Nicholas Hoult und Nicolas Cage übernehmen die Hauptrollen in Chris McKays temporeicher Horrorkomödie Renfield.

In Renfield betrachten wir Bram Stokers Dracula-Erzählung mal aus einem anderen Blickwinkel. Hier ist Renfield (gespielt von Nicholas Hoult) der Protagonist, der sich in einer toxischen Beziehung zu seinem Herren sieht. Die Augen werden ihm aber erst in einer kirchlichen Selbsthilfegruppe geöffnet. Schafft er es, sein Leben nach Jahrhunderten wieder in die eigenen Hände zu nehmen?

Hintergrund

Nicolas Cage hat einst einmal erzählt, sein Traum von der Schauspielerei wären die Rollen des Captain Nemo, Dracula und Superman. Von Captain Nemo fehlt jede Spur, das mit Superman hat nicht ganz so geklappt, aber das Kästchen hinter Dracula kann er nun abhaken. Als Vorbilder für diesen Film nannte er zum einen Christopher Lees Dracula wie auch Max Schrecks Graf Orlok aus dem Original-Nosferatu.

Das Konzept von Renfield basiert natürlich auf Bram Stokers Roman, Chris McKay sieht ihn aber auch als direkte Fortsetzung der Dracula-Verfilmung von 1931. Immer wieder werden schwarz-weiße Originalszenen eingespielt, in die Nicolas Cage und Nicholas Hoult digital eingefügt wurden. Ein kompletter Neudreh war leider zu aufwendig und zu teuer. Ursprünglich plante Universal ein Horror-Verse, bei dem auch Dracula eine größere Rolle spielen sollte. Als aber der Erfolg bei Die Mumie (2017) ausblieb entschied man sich dazu, die Handlungen nicht miteinander zu verknüpfen und lieber Neuauflagen voneinander unabhängiger Klassiker zu drehen. Der Stil Renfields sollte an 5 Zimmer Küche Sarg angelehnt sein und eher eine Komödie als ein Horrorfilm werden und somit auch ein jüngeres Publikum ansprechen.

Handlung

Nach Jahrhunderten im Dienste Draculas fühlt sich Renfield innerlich ausgebrannt. Er wird von Schuldgefühlen gequält, da er seine Familie zurückgelassen hat, überträgt diese jedoch auf seinen Herrn. Angekommen im 21. Jahrhundert, ist der ganze Glanz und Ehrfurcht der Vergangenheit flöten gegangen. In der Neuzeit wird es immer schwieriger, unschuldige Jungfrauen zu finden, die Dracula genügend Lebenskraft geben können. Anstelle zehrt er von Leuten, die niemand vermisst, was eher schlecht als recht klappt. So versucht Renfield es halt mal mit der Kirche. Er besucht eine Selbsthilfegruppe, um diese Leute opfern zu können, doch stattdessen findet er sich in den Gesprächen dort wieder und schafft es fast, sich von Dracula loszulösen. Doch Dracula wäre nicht Dracula, wenn das alles so einfach wäre. Er macht Renfield und die Gruppe ausfindig, ernährt sich von ihnen und tötet sie.

Als Renfield Opfer in einer heruntergekommenen Bar sucht, trifft er dort auf die Polizistin Rebecca Quincy, die degradiert zur Verkehrspolizei praktisch im Alleingang gegen die mafia-ähnliche Lobofamilie kämpft, die für den Tod ihres Vaters, ein hochdotierter Polizeibeamter, verantwortlich ist. Die Lobos haben die Polizei komplett in ihrer Tasche und fühlen sich daher sicher. Der etwas lasche Sohn der Familie, die von der Mutter geleitet wird, verbündet sich mit Dracula und so kommt es schließlich nach der Entführung von Rebeccas Schwester zum Showdown im glanzvollen Anwesen der Lobos. Gemeinsam mit Rebecca gelingt es Renfield, die Verbrecher zu besiegen und Dracula in einem  Bannkreis gefangen zu halten. Das magische Blut des Vampirs heilt ihre Schwester und auch die getöteten Mitglieder aus Renfields Selbsthilfegruppe. Endlich kann auch Renfield nach vorne blicken.

Fazit

Hier werden zwei voneinander getrennte Storylines geschickt miteinander verknüpft. Der Film kommt als Horrorkomödie daher und man darf das Wort Horror hier auch wirklich nicht unterschätzen. In Deutschland war der Film ab 16, in den USA gab es ein R-Rating. Der Gore-Aspekt ist sehr hoch, es regnet nur so Blut und Körperteile, was durchaus spaßig zum Anschauen ist. Das Drogenmilieu und entsprechende Schimpfwörter tun ihr Eigenes dazu. Renfield ist gespickt mit Ironie und Sarkasmus und geht trotzdem liebevoll mit der Ursprungsgeschichte um. Man sieht allen Schauspielern an, dass sie einen Riesenspaß hatten, allen voran Nicolas Cage. Nicholas Hoult geht das gleiche Thema in seinem aktuellen Film Nosferatu ja nochmal aus einem anderen Blickwinkel an. Die Einzige, die etwas blass bleibt, trotz aller Action und Lautstärke, ist allerdings Akwafina. In der jüngeren Vergangenheit scheint sie ehrlich gesagt generell keine allzu klugen Entscheidungen bei ihrer Rollenauswahl zu treffen, oder aber man muss leider sagen, dass ihre Range doch sehr begrenzt ist. Das hat aber keinen negativen Einfluss auf den Film.

Über die ganze Action und den Gore hinweg hätten die Macher sicherlich einige zwischenmenschlichen Aspekte (auch bei Dracula) mehr hervorheben können, aber das war wohl nicht der Anspruch des Films. Die Idee, Renfield und Dracula als alterndes Ehepaar darzustellen, bei dem sich ein Partner einer möglichen Paartherapie verweigert, hat durchaus Potential. Der andere muss einfach sein Leben in die eigene Hand nehmen und nach vorne blicken, was Renfield letzten Endes auch gelingt.

Info

Regie Chris McKay
Drehbuch Ryan Ridley
Produktion Chris McKay, Robert Kirkman, Sean Furst, Bryan Furst, David Alpert, Samantha Nisenboim
Musik Marco Beltrami
Kamera Mitchell Amundsen
Schnitt Zene Baker, Ryan Folsey, Giancarlo Ganziano
Hauptdarsteller Nicholas Hoult, Nicolas Cage, Awkwafina


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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • witzige Grundidee
  • Gorefestival zu launiger Musik
  • Motivierte Darsteller, die sichtlich Spaß hatten.

Negativ

  • Charaktere hätten besser herausgearbeitet werden können.
  • Film versingt teilweise im Chaos der Action- und Kampfszenen.
Melanie Frankl
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