Pfad der Wölfe ist ein außergewöhnlicher Alpha und Omega-Roman.

Alpha und Omega 06 Pfad der Wölfe
Cover © Heyne

Mehr Horror als Fantasy

Als das FBI in Aspen Creek auftaucht, ahnen Charles und Anna noch nicht, dass das der Beginn eines neuen Abenteuers ist. Denn in einer entlegenen Bergregion Kaliforniens sind die Bewohner einer kleinen Siedlung verschwunden. Und der amerikanische Nachrichtendienst konnte eine Verbindung zwischen jenen und den Werwölfen herstellen.

Auf Wunsch des Marroks spüren die beiden den verschwundenen Dorfbewohnern nach. Begleitet werden sie von Tag. Und noch jemand macht sich auf den Weg nach Kalifornien: eine Person, deren verlorene Vergangenheit mit dem Ort in Verbindung steht. Es handelt sich um Lea, die Gefährtin des obersten Werwolfs von Amerika. Und sie verbindet mit dem Ort eine grausame Zeit.

Es gibt Passagen in Pfad der Wölfe, wo man sich weniger an einen Alpha und Omega-Roman erinnert fühlt, als vielmehr an eine gelungene Horror-Geschichte. Wo einen ein leichter Grusel widerfährt, ein für diese Reihe ungewöhnliches Gefühl.

Eine andere Art von Gefahr

Dabei merkt man einmal mehr, wie gut die Autorin mittlerweile darin ist, Figuren und Gegebenheiten aus früheren Romanen wieder aufzunehmen und weiterzuentwickeln. Es trifft dieses Mal die beiden FBI-Agenten, die man in Fluch des Wolfes kennenlernte. Und daraus entwickelt Patricia Briggs eine Art offiziell inoffizielle Verbindung zwischen dem Nachrichtendienst und den Werwölfen des Marroks.

Gleichzeitig lässt sie sich Zeit, ihre Geschichte zu entwickeln. Sie beschreibt eine kleine Reise, in der sie ihre Protagonisten weiterentwickeln, gleichzeitig aber auch eine weitere Facette in ihrem Buch-Universum einführen kann. Man lernt in Pfad der Wölfe Wesen kennen, bei denen man überrascht ist, was sich Patricia Briggs bezüglich ihrer Charakterisierung und ihrer Verbindung zu dem alten Werwolf Tag einfallen lässt.

Dabei baut sie gleichzeitig auch heimlich die Bedrohung auf, mit der es ihre Protagonisten zu tun haben. Langsam und über mehrere Hinweise hinweg erfährt man, mit was man es zu tun hat. Es ist eine Gefahr, mit der Charles und Anna noch nie zu tun hatten und die von ihrer Art eher an den Flussteufel aus Siegel der Nacht erinnert.

Gleichzeitig verbindet die Autorin diese Gefahr in Pfad der Wölfe auch mit einer früheren Bedrohung. Erneut erzeugt sie hierbei eine gruselige Stimmung, als klar wird, wie gnadenlos die Repräsentanten jener vorgehen. Dass sie sogar auf ihresgleichen keine Rücksicht nehmen, sondern sie rücksichtslos für ihre eigenen Zwecke missbrauchen.

Und dann ist auch noch Lea. Es ist nicht das erste Mal, dass Patricia Briggs die Frau des Marroks zum Teil der Handlung eines ihrer Bücher macht. Das passierte zuletzt in Die Stunde der Wölfe. Und genau wie in jenem Roman wird zunächst der Eindruck erweckt, dass sie gefährlich ist, dass sie vermutlich sogar die wahre Bedrohung ist. Womit die Autorin den Leser ins Ungewisse führt, weil man natürlich nicht weiß, ob sie mit den Erwartungen spielt oder nicht.

Ein gelungener Epilog

Doch was dieses Buch zu einem Must-Read macht, ist der Epilog. Es gibt ein Wiedersehen mit einer Figur, die man lange nicht mehr in den Romanen gesehen hat. Und in ihrem kurzen Auftritt hinterlässt sie eine Bombe, die mit einem Schlag alles ändern wird, was die Reihe bislang ausmachte.

Man kann natürlich spekulieren, ob Patricia Briggs mit diesem Ende in Pfad der Wölfe langsam auf eine Art Endgame hinsteuert. Denn sie hat in den letzten Bänden eine wiederkehrende Bedrohung aufgebaut. Plus dem, was eben im Epilog geschieht, erhält man das Gefühl, dass die Autorin die Grundsteine für das Finale ihrer Romanreihen aufbaut. Wann der Abschluss geschehen wird, ist natürlich komplett offen. Denn die Schriftstellerin kann das Ende so lange hinauszögern, wie sie kann.

Eine Sache muss noch angemerkt werden. Es gibt eine Passage, die nicht so gut gefällt und die leider dem Genre des Romans geschuldet ist. Es geht um den Endkampf, bei dessen Schilderung man von der Atmosphäre her weniger Hollywood als mehr Hammer Studios erwartet hätte.

Trotzdem ist Pfad der Wölfe erneut ein gelungener Roman.

 

Autor: Patricia Briggs
Titel: Alpha und Omega 06: Pfad der Wölfe
Originaltitel: Wild Sign
Übersetzer:  Vanessa Lamatsch
Verlag: Heyne
Erschienen: 01/2022
Einband: Taschenbuch
Seiten: 446
ISBN: 978-3-453-32161-8
Sonstige Informationen:
Produktseite

warpshop

Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • Der Epilog
  • Der Gegner
  • Gruselige Atmosphäre

Negativ

  • Endkampf zu sehr Hollywood like
Götz Piesbergen
Letzte Artikel von Götz Piesbergen (Alle anzeigen)

Kommentar verfassen