Eine konzernfeindliche Gruppe dringt in die Epsilon-Raumstation von Weyland-Yutani ein, wobei es zu einem Ausbruch von Xenomorphen kommt.

BlutlinienHandlung

Gabriel Cruz hat über Jahre die Epsilon-Station für die Weyland-Yutani Corporation geleitet und geht nun gesundheitsbedingt in den Vorruhestand. Er war einst Wirt für einen Xenomorph und leidet immer noch an Alpträumen von der betreffenden Mission, auf der er vor 20 Jahren von einem Alien befruchtet wurde und als Einziger überlebte.

Kaum ist er zurück auf der Erde, wird er von seinem Sohn Danny beklaut. Der kann seinem Vater die lange Abwesenheit sowie den unglückseligen Tod seines Bruders Lucas nicht verzeihen und hat sich mit einer konzernfeindlichen Gruppierung zusammengetan, die Weyland-Yutani an den Pranger stellen möchte. Um sich Zutritt zum Serverraum der Epsilon-Station zu verschaffen, brauchen seine Freunde die Zugangskarte des Vaters.

Kurz nachdem die Aktivisten auf der Raumstation ankommen, geht jedoch alles schief. Seine Gefährten erweisen sich als schießwütig und töten zunächst zwei Wachen. Der vermeintliche Serverraum entpuppt sich als Labor voller grässlicher Kreaturen, und als sie von zwei Konzernmitarbeitern erwischt werden, lässt eine Angestellte die Versuchsobjekte frei. Die Station wird in kürzester Zeit von Aliens überrannt.

32 Stunden später wird Gabriel Cruz damit beauftragt, den Schlamassel wieder in Ordnung zu bringen. Eine Wahl hat er nicht, denn der Konzern weiß von der Mittäterschaft seines Sohnes. Cruz soll allerdings nicht die Besatzung der Raumstation retten, sondern lediglich das Alpha-Versuchsobjekt oder wenigstens einen Chestburster, damit Weyland-Yutani weiter an seiner Biowaffe forschen kann. Cruz willigt ein, wenn im Gegenzug seinem Sohn Immunität erteilt wird.

Zur Seite stehen ihm lediglich zwei Marines, die im Kampf gegen die Alien-Übermacht selbstverständlich kaum eine Chance haben. Zusätzliche Hilfe bekommt er allerdings vom Androiden Bishop, der bis vor kurzem sein Psychiater war. Auf synthetische Wesen gehen die Xenomorphe nicht los, da sie weder als Wirte noch als Nahrung geeignet sind. Solange sie von ihnen nicht angegriffen werden, ignorieren sie die Synths, was von Vorteil ist.

Eine weitere Überlebende ist Iris, eine Freundin von Danny, die sich jedoch als höchst unkooperativ erweist. Erst besteht sie darauf, Danny zu retten, der bereits einen Facehugger im Gesicht kleben hat, während sein Vater ihn von seinem Leid erlösen will. Später will sie jedoch vor allem das Alien retten, um es auf die Erde loszulassen, denn sie ist nicht ganz die, die sie vorgibt zu sein.

Zu allem Übel hängen Cruz auch noch die Xenomorphe an den Fersen, angeführt von dem übergroßen Alpha-Exemplar, das ihn übel zurichtet. Kaum sind er, sein Sohn und Bishop in einem Rettungspod angekommen, müssen sie sich erst mit Iris auseinandersetzen und kurz darauf mit einem Konzernvorgesetzten, der die Raumstation von der Erde aus kontrolliert abstürzen lassen möchte. Die Zeit drängt, Cruz muss in einen Raumanzug und den Pod von außen manuell absprengen, während der ebenfalls stark lädierte Bishop seinem Sohn den Alien-Embryo herausoperiert. Schlussendlich entscheidet das erneute Auftauchen des Alpha-Xenomorphs darüber, wer lebt und wer stirbt.

Rezension von Alien – Blutlinien

Blutlinien bietet einen Grundplot, dessen Struktur jetzt nicht wahnsinnig innovativ ist. Es geht um eine Raumstation, die von Xenomorphen überrannt wird, wobei die meisten Menschen sterben. Das gab es bereits im Comic Dead Orbit. Mit dabei ist diesmal ein neues Alien-Exemplar, welches die Bandbreite der Xenomorphe erweitert wie zuvor schon die Königin in Aliens – Die Rückkehr, der Runner in Alien 3 und das hybride Newborn Alien in Alien – Die Wiedergeburt.

Mitgebracht wurde das Alpha-Alien einst im Brustkorb von Gabriel Cruz, der es auf einer Kolonie mit Ziegenaliens zu tun bekommen hat. Die Hörner, welche sich in den engen Gängen der Raumstation als hinderlich erweisen, lassen sich allerdings nur dadurch erklären, dass die ortsansässige Alienkönigin ebenfalls aus einer Ziege geschlüpft und dabei deren DNA aufgenommen haben muss, denn der Alpha selbst kam ja aus Cruz und müsste daher humanoide Merkmale aufweisen.

Gabriel ist ähnlich traumatisiert wie Ripley nach ihrer ersten Begegnung mit den Xenomorphen und war wie sie selbst infiziert. Nur überlebt er es dank einer Notoperation, bei welcher der Embryo entnommen wird. Im Falle von Ripley erfolgte Ähnliches erst bei ihrem achten Klon. Die Parallelen sind dennoch offensichtlich, zumal es auch im Comic wieder ein Labor mit allerhand in Formaldehyd eingelegten Hybridenzüchtungen gibt.

Wirklich neu ist eigentlich nur die Aktivistengruppe, bei der Cruz‘ Sohn Danny mitmacht. Diese verhält sich jedoch nicht wie übliche antikapitalistische Gruppierungen, die Beweise sammeln, um Konzerne anzuprangern. Statt die Wachen bei Ankunft auf der Epsilon-Station zu fesseln, wird einer Angestellten gleich mal der Kopf weggeballert. Dieser Splattermoment ist einfach nur unnötig.

Ironischerweise wäre der Vertrag der Ermordeten in wenigen Wochen ausgelaufen und sie hatte sich schon auf die Rückkehr zur Erde gefreut. Um das Klischee auf die Spitze zu treiben, hält sich ihr Kollege eine schwarze Katze mit einem Anhänger, auf der die Unglückszahl 13 eingraviert ist. Der Pechbringer taucht fortan immer auf, bevor wieder etwas Schlimmes passiert. Der Band endet gar mit der Katze, die offenkundig inzwischen von einem Facehugger befruchtet worden ist, wie die Narben verraten. Übrigens machen die Narben im Gesicht überhaupt keinen Sinn, denn die Spinnenbeine umklammern den Hinterkopf und in den Filmen hatte nie jemand Gesichtsnarben davongetragen. Aber das nur nebenbei.

Was aus dem Rest der Stationsbesatzung geworden ist, spielt im Prinzip keine Rolle. In einer Szene ist ein kleines Mädchen zu sehen, welches noch mehr Pech als Newt hat. Ihr Schicksal lässt sich nur erahnen. Später taucht lediglich ihr Vater noch mal auf, der von Cruz hinterrücks erschossen wird, als dieser erkennt, dass der Mann bereits befruchtet ist. Die beiden Marines, die man ihm zugeteilt hat und die zunächst arrogant über ihn herziehen, dienen ebenfalls nur als Kanonen- bzw. Alienfutter. Ihre Karmastrafe ist absolut vorhersehbar.

Ein weiteres Klischee ist das neue Alien, das kurz vor Ende noch mal auftaucht und meist noch einen der Flüchtigen tötet. Das hatten wir bereits im ersten Kinofilm mit der Drohne, die sich auf das Rettungsschiff Narcissus geschlichen hat, im zweiten Teil mit der Alienkönigin, die sich an Bord des Drop-Ships versteckt hat und Bishop zerfetzte und mit dem Newborn-Alien in Teil 4, welches sich auf die Betty geschlichen und Distephano getötet hat. In allen drei Fällen hat Ripley das Problem beseitigt. Hier darf nun Gabriel Cruz ran und sich für seinen Sohn opfern.

Der wäre wiederum fast von Iris geopfert worden, die noch mal für einen ordentlichen Plot-Twist sorgt. Sie will nämlich das Alien in ihm zur Erde bringen, um eine bessere Welt für Androiden zu erschaffen. Welch ironische Abwandlung des Weyland-Yutani-Slogans „Building Better Worlds“. Der Konzern ist selbstverständlich mal wieder der eigentliche Feind, der für seine wahnwitzigen Ziele über Leichen geht. Warum eine Mitarbeiterin jedoch die Facehugger frei lässt, als ihr ein paar Aktivisten eine Flinte ins Gesicht halten, weiß der Geier. Ihr Leben hätte sie damit nicht retten können, denn wäre sie nicht als Quittung dafür über den Haufen geschossen worden, hätten die Xenomorphe sie geholt.

Der Einzige, der durchgehend logisch agiert, ist Bishop. Bei ihm handelt es sich nicht um das Modell von der Sulaco, denn der Bishop wurde ja von der Alienkönigin zerstört. Dass es baugleiche Modelle gibt, hat man bereits in Alien 3 gesehen, womit sein Auftauchen im Comic absolut gerechtfertigt ist. Außerdem gibt er einen guten Psychotherapeuten ab. Neben ihm gibt es auch wieder das übliche Equipment, was eine gute Überleitung zur grafischen Umsetzung ist.

Die Xenomorphe sehen erfreulicherweise aus wie jene, die man aus den Filmen kennt. Der Detailgrad ist enorm, sodass hier durchaus richtiges Alien-Feeling aufkommt. Der Alpha-Alien ist ebenfalls gelungen, wobei die Version von Gabriels Albträumen stark abweicht und zu sehr wie eine menschliche Frau aussieht. Offenkundig hat sich der Zeichner hier an einem Motiv des Schweizer Künstlers H.R. Giger orientiert.

Dessen Werke hatten zuweilen etwas Okkultistisches und dementsprechend hat die Aliendame im Comic gespaltene Hufe, Hörner und einen Schlangenkopf auf dem Haupt. Damit passt sie eigentlich eher ins Doom- oder Hellraiser-Universum und nicht ins Alien-Franchise. Zum Glück handelt es sich hierbei aber nur um Albtraumsequenzen, während das Alpha-Alien zwar gewisse Elemente aufweist, aber insgesamt wieder nach einem typischen Xenomorph ausschaut.

Weiterhin übernommen worden sind die Waffen aus dem zweiten Kinofilm, und die Marines sind ebenfalls als solche wiederzuerkennen. Die Architektur der Epsilon-Station weicht dagegen von allem ab, was man bisher aus dem Franchise gewohnt ist. Der Ausschnitt auf dem ersten Bild ähnelt noch der Gateway-Station aus dem zweiten Kinofilm, wohingegen die Station auf der nächsten Seite wie ein bunt zusammengewürfelter Schrotthaufen aussieht. Es ist nicht ersichtlich, welche Abschnitte der Raumstation hier dargestellt sind, denn sie passen überhaupt nicht zu der Ringstation, auf die Cruz später zurückkehrt. Das Innere passt zudem nicht zum Äußeren, denn eigentlich sollten die Gänge leicht gewölbt sein.

Zwischendurch sieht man endlich auch mal die Erde, in deren Orbit die Epsilon-Station kreist. Hier hat sich der Zeichner in Sachen Architektur und stromlinienförmiger Fahrzeuge so richtig ausgetobt, was okay ist, denn die Erde war in den Alien-Filmen eigentlich nie so richtig zu sehen, sieht man einmal vom zerstörten Paris im alternativen Ende von Teil 4 oder der Isle of Man in Prometheus ab. An letzteren Film gibt es übrigens auch ein paar kleinere optische Anleihen.

Die Farbplatte ist schlussendlich gut gewählt und trägt deutlich zur Atmosphäre bei. Die Farbverläufe auf Gesichtern und Kleidung sind meist weich, haben zuweilen aber ein paar Abstufungen. Absolut genial ist die Koloration der Xenomorphe und ihrer Nester. Der Schleim glänzt geradezu fotorealistisch. Ein paar Leuchteffekte gibt es ebenfalls, sodass das Endergebnis auf einem sehr hohen Niveau landet. Außerdem lohnt sich ein Blick in die Covergalerie, zu der viele Künstler etwas beigetragen haben. Die Palette reicht von fotorealistischen Gemälden bis hin zu Karikaturen.

Fazit

Die Handlung des ersten Alien-Comics aus dem Hause Marvel, der nach der Übernahme von Fox durch Disney erschien, ist zwar nicht herausragend originell, aber zumindest grundsolide. Hier und da gibt es einige Logiklücken. So wird auf der Station völlig unbedacht auf Xenomorphe geballert, deren Säureblut eigentlich Löcher in die Außenhülle ätzen müsste.

Die künstlerische Umsetzung ist größtenteils gelungen und lässt, abgesehen vom Erscheinungsbild der Epsilon-Station, das gewohnte Alien-Feeling aufkommen. Der größte Reiz liegt dabei in der hervorragenden Darstellung der Xenomorphe. Erschienen ist Alien – Blutlinien als Softcover-Band mit der Nr. 1 in der neuen Alien-Reihe. Die Qualität kann sich sehen lassen, allerdings sind überall dort, wo die Druckfarbe beim Beschnitt noch nicht ganz trocken war, jede Menge Papierschnitzel auf den Seiten haften geblieben. Nachteilig ist außerdem der matte Umschlag, der sehr anfällig für Fett und Schmutz ist.

Info

Autor: Phillip Kennedy Johnson
Zeichner: Salvador Larroca
Farben: Guru-eFX
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite

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  • Story
    5/10
  • Zeichenstil
    9/10
  • Koloration
    9/10
7/10
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