Die Erde paktiert mit den Centauri und neue Kämpfe brechen aus.
Staffel 2 – Folge 22
Ein Pakt mit dem Teufel / The Fall Of Night
Handlung
Die Centauri dringen nach dem Sieg über die Narn auch in andere Sonnensysteme vor. Als ein Narn-Kreuzer, der die Kämpfe überstanden hat, die Station erreicht, verspricht Sheridan (Bruce Boxleitner) Unterstützung bei den Reparaturen. Sheridan informiert G’Kar (Andreas Katsulas) über das Schiff, das sich im Verborgenen hält.
Keffer (Robert Rusler) kommt bei seiner Suche nach dem fremden Schiff weiter. Der Pilot einer anderen Staffel hat ebenfalls ein Spinnenschiff gesehen und überlässt ihm einige Daten.
Die Erdregierung entsendet den Diplomaten Frederick Lantz (Roy Dotrice) auf die Station, der mit den Botschaftern reden will. Er wird von Mr. Welles (John Vickery) begleitet, einem Sekretär von Nightwatch. Welles ruft zu einer Nightwatch-Versammlung auf und befragt die Mitglieder nach ungewöhnlichen Beobachtungen. Er richtet sich direkt an Zack (Jeff Conway), der bisher noch nie eine Information weitergegeben hatte. Um es ihm einfacher zu machen, soll Zack bestätigen, dass ein bestimmter Ladenbesitzer sich kritisch über die Erdregierung geäußert habe. Zack bestätigt dies. Von einem anderen Nightwatch-Mitglied erfährt Welles von dem Narn-Kreuzer.
G’Kar sucht ein Gespräch mit Mr. Lantz, aber dieser lehnt ab. Stattdessen sucht er Sheridan auf, und wirft ihm vor, in den Kampfübungen die Centauri als Gegner anzusehen, das müsse sofort beendet werden. Er sei auf der Station, um mit den Centauri einen Nichtangriffspakt zu schließen. Dann meldet sich auch noch Londo, der von dem Narn-Schiff erfahren hat.
Sheridan warnt den Captain des Narn-Schiffes, aber es ist zu spät, ein Centauri-Schiff kommt aus dem Sprungtor und greift das Narn-Schiff an. Die Starfurys starten, um das Narn-Schiff zu verteidigen. Babylon 5 fährt seine Waffensysteme aus. Aber das Centauri-Schiff beginnt, auf den Kreuzer und die Station zu feuern. Während das Narn-Schiff gerade noch das Sprungtor erreicht, explodiert das Centauri-Schiff im Abwehrfeuer der Station.
Die Erdregierung verlangt von Sheridan, dass er sich öffentlich bei den Centauri entschuldigt. Die Entschuldigung soll im japanischen Garten stattfinden. Als Sheridan mit der Einschienenbahn zum Garten fährt, stellt ein Centauri eine Bombe in der Bahn ab. Sheridan erkennt die Gefahr, springt im letzten Moment aus der Bahn und fällt in Richtung der sich drehenden inneren Schale der Station, wo der Garten liegt. Delenn steht neben Kosh und bittet ihn, Sheridan zu retten. Kosh verlässt seinen Anzug und ein Engelartiges Wesen fliegt nach oben zu Sheridan und bringt ihn sanft zu Boden. Jeder der Anwesenden sieht etwas anderes, immer einen Engel, aber immer einen Engel der eigenen Mythologie. Nur Londo hat nichts gesehen.
Während Keffer mit seinem Starfury das Narn-Schiff im Hyperraum eskortiert, sieht er wieder ein Schiff der Schatten. Er folgt dem Schiff und zeichnet die Bilder auf. Er kehrt von dieser Mission nicht mehr zurück. Nur die Bilder des Schattenschiffes werden empfangen und auf ISN gezeigt. Am Ende des Jahres 2259 ist die bekannte Galaxis im Krieg. Die Centauri greifen die Liga der Nichtallierten Welten an.
Historische Bezüge
Selten gab es in einer Babylon 5-Folge so viele Anspielungen auf die Erdgeschichte wie in dieser Folge. Schon der Krieg gegen die Narn zeigte oftmals Parallelen zu irdischen Konflikten. Als Mr. Lantz zu Sheridans und Ivanovas Überraschung erklärt, dass er hier sei, um einen Nichtangriffspakt und eine Allianz mit den Centauri abzuschließen, sagt er im englischen Original: „We will at last know peace in our time.“ Das spielt auf einen Satz von Premierminister Chamberlain an, als er nach dem Münchner Abkommen 1938 meinte: „I believe it is peace for our time.“ Diese Phrase wird seitdem eher ironisch verstanden, denn es gab damals bekanntlich keinen Frieden. Weniger als ein Jahr später befanden sich Deutschland und Großbritannien im Krieg. (Die Ironie ist vielleicht vergleichbar, wenn bei uns jemand sagt „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen“, oder „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, …“) In der deutschen Synchro sagt er es etwas anders: „Dann endlich wird es für uns eine lange Ära ohne Krieg geben.“ Die Ironie hinter dem originalen Satz versteht man im Deutschen sowieso nicht, deshalb geht die ungenaue Übersetzung vermutlich in Ordnung.
JMS verbindet diesen für die Erdallianz historischen Moment aber noch mit etwas anderem, nämlich dem Hitler-Stalin Pakt aus dem August 1939. Kurz vor Deutschlands Angriff auf Polen hatte Deutschland mit der Sowjetunion einen Nichtangriffspakt geschlossen und in einem Geheimdokument sogar eine Aufteilung der Interessensphären Osteuropas vorgenommen. Dadurch wurde Polen sowohl von den Deutschen besetzt, als auch von den Sowjets. Eine ganz ähnliche Situation erlebt jetzt Sheridan, wenn er von dem Nichtangriffspakt und der Allianz mit den Centauri erfährt. Das bedeutet, dass Menschen und Centauri künftig gemeinsam eine Expansion vorantreiben wollen oder sich zumindest gegenseitig verteidigen, falls der eine angegriffen wird. Das ist der Sinn einer Allianz.
Und ein dritter Vergleich zur Erdgeschichte ist wieder einmal Nightwatch. Welles versucht Ivanova für Nightwatch zu interessieren, verspricht ihr schnelle Beförderungen, falls sie für Nightwatch die Augen offenhält. Offenbar sollen Nightwatch-Leute in den höchsten Ebenen platziert werden. Und dann ist da sein Gespräch mit Zack, den er unter Druck setzt, einen Ladenbesitzer zu melden. Der Laden jenes politischen Querulanten ist am Ende der Folge geschlossen worden. Die Rede- und Meinungsfreiheit ist offensichtlich abgeschafft.
Hier wird ein Bild gezeichnet, das an die McCarthy-Ära in den USA erinnern soll. Es wird ein System des Denunziantentums aufgebaut. Der Druck auf Mitläufer wird erhöht, damit diese sich auch an der Hetzjagd auf politisch Andersdenkende beteiligen. Das gleiche Verhalten zeigte sich in den USA nach dem 11. September, als Muslime verdächtigt wurden, islamistische Terrorist*innen zu sein oder sie zu unterstützen. Und ganz aktuell ist das Denunziantentum mit einem Gesetz in Texas vergleichbar, nachdem Bürger*innen mit 10.000 $ belohnt werden, wenn sie Frauen anzeigen, die ihre Schwangerschaft nach der sechsten Woche abbrechen wollen. Und nicht nur diese: Auch Taxifahrer*innen, welche die Frauen in eine Abtreibungsklinik bringen, können angezeigt werden, Ärztinnen und Ärzte. Und schließlich die Leute, die von einer Abtreibung wissen und diese nicht gemeldet haben. Nightwatch, ick hör dir trapsen.
Vorlonische Manipulationen
Kommen wir nun zur eigentlichen Sensation: Kosh hat seinen Anzug verlassen und sich gezeigt.
Den meisten Besucher*innen des japanischen Gartens war vermutlich gar nicht bewusst, dass sie einen Vorlonen gesehen haben. Sie sahen eine Lichtgestalt fliegen, die einen fallenden Menschen auffing und zu Boden brachte. Aber alle Anwesenden sahen etwas anders, etwas das ihrer eigenen Kultur oder Religion entsprach. Für Menschen wirkte er wie ein Engel.
JMS betonte, dass Angehörige von nichtchristlichen Religionen vermutlich ein leicht anderes Bild sehen als Sheridan. Die Vorlonen sind den frühen Menschen nicht als Engel erschienen, sondern sie haben sich ein bereits vorhandenes Bild zunutze gemacht. Diese Manipulation fand bei den Völkern nicht gleichzeitig statt, sondern je nach deren Entwicklungsstand. Im Falle der Menschen könnte das vor vielleicht 3.000 Jahren gewesen sein, denn eine gewisse Mythologie muss es ja schon gegeben haben. Als Sheridan sich am Ende mit Delenn über die Vorlonen unterhält, sagte sie, die Vorlonen hätten schon seit Millionen von Jahren junge Völker geführt und … Sheridan unterbricht sie und sagt: „manipuliert und programmiert“. Damit man in der richtigen Weise auf den Anblick eines Vorlonen reagiert.
Delenn teilt diese Sichtweise nicht ganz. Sie relativiert im englischen Original, das sei eine Frage der Sichtweise. Wichtig sei, dass Kosh sich jenen gezeigt habe, die ihn verstehen. (In der deutschen Synchro gibt sie Sheridan Recht). Man merkt hier, dass Delenn als Mitglied der religiösen Kaste gewohnt ist, spirituelle Dinge nicht zu hinterfragen. Sheridan sieht das aber kritischer: Die Vorlonen haben die Menschen genetisch manipuliert. Was er noch nicht weiß – ich greife hier etwas vor – auch die Fähigkeit der Telepathie wurde in den Gencode der Menschen einprogrammiert. Und das war schon ganz gezielt als Waffe gegen die Schatten gemacht worden, denn Schatten reagieren auf Telepathen nicht gut. Sheridan hat mit seiner kritischeren Sichtweise einen ersten Schritt in Richtung des Dritten Zeitalters der Menschheit gemacht.
Die Götter aus dem All
Die Manipulation der Menschen durch Außerirdische ist ein Konzept, das man heute mit Erich von Däniken verbindet. Von Däniken vertritt die Ansicht, dass in der Vergangenheit außerirdische Raumfahrer*innen die Erde besuchten und bei den primitiven Stämmen einen solchen Eindruck hinterlassen haben, dass die Fremden als Götter angesehen wurden. Diese Götter haben vielleicht sogar an Menschen genetische Manipulationen vorgenommen.
Die Ideen waren nicht ganz neu, schon H.P. Lovecraft hatte 1936 in seiner Geschichte Berge des Wahnsinns etwas Ähnliches beschrieben. Und in der deutschen Perry Rhodan-Serie wurde schon 1962 mit dem Außerirdischen Atlan eine Hauptfigur kreiert, die selbst frühe Menschen unterrichtet und beeinflusst hat. Von Däniken machte diese Vorstellung ab 1968 mit Erinnerungen an die Zukunft erst populär. Auch in Hollywood gab es Anhänger dieser Theorien. Glen A. Larson und Ridley Scott sagen von sich, Sympathien für von Dänikens Theorien zu haben. In den Battlestar Galactica-Serien und den Alien-Filmen von Scott verarbeiten sie diese Theorien. Ganz besonders offensichtlich wurden Dänikens Theorien natürlich in Roland Emmerichs Stargate behandelt, woraus drei Fernsehserien entstanden, die das Thema noch weiter vertieften. Und selbst in den Star Trek-Serien gibt es Folgen, in denen der Besuch bei primitiven Kulturen eine wichtige Rolle spielt. Meist in Form der ersten Direktive. Aber mit den Bajoranern wurde eine Kultur erschaffen, die eine fremdartige Lebensform zu ihrer Religion machte. Womit sich der Kreis schließt, denn wir wissen ja, dass Deep Space Nine die Trek-Variante von Straczynskis Babylon 5-Konzept ist.
Und die Gaststars
Der englische Schauspieler Roy Dotrice spielte in dieser Folge den Diplomaten Frederick Lantz. Der am 26. Mai 1923 geborene Charakterschauspieler hatte in vielen englischen und amerikanischen Fernsehserien Gastauftritte. 1975 spielte er in zwei Folgen von Mondbasis Alpha 1 den Vorgesetzten von Commander Koenig. In Die Schöne und das Biest spielte er in 53 Folgen Jacob „Father“ Wells. Er spielte zwei Mal in Earth 2, drei Mal in Mord ist ihr Hobby und in Picket Fencis in 15 Folgen wieder einen „Father“. In Hercules spielte er drei Mal den Göttervater Zeus und in Sliders tauchte er auch zwei Mal auf.
Er sprach auch Hörbücher und hier ist vor allem die Fantasy-Reihe A Song of Ice and Fire zu nennen. 2011 wurde er für seine Aufnahme von A Game of Thrones mit dem Weltrekord für die meisten Charakterstimmen in einem Hörbuch ausgezeichnet: Es waren 224. Als englische Stimme der Fantasy-Buchreihe war dann ein Auftritt in der Fernsehserie ein Muss. In der zweiten Staffel spielte er zwei Mal Hallyne, den Pyromantiker. Das war dann leider auch seine letzte Rolle. Er starb am 16. Oktober 2017.
Bei Mr. Welles von Nightwatch kann ich es kurz machen. Er wird gespielt von John Vickery, der noch einige Male als Minbarikrieger Neroon auftauchen wird. Mr. Welles kommt in einer Folge von Babylon 5: Crusade noch einmal vor.
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