In Pilot lernt man die ungewöhnlichsten DC-Helden kennen.
Ein ungewöhnliches Team
Niles Caulder (Timothy Dalton), genannt Chief, hat eine Gruppe von Individuen um sich versammelt, die auf Grund gewisser Umstände von der Öffentlichkeit gemieden werden. Cliff Steele (Brendan Fraser (Stimme), Riley Shanahan (Körper)) war beispielsweise in den 1980er Jahren ein gefeierter Rennfahrer, bis er bei einem Unfall seinen Körper verlor und sein Gehirn in einen Roboterkörper verpflanzt wurde. Rita Farr (April Bowlby) war in den 1950er Jahren ein großer Filmstar, ehe sich durch einen Unterwassergiftunfall ihr Körper in Gelatine verwandelte. Und Larry Trainor (Matt Bomer (Stimme), Matthew Zuk (Körper)) war in den 1960er Jahren ein Toppilot, bis er bei einem experimentellen Flug mit einem anderen Wesen kollidierte, abstürzte und seitdem ständig Bandagen tragen muss. Und Jane (Diane Guerrero) hat über 40 Personen, die in ihrem Körper hausen, alle so unterschiedlich, wie man nur sein kann.
Als eines Tages der Chief verreist, beschließt diese außergewöhnliche Gruppe, die nahegelegene Stadt zu besuchen. Doch die Reise wird für sie zu einer Katastrophe. Noch schlimmer ist, dass sie dadurch die Aufmerksamkeit des Mr. Nobody (Alan Tudyk) erregen, der es auf Caulder abgesehen hat.
Die Doom Patrol ist eines der wohl ungewöhnlichsten Teams, die DC Comics jemals herausgebracht hat. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von Individuen, die auf Grund ihrer Fähigkeiten oder ihres Aussehens von der Gesellschaft gehasst werden. Parallelen zu Marvels X-Men sind natürlich augenfällig und es gibt Gerüchte, dass der Verlag damals das Konzept geklaut habe. Wobei auch Stimmen vorhanden sind, die dem widersprechen.
Die beste Ära als Vorlage
Mit der Pilotfolge Pilot erhielten diese Individuen 2019 ihre eigene TV-Serie, nachdem sie 2018 bereits in Fernsehserie Titans für einen Gastauftritt auftauchten. Wobei sich vorab die Frage stellte, ob und wie die merkwürdigen Elemente, die den Comic auszeichneten, umgesetzt werden würden. Bzw. an welcher der vielen verschiedenen Äras, die das Team im Laufe seiner Existenz erlebte, sie sich orientieren würden.
Die Antwort bietet die Serie quasi gleich von Beginn an. Es ist vor allem die Grant-Morrison-Periode, aus der die Reihe ihre Inspiration bezieht. Das Aussehen vieler Figuren sowie auch einzelne Charaktere wurden von dem britischen Autor in den 1980er Jahren eingeführt. Ebenso prägte dieser den verrückten und anarchistischen Tonfall, den man ebenfalls in der Fernsehreihe vorfinden kann.
Was man in Pilot sofort merkt, ist ein Cast, der mit einigen prominenten Namen aufwarten kann. Timothy Dalton, der unter anderem James Bond war, spielt Niles „Chief“ Caulder, derweil niemand Geringeres als Brendan Fraser die Stimme von Robotman wurde bzw. den Charakter darstellt, als er noch ein vollständiger Mensch war. Dabei hat man nie das Gefühl, dass die Serie sich zu sehr auf ihre Figuren fokussiert und darüber die anderen Protagonisten vernachlässigt.
Bestrafung muss sein?
Im Gegenteil: Der Pilotfilm entwickelt sich eher gemächlich. Ein Großteil der Episode wird darauf verwendet, dem Zuschauer die Charaktere und das Szenario vorzustellen. Bis auf Jane und den Chief gibt es für jede Figur Rückblenden, in denen man mehr über ihre Vergangenheit und über den Moment erfährt, der ihr altes Leben komplett aus der Bahn wirft.
Dabei wird beim Gucken von Pilot klar, dass dies keine strahlenden Heroen sind. Viele von den Doom Patrol-Mitgliedern haben sich früher als Arschloch erwiesen. Rita Farr war während ihrer Schauspielkarriere eine Rassistin, die sich in der Gegenwart Farbiger unwohl fühlte. Derweil Cliff Steele ein Rennfahrer war, der seine Ehefrau betrog. Insofern ist das, was ihnen zugestoßen ist, schon fast eine Art Bestrafung.
Was man erlebt, ist, wie diese ungewöhnlichen Figuren sich in einen Alltag in der Doom Manor einleben, der durch die Ankunft von Jane verändert wird. Sie ist neben Cliff Steele der zweite Charakter, auf dem ein Großteil der Erzählung der Folge beruht. Sie ist, bedingt durch ihre multiplen Persönlichkeiten, eine Person, die immer aneckt und doch ebenso ein gewisses Schutzbedürfnis auslöst. Vor allem die Chemie zwischen ihr und Cliff Steele ist hervorragend, da sie ihm sagt, dass der Chief ihn belogen hat.
Eine wilde Mischung
Man merkt Pilot an, dass hier viele wichtigen Plots angelegt werden, die in künftigen Folgen noch von Bedeutung sein werden. Nicht zuletzt die Beziehungen zwischen Cliff Steele, Rita Farr und Larry Trainor müssen noch ausgearbeitet werden. Bislang weiß man nur, dass sie zusammenleben und die Schauspielerin mitunter auf den Ex-Rennfahrer nicht gut zu sprechen ist, und dass der Pilot diesem half zu lernen, mit seinem neuen Körper umzugehen. Doch sind das nur Ansätze, denen bald mehr folgen muss. Schon allein, um zu sehen, wie sie mit den Ereignissen am Ende der Episode umgehen werden.
Die Serie Doom Patrol entpuppt sich wie die namensgebende Truppe als ein ziemlich wilder Mix. Unterschiedliche Genres kommen hier zum Tragen. Man hat hier richtige Horrorszenen, wenn man beispielsweise im Intro sieht, wie das noch lebende Gehirn von Cliff Steele in seinen Körper verfrachtet wird oder Rita die Kontrolle über ihren Körper verliert und sich in eine blobartige Masse verwandelt. Ebenso wird es fantastisch, was man an einigen der Originstories erkennt, oder gar dramatisch, wenn etwa Cliff Steele sich daran erinnert, was wirklich bei seinem Unfall geschehen ist.
Doch was Pilot ebenfalls zeigt, ist, wie sehr die Serie all dies mit einem wunderbaren Humor erzählt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt einen allwissenden Erzähler, der das Geschehen lakonisch kommentiert. Man merkt ihm an, dass er kein Fan der Doom Patrol ist und auch sonst alles ironisch betrachtet. Hinzu kommen dann all die herrlich absurden Szenen, wie beispielsweise die mit dem Esel am Ende der Episode.
Die erste Folge macht auf jeden Fall Appetit auf mehr. Wenn die Serie das Niveau halten kann, dann ist Doom Patrol definitiv ein Must-See und zwar nicht nur für Fans der Comicvorlage.
Doom Patrol gibt es unter anderem bei Prime Video.
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