Mit Batman Begins meldet sich DC eindrucksvoll an die Filmfront zurück.
„Einfach“ zu verfilmen, wie?
Von allen DC-Heroen ist Batman derjenige, der am „einfachsten“ zu verfilmen ist. Er ist schließlich „nur“ ein Mensch, der auf seine antrainierten Fähigkeiten setzt und dazu ein dunkles Kostüm trägt. Aber gleichzeitig ist der Charakter auch einer, bei dem vieles schieflaufen kann. Man erinnere sich an die 1990er Jahre, als Batman es mit den Tim-Burton-Filmen Batman (1989) und Batmans Rückkehr (1992) zu einem Riesenerfolg schaffte. Doch dann trat mit Batman Forever (1995) Joel Schuhmacher die Regienachfolge an und präsentierte eine wesentlich buntere, teilweise sogar humorige Version, als die seines Vorgängers. Negativer Höhepunkt und vorläufiges Ende der Filmserie war Batman & Robin aus dem Jahr 1997, der eher an die Klamaukserie aus den 1960ern erinnerte, anstatt an die Vorgänger. Und dieser Film kam bei den Zuschauern überhaupt nicht an, er war ein Flop, trotz oder gerade wegen eines Staraufgebots mit Namen wie George Clooney, Alicia Silverstone oder Arnold Schwarzenegger.
Natürlich gab es danach einige Versuche von Warner Bros., das Franchise wiederzubeleben. Zu einem Zeitpunkt war sogar ein Batman vs. Superman-Film mit Regisseur Wolfgang Petersen geplant. Doch daraus wurde nichts, da man sich seitens des Konzerns doch lieber auf jeweils einzelne Kinofilme der Helden konzentrieren wollte, anstelle eines gemeinsamen Abenteuers.
Letzten Endes wurde 2003 der Regisseur Christopher Nolan angeheuert. Der hatte durch das clever konstruierte Meisterwerk Memento (2000) für Aufsehen gesorgt. Er schrieb auch am Drehbuch – zusammen mit dem erfahrenen Superheldenverfilmungsveteranen David S. Goyer (Blade) – mit. Von Beginn an standen dabei mehrere Dinge fest:
Viele Stars sollen es richten
So sollte Batman Begins den Ursprung des Titelhelden darstellen. Der Film sollte realistisch sein, mit dem Ziel, dass die Zuschauer Sympathie sowohl für Batman wie auch für dessen zivile Identität Bruce Wayne empfinden sollten. Dabei fühlte sich der Regisseur unter anderem von den Richard-Donner-Superman-Filmen inspiriert, weshalb er auch einen All-Star Supporting Cast haben wollte, damit ein episches Gefühl aufkommen sollte.
Die Geschichte war dabei von diversen Comics beeinflusst. Als Inspirationsquelle dienten unter anderem Batman: The Long Halloween, Batman: Dark Victory, Batman: Year One und die Story The Man Who Falls. Als Gegenspieler waren Scarecrow und Ra’s Al Ghul vorgesehen, beides Charaktere, die noch in keinem Kinofilm zuvor verwendet worden waren. Auch sollte Harvey Dent im Film auftauchen, doch dann wurde seine Funktion der neuen Figur Rachel Dawes zugeordnet.
Gefilmt wurde Batman Begins überwiegend in England, wobei es auch Aufnahmen in Island und den USA gab. Christopher Nolan selbst setzte für diesen Film dabei vor allem auf praktische Effekte und nutzte nur selten Computertricks. Hierbei diente Blade Runner als eine Inspirationsquelle. Der Anzug selbst wurde so designt, dass der Träger besser kämpfen und kriechen konnte, als bei den Kostümen aus den früheren Filmen.
Mit Stars gespickt
Der Cast des Kinofilms war, wie es Christopher Nolan geplant hatte, ein mit Stars gespickter. Die Titelrolle übernahm Christian Bale, der im Vorfeld eine extreme Gewichtswandlung durchmachte. Für seinen Auftritt in The Machinist hatte er sehr viel an Körpergewicht verloren, das er nun wieder zunehmen musste. Er musste innerhalb weniger Monate 45 Kilo an Muskelmasse zulegen und überschoss das Ziel um 14 Kilo, die er bis zum Filmstart erneut verlieren musste.
Als Bruce Waynes Butler Alfred wurde niemand Geringeres als Michael Caine gecastet, eine britische Schauspielerlegende. Zu Henri Ducard wurde Liam Neeson, bekannt als Qui-Gon Jinn aus Star Wars – Episode I. Katie Holmes (The Singing Detective) wurde zur Staatsanwältin Rachel Dawes, derweil Gary Oldman (The Fifth Element) zum moralisch aufrechten Politzisten James Gordon wurde. Cillian Murphy (28 Days Later) kam auch für die Rolle des Bruce Waynes/Batman in Frage, wurde aber dann stattdessen zum Psychologen Dr. Jonathan Crane, aka Scarecrow. Zum Gangsterboss Carmine „The Roman“ Falcone wurde Tom Wilkonson (Eternal Sunshine of the Spotless Mind). Als Wayne Enterprises CEO wurde Rutger Hauer angeheuert, derweil der Japaner Ken Watanabe zu Ra’s Al Ghul wurde. Abgerundet wurde dieser Cast durch Morgan Freeman (Se7ven), der die Rolle des Lucius Fox erhielt.
Bruce Wayne ist ein junger Mann mit traumatischen Erfahrungen. Als kleiner Junge musste er miterleben, wie seine beiden Eltern vor seinen Augen erschossen werden, und als er als Erwachsener an dem Mörder Rache nehmen will, wird dieser von einem Auftragsmörder im Namen von Carmine Falcone umgebracht, der in Gotham City alles und jeden kontrolliert. Enttäuscht und frustriert zieht Bruce daraufhin um die Welt.
Endlich ein Erfolg
Bis er in Asien auf die Legende von Ra’s Al Ghul und der League of Shadows stößt. In Form des charismatischen Henri Ducard nimmt diese Kontakt mit Bruce auf und ihn in ihre Reihen auf. Er lernt bei ihnen vieles, doch die letzte Prüfung, einen Dieb töten, verweigert er. Noch schlimmer ist es, als er erfährt, dass die League vorhat, Gotham City auszulöschen. Nach einem verheerenden Kampf, in dessen Verlauf er Ducard vor dem sicheren Tod rettet, kehrt Bruce Wayne in seine Heimat zurück und beginnt, sich als Batman, der die Unschuldigen vor dem Bösen schützt, einen Namen zu machen. Doch das Böse ist nicht weit entfernt und schickt sich bald an, einen lange geheimgehaltenen Plan in die Tat umzusetzen.
Seit Blade 1998 in die Kinos kam, haben Verfilmungen von Marvelcomics die Lichtspielhäuser erfolgreich dominiert. Versuche mit Filmen wie Die Liga der Außergewöhnlichen Gentlemen, Catwoman oder Constantine ebenfalls ein Stück vom Kuchen abzukriegen, blieben eben nur das: Versuche. Über die Gründe wurde sich in den entsprechenden Rezensionen ausgelassen.
Deshalb war es vor allem für DC Comics-Fans so super, dass 2005 Batman Begins ein Erfolg war. Bei einem Budget von 150 Millionen $ spielte er an den Kinokassen 373,7 Millionen $ ein. Ebenso verkauften sich die DVD-Fassungen ordentlich. Innerhalb eines Jahres generierte diese 167 Millionen $ an Einnahmen.
Glaubwürdige Gegenspieler
Der Erfolg war durchaus gerechtfertigt, da der Film von Anfang bis Ende grandios und unterhaltsam war. Man merkte ihm an, dass hier Leute dran saßen, die Ahnung von der Materie hatten und sie dementsprechend gut umsetzen konnten. Und sicherlich trug auch das Ensemble mit den vielen bekannten Schauspielern mit dazu bei, dass aus dem Kinofilm kein Flop wurde.
Batman Begins zeigt dabei, wie man eine Comicverfilmung richtig macht. Man übernimmt die Grundelemente und interpretiert ansonsten die Geschichte frei. So hat Christopher Nolan den Ursprung von Batman mit Ra’s Al Ghul verknüpft, einer Figur, die noch nie zuvor in einem Kinofilm auftrat. Was übrigens auch für Jonathan Crane galt.
Aber vor allem die Kombination Ra’s Al Ghul, Henri Ducard und die League of Shadows sorgt dafür, dass der Film glaubwürdige Gegenspieler besitzt. Vor allem der von Liam Neeson dargestellte Charakter entpuppt sich als intelligenter und charmanter Mensch, der nichtsdestotrotz fehlgeleitet ist und dabei zur Rettung der Welt auf die falschen Mittel setzt. Er ist ein Fanatiker, besessen von seiner Idee und seiner Mission. Und gleichzeitig ist er auch darauf bedacht, Ra’s Al Ghul zu dienen.
Es fehlt an Tiefe
Der von Ken Watanabe dargestellte Anführer der League of Shadows erhält dabei nicht allzu viele Zeilen. Meistens sitzt er da und redet in einer unverständlichen Sprache, die Ducard dann übersetzt. Dass er kurz darauf stirbt, ist kein schmerzlicher Verlust, da diese Figur nicht allzu viel Tiefe erhalten hat. Wobei es in seinen Kontext noch einen besonderen Twist gibt, der gegen Endes Films relevant wird.
Das „tröstliche“ an Batman Begins ist, dass der Charakter von Ken Watanabe nicht die einzige blasse Figur im ganzen Film ist. Auch die von Katie Holmes dargestellte Staatsanwältin Rachel Dawes erhält nicht viel Profil. Zwar tritt sie in mehr Szenen auf und es wird eine potentielle Liaison mit Bruce Wayne angedeutet. Doch im Vergleich zu den anderen Figuren, zum Beispiel einem Lucius Fox, fehlt hier einfach das Persönliche. Man erfährt zwar, dass sie einen Freund hat. Der wird jedoch irgendwann umgebracht und das scheint sie nicht sonderlich zu tangieren.
Dies sind allerdings die beiden einzigen Ausnahmen. Der Rest vom Cast kriegt genug Gelegenheit, zu glänzen. Allen voran selbstverständlich Christian Bale, der glaubwürdig sowohl als Bruce Wayne, wie auch als Batman brillieren kann. Und egal mit welcher Figur er in seiner zivilen Identität interagiert: Jedes Mal kann man sich dem Charisma des Schauspielers nicht entziehen. Highlights sind dabei vor allem die Momente, wo er mit Michael Caine und Morgan Freeman gemeinsame Szenen hat.
Ein erstklassiger Ursprung
Michael Caine überzeugt als väterlicher Mentor Alfred, der stets mit Rat und Tat, aber auch Ermahnungen zur Seite steht. Derweil Lucius Fox, die Figur von Morgan Freeman, als intelligenter Unterstützer glänzen kann. Die Szenen, in denen er die Ausreden von Bruce Wayne sichtlich nicht abkauft und ihn trotzdem unterstützt, sind grandios! Was sich auch von dem von Gary Oldman dargestellten Jim Gordon sagen lässt. Er ist, wie in den Comics, ein aufrechter Polizist, der von der Korruption seiner Kollegen nichts hält und dies entsprechend deutlich macht. Man erlebt hier einen Gordon, der noch am Anfang seiner Karriere ist, also noch nicht Comissioner ist, was ja sonst bei vielen seiner Medienauftritte der Fall ist.
Auf der Schurkenseite hat man neben der League of Shadows vor allem Falcone, der zu Beginn von Batman Begins noch als oberster Gangsterboss glänzt, ehe er dann von Batman zur Strecke gebracht und von Scarecrow in den Wahnsinn getrieben wird. Dies sind sichtbare Anzeichen dafür, dass ein Zeitenwechsel in Gotham City stattfindet, dass von nun an immer mehr und mehr Gegner mit Gimmicks Oberhand gewinnen. Wie es eben bei Jonathan Crane der Fall ist. Der ist ein intelligenter Gegenspieler, jemand der sein Furchtgas zu seinem eigenen Vergnügen und Vorteil einsetzt. Schade nur, dass er im Finale des Films relativ schnell erledigt wird, da hatte man sich mehr erhofft.
Von der Story her ist Batman Begins ein erstklassiger Originfilm. Es gelingt Christopher Nolan, die perfekte Balance zwischen Bruce Wayne und Batman darzustellen. Auch die Saat für viele spätere Elemente, die die Batman-Mythologie auszeichnen, werden hier gesät. Man sieht den Beginn der Partnerschaft zwischen James Gordon und dem Dunklen Ritter, sowie was das Batsignal inspiriert hat. Solche Szenen sind nette Bonbons, die vor allem den Fan ansprechen.
Eine logisch unlogische Entscheidung
Genial ist auch das Finale, wo es Christopher Nolan wirklich gelingt, den Zuschauer mit vielen Plottwists zu unterhalten. Es gibt einige hochdramatische Szenen, bei denen man kurz richtig glaubt, dass es zu einer Katastrophe kommt. Der einzige Wermutstropfen ist dann eine Entscheidung von Batman am Ende, wo er indirekt seinen Eid bricht, kein Leben zu nehmen. Die Begründung, die er dafür gibt, ist einfach nur schwachsinnig.
In Sachen Special Effects ist Batman Begins überwiegend hervorragend. Die Entscheidung des Regisseurs, weitestgehend auf praktische Effekte zu setzen, war die genau richtige. Die paar Szenen, in denen Computereffekte genutzt werden, sind deutlich sichtbar und von schwankender Qualität. Es gibt Momente, wo sie großartig sind, etwa die Halluzinationen der unter dem Furchtgas Leidenden. Aber auch Szenen, wo man besser auf sich verzichtet hätte, wie beispielsweise die Zugfahrt zu Beginn des Films.
Doch das ist letzten Endes Meckern auf hohem Nivea. Batman Begins ist ein famoser Superheldenfilm und ein Must-See für jeden Fan dieser Art von Filmen.
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Ein sehr guter Ursprungsfilm
- Jede Menge Topschauspieler in Toprollen
- Gelungene Interpretation des Batman-Mythos
Negativ
- Rollen von Ken Watanabe und Katie Holmes bleiben blass
- Unlogische Argumentation Batmans im Finale des Films
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