Helden und andere Dämonen sind dieses Mal die Probleme der Prinzessinnen.
Helden sind auch nicht mehr das, was sie einst waren
Die Prinzessinnen, das ist eine fünfköpfige Söldnergruppe, deren Mitglieder allesamt ehemalige royale Töchter sind. Gemeinsam nehmen sie fast jeden Auftrag an, außer, wenn es um Einhörner geht. Doch ihre neuste Mission hat es in sich.
Sie sollen den legendären Helden Prytos beschützen und sich mit ihm und seinem Chronisten und Vermittler Kaer zu einer Stadt begeben, wo er sich dann zur Ruhe setzen soll. Doch das Vorhaben scheitert vor allem an dem Heroen selbst. Der war einst unsterblich, doch seine Unsterblichkeit hat im Laufe der Jahre nachgelassen. Nicht dass ihn das stören würde, denn er ist ein Egozentriker, der alles ignoriert oder nach eigenem Gutdünken auslegt. Weshalb es kein Wunder ist, wenn seine Begleiter schon sehr bald sehr genervt von ihm sind.
Fokus auf den Plot
Es ist kaum zu glauben, dass es erst ein halbes Jahr her ist, dass Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis im Cross-Cult-Verlag herausgekommen ist. Seit dem Erscheinungsdatum war Autor Christian Endres nicht untätig. Die Königstöchter erlebten in Form von diversen Kurzgeschichten, die hier und da mal erschienen, weitere Abenteuer. Gleichzeitig kündigte der Schriftsteller dann auch an, dass er bereits an einer Fortsetzung schrieb, die den Titel Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen erhielt.
Diese ist jetzt vor ein paar Tagen erschienen. Und als das Buch dann bei mir eintrudelte, habe ich es in einem Rutsch durchgelesen. Ein ganzer Tag ging dafür drauf, doch war es für mich eine gut investierte Zeit.
Christian Endres macht mit Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen einiges anders, aber vieles auch genauso wie bei dem ersten Roman der Serie. Den Unterschied merkt man dabei vor allem am Plot. Denn anders als im ersten Band steht dieser dieses Mal deutlich mehr im Vordergrund, was auch daran liegen mag, dass man die Titelheldinnen mittlerweile gut kennt, so dass der Autor sie nicht nochmal einführen muss. So kann er in dem Buch jetzt eine Geschichte schreiben, die deutlich mehr fokussiert wirkt.
Es geht vordergründig um eine Eskortmission. Nur dass die Heldinnen dieses Mal einen legendären Helden begleiten müssen. Und man merkt, dass Christian Endres größtes Vergnügen dabei hatte, diesen als ein egozentrisches Arschloch darzustellen.
Ausgleich nicht möglich
Prytos ist in Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen ein Held, einer von der legendären Sorte, der zur Zeit der Götterkriege gekämpft hat und von der Siegelgöttin mit Unsterblichkeit und einem großen Speer versehen wurde. Darauf und auf seine Heldentaten bildet er sich einiges ein. Was zur Konsequenz hat, dass Christian Endres einen Heroen beschreibt, der herrlich egozentrisch wirkt. Er ist der Größte, er ist der Beste und alles, was er macht, ist perfekt, so dass die anderen ihn gefälligst verehren sollen, überspitzt formuliert.
Doch die Wahrheit ist, dass der Held nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Er heilt immer langsamer, auch wenn er das nicht wahrhaben möchte und stattdessen weiter macht wie bislang. Sehr zum Leidwesen vor allem seines Begleiters Kaer, der wiederholt versucht, das Schlimmste zu verhindern und zwischen seinem Helden und dem Rest der Welt zu vermitteln.
Christian Endres beschreibt die Begleitung als unscheinbar und zurückhaltend. Er ist in vielerlei Hinsicht das exakte Gegenteil des legendären Heroen. Er ist sterblich und kein großartiger Kämpfer, dafür aber jemand, der mit Worten umzugehen weiß. Er ist jemand, der in Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen versucht, die schlimmsten Anwandlungen Prytos’ auszugleichen und abzumildern, und doch sehr oft daran scheitert.
Arschloch bleibt Arschloch
Wobei die Prinzessinnen selbst auf den sexistischen Helden schon sehr bald keinen Bock haben. Im Gegenteil: Wiederholt schafft der Heroe es, die Gruppe gegen sich aufzubringen. So ist es nicht eben hilfreich, dass wegen ihm Cinn eine unschuldige Person tötet und daran ein ganzes Weilchen zu knabbern hat. Dass sie trotzdem weitermachen, zeugt von ihrem Kodex und ihrer Integrität.
Es sind dabei diese kleinen Momente, die klarmachen, dass Christian Endres seine Heldinnen nicht zu Gunsten des Plots oder des Helden vernachlässigt. Erneut schreibt er – neben ihres gemeinsamen Abenteuers – jeder von ihnen eine eigene Handlung auf den Leib. So muss es sich beispielsweise Narvilla in Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen gefallen lassen, dass die anderen sie immer noch teilweise als Neuling behandeln, obwohl sie sich eigentlich schon längst als wichtiger Teil der Gruppe bewiesen hat.
Der Roman dreht dann so richtig auf, als das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Was nach einem alten und ausgenutzten Tropus der Fantasy klingt, nutzt der Autor, um den legendären Heroen differenzierter darzustellen. Er ist immer noch ein egozentrischer Arsch, doch erfährt man, wieso dem so ist und an wen er sein Herz verloren hat.
Fehler vermieden
Helden und andere Dämonen ist kein Buch für Zartbesaitete. Es geht hier heftig zur Sache und das Blut fließt teilweise in Strömen. Doch ist die Gewalt hier kein Selbstzweck, sondern macht einfach nur klar, dass die Welt, in der die Handlung stattfindet, eine gefährliche ist.
Natürlich baut der Autor auch wieder die Zwischenkapitel ein. Das sind die Abschnitte, in denen er die Vergangenheit seiner Protagonisten näher beleuchtet, aber ebenso frühere Abenteuer schildert. Wo er ebenfalls einige Anspielungen auf bekannte Märchen einbaut, die bei ihm selbstverständlich anders verlaufen, als der Leser es kennt.
Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen ist ein starkes Buch, eines, dass die Fehler des ersten Bandes vermeidet. Gleichzeitig wird auch die Saat für künftige Romane gesät. Es werden Prophezeiungen ausgesprochen und Pläne für die Zukunft gefasst. Falls der Autor dabei den Erscheinungsabstand zwischen den ersten beiden Bänden beibehält, darf man auf einen wunderbaren Spätfrühling hoffen, wo dann vermutlich der nächste Teil herauskommen wird. Ich freu mich jetzt schon drauf.
Autor: Christian Endres
Titel: Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 11/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 488
ISBN: 978-3-98666-422-0
Sonstige Informationen:
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