25.000 Soldatinnen und Soldaten auf der Station – die Erdallianz bringt sich in Stellung.
Staffel 2 – Folge 10
Die Schlacht um Matok / Gropos
Die Handlung
Unangekündigt und völlig überraschend kommen Kriegsschiffe der Erdallianz aus dem Sprungtor. General Richard Franklin kommt auf die Station und bringt seine 365. Infanterie-Divsion mit 25.000 Soldatinnen und Soldaten. Für so viele Menschen hat die Station keinen Platz und deshalb müssen die Besatzungsmitglieder der Station zusammenrücken und einige Tage mit den Infanteristinnen und Infanteristen ihre Kabinen teilen. Die Armee soll mit einem Geheimauftrag zum Planeten Aktor gebracht werden, auf dem ein Bürgerkrieg herrscht. Die Regierung des „Sh`lassen-Triumphirats“ hat die Erdallianz um militärische Hilfe bei der Eroberung der rebellischen Festung Matok gebeten. Sheridan kennt diese Festung Matok und rät von einem Angriff ab. Man könne sie nur unter größten Verlusten einnehmen – wenn überhaupt. Aber jetzt, wo Centauri und Narn im Krieg sind, will die Erdallianz Stärke zeigen und ihre Interessenssphäre abstecken. Um in einem Krieg gerüstet zu sein, werden auch die Waffen der Raumstation modernisiert und aufgerüstet.
Ltd. Keffer muss sein Quartier mit den Privates Yang und Large teilen. Er als Pilot hat bei den Bodenstreitkräften (Groundpounder = Gropo) einen schweren Stand, denn die beiden Waffengattungen nehmen sich gegenseitig nicht ernst. Keffer freundet sich aber mit den beiden an. Auch Garibaldi lernt eine der Soldatinnen kennen. Private Dodger erkennt in Garibaldi einen Seelenverwandten, denn auch er war während des Erd-Minbari Kriegs ein Gropo. Dodger würde gern mit Garibaldi ins Bett gehen, aber er blockt das ab, da er in Talia verliebt ist.
General Franklin ist der Vater von Stationsarzt Stephen Franklin und die beiden haben kein gutes Verhältnis. Sie gehen im Streit auseinander. Ivanova rät Franklin aber, das Gespräch mit seinem Vater zu suchen, denn sie kennt die Mission der Soldaten, während Franklin an eine routinemäßige Truppenverlegung glaubt. Kurz vor dem Verlassen der Armee, können sich die beiden gegenseitig ihren Respekt ausdrücken.
Als der Sender ISN über die Schlacht von Matok in seinen Nachrichten berichtet, stellt sich heraus, dass alle Groundpounder, die auf der Station Freundschaften geschlossen haben, im Kampf gefallen sind. General Franklin spricht von einem großen Sieg.
Military SciFi in Babylon 5
Zum ersten Mal wagt sich Babylon 5 in das Subgenre der Military SF vor. Es gab schon Ausflüge in die Subgenres Mad Scientist, Monster, Roboter, Zeitreisen und natürlich Space Opera. Obwohl das Militär in der Serie immer eine große Rolle spielte, wurde dieses Subgenre bisher nicht angeschnitten. Military SF behandelt eine militärische Auseinandersetzung ganz aus Sicht der Soldatinnen und Soldaten. Dabei kann die Geschichte eher kritisch oder kriegsverherrlichend ausgerichtet sein.
Die Schlacht um Matok geht sehr militär-kritisch an die Geschichte heran und das Ende macht deutlich, dass Kriege immer Tod und Verlust bedeuten. Nur wenige Szenen hat es gebraucht, damit Keffer und Garibaldi sich mit einigen der Soldatinnen und Soldaten anzufreunden. Und trotzdem nimmt man ihnen am Ende das Erschrecken und die Trauer über den Tod der neuen Freunde ab.
Babylon 5 ist keine Militärstation, sondern ein Handelsknoten, der vom Militär geleitet wird. Finanziert wird Babylon 5 von zivilen Behören, deshalb haben sich Sinclair und Sheridan immer wieder mit Senatoren auseinanderzusetzen.
Die Militärangehörigen sind nur Bewohner der Station und wir wissen, dass sie sogar Miete für ihre Quartiere zahlen müssen. Der Krieg zwischen Narn und Centauri scheint nun alles zu verändern. Den zivilen Stellen gegenüber wird von einer Truppenverlegung nach Io berichtet, nur das militärische Führungspersonal erfährt die wahre Mission der 365. Infanterie-Division. Auch die waffentechnische Aufrüstung der Station macht deutlich: Die Erde bereitet sich auf einen Krieg vor und in so einem Fall wird man auf den Handelshafen keine Rücksicht mehr nehmen und Babylon 5 in militärische Pläne miteinbeziehen. Der Begriff Gropos, wie die Bodenstreitkräfte im englischen Original genannt werden, ist der britischen Armee entlehnt. Dort wurden die Marines der Navy so genannt.
Als Lawrence G. DiTillio das Drehbuch schrieb, hatte er eigentlich eine Bettszene zwischen Garibalidi und Dodger vorgesehen. Jerry Doyle wollte das aber nicht, da er sich wünschte, Garibaldi und Talia würden in der Serie ein Paar werden. Wenn man ehrlich ist, hat Doyle versucht, seine private Beziehung mit Andrea Thompson in die Serienhandlung hineinzubringen. DiTillio war dagegen, da er der Ansicht war, der Tod von Dodger würde besser wirken, wenn Dodger und Garibaldi sich ineinander verliebt hätten und ein Paar geworden wären.
Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass sich Jerry Doyle mit seiner Vorstellung zumindest in dieser Folge durchgesetzt hat. Denn tatsächlich wirkt der Tod von Dodger so noch viel kräftiger, wo man weiß, dass Garibaldi und sie eine Chance vertan haben, die auch Garibaldi am nächsten Morgen schon bereut hat. Dieser Tod nahm die Zuschauer dann auch so mit, dass man Garibaldi in der letzten Staffel ein Wiedersehen mit Dodger erlaubte, in einer ungewöhnlichen und schönen Weise.
General Franklin kann den Ethos seines Sohnes nicht verstehen. Während für Dr. Fanklin jedes Leben zählt, meint sein Vater, ein menschlicher Arzt solle nur Menschen behandeln. Aus Wut über diese Einstellung, beschimpft er seinen Vater als Mörder. Hier tut sich ein großer Vater-Sohn Konflikt auf, durch den der Charakter von Stephen Franklin vertieft werden soll. Die Einstellung seines Vaters ist für das Militär der Erdallianz nicht untypisch. Dabei ist es natürlich eine rassistische Ansicht, wenn man von Ärzten erwarten würde, nur die eigenen Leute zu behandeln. Dass dieser latente Rassismus im Militär um sich greift, erleben wir auch an einigen Soldaten, die Delenn belästigen.
Stephen Franklins Vater wurde von Paul Winfield gespielt, der in SF Kreisen damals den Ruf hatte, am Ende immer zu sterben. Er starb in Straße der Verdammnis, er starb als Captain Terrell in Star Trek II – Der Zorn des Khan und er starb als Darmok in der gleichnamigen TNG Folge und schließlich starb er als General Casey in Mars Attacks!. Als General Franklin durfte er diesmal überleben.
Die Väter und ihre Kinder
Die Beziehungen vieler B5-Charaktere zu ihren Vätern spielen in der Serie eine große Rolle. Es sind nicht immer so komplizierte Beziehungen wie bei den Franklins, aber in jedem Fall haben die Väter den Werdegang ihrer Kinder beeinflusst. Außer bei Ivanova spielen die Mütter nie eine Rolle im Leben der Figuren. Garibaldi erinnert jedes Jahr an seinen Vater, indem er ein traditionelles Familienessen kocht. Sheridan lebte nach der Devise seines Vaters „Niemals einen Kampf beginnen, aber jeden Kampf beenden“. G’Kar wird wegen der Ermordung seines Vaters zu einem Terroristen gegen die Centauri-Besatzung. Delenn hat sich als kleines Kind verlaufen und in einem Tempel Schutz gesucht, wo sie von ihrem Vater gefunden wurde. Talia hat keinen Bezug zu ihren Eltern, weil das PSI Corps für sie die Eltern waren. Und schließlich Kosh, der sich anderen in Träumen gern als deren Väter zeigt.
Lange wusste man nichts über das Verhältnis, das JMS zu seinem Vater hatte, aber es war klar, dass er in seinen Serien etwas aufarbeitete. 2015 wurde er deshalb in einem Interview für Assignment X anlässlich seiner neuen Serie Sense 8 gefragt, ob sein Vater noch leben würde. Seine Antwort erschreckte: „Nein, tut er nicht! Und es war ein großartiger Tag, als er starb. Wir hatten ein sehr schlechtes Verhältnis.“
Seit 2019 kann man in der Autobiografie von JMS Becoming Superman lesen, wie er zu seinem Vater stand und wie er unter diesem gelitten hat.
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