In Kinbaku wird eine Figur ausführlich eingeführt.
Doch kein Ende
Elektra (Elódie Yung) ist wieder im Leben von Matt Murdock (Charlie Cox) aufgetaucht. Der blinde Anwalt erinnert sich an ihre gemeinsame frühere Zeit, auch, als er sie damals kennenlernte. Sie war eine lebenshungrige Frau, die ihn verführte. Doch bald zeigte sich, dass sie auch eine dunkle Seite besaß, die dazu führte, dass er sie schließlich verließ. Und jetzt will sie etwas von ihm.
Karen Page (Deborah Ann Woll) lässt derweil der Fall Punisher keine Ruhe. Sie will herausfinden, wieso die Regierung anscheinend so sehr daran interessiert ist, dass nichts über ihn und seine Vergangenheit nach außen dringt. Unterstützung bekommt sie dabei von ungeahnter Seite.
Ich hatte ja in der Kritik zur letzten Daredevil–Episode gemeckert, dass mit dieser anscheinend der „Punisher“-Plot beendet worden ist und sich stattdessen einer neuen Haupthandlung zugewandt wurde. Mit Kinbaku wird dieser Eindruck vom letzten Mal zumindest etwas korrigiert.
Schön gefährlich
Im Mittelpunkt der Folge steht allerdings glasklar die Einführung von Elektra. Um sie dreht sich der Großteil der Laufzeit dieser Episode. Doch gleichzeitig gibt es eben auch den Subplot mit Karen Page, die, wie in der ersten Staffel, wieder nicht nachlässt, um der Wahrheit nachzuspüren.
Der Großteil allerdings von Kinbaku widmet sich Elektra. Bislang wurde der Charakter nur ein einziges Mal zum Leben erweckt und das war von Jennifer Garner in dem berühmt-berüchtigten Daredevil– und dem schlechten Elektra-Film, über den man besser nicht viele weitere Worte verliert. Dieses Mal wird die Figur von der französischen Schauspielerin Elódie Yung dargestellt, die bereits vom Äußeren her besser zum Charakter passt als die eindeutig amerikanisch aussehende Garner. Yung hat diesen gewissen Charme, der zu einer lebenshungrigen Griechin, die die Figur in den Comics ja ursprünglich war, passt. Hinzu kommt noch, dass sie eben nicht nur schön, sondern ebenso wie gefährlich intelligent und durchtrieben sie ist.
Es ist kein Wunder also, dass Matt Murdock ihr bei ihrer ersten Begegnung hoffnungslos verfallen war. Schließlich wickelt sie ihn von der ersten Sekunde an um den Finger, lässt ihn Sachen erleben, die er sich sonst nie erlaubt hätte. Nur um sich dann kurz darauf als eine Art Puppenspielerin zu offenbaren, die ihm die Möglichkeit bietet, sich an dem Mörder seines Vaters zu rächen. Wobei er davon natürlich am Ende, da er ja ein Held ist, Abstand nimmt.
Was für ein fieses Ende
Dabei wird in Kinbaku auch ein interessanter Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufgebaut. Denn wo der Titelheld damals noch als naiv und unerfahren präsentiert wird, ist er dieses Mal älter und erfahrener. Was Elektra aber nicht davon abhält, ihn erneut an der Nase herumzuführen und, ohne dass er es will oder weiß, für ihre Zwecke einzuspannen. Welche das genau sind, wird man wohl in der nächsten Episode mitbekommen, da diese Folge auf einem fiesen Cliffhanger endet.
Als Comicfan hat man das Gefühl, dass die Macher der Serie sich vor allem an Frank Millers und John Romita Jrs. legendärer Miniserie Daredevil: The Man without Fear orientieren. Denn die Charakterisierung der jungen Elektra als lebenshungrige Frau, die Matt Murdock förmlich becirct, stimmt mit eben jener Reihe überein. Und es ist auch keine schlechte Vorlage, da die Comicreihe nicht umsonst als eine der besten in der Historie der Figur gilt.
Doch zurück zum Frank-Castle-Subplot, wo es ein Wiedersehen mit dem Chefredakteur von Ben Urich gibt, Mitchell Ellison. Dieser unterstützt Karen Page bei ihrer Recherche über die Vergangenheit des Punishers und zeigt sich so von einer anderen Seite, als noch in der ersten Staffel, in der er ja die Bemühungen seines besten Journalisten abtat und am Ende sogar feuerte.
Jemand fehlt
Man merkt der Figur in Kinbaku an, dass er die Entscheidung von damals bereut. Dass dies eben die Motivation für ihn ist, Karen Page zu unterstützen. Doch zeigt das am Ende nur eins: dass Ben Urich fehlt.
Um das ein wenig genauer auszuführen: Man weiß, dass Karen Page verbissen recherchieren kann, dass hat sie ja schon in der ersten Staffel der Reihe bewiesen. Aber die Figur funktioniert dann am besten, wenn sie im Kontext von „Nelson & Murdock“ auftritt, eben weil sie Teil der Kanzlei ist und auch mit den beiden Anwälten persönlich verbandelt ist. Sie ist eine Art moralisches Gewissen der beiden, die zufälligerweise gerade eine Beziehung zu Matt Murdock entwickelt. Wenn man allerdings an einen Reporter denkt, der sich in eine Sache verbeißen kann, dann fällt einem eben nur der Name Ben Urich ein. Sein Tod in Blut ist dicker war ein Fanal, ein Zeichen, dass in der Serie alles möglich ist. Doch im Nachhinein war es von den Machern der Reihe ggf. die falsche Entscheidung, wie sich jetzt herausstellt. Denn trotz aller Bemühungen wirkt diese Entwicklung nicht glaubwürdig.
Dennoch ist Kinbaku eine sehr gute Episode, in der man mit Elektra eine interessante neue Figur kennenlernt.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Punisher-Plot doch nicht vergessen
- Elódie Yung als Elektra
Negativ
- Ben Urichs Tod macht sich bemerkbar
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