In Die Übernahme muss sich Benjamin Sisko mit seiner Rolle als Abgesandter auseinandersetzen.
Eine problematische Nachfolge
Benjamin Sisko (Avery Brooks) übt auf Deep Space Nine sowohl seine Pflichten als Captain als auch als Abgesandter aus. Doch in letzterer Rolle fühlt er sich immer noch unwohl. Dann taucht der Bajoraner Akorem Lan (Richard Libertini) aus dem Wurmloch auf, der dort über 200 Jahre lang war. Er selbst stellt sich als der Abgesandte vor und übernimmt von dem Stationskommandanten dessen Rolle.
Der Neue führt als eine seiner ersten Taten das alte Kastensystem ein, dass die Bajoraner eigentlich schon vor Jahrhunderten abgelegt haben. Jede Übertretung der Kastengrenzen führt zu drakonischen Strafen. Dies geht sogar so weit, dass die Bajoraner überlegen, die Beitrittsgespräche zur Föderation zu verlassen, weil diese mit dieser sozialen Entwicklung nicht einverstanden ist. Und als dann einer von ihnen wegen seiner Ablehnung des Systems ermordet wird, hat Benjamin Sisko genug. Er schnappt sich Akorem Laan und fliegt mit ihm ins Wurmloch, zu den Propheten. Er will klären, wer jetzt der wahre Abgesandte ist, was laut ihnen Benjamin Sisko ist. Sie bringen Laan zurück in seine Zeit und ein Sisko, der sich endlich mit seiner Rolle angefreundet hat, ist wieder auf Deep Space Nine.
Auch Keiko O’Brien (Rosalind Chao) kehrt zurück. Dieses Mal auf Dauer, denn sie ist, sehr zur Überraschung von Miles O’Brien (Colm Meaney) schwanger. Für den Chief stellt ihre Rückkehr ein Problem dar, da es ihm schwerfällt, auf seine Freizeit, die er gemeinsam mit Julian Bashir (Alexander Siddig) verbracht hat, zu verzichten. Doch seine Ehefrau kriegt dies mit und arrangiert es, dass die beiden Freunde weiterhin Zeit miteinander verbringen können.
Da steckt der Wurm drinnen
Momentan ist in Deep Space Nine der Wurm drinnen. Nach dem exzellenten Die Front und Das verlorene Paradies-Zweiteiler plätschert die Serie gefühlt vor sich hin. Alle Folgen, die man seitdem sah, waren Mittelmaß. Sie besaßen zwar nette Ansätze, konnten allerdings nicht wirklich überzeugen. Und leider ist Die Übernahme ebenfalls eine Episode, bei der man am Ende sagen muss, dass sie zwar nett gemacht ist, aber insgesamt nicht unterhalten kann.
Dabei ist die Idee, die hinter der Folge steckt, durchaus überzeugend. Man hat ja in den vergangenen Staffeln immer mal wieder mitgekriegt, dass sich Benjamin Sisko in seiner Rolle als Abgesandter nicht wirklich wohl fühlte. Er hat sie zwar, pflichtbewusst wie er ist, ausgeübt. Aber in seinem Hinterkopf muss ständig das Gefühl gewesen sein, der Aufgabe nicht gerecht zu werden.
Mit der Ankunft von Akorem Laan und der Einführung des Kastensystems führen ihm die Propheten in Die Übernahme jetzt vor, wie anders die Dinge wären, wenn er nicht diese religiöse Funktion innehätte. Für Bajor sieht es schlecht aus, da sie dann sogar erwägen, die Beitrittsverhandlungen zur Föderation abzubrechen, nur um das System beizubehalten. Denn im Rahmen des Sternenbündnisses wäre dies ihnen nicht möglich.
Gefährlich naiv
Aber trotzdem fragt man sich, wieso die Bajoraner so fröhlich den Anweisungen des neuen Abgesandten folgen? Sind sie wirklich so leichtgläubig? Vermutlich ja, wenn man bedenkt, wie das Volk in früheren Episoden dargestellt wurde. Man denke da nur an Shakaar, wo auf Grund eines Befehls von Kai Winn (Louise Fletcher) beinahe ein Bürgerkrieg ausbricht, weil die Leute ihrer Order fast ohne zu fragen folgen.
Dass die Wiedereinführung des Kastensystems in Die Übernahme nicht gut gehen kann, ist von Anfang an klar. Und so schön es auch ist, dass Deep Space Nine sich daran wagt, die Auswirkungen eines solch strikten Sozialsystems darzustellen, wirkt es doch sehr platt und nicht glaubwürdig. Das sogar Leute sterben, weil sie mit dem System nicht einverstanden sind, war vorauszusehen. Denn es musste ja irgendeinen Auslöser für Benjamin Sisko geben, dass er wieder der Abgesandte wird.
Auch der Nebenplot um Miles O’Brien und seine Probleme mit seiner verlorenen Freiheit kann nicht überzeugen. Er ist am Ende nett und bietet ein paar schöne Momente, wie beispielsweise, als Worf (Michael Dorn) bei der Mitteilung, dass Keiko wieder schwanger ist, beschließt, zum Zeitpunkt der Geburt nicht anwesend zu sein. Das ist eine schöne Anspielung auf die TNG-Folge Katastrophe auf der Enterprise, wo er unfreiwilliger Geburtshelfer wurde. Aber insgesamt vermag es dieser Plot nicht zu überzeugen.
Accesssion, wie Die Übernahme im Original heißt, ist eine weitere, langweilige Folge. Und hoffentlich, hoffentlich, wird sich dies bald ändern.
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