Catwoman ist einer jener Filme, die Kultstatus erreicht haben, weil sie richtig schlecht sind.
Aus der Hölle rausgekommen
Wenn es Paradebeispiele dafür geben sollte, wie man Superheldenverfilmungen nicht macht, dann wäre Catwoman quasi prädestiniert hierfür. Denn der Film ist grauenhaft. Und das sowohl damals, als er 2004 das erste Mal herauskam, wie auch heute, mehrere Jahre nach dem Leinwanddebüt.
Dabei handelt es sich um eines jener Werke, die sich bereits schon seit gefühlten Ewigkeiten in der Produktion befanden. Genauer gesagt gab es erste Pläne, als Warner Bros. 1993 Batman Forever entwickelte. Damals war angedacht, dass Michelle Pfeifer ihre Rolle aus Batman Returns wieder aufnehmen würde. Tim Burton sollte Regie führen, wobei der sich unsicher war, ob er das machen sollte, oder nicht lieber doch eine Adaption der Egar Allan Poe-Story Der Untergang des Hauses Usher. Als am 16. Juni 1995 der angeheuerte Drehbuchautor Daniel Waters sein Skript einreichte, wurde sich immer noch um Tim Burton bemüht. Das Datum war übrigens auch die Premiere von Batman Forever, der sich ja von der Tonart komplett von dem düsteren Vorgänger unterschied.
Doch lange Zeit geschah mit Catwoman nichts. Der Film war in der gefürchteten Development Hell, wo unter anderem Ashley Judd 2001 die Hauptdarstellerin werden sollte. Allerdings schied sie irgendwann aus, weshalb Nicole Kidman ihre Nachfolgerin werden sollte. Was letzten Endes dazu führte, dass der Film gedreht wurde, war, dass der ursprünglich anvisierte Batman vs. Superman-Film, mit Wolfgang Petersen im Regiestuhl, von Warner Bros. gecancelt wurde. Und um die dadurch entstandene Lücke zu füllen, geschahen Zeichen und Wunder und auf einmal konnte Catwoman verfilmt werden.
Eifrige Vorbereitung
Hauptdarstellerin wurde Halle Berry, die ebenfalls auf einmal eine Lücke im Schedule hatte, nachdem der James Bond-Spin-off Jinx mit ihr in der Titelrolle nichts wurde. Die Aktrice beschränkte sich nicht nur auf die Schauspielarbeit, sondern designte mit der oskarprämierten Kostümdesignerin Angus Strathie, dem Regisseur Pitof (Vidoq) und den Produzenten Denise Di Novi und Edward L. McDonnell ihr Superheldenoutfit. Um in Form zu kommen, trainierte sie mit der Personaltrainerin Harley Pasternak und lernte von Choreografin Anne Fletcher, sich wie eine Katze zu bewegen und in der Martial Arts Capoeira zu kämpfen. Auch den Umgang mit der Peitsche erlernte sie.
Neben Halle Berry wurde Benjamin Bratt als Detective Tom Lone gecastet, der das Love Interest der Hauptfigur darstellte. Der Darsteller war zuvor hauptsächlich als Nebendarsteller in Film und Fernsehen bekannt und war für einen Goldenen Raspberry Award für seine Kombo mit Madonna in The Next Big Thing 2001 nominiert worden. Sharon Stone, die in den 1990er Jahren mit Werken wie Basic Instinct oder Total Recall berühmt wurde, erhielt die Zusage für die weibliche Antagonistin Laurel Hedare, derweil ihr Filmehemann von dem französischen Schauspieler Lambert Wilson (The Matrix Revolutions) geschauspielert wurde. Frances Conroy (Six Feet Under) wurde zu der Mentorin Catwomans und Alex Borstein (MadTV) wurde zur besten Freundin Ophelia Powers.
Die Filmarbeiten von Catwoman gingen von September 2003 bis Februar 2004. Ein Großteil der im Film verwendeten Katzen stammten aus kalifornischen Tierheimen.
Wenn Schönheit tötet
Patience Phillips (Halle Berry) ist eine schüchterne, zurückhaltende Künstlerin, die für die Kosmetikfirma Hedare Beauty arbeitet. Das Unternehmen steht kurz davor, ein neues, wichtiges Produkt auf den Markt zu bringen, derweil gleichzeitig das bisherige Gesicht der Firma, Laurel Hedare (Sharon Stone), aus Altersgründen gegen ein neues ausgetauscht werden soll. Eines Tages lernt die Zeichnerin den Polizisten Tom Lone (Benjamin Bratt) kennen, nachdem sie eine Katze gerettet hat und dabei fast ums Leben kam. Im Prinzip könnte alles perfekt sein.
Bis sie am Abend desselben Tages auf ein ungeheuerliches Geheimnis stößt: Das neue Schönheitsprodukt der Firma hat, wenn man es ständig anwendet, gefährliche Nebenwirkungen. Sie wird entdeckt und versucht zu fliehen. Doch dann wird sie einem Abwasserrohr eingeschlossen und rausgespült, wobei sie dabei ertrinkt. Ihr toter Körper wird allerdings von der Katze, die sie zuvor gerettet hat, entdeckt und wiederbelebt. Von jetzt an ist sie wie ausgewechselt: Sie ist selbstbewusster und agiler. Schon bald stellt sich heraus, dass sie eine Auserwählte ist, die als Catwoman für Gerechtigkeit sorgen soll.
Als Comicfan ist man einiges gewöhnt. Denn alle Superheldenverfilmungen haben sich mehr (X-Men 2) oder weniger (Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen) an die Comicvorlage gehalten. Eine 1-zu-1-Adaption hat es nie gegeben, was auch, um ehrlich zu sein, unmöglich umzusetzen ist. Es kann immer nur eine annähernde Umsetzung geben.
Eine Comicvorlage, wirklich?
Doch Catwoman ist jetzt der erste Film, der komplett auf Ähnlichkeiten mit der Vorlage verzichtet. Würden in den Opening Credits nicht Bob Kane und DC Comics genannt, könnte man fast meinen, dass der Film etwas komplett Neues ist, ohne Inspirationsvorlage. Aber anscheinend wurde hier der Name aus den Comics genommen und drumherum eine völlig neue Story gestrickt.
Das Halle Berry als Catwoman gecastet wurde, ist schon ein erstes, sichtbares Signal, wie wenig auf die Vorlage gegeben wurde. Denn in den Comics ist die Figur Selina Kyle, eine Weiße. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass der Charakter in der Welt der bewegten Bilder von einer Afroamerikanerin gespielt wurde. Bereits in der 1960er Batman-Reihe stellte Eartha Kitt die Figur dar. Wobei damals penibel darauf geachtet wurde, dass die knisternde Anziehung zwischen Catwoman und Batman, die bei ihren Vorgängerinnen deutlich präsent war, bei ihr nicht vorkam, weil Beziehungen zwischen Farbigen und Weißen in jenen Zeiten tabu waren, aus rassistischen Gründen.
Und eigentlich ist Halle Berry eine gute Schauspielerin, wenn sie genügend zu tun kriegt und wenn das Material stimmt. Das hatte ja bereits X-Men 2 gezeigt, wo sie im Vergleich zum ersten Film deutlich mehr zu tun hatte. Aber selbst sie kann nicht verhindern, dass der gesamte Kinofilm eine Komplettkatastrophe ist.
Was! Für! Ein! Grauenvolles! Kostüm!
Das fängt schon mit dem Kostüm an, mit dem der Film auf den Plakaten warb. Zwar müssen Superheldenkostüme nicht realistisch sein. Aber selbst für diese Verhältnisse ist das Outfit von Catwoman absolut lachhaft und lächerlich. Es wirkt wie diverse Fetzen aus Leder, die irgendwie zusammengehalten werden. Wenn man den Film sieht, dann ist klar, dass der Hauptsinn dieses Kostüms darin besteht, dem vermutlich hauptsächlich männlichen Zielpublikum genügend zu gucken zu geben. Wie sonst ließe sich erklären, dass die Kamera wiederholt Positionen einnimmt, die entweder den knackigen Hintern betonen oder den Zuschauer einen Blick in den Ausschnitt werfen lassen. Von den merkwürdigen Stiefeln mit den freien Zehen mal ganz abgesehen.
Es wäre schön, wenn das Kostüm das einzige Problem des Films wäre. Ist es aber nicht. Es gibt noch jede Menge weitere Sachen, über die man stolpert.
Ein weiteres Problem ist unter anderem Halle Berry. Wie bereits gesagt, im Prinzip ist sie eine gute Schauspielerin. Doch hier rangiert die Qualität ihrer Darstellungsweise von gerade noch passabel bis absolut grauenvoll. Die Szenen, in denen sie als Catwoman ihre Fähigkeiten entdeckt und sich umstylt, sind da das Paradebeispiel für. Es soll wirken, als ob ihr Charakter jetzt selbstbewusst und stark geworden ist und dementsprechend handelt. Doch das Ergebnis wirkt wie eher eine Parodie davon. Es wirkt aufgesetzt und absolut unglaubwürdig. Auch die späteren Szenen als Catwoman sind stellenweise an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Wenn sie sich mit wiegendem Hintern durch die Szenen bewegt, weiß man echt nicht, ob man lachen oder weinen soll. Denn hier soll der Eindruck einer selbstbewussten Sexualität erweckt werden, der allerdings im Film selbst nicht aufgegriffen wird. Stattdessen wirkt der Streifen handzahm.
Knisternde Stimmung? Fehl am Platz.
Das macht sich auch bei der Beziehung zwischen Patience Phillips und Detective Tom Lone bemerkbar. Man hat nicht den Eindruck, dass es zwischen den Zweien funkt. Stattdessen hat man das Gefühl, dass die beiden nur allerbeste Freunde sind, mehr aber auch nicht. Es knistert nicht, sogar dann, wenn es knistern soll. Kein gutes Zeichen.
Immerhin kann Sharon Stone als Filmeschurkin überzeugen. Es ist faszinierend, wie sie es schafft, die ganze Zeit die Frau darzustellen, die gegen die Zeit kämpft, gegen die Tatsache, dass sie im Prinzip überall abserviert wird. Sogar von ihrem eigenen Mann. Und die deshalb ihre eigenen Pläne vorantreibt, um sich wieder nach vorne zu spielen. Sie ist eine intelligente Person, schön und gefährlich.
Nur eine Sache stört: Gegen Ende wird enthüllt, dass sie über eine besondere Fähigkeit verfügt. Jedoch versäumt es Catwoman, dass man vorher erkennt, dass sie diese spezielle Gabe hat. Es gibt zwar eine Szene, die man im Nachhinein dahin deuten könnte, dass sie etwas verbirgt. Allerdings handelt es sich dabei nur um diesen einen Moment und er geht unter, weil er im Prinzip für ein anderes Problem steht.
So funktioniert Glas nicht!
Denn allgemein hat man den Eindruck, das Glas hier nicht so funktioniert, wie man es aus der Realität her kennt. Da tritt Halle Berrys Charakter barfüßig nach ihrer Wiederbelebung die Scheiben zu ihrer Wohnung ein, ohne dass sie sichtbare Schnittwunden davon trägt. Oder aber Laurel Hedare zerdrückt ein ganzes Glas, ohne dass Scherben in ihrer Hand stecken bleiben, was dann im Nachhinein der Moment ist, wo ihre besondere Fähigkeit angedeutet wird.
Dazu kommt noch, dass die Kampfszenen langweilig inszeniert sind. Sie fließen nicht, sie wirken steif. Außerdem ist es noch so, dass manche Auseinandersetzungen Logiklücken haben. Will heißen, dass Schläge und Treffer manchmal ins Nichts gehen oder aus dem Nichts kommen, ohne dass es sichtbare Verbindungen gibt. Und gerade bei einem Superheldenfilm, der von solchen Kämpfen lebt, ist dies ein No Go!
Und dann ist da noch der Soundtrack. Es ist selten, dass ich über die ausgewählte Musik stolpere. Doch hier ist das der Fall. Normalerweise würde man bei Kämpfen packende und antreibende musikalische Untermalung erwarten. Hier wird jedoch eine Art schnellere Loungemusik gewählt, die die Szene nicht antreibt, sondern gefühlt verlangsamt.
Es zieht sich!
All dies führt dazu, dass die Spannungskurve bei Catwoman sehr flach verläuft. Man ist nicht voller Vorfreude auf das, was als Nächstes geschieht, sondern ist vom Geschehen genervt. Man wünscht sich, dass die Agonie alsbald vorbei ist. Doch leider zieht sich der Film wie Kaugummi.
Wie nicht anders zu erwarten, floppte Catwoman an den Kinokassen. Gleichzeitig erhielt er mehrere Goldene Himbeeren, die renommierteste Schmähauszeichnung von Hollywood. Auch Hale Berry wurde nominiert und sie gewann einen Preis. Wobei sie die Schmähung in einen Triumph umwandelte, als sie ihn nämlich, was äußerst selten geschieht, persönlich entgegennahm und dabei eine Dankesrede hielt. Gleichzeitig führte sie ebenfalls den Oscar mit, den sie zwei Jahre zuvor für ihre Hauptdarstellungsleistung in Monster’s Ball erhalten hatte.
Insgesamt muss man sagen, dass den Machern ein Kunststück gelungen war. Sie haben einen Film produziert, der noch schlechter als Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen war. Und das will was heißen! Trotzdem gilt der Streifen – vermutlich weil er so schlecht war – heute als Kultfilm. Meiner Meinung nach zu Unrecht.
Wertung
WertungPositiv
- Sharon Stone
Negativ
- Halle Berry
- Langweilige Kämpfe
- Misslungener Soundtrack
- Grauenhaftes Kostüm
- Glas schneidet nicht
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