Das Baby kommt. Doch wird es an Bord von Deep Space Nine für Freude oder Kummer sorgen?

Nachwuchs kündigt sich an

Odo (René Auberjonois) erhält von Quark  (Armin Shimerman) ein außergewöhnliches Angebot. Ein Wechselbalgbaby, noch komplett formlos. Der Constable der Raumstation macht sich sofort daran, dieses noch so junge Wesen aufzuziehen, und zwar anders als sein eigener Ziehvater, der bajoranische Wissenschaftler Mora (James Sloyan), der auf Strafe als Erziehungsmittel setzte. Allerdings fruchten seine Bemühungen nicht so recht, weshalb er sich schon bald vor die Wahl gestellt sieht, ob er nicht doch besser auf die Erziehungsmaßnahmen seines Vaters setzen sollte.

Derweil steht Major Kira  (Nana Visitor) kurz vor der Geburt des Kindes von Miles und Keiko O’Brien (Rosalind Chao). Doch der Vorgang wird durch die plötzliche Anwesenheit von Shakaar (Duncan Regehr) verkompliziert, der ebenfalls mit dabei sein möchte. Nur, dass er und der Chief sich ins Gehege kommen.

Es war zu erwarten. Seitdem Odo in Das Urteil seine Formwandel-Fähigkeiten verloren hat, wurde dieser Verlust kaum thematisiert. Bis zu Der Aufstieg schien es so, als ob die Macher nicht so recht wussten, wie sie das Thema in die Episoden einbauen sollten. Weshalb sie sich vermutlich daran machten, mit Das Baby diese Veränderung wieder rückgängig zu machen.

Es besser machen als die Eltern

Und auch, wenn das Ende, Odos Wiedererlangung seiner Formwandelfähigkeit, enttäuschend ist, so ist doch der Weg dahin enorm gut geworden. Denn im Prinzip schlüpft der Constable in dieser Folge in die Rolle eines Elternteils, der bei seinem ersten Kind alles anders machen möchte, als es bei seiner eigenen Erziehung geschehen ist. Und der dann am Ende doch auf die Weisheit und Unterstützung seines eigenen Erziehers zurückgreifen muss, weil er mit seiner neuen Methode nicht mehr weiterkommt.

In diesem Fall kommt es also zu einem Wiedersehen zwischen Odo und Mora, den man zuletzt in Metamorphosen sah. Man merkt dabei in Das Baby, dass sich das Verhältnis zwischen den beiden seit dem letzten Mal etwas entspannt hat. Etwas, wenn auch nicht viel. Gleichzeitig ist deutlich der Widerwillen des Constables spürbar, dass er am Ende doch die Methoden seines Ziehvaters einsetzen muss, die dann Erfolg bringen.

Doch anderseits ist bei ihm auch ein ausgeprägter Vaterstolz zu spüren. Wie er sich um dieses junge Wesen kümmert, wie er es dazu prägt, erste Formen anzunehmen, das wird von Renee Auberjonois hervorragend rübergebracht. Überhaupt kann der Darsteller seine ganze darstellerische Klasse ins Gewicht werfen, um diese Episode erst zu dem zu machen, was sie ist: nämlich eine Lektion über den Umgang von Eltern mit ihren Kindern.

Mitgefühl mit einer Simulation

Dabei ist im Prinzip das Kind die meiste Zeit nur eine computeranimierte Flüssigkeit. Doch es gelingt dem Schauspieler, dem Zuschauer weiszumachen, dass das Objekt etwas Besonderes ist, dass es wirklich ein Baby ist. Genauso wie man ihm auch den eben erwähnten Wunsch anmerkt, alles besser, anders zu machen als sein Ziehvater.

Dabei hat die Folge einige nette und lustige Momente. Wie etwa, wenn Odo das Baby durch DS9 führt, ihm alles erklärt und ein irritierter Worf (Michael Dorn) erstmal gucken muss, ob sein Getränk ebenfalls ein Formwandler ist. Oder als Quark und der Constable um das Baby feilschen.

Es gelingt den Machern der Serie dabei wunderbar, dass man für das Kind Emotionen empfindet. Man schließt es ins Herz, man mag es sehr, auch wenn es nur spärlich mit den anderen interagiert und keine einzige Zeile Dialog besitzt. Aber schon anhand der wenigen sozialen Interaktionen erhält das Wesen Charakter, Persönlichkeit. Womit sein Ableben einem umso mehr zu Herzen geht, auch wenn dies am Ende nur Mittel zum Zweck war, um ihm, wie bereits eingangs erwähnt, seine Formwandelfähigkeiten wieder zu geben.

Leider nur Comedy Relief

Gleichzeitig ist Das Baby auch die Folge, in der die Schwangerschaft von Kira Nerys zu Ende geht. Dieser Plot dient allerdings eher als Comedy Relief, weil man hier das Unvermögen der beiden Männer Miles O’Brien und Shakaar beobachten kann, sich zu benehmen. Leider überschattet dies ein wenig den Geburtsvorgang, den die Macher der Serie aber trotzdem sensibel darstellen.

The Begotten, so lautet die Episode auf Englisch, hinterlässt leider einen gemischten Eindruck. Einerseits kann die Folge überwiegen auf der Odo-Handelsebene überzeugen. Aber andererseits ist das Ende enttäuschend, weil hier klargemacht wird, dass die Macher der Serie nicht in der Lage waren, sich weitere Folgen einfallen zu lassen, um den Umgang des Constables mit dem Verlust seiner Wandelsfähigkeit zu thematisieren. Das Ende von Kiras Schwangerschaft leidet ein wenig darunter, dass der Plot im Prinzip nur Comedy Relief ist, auch wenn die Geburt an sich sensibel umgesetzt wurde.

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Götz Piesbergen

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