Nenn mich nicht Nelly! verlangt die Titelheldin von Renegade Nell.
Eine ungeahnte Entdeckung
Renegade Nell hatte ich nicht auf dem Schirm. Bis ich einen Trailer der Serie sah und sofort von der Kombination aus Humor und Spannung fasziniert war. Vor allem aber ist es eine Streamingreihe, die eben nicht auf einer berühmten Vorlage basiert. Vielmehr basiert die Serie auf einer Idee der britischen Drehbuchautorin Sally Wainwright. Die ist vor allem für ihre starken Frauengestalten bekannt, mit der sie ihre Stories besetzt, die überwiegend in ihrer Heimat West Yorkshire stattfinden.
Für die Titelrolle der Renegade Nell wurde die irische Schauspielerin Louisa Harland gecastet. Ihre Serienschwestern wurden durch Bo Bragason und Florence Keen zum Leben erweckt. Der Comedian Nick Mohammed übernahm die Rolle der Fee Billy Blind, Enyi Okoronkwo die des Stalljungen Rasselas, derweil Jake Dunn die Rolle des Antagonisten Thomas Blancheford erhielt. Seine Serienschwester Sofia Wilmot wurde durch die Amerikanerin Alice Kremelberg zum Leben erweckt, während Adrian Lester als Robert Hennessey, der Earl von Poynton, im Hintergrund die Fäden zog.
Ein starker Auftakt
England im Jahr 1705: Die ehemalige Soldatin Nelly „Nell“ Jackson kehrt in ihre Heimat Tottenham zurück. Unterwegs wird sie beinahe Opfer einer Gruppe von Wegelagerern, doch als sie auf einmal ungeahnte Kräfte erhält, kann sie sie zurückschlagen und weiterreisen. Als sie allerdings zu Hause ankommt, wartet kein warmes Willkommen auf sie.
Auch wenn ihre Familie sie teilweise nach einigem Zögern wieder in die Arme schließt, leidet ihre Heimat unter der Tyrannei von Thomas Blancheford, dem Sohn von Lord Blancheford, dem Magistraten und Friedensrichter des Ortes. Als dieser, trotzt der Warnungen seines Vaters, eines Abends wieder im Dorf für Unfrieden sorgt, kommt es zu einer Konfrontation zwischen den beiden. Bei der erweist sich Nell dank der ungeahnten Fähigkeiten als die stärkere, woraufhin sich der Adelsspross Hilfe von ungeahnter Seite holt, die dafür aber etwas Heftiges von ihm erwartet.
Ein Historiendrama mit Fantasyelementen
Nenn mich nicht Nelly! ist eine starke Auftaktfolge, die den Zuschauer von Anfang in ihren Bann zieht. Sie ist von Humor aber auch Spannung geprägt sowie von einer Hauptdarstellerin, die unbestreitbar Charme hat.
Die Nell, die man hier kennenlernt, ist eine ehemalige Soldatin, die als Jugendliche von zu Hause ausgerissen ist, sich in einen Soldaten verliebt hat und ihn dann auf einem Schlachtfeld verlor. Sie weiß, was sie will, wird aber nicht als dickköpfig oder egoistisch dargestellt. Vielmehr wird ihr Familiensinn betont, vor allem, was den Umgang mit ihren beiden Schwestern angeht.
Dabei wirkt die Welt von Nenn mich nicht Nelly! authentisch. Das England, das hier präsentiert wird, ist definitiv keine freie Demokratie. Der Adel besitzt alles und hat die Gerichtshoheit. Gleichzeitig macht sich auch der Einfluss von Ludwig XIV. bemerkbar, der ja lange Zeit die Trends an den europäischen Höfen beherrschte.
So gesehen hat die Serie alle Bestandteile eines Historiendramas. Wären da nicht die fantastischen Elemente, die allerdings sehr behutsam eingesetzt werden. Die Existenz der Fee Billy Blind ist dafür ein wichtiges Indiz. Auch scheint es so etwas wie Magie zu geben, wobei wenn man davon nur hört.
Ein wunderbares Ekelpaket
In jedem Fall sorgt der Einsatz von Billy Blind in Nenn mich nicht Nelly! auch für Spannung und Humor. Spannung deswegen, weil Nelly dann mit ihren Superkräften loslegen kann, was packend inszeniert worden ist. Humor aber ebenso daher, weil die Fee ihre eigenen Ansichten darüber hat, wann sie Nell zur Hilfe eilen soll und wann nicht. Die Szene, in der er ihr dies erklärt, ist humortechnisch ein Highlight.
Allerdings gibt es auch noch genügend Drama, schließlich braucht Nell eine Motivation, um zum Renegade, zur Abtrünnigen zu werden. Und das geschieht durch Thomas Blancheford, den nichtsnutzigen und eigensinnigen Sohn von Lord Blancheford, der nur an sein eigenes Vergnügen und allgemein an sich selbst denkt. Was dann aber auch der Auslöser für die ganzen Ereignisse ist, die am Ende zur Flucht von Nell führen.
Der Adelsspross wird wunderbar als Ekelpaket dargestellt, das nach jeder passenden Gelegenheit sucht, um sein eigenes Auskommen zu sichern. Sogar den Tod seines eigenen Vaters nimmt er dafür in Kauf, wobei er da außerdem noch Unterstützung von ungeahnter Seite erhält.
Nenn mich nicht Nelly! ist ein wunderbarer Auftakt zur Serie. Sympathische Figuren, viel Humor, aber auch Spannung und schon hat man eine gelungene Startfolge vor sich.
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