will die Karte jedoch unbedingt haben und geht mit dem Wissenschaftler einen Deal ein. Er besorgt ihm bestimmte Gegenstände und am Ende kriegt er das Objekt seiner Begierde. Also geht es ans Werk.

Die Karte fühlt sich wie noch einmal innehalten und tief Luft holen an, ehe dann in der nächsten Folge das Staffelfinale stattfinden wird. Und diese Episode deutet bereits an, dass die Lage ernst wird. Denn an der Grenze zum Dominion verschwinden immer mehr Schiffe, was kein gutes Zeichen ist. Dementsprechend niedergeschlagen wirken die Offiziere der Raumstation zu Beginn der Folge, weshalb der Plan von Jake, seinen Vater wieder aufzumuntern, natürlich umso logischer erscheint.

Ein schönes Team-Up

Es tut der Folge gut, dass man ihn wieder mit seinem alten Freund Nog zusammentut und sie gemeinsam ein Abenteuer erleben lässt. Fast so wie in alten Zeiten, nur dass beide jetzt älter sind und unterschiedliche Lebenswege beschritten haben. Was aber hier nicht thematisiert wird. Stattdessen erlebt man, wie gefestigt ihre Freundschaft mittlerweile ist und wie gut sie sich gegenseitig ergänzen.

Dabei ist die Haupthandlung von Die Karte vor allem eins: herrlich absurd. Denn spätestens sobald Dr. Giger in der Handlung auftaucht, wird es komisch. Allerdings ist dies kein Schenkelklopferhumor mit brachialer Komik. Stattdessen herrschen vor allem leise Töne vor, die nichtsdestotrotz umso besser sind.

Es hilft viel, dass der Schauspieler des Doktor, Brian Markinson, seine Figur mit vollkommen ernsten Gesicht darstellt, was im kompletten Gegensatz zu dessen Idee ist. Denn ohne zu viel zu verraten: Sein Plan, wofür er die Karte und die anderen Objekte braucht, ist absolut hanebüchen. Es ist dieser Kontrast und die Auswirkungen davon, die dazu beitragen, dass man sich hier besten unterhalten fühlt.

Herrlich Abstrus

Denn auch die Konsequenzen, die die Aktionen von Jake, Nog und Dr. Giger haben, sind herrlich dargestellt und komplett abstrus. Es ziehen sich enorme Kreise, in die am Ende sogar wichtige Poltische Akteure involviert werden. Wie dies geschieht, das stellt mit einen Teil des Charmes von Die Karte dar.

Hierbei wird allerdings der vor sich hin köchelnde Konflikt mit dem Dominion nicht vergessen. Im Gegenteil: Er ist ständig im Hintergrund der Episode aktiv und wird weiterentwickelt. Dabei wird nicht der Fehler gemacht, ihn zu dominant zu machen, weil dies sonst die positive Atmosphäre der Folge zunichte machen könnte.

Aber hier tauchen gleich zwei wichtige Akteure auf, um die sich Benjamin Sisko kümmern muss. Das ist zum einen Kai Winn (Louise Fletcher) und zum anderen Weyoun (Jeffrey Combs), der mit einem… interessanten Angebot für die Bajoraner aufwartet. Er offeriert dem Volk einen Nichtangriffspakt, den es auf Anraten von Captain Sisko erstmal ablehnt.

Ein Vergnügen

Das lässt natürlich einiges vermuten. Denn eventuell wird das Dominion in absehbarer Zeit noch aktiver werden, womit auch der Konflikt mit der Föderation zu einem richtigen Krieg ausbricht. Bajor könnte dabei zwischen beiden Fraktionen gefangen sein, obwohl der Planet bereits auf Anraten von Benjamin Sisko nicht der Föderation beigetreten ist. Was vielleicht dafür sorgen könnte, dass das Volk letzten Endes glimpflich davon kommen könnte. Ob dem so sein wird, wird sich dann in den kommenden Episoden zeigen.

Gleichzeitig ist es in Die Karte erneut ein Vergnügen, Jeffrey Combs und Louise Fletcher zu sehen. Beide spielen wieder hervorragend, wobei vor allem er richtig aufspielt. Er stellt einen lächelnden und fröhlichen Vorta dar, der quasi das Blaue vom Himmel verspricht und dem man gerade deswegen nicht vertrauen kann. Dass er stets im Sinne des Dominions handelt, zeigt sich auch im Umgang mit Dr. Giger, wobei das wiederum herrlich aufgelöst wird.

Die Karte ist eine lockere, fröhliche Folge, wenn auch mit ernstem Hintergrund. In the Card, wie sie auf Englisch heißt, ist auf jeden Fall eine gute Einleitung ins Staffelfinale.

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Götz Piesbergen
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