Reichen Frank Castle „Sieben Minuten im Paradies“, um an seine Rache zu kommen?
Freud und Leid
Frank Castle (Jon Bernthal) ist im Gefängnis gelandet, da, wo er die ganze Zeit hinwollte. Doch dort erwartet ihn bereits jemand, der große Pläne mit ihm hat. Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio), der ehemalige Kingpin, möchte die Präsenz des Punishers nutzen, um im Knast für klare Herrschaftsverhältnisse zu sorgen. Dass es dabei am Ende blutig wird, ist vorherzusehen.
Derweil trennen sich die Wege von Matt Murdock (Charlie Cox) und Foggy Nelson (Elden Henson), wobei nicht nur die berufliche Beziehung gemeint ist, sondern ebenso ihre Freundschaft. Und während Daredevil versucht, der Hand auf die Spur zu kommen, ermittelt Karen Page (Deborah Ann Woll) auf eigene Faust weiter im Fall Frank Castle, und stößt dabei auf eine potentielle Verschwörung.
Sieben Minuten im Paradies ist eine Folge, wo Freud und Leid nahe beieinander liegen. Wo man einerseits die Rückkehr von Vincent D’Onofrio als Wilson Fisk feiert, man aber andererseits einmal mehr merkt, wie sehr die Figur Ben Urich der Serie fehlt.
Einmal ein Machtmensch …
Der Auftritt des ehemaligen Kingpins des Verbrechens ist ein Highlight. Vor allem, weil die Serie sich bemüht zu zeigen, was sich für ihn alles verändert hat. Er ist zu Beginn der Folge nur ein kleines Licht im Gefängnis. Dort herrscht ein anderer Kingpin, der ihm klar macht, dass die Machtverhältnisse sich geändert haben.
Doch dann sieht man im Laufe von Sieben Minuten im Paradies, wie Wilson Fisk sich einmal mehr als ein Machtmensch beweist, wie er seine restlichen finanziellen Mittel einsetzt, um sich im Gefängnis einen Vorteil zu verschaffen. Und wie ausgerechnet Frank Castle in seinem Vorhaben eine wichtige Rolle spielt.
Es ist ein interessantes Aufeinandertreffen, dass diese Folge dominiert. Denn der Punisher weiß, dass Fisk ihn benutzt. Doch das ist ihm egal, so lange er am Ende Rache an der Person nehmen kann, von der ausgeht, dass sie für den Tod seiner Familie verantwortlich ist. Nur um dann zu erfahren, dass da mehr dahinter steckt.
Brutal und Blutig
Was nach dieser Enthüllung folgt, ist eine der brutalsten Kampfszenen der gesamten Daredevil-Reihe. Sieben Minuten im Paradies verschont den Zuschauer nicht, sondern zeigt detailliert, wie blutig und grausam die Auseinandersetzung zwischen Frank Castle und anderen Gefangenen abläuft. Dabei zeigt sich auch, wie anders der Vigilant kämpft. Daredevil kämpft beispielsweise nur so lange, wie sein Gegenüber noch kampffähig ist. Beim Punisher geht es hingegen so weit, bis sein Feind tot ist – wofür er alle Mittel einsetzt.
Danach zeigt sich einmal mehr, wie intelligent Wilson Fisk agiert, aber ebenso, wie sehr der Knast ihn verändert hat. Ohne zu viel zu verraten, handelt er einerseits so, wie man es aus der ersten Staffel her kennt, überlegt und überlegen, andererseits setzt er jetzt auch rohe Gewalt als Mittel ein, was er zuvor nur dann gemacht hat, wenn er dazu getrieben wurde oder wutentbrannt war. Was dieses Mal nicht der Fall war.
Natürlich vergisst Sieben Minuten im Paradies nicht, dass das immer noch eine Daredevil-Serie ist. Dementsprechend kommen auch die anderen Protagonisten vor. Und hier verändert sich einiges.
An den Haaren herbeigezogen
Zunächst beendet Matt Murdock in dieser Folge einige Beziehungen. Da ist zum einen die zu Elektra, da er mitbekommen hat, dass sie den jungen Ninja getötet hat, und er ihr deshalb nicht glaubt, dass sie von ihrem alten Weg abgeschworen hat. Und kurz darauf geht auch seine Freundschaft und Partnerschaft mit Foggy Nelson in die Brüche, weil er trotz eindrücklicher Bitte seines ehemaligen besten Kompagnons nicht davon ablassen kann, Daredevil zu sein.
Das ist natürlich alles harter Tobak und wird in Sieben Minuten im Paradies auch entsprechend dargestellt. Doch stellenweise wirken diese Entscheidungen zu gekünstelt, zu sehr an den Haaren herbeigezogen, so als ob irgendetwas Matt Murdock dazu treibt, diese Trennungen durchzuführen und sie dann auch entsprechend eher unglaubwürdig zu begründen.
Derweil ermittelt Karen Page weiter im Fall Frank Castle und greift dabei auf die Mithilfe des Chefredakteurs des Daily Bugles zurück. Es wirkt merkwürdig, wie die beiden gemeinsam arbeiten und er ihr am Ende sogar das Büro des toten Ben Urich gibt, das anscheinend seit dessen vorzeitigem Ableben nicht verändert wurde, was schonmal merkwürdig wirkt.
Er fehlt
Allgemein macht sich in Sieben Minuten im Paradies einmal mehr bemerkbar, dass der Investigativreporter fehlt. Die Wandlung seines ehemaligen Chefs wirkt auch dementsprechend nicht sonderlich glaubwürdig, sondern eher wie eine Notwendigkeit, damit die Story sich weiter entwickelt.
Es ist keine schlechte Folge, aber eben auch keine überragende.
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