Der Erstkontakt mit Aliens führt zu einem Krieg galaktischen Ausmaßes.

Schwacher Einstieg

Gleich zu Beginn gibt es jede Menge zu lesen, was aber nicht halb so spannend ist wie bei Star Wars. Zum einen mag das am Soundtrack liegen, der einem einfach nicht im Gedächtnis bleiben will, aber auch an den Infos. Jede Menge Jahreszahlen, die vom Aufbruch der Menschheit in den Weltraum künden, die sich jedoch kein Mensch merken kann und auch nicht muss. Es hätte gereicht, die Handlung im Jahr 2524 zu verorten und eine Stimme aus dem Off darauf hinweisen zu lassen, dass es mehrere Kolonien in entfernten Systemen gibt.

Auf einer dieser Welten diskutieren gerade zwei Siedler darüber, ob sie eine Nummer schieben sollen, als ein fremdes Raumschiff in den Orbit eindringt. Der Mann will die Frau daraufhin beruhigen, indem erst mal ein paar Löcher in die Luft ballert. Nach dieser sinnlosen Aktion verschwindet er, während die Frau einen Erstkontakt meldet. Auf die Nachfrage, ob dieser positiv oder negativ sei, kann sie nicht mehr antworten. Man kann es sich aber bereits denken.

Szenenwechsel. Auf der Erde fängt James Ford (Bruce Willis) eine Kneipenschlägerei an. Wie man erfährt, hat der Ex-Militär vor einiger Zeit eine Q-Bombe auf eine Kolonie geworfen und damit über 70 Millionen Leben ausgelöscht. Einige feiern ihn dafür, weil er damit einen Krieg beendet hat, die meisten hassen ihn jedoch, da ein Großteil der Opfer Zivilisten waren. Viel mehr Hintergrund bekommt der Charakter nicht und damit hat er allen anderen sogar schon etwas voraus.

Nach dem Erstkontakt lässt ihn General Ryle (Frank Grillo) jedenfalls erneut rekrutieren, um noch mal eine Q-Bombe einzusetzen. Warum ausgerechnet ihn und nicht irgendeinen x-beliebigen aktiven Soldaten? Das wird nicht erklärt. Vielleicht, weil Ford ohnehin schon den Ruf eines Völkermörders weg hat und niemand anderes sich diesen Schuh anziehen will.

Eine Technikerin wird aber trotzdem noch benötigt und die lässt der General direkt vom Motorrad weg rekrutieren. Insgesamt besteht das Team am Ende aus sieben Personen, von denen aber kaum ein Name im Gedächtnis bleibt. Wirklich alle bleiben ohne jeden Tiefgang oder nennenswerte Charaktereigenschaften. Gleiches gilt für die weiteren Rollen, die bestenfalls durch ihre knallige Haarfarbe hervorstechen.

Cosmic Sin

Space-Zombies oder doch eher Weltraum-Orks?

Bevor es losgeht, bekommen es die Recken erst einmal mit den Überlebenden der Herakles-Kolonie zu tun, die offensichtlich nicht gesund aussehen. Statt sie erst einmal auf einer abgeschirmten Raumstation zu untersuchen, holt man sie gleich auf die Erde und auch dort kommen sie nicht in Quarantäne. Lediglich drei Einsatzkräfte, welche die Neuankömmlinge oberflächlich dekontaminieren, tragen überhaupt Schutzanzüge. In der Realität würde nach einem Erstkontakt mit einer unbekannten Lebensform niemals so nachlässig verfahren! Selbst die Apollo-Astronauten mussten in Quarantäne, obwohl der Mond tot ist.

Die Katastrophe kommt hier mit Ankündigung, denn wie bereits erwähnt, ist den Überlebenden anzusehen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Im nächsten Moment schlagen sie dann auch schon zu und spucken den Wachposten eine schwarze Pampe ins Gesicht, welche diese infiziert. Deren Munition zeigt zunächst keine Wirkung auf die Angreifer, bis mal einer auf die Idee kommt, in den Kopf zu schießen.

Zunächst macht es den Anschein, als wäre dies der Beginn einer Zombieapokalypse, doch die Lage kann unter Kontrolle gebracht werden. Fast schon erstaunlich, da das Gelände nicht gerade wie ein militärischer Hochsicherheitsbereich wirkt. Eher wie die erstbeste verlassene Fabrik, die sich für den Dreh finden ließ. Die Qualität der Sets entspricht in etwa dem Niveau eines Mockbusters.

Das gilt natürlich ebenso für die Aliens, die anfangs als wenig spektakuläre Zombies daher kommen. Wie sich jedoch schon bald herausstellt, handelt es sich eher um einen Fall von parasitärer Übernahme, welche durch das schwarze Öl verbreitet wird. Das ist nun wirklich wenig innovativ. Aliens, die von Menschen Besitz ergreifen, gibt es schon seit Das Ding aus einer anderen Welt und Ghosts of Mars. Schwarzes Öl, welches die menschlichen Wirte verändert, ist derweil aus Akte X und Prometheus bekannt, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Das Aufwärmen alter Ideen wäre ja durchaus noch akzeptabel, wenn diesen beiden Themen wenigstens noch neue Facetten hinzugefügt werden würden und das Ergebnis in irgendeiner Weise interessant wäre. Die Serie Dark Matter wäre hier als positives Beispiel zu nennen. Cosmic Sin gibt sich aber nicht mal ansatzweise Mühe, etwas Neues daraus zu machen, sondern liefert einfach eine billige Kopie ab.

Billig wirken vor allem auch die Kostüme der Aliens, denen der Einsatztrupp auf der Kolonie Ellora begegnet. Wie zu erwarten, haben die Invasoren bereits andere Spezies infiziert, was eine prima Chance gewesen wäre, hier eine Vielzahl von versklavten Völkern zu zeigen. Stattdessen tragen die Fremden alle schwarze Kutten und finstere Masken, mit denen sie glatt als Black-Metal-Band auftreten könnten. Ein kläglicher Versuch, die Außerirdischen bei bescheidenem Budget so finster wie möglich wirken zu lassen.

Quo Vadis Q-Bombe?

Mit der Q-Bombe im Gepäck geht es erst einmal zu besagter Kolonie namens Ellora. Gereist wird in Echtzeit per Quantensprung, was noch schneller geht als durch ein Wurmloch. Warum der Quantensprung die Truppe nicht direkt auf den Planeten versetzt, sondern in dessen Orbit, erschließt sich nicht. Vielleicht, damit die Protagonisten im Raumanzug durch eine Weltraumschlacht fliegen können, weil‘s cool aussieht.

Ja, richtig gelesen, General Ryles Einsatztruppe benutzt kein Raumschiff, sondern lediglich Raumanzüge. Und die haben obendrein nur ein Kraftfeldvisier statt eines geschlossenen Helms. Wie kommt man nur auf solch eine Schnapsidee? Was ist denn, wenn da mal der Akku ausfällt? Dann ersticken die Leute doch sofort!

Aber es kommt noch besser. Die Spacejumper müssen durch eine Raumschlacht manövrieren, in der sie von allen Seiten beschossen werden. Anschließend schaffen sie es auf wundersame Weise, beim Eintritt in die Atmosphäre nicht zu verglühen, und landen zielsicher nur wenige hundert Meter vom Einsatzgebiet entfernt. Was für eine Leistung! Vor allem für Ford, dessen ramponierter Raumanzug den Eindruck erweckt, als hätte man ihn gerade noch mal vom Schrottplatz gerettet.

Um den letzten Rest an Glaubwürdigkeit zu killen, hat die Technikerin die Q-Bombe bei dieser rasanten Reise die ganze Zeit in der Hand gehalten. Eine extrem fragile Bombe wohlbemerkt, die schon beim kleinsten Aussetzer ein ganzes Sonnensystem auslöschen kann. Tatsächlich verliert sie die Bombe bei der Landung auch, findet sie aber nur einen halben Meter entfernt wieder. Unfassbar, welch Amateuren die Rettung der Menschheit anvertraut wird.

Zusammen mit ein paar einheimischen Siedlern schlägt sich der Trupp durch einen Wald bis zu einem Weltraumgeschütz durch, mit welchem die Q-Bombe abgefeuert werden soll. Lassen wir mal außer Acht, dass es wenig glaubhaft rüber kommt, eine solch fragile Bombe, deren Hülle lediglich aus einem Glaszylinder besteht, mit einer überdimensionierten Weltraumkanone abzufeuern. Denken wir auch bitte nicht darüber nach, warum das Geschütz mitten im Wald steht, statt auf einem abgesicherten Militärgelände. Und ignorieren wir schlussendlich, dass das Gebäude abermals wie eine stillgelegte Fabrik aussieht.

Der Film ist einfach billig und in sich überhaupt nicht logisch. Das trifft nicht nur auf die gesamte Umgebung und das Equipment zu, sondern ebenso auf die Handlung. So locken die Invasoren Ford in eine Höhle (für ein exotisches Raumschiffset war offenkundig wieder das Budget zu knapp), wo sie ihn infizieren wollen. Selbstverständlich wird er im letzten Moment von seinen Kameraden gerettet, aber kurz darauf überrennen die Aliens das ungesicherte Gelände der Weltraumkanone.

Hier kommt es endlich zum ersten Dialog, nach dem man sich wünscht, die Außerirdischen wären stumm geblieben. Erst wollen sie die Menschen unterwerfen, weil sie diese als Wirte brauchen, im nächsten Moment kündigen sie jedoch an, dass Ford und seine Leute Zeuge der Auslöschung ihrer Spezies werden. Ob dieser krasse Sinneswandel wirklich nur daran liegt, dass einer der Männer die Aufforderung „Unterwerft euch!“ mit einem knappen „Nö!“ beantwortet hat?

Ebenso unnötig scheint der Hinweis der Alienmarionette: „Unsere Kultur ist Krieg!“ Darauf wäre nach den Angriffen auf die Kolonien wirklich niemand von allein gekommen. Zumindest nicht die Knallchargen, die man zur Rettung der Menschheit entsandt hat. Als einer der Pappenheimer gegenüber Ford anfängt: „Ich habe nachgedacht …“, fragt dieser ihn doch tatsächlich: „Hat’s weh getan?“ Schon klar, Denken tut weh. Das dachten sich wohl auch die Drehbuchautoren.

Jedenfalls wird die Q-Bombe dann irgendwann endlich abgefeuert und zwar direkt durch ein Quantenportal, welches die Aliens zu ihrer Flotte im Orbit um Segia Majora geöffnet haben. Warum die Flotte brav in dem rund 600 000 Lichtjahre entfernten System wartet, statt einfach hindurch zu fliegen und die Menschen auf Ellora platt zu machen? Darüber nachzudenken tut weh, also lassen wir es lieber.

Um die Spannung noch einmal zu erhöhen, wird die Bombe kurz vor dem Portal von einer Repräsentantin der Invasoren abgefangen, welche die frische Weltraumluft genießt. General Ryle ist ebenfalls im Orbit geblieben, um sich wie aufs Stichwort zu opfern, damit die Q-Bombe ihr Ziel auf die exakt letzte Sekunde doch noch erreicht. Da seinem Raumanzug der Sprit ausgegangen ist, braucht er nur noch einen kleinen Anstoß, den er in Form einer Rakete bekommt, die seine Kameraden auf dem Planeten mit dem Geschütz abfeuern. Unfassbar, wie präzise das alles abläuft, um nicht zu sagen, wie unglaubhaft.

Wer hofft, das Finale sei nun erreicht, irrt leider. Denn auf Ellora hat noch ein Alien überlebt, der im Faustkampf erledigt werden muss. Noch ein Bossgegner? Ernsthaft? Das ist nicht nur überflüssig, weil aufgesetzt. Einen der Aliens individuell hervorzuheben macht auch deshalb keinen Sinn, weil es sich bei den Invasoren ja eigentlich um einen einzigen parasitären Organismus in Form eines schwarzen Öls handelt und hier einfach nur ein Wirtskörper unnötig zusammengemosht wird.

Die Pointe kommt aber erst noch. Sieben Tage nach dem Erstkontakt verkündet die Regierung der Erdallianz, dass die Invasoren kapituliert hätten. Es mag ja sein, dass bei Segia Majora ihre Hauptflotte stationiert war, aber eine Kultur, die einzig auf Krieg ausgerichtet ist, sollte eigentlich noch mehr zu bieten haben. Außerdem würde es ihr Kodex doch gebieten, dass sie auf einen Rückschlag mit Vergeltung reagieren. Stattdessen knicken sie vor der Menschheit ein und das war’s.

Fazit: Cosmic sinnfrei

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Film nicht wirklich weiß, wohin die Reise gehen soll. Das fängt schon damit an, dass das Auslöschen einer ganzen Zivilisation erst als eine kosmische Sünde bezeichnet wird, aber noch bevor die Aliens sich als feindlich herausstellen, kommt man dann zum gegenteiligen Schluss, dass die Menschheit zuerst zuschlagen sollte. Und das gleich mit der größten zur Verfügung stehenden Bombe. Übrigens gab es eine Q-Bomb schon in Starship Troopers 3, in dessen deutscher Übersetzung sie gnädigerweise englisch ausgesprochen wurde. In Cosmic Sin klingt es dagegen so, als wolle man eine Kuh-Bombe abwerfen. Was für ein herrliches Kopfkino!

Die Außerirdischen besitzen ihrerseits keine vergleichbare Waffe, obwohl sie ebenso wie die Menschen Quantensprungtechnologie nutzen. In Sachen Planlosigkeit können sie dafür durchaus mithalten und ändern ihre Kriegsziele von einem Augenblick zum anderen. Das Ziel der Menschen mutet derweil nur auf den ersten Blick geradlinig an. Zwar ist der Einsatz der Kuh-Bombe von Anfang an beschlossene Sache, doch wollten sie die gegen die eigene Kolonie auf Ellora einsetzen? Immerhin konnte niemand wissen, dass die Invasoren dort ein Portal zu ihrer Hauptflotte öffnen würden.

Das ganze ziellose Umherirren wird dann noch mit platten Dialogen und halbgaren Spezialeffekten garniert, von den billigen Sets ganz zu schweigen. Immer wieder gerät man in Versuchung, sich die Blu-Ray-Hülle zu greifen und nachzusehen, ob man nicht einen Mockbuster von The Asylum erwischt hat. Verantwortlich ist hier jedoch Saban Films, deren bekanntestes Werk Power Rangers von 2017 sein dürfte. Gegen Cosmic Sin ist der schon fast ein Meisterwerk.

Zum Schluss bleibt nur noch die Frage, was bekannte Stars wie Bruce Willis und Frank Grillo dazu getrieben hat, in dieser kosmischen Sünde von einem Film mitzuspielen? Wollte der in die Jahre gekommene Bruce Willis einen Grabstein auf seine Karriere setzen? Okay, seit 2022 ist er ohnehin im Ruhestand, aber warum musste er sich mit einer Reihe von Trash-Filmen verabschieden? Zu den bisherigen Ausflügen der Actionlegende ins Sci-Fi-Franchise gehören immerhin Klassiker wie Das fünfte Element und Armageddon. Und Frank Grillo brillierte bisher durch Hauptrollen in zwei Filmen der Purge-Reihe sowie Bosslevel. Cosmic Sin fällt da völlig aus dem Rahmen, sodass hier ausdrücklich davor gewarnt werden muss, sich von den großen Namen der Hauptdarsteller täuschen zu lassen.

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Positiv

  • Unfreiwillige Lacher á la "Kuh-Bombe".

Negativ

  • Weitgehend sinnfreie Handlung.
  • Billige Sets und billige Effekte.
  • Konsequentes Ignorieren physikalischer Gesetze.
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