In New York City geschehen seltsame Dinge und der Nachbar des Jungen Travis scheint darin involviert zu sein.
Handlung
Nachdem Travis’ Vater als im Pazifikkrieg gefallen gemeldet wurde, zieht seine Mutter Kathleen mit ihm nach New York City, wo sie Arbeit in einer Fabrik gefunden hat. Schnell freundet er sich mit den Jungs aus der Nachbarschaft an, die ihn vor dem seltsamen Mr. Slate warnen, der auf derselben Etage wie Travis und seine Mutter wohnt. Ein ebenso rätselhafter Mann hat den Kids einen unleserlichen Brief für Mr. Slate gegeben, doch niemand hat sich bisher getraut, ihn abzugeben.
Als Travis den Brief gerade übergeben will, platzt seine Mutter dazwischen. Einerseits ist ihm der Nachbar unheimlich, andererseits weckt er aber auch die Neugier des Jungen. Eines Nachts folgt er ihm auf die Manhattan-Brücke, von wo aus er Lichter im Wasser sieht. Mysteriöse Männer in Taucheranzügen suchen etwas im Fluss, was bereits Spekulationen über Nazi-U-Boote im East River ausgelöst hat. Nur knapp kann Travis den unheimlichen Männern und ihren Killermaschinen entkommen. Die Nacht verbringt er in der Fabrik, in der seine Mutter arbeitet.
Am nächsten Tag geht Kathleen mit ihrem Sohn das Empire State Building besuchen, wo er Mr. Slate antrifft. Bevor er ihm den Brief geben kann, stößt er mit dem FBI-Inspektor Kelly zusammen. Der bekräftigt die Neugier des Jungen und freundet sich mit dessen Mutter an. Mr. Slate fühlt sich derweil von Travis verfolgt und glaubt, er könnte zu denen gehören, die an seine Geheimnisse gelangen wollen. Der alte Herr stellt den Jungen zur Rede und fasst schließlich Vertrauen zu ihm.
Travis folgt schließlich einer Einladung seines paranoiden Nachbarn, in dessen Wohnung er jede Menge Material über Nikola Tesla vorfindet. Da dämmert ihm, dass „Slate“ ein Anagramm ist und er den untergetauchten Erfinder gefunden hat. Dieser liegt jedoch inzwischen tot in seinem Bett. Als Travis einer elektronischen Apparatur in den Händen der Leiche zu nahe kommt, aktiviert sich diese und lässt ein Hologramm von Tesla erscheinen. Dem Genie ist es gelungen, seinen Geist auf eine Maschine zu übertragen.
Teslas Geist kann den Brief, der auf Serbisch geschrieben ist, entziffern, und so erfährt der Junge, dass die Verbündeten des Erfinders vor einem mächtigen Gegner untergetaucht sind. Doch vor wem müssen sich Jagadish Chandra Bose und George Orwell verstecken? Wem dienen die Männer in den Taucheranzügen und wer kontrolliert die Killerroboter? Als wäre diese Bedrohung noch nicht genug, sind auch die Japaner in den Besitz moderner Kampfmaschinen gelangt, was den Verlauf des Krieges dramatisch verändern könnte.
Rezension von Das štokavische Geheimnis
Die dreiteilige Comicreihe spinnt eine fiktive Geschichte um den Konflikt zwischen Nikola Tesla und dessen einstigem Arbeitgeber Thomas Alva Edison. Auf historische Korrektheit wurde dabei nicht unbedingt viel Wert gelegt. Schon die grundlegenden Daten sind falsch. So ist die Handlung, an deren Ende Tesla stirbt, im Winter 1941/42 angesiedelt. Der reale Erfinder starb jedoch erst am 7. Januar 1943, also rund ein Jahr später.
Bei seinen Mitstreitern sieht es ähnlich aus. Der indische Naturwissenschaftler Jagadish Chandra Bose starb bereits am 23. November 1937 und damit lange vor den Ereignissen des Comics. Allerdings überdauert auch Tesla seinen Tod und ebenso dessen Erzrivale. Der offizielle Tod von Edison ist mit zehn Jahren zuvor immerhin korrekt angegeben. Er und seine Schergen suchen nach einem Geheimlabor von Tesla, um dessen Erfindungen für den Krieg auszubeuten, wohingegen Tesla das Wohl der Menschheit im Sinn hat.
Nimmt man alles als alternative Zeitlinie hin, funktioniert der fiktive Teil um das Fortbestehen der Feindschaft zwischen den beiden Erfindern soweit ganz gut. Ebenso die Entdeckungsreise des Jungen Travis Cooley, der durch die Wohnungswahl seiner Mutter in die Ereignisse hineingezogen wird. Die zufällige Begegnung mit dem FBI-Inspektor Kelly dürfte dabei in Zukunft noch eine größere Rolle spielen. In diesem Band beschränkt sich das Ganze allerdings noch auf ein mögliches Love Interest für Travis’ Mutter Kathleen.
Diese muss zusammen mit anderen Frauen in einer Fabrik klassische Männerarbeit verrichten, da die ursprüngliche Belegschaft ihren Dienst an der Front leistet. Obwohl die Frauen ebenso hart arbeiten, erhalten sie dafür nur den halben Lohn. Damit greift der Comic sozialkritische Aspekte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf. Was das angeht, dürfte auch Teslas Freundschaft zu George Orwell noch interessant werden, da dieser ein bekennender Sozialist war.
Die politischen Botschaften sind bereits im ersten Band alles andere als subtil. Gleich auf den ersten Seiten gibt es Zeitungsausschnitte aus dem Daily Worker, einer offenkundig linken Publikation mit Hammer und Sichel im Logo. Die Artikel berichten nicht nur von der Feindschaft zwischen Tesla und Edison, den seltsamen Vorgängen im East River und dem mysteriösen Verschwinden von Obdachlosen, was alles mit der Handlung der Comics zu tun hat. Es werden außerdem die Ausbeutung weiblicher Arbeitskräfte und die Kollaboration amerikanischer Unternehmer mit dem 3. Reich angeprangert.
Letztere Vorwürfe sind keineswegs fiktiv. Der namentlich aufgeführte amerikanische Autobauer Henry Ford war tatsächlich ein großer Unterstützer der Nazis und obendrein ein Antisemit sowie Gewerkschaftsfeind. Ebenso stimmt es, dass IBM mit seinen Hollerith-Lochkartenmaschinen die Organisation des Holocausts ermöglicht hat. Hier hat der Autor wirklich gründlich recherchiert.
Die größte Bedrohung im Comic geht zum Ende hin allerdings von Japan aus, wo der Hype um Roboter etwas früher einsetzt und die kaiserlichen Killermaschinen haben auch nicht viel mit den beliebten Spielzeugen gemein, die in den 1950ern populär wurden. Mit diesem Szenenwechsel endet der erste Band, der die weitere Entwicklung bereits auf dem Cover ankündigt, welches die japanischen Kampfroboter über New York City zeigt.
Das Cover ist sehr ansprechend gezeichnet, im Comic selbst schwankt der Stil hingegen etwas. Zuweilen ist der Detailgrad sehr hoch, was vor allem beim Treppenhaus von Teslas Unterkunft positiv auffällt. Das Treppengeländer ist sehr aufwendig gestaltet und sieht aus jeder Perspektive gut aus. New York City wird ebenfalls aus interessanten Blickwinkeln gezeigt, wobei die Szene im Central Park hervorzuheben ist. Die Vogelperspektive vom Empire State Building aus wirkt dagegen unscharf und hätte mehr Details vertragen können.
Die Maschinen sind durchaus interessant und gehen in Richtung Steampunk. Selbiges gilt für die Taucheranzüge, die optisch sehr stark an die Big-Daddys aus dem Computerspiel Bioshock erinnern. Bei allen Maschinen und auch Autos stimmen zwar die Perspektiven, lediglich der Detailgrad fällt wieder mangelhaft aus.
Die Charaktere hätten ebenfalls etwas besser herausgearbeitet werden können, der etwas unsaubere Stil ist hier zuweilen unvorteilhaft. Es mag aber auch daran liegen, dass die Koloration auf harte Licht-Schatten-Kontraste statt weiche Verläufe setzt. Die Farben sind generell stark entsättigt und es mangelt an Glanzeffekten. Die Lichteffekte sind hingegen okay und die nächtlichen Sternenhimmel fast schon wieder zu naturalistisch. Das passt zum einen nicht so ganz zum Rest, zum anderen war die Lichtverschmutzung über Großstädten wie New York City schon in den 1940ern dermaßen stark, dass dort kaum Sterne zu sehen sein sollten.
Fazit
Der Auftakt ist inhaltlich interessant und spannend erzählt, sodass man Lust auf mehr bekommt. Der Zeichenstil ist gewöhnungsbedürftig und profitiert vor allem von einer ausgefallenen Perspektivwahl. Erschienen ist Die drei Geister von Tesla 1 als hochwertiger Hardcover-Band mit goldfarbener Prägung. Der Einband ist matt, daher ist Vorsicht geboten, um Flecken zu vermeiden.
Info
Autor: Richard Marazano
Zeichner: Guilhem
Farben: Richard Marazano
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story7/10
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Zeichenstil7/10
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Koloration5/10
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